Etliches Erstaunliches. Obwohl, so erstaunlich auch wieder nicht.

Pofalla

Die Bundeskanzlerin, Frau Doktor Merkel, hat zwar einen Regierungssprecher, Herrn Doktor Seibert, den sie normalerweise vorschickt, wenn sie es nicht gewesen sein will, aber hin und wieder, wenn sie befürchten muß, daß der Doktor selber nicht glaubt, was er in ihrem Auftrag daherreden muß, nötigt sie die Presse, mit ihr selbst vorlieb zu nehmen.

Belieben? – Keiner der beiden führe einen Doktortitel? – Wer sagt das? – Doktor Seibert? Das dürfen sie nicht auf die Goldwaage legen, was der Doktor Seibert sagt. Der muß das sagen. Und Frau Doktor Merkel kann man nicht über den Weg trauen, das kann man überall lesen. Na, vielleicht nicht überall, aber hier. Natürlich haben beide einen Doktor. Dr. Guttenberg ist ja auch Doktor.

Heute nun trat Frau Doktor vor die gepreßte Versammlung und bestätigte dieser, was Doktor Seibert zuvor bereits zu wissen getan hatte, daß nämlich die Kanzleramtsminister und deren Gesinde stets die lautere Wahrheit zu sagen pflegen und pflogen, auch und gerade dann, wenn sie die Öffentlichkeit zu täuschen den Auftrag bekommen hätten oder in vorauseilendem Gehorsam bekommen zu haben annähmen. Und wenn sie die Wahrheit dabei knapp verföhlen, so nur deshalb, weil sie aus den besten Motiven und eitel Verantwortung für das Gesamtganze zu handeln glaubten. „Nach bestem Wissen und Gewissen,“ wie Frau Doktor betonte. „Besser,“ fügte sie erläuternd hinzu, sei das Wissen eines Kanzleramtsministers nun einmal nicht, und schlechter nicht sein Gewissen. Man betrachte sich nur den Doktor Pofalla, seinerzeit Kanzleramtsminister, nun Lobbyist bei der Bahn. Was solle der mit einem schlechten Gewissen? Oder mit übertriebener Wahrheitsliebe? Bei der Bahn?! „Ich bitte Sie!“ bat Frau Merkel.

Wo soll es denn auch herkommen, bei einem, der im Kanzleramt herumministert hat? – Jedenfalls, sagte Merkel auf Nachfrage des Käsdorfer Metropolitan (KM), sei damals die Beraterin des Präsidenten Obama, Frau Doktor Karen Donfried, nach Berlin gekommen, habe sich beim damaligen Kanzleramtsminister Pofalla auf den Schoß gesetzt, habe ihm die Bäckchen getätschelt und ihm ein No-Spy-Abkommen angeboten. Ungelogen.

Der ehemalige Kanzleramtsminister und jetzige Lobbyist der Bahn, Dr. Pofalla, bestätigte auf Nachfrage des KM den Besuch von Dr. Donfried, nicht jedoch das Schoßsitzen und Bäckchentätscheln. Nur soviel wollte er preisgeben: „Karen – also Frau Donfried – Frau Doktor Donfried“ habe ihm mit warmer Altstimme ins Ohr gegurrt, einer wie er könne von ihr „alles“ bekommen.

Das habe er „natürlich“ auf das No-Spy-Abkommen bezogen.

Die FDP

Die Tatsache, daß von den wahlberechtigten Bremern ca. 100% ihre Stimme entweder niemandem gegeben haben (50%), oder aber Kandidaten, die der FDP nicht angehören (die anderen 50%, darunter auch 3,2% FDP-Wähler – weniger Wähler als diese hatte überhaupt nur die AfD, laut FDP „das Gegenteil der FDP“, was unseren Korrespondenten Germanistenfuzzi zu einer „kleine[n] Philosophie des Gegenteils“ verleitete: „wäre demnach das Gegenteil eines Hundehaufens ein anderer Hundehaufen?“ – und ein einsamer Wutbürger in Bremerhaven), diese Tatsache ist „Richtungsanzeige für die FDP bundesweit“, oder sagen wir so: diese Tatsache hat den (zu dem Zeitpunkt noch FDP)-Chef Lindner ganz wuschig gemacht. Wenn es gelänge, so Lindner zum Käsdorfer Metropolitan (KM), der um dieses Gespräch nicht gebeten hatte, der aber auch nicht gefragt worden war, auch in anderen Bundesländern die Wähler dazu zu bringen, für Kandidaten zu stimmen, die nicht der FDP angehören, dann müsse es doch gelingen, einem Volk, daß in solch überwältigender Mehrheit im tiefsten Busen liberal empfünde, aber um Gotteswillen nicht mit der FDP in einer Wahlkabine erwischt werden wolle, auch im Bund den Weg zu einem Liberalismus der Herzen zu ebnen.

Lindner rief alle Kandidaten der FDP dazu auf, noch zur Stunde aus der FDP auszutreten, um so an ihrer Erfolgsgeschichte weiter zu schreiben. Er selbst ging mit gutem Beispiel voran, schwang die Schere und schnippelte sein Parteibuch entzwei. Der Liberalismus sei eine zu wichtige ideengeschichtliche Id – ähh – Errungenschaft, als daß der organisierte Liberalismus der Zukunft nun ohne ihn prosperieren könnten. Deutschland brauche eine liberale Partei, Deutschland brauche die Liberalen, aber die müßten ja nicht auf Gedeih und Verderb an die FDP geschmiedet sein. Die Freiheit lasse sich nicht in Bande schlagen. Was liberal sei, sei schwer zu definieren, allenfalls ex post zu exemplifizieren, und möglicherweise ja auch ganz egal. „Wir schneiden,“ rief Lindner scherenfuchtelnd und sich spontan eines Zopfes von anno Zeppelin erinnernd, der schon damals nicht recht erfolgreich war, „alte Zöpfe ab.“

Aber ach, Lencke Steiner, parteilose Spitzenkandidatin der Bremer FDP und Ursache für Lindners Philippika, hatte – worum man sie beneidet! – Lindner nicht zugehört und trat noch in selbiger Nacht in die Partei ein.

Regierungsbeauftragter

Aus der CDU kommt einmal mehr Konstruktivismus. Führende Unionspolitiker oder das, was die Presse ‚führende Unionspolitiker‘ nennt, nämlich Thomas Strobl und Wolfgang Bosbach, bringen einen ‚Regierungsbeauftragten‘ ins Spiel, der die Aufgabe wahrnehmen soll, die Regierung zu kontrollieren.

„Wir brauchen einen Beauftragten für die Regierung, der sich von morgens bis abends hauptamtlich um die Kontrolle der Regierung kümmert“, sagte Unionsfraktionsvize Thomas Strobl dem Käsdorfer Metropolitan (KM). „Wir kommen nämlich praktisch nicht mehr dazu. Immer nur Ausschüsse, Fraktionssitzungen und Arbeitskreise. Immer nur Termine, Besuchergruppen und Lobbyisten in den Haaren. Robota, robota, robota! Wann soll man denn die Regierung kontrollieren? – Also, wir brauchen jemanden. Dieser Jemand braucht weitgehende Kompetenzen, muß im Kabinett ein und aus gehen und umfassende Zugangsrechte zu Informationen erhalten“, ergänzte Strobl.

Auch der CDU-Innenpolitiker Wolfgang Bosbach sagte der Zeitung: „Wir sollten das Parlamentarische Kontrollgremium stärken, indem wir einen hauptamtlichen parlamentarischen Regierungsbeauftragten installieren.“ Er befürchte „schon lange, dass die Regierung uns nur das sagt, was sie sagen will, und nicht, was sie uns sagen müßte“, sagte Bosbach. „Nicht das, was wir wissen sollten, sondern das, was wir hören dürfen. Nichts, was einen interessieren möchte, nur Sachen, die einem gestohlen bleiben können.“

Wäre das nicht ein Job für Pofalla? Wenn das Parlament nicht mehr tun kann, was es tun soll – die Regierung kontrollieren -, sondern nur noch das tut, was es tun will – in Ausschüssen abhängen und rumchillen -, und es braucht einen Profi, der sich im Innern der Macht auskennt wie ein Koloskop im terminalen Ileum, ihm regelmäßig und wahrheitsgemäß Bericht zu erstatten, wer wäre dann der Mann der Wahl, wenn nicht Pofalla? Ein Mann der schon vor manchem Fürstenthron Mannesmut bewiesen hat („Ich kann deine Fresse nicht mehr sehen, mein Fürst!“)? Man will ja nicht behaupten, der Mann mache für Geld schließlich alles, aber – was er macht er nicht für Geld? Man will nicht behaupten, daß es da keine Grenzen gäbe, aber – wo wären diese Grenzen denn?

Vielleicht wäre er für Geld sogar bereit, die Wahrheit zu sagen.

Meanwhile Back at the Ministry of Silly Blokes

– zu deutsch: Verkehrsministerium – gibt Ramsauer die Rampensau: alle 20.000 Lokführer sollen verbeamtet werden. Dann könne man sie im Falle eines Streikes strafversetzen und ihnen beispielsweise Innendienst aufbrummen. Das hätte man zwar auch billiger haben können, denn vor Jahr und Tag waren alle Lokführer Beamte, aber wie die FDP damals herausfand, hemmt die soziale Sicherheit eines Menschen, der sich auf sein bescheidenes aber pünkliches Gehalt verlassen kann und um seinen Arbeitsplatz nicht fürchten muß, dessen persönlichen Leistungswillen. Fährt ein befristet angestellter Lokführer, dessen Folgevertrag noch keineswegs sicher ist, gut und gerne 250.000 und mehr Kilometer im Jahr, so waren es bei verbeamteten Lokführern mal gerade 175.000, falls sie nicht überhaupt als Rangierlokführer den lieben langen Tag auf dem Güterbahnhof verbummelten, mal von links, mal von rechts über den Ablaufrücken krauchten und das arme Vieh in den Verschlagwagen durch unsanftes Beidrücken verschreckten.

Während man anderswo versucht, der persönlichen Leistungsbereitschaft des Freelancers zur vollen Entfaltung zu verhelfen, fährt der Zug im Verkehrsministerium mit Volldampf in die Vergangenheit. Unser Bahnprofi Radagast (73.000 Streckenkilometer im Jahr, goldene Schaffnerpfeife am Band) war den Tränen nah, als er’s vernahm:

„Daß ich das noch erleben darf! Kriegen wir dann auch ‚e pericoloso sporgersi‘ zurück? Und ‚durante le fermate nelle stazioni e vietato servirsi‘? Jedenfalls ‚pendant l’arrêt du train en gare‘? Und den Schaffner, der die Beschwer über eine ausgefallene Heizung mit väterlichem Schmunzeln quittiert und sagt, da müsse man sich halt warme Gedanken zu machen? Und Pappfahrkarten? Lochzangen? Türen, die funktionieren?“

Wenn der Weselsky das hinkriegen sollte, sei alles vergeben und vergessen. Dringlicher aber als die Verbeamtung der Lokführer, sei es, das rollende Material zu verbeamten. So ein Streik sei nach sechs Tagen vorbei. Aber die Tür im Regionalexpreß sei nach sechs Tagen immer noch kaputt. So ein Wagon gehöre ehestens in den Innendienst versetzt und notfalls herabgestuft und unehrenhaft entlassen. Und das nämliche gelte für Loks. Wenn man im Internet schon lese, daß die Verspätung des rollenden Materials nicht an verspäteter Bereitstellung, Verspätung aus vorhergehender Fahrt, Warten auf Anschlußfahrgäste, Vandalismus, Drachenüberfall, Signalstörung, Stellwerksausfall, Sturm oder Elbhochwasser resultiert, sondern aus „technischen Störungen am Zug“, dann wisse der Kenner, daß es heute spät werde, daß es tunlich sei, einen anderen Zug zu nehmen, ein anderes Fahrziel zu wählen, ein anderes Verkehrsmittel, oder zur Not den Beruf zu wechseln. „Technische Störung“ könne alles heißen, von Evakuierung auf freier Strecke bei Minustemperatur, bis zu einer nicht benutzbareren ICE-Hälfte bei dreißig Plusgraden, in der sich dehydrierte Fahrgäste stapelten, während die andere Hälfte leer und sorgfältig zugesperrt unnützlich durch die Gegend geschaukelt werde.

Wenn die Verbeamtung von Loks und Wagons an mangelnden Zugangsvoraussetzungen für den mittleren Dienst jedoch scheitern sollte, so müsse dringend etwas für die Qualität der Besserungsanstalten getan werden. Vielleicht könne man die Jungs dort durch ein paar liberale Motivationseinheiten wie Entlassung, befristete Einstellung, Leiharbeit, Werkvertäge und Scheinselbständigkeit bei der Optimierung ihrer persönlichen Leistungsbereitschaft unterstützen.

Klappe bei den Werften ja auch.

Und die AfD

versucht, nach bestem Wissen und Gewissen aus einer doofen Partei zwei doofe Parteien zu machen. Dazu der Philosoph Germanistenfuzzi: „Es wäre irrig, anzunehmen, daß ein geteilter Hundehaufen weniger unangenehm wäre, als ein ungeteilter Hundehaufen. Im Gegenteil. Ein einzelner Hundehaufen läßt sich leichter unter Kontrolle halten, als zwei halbe Hundehaufen. Divide et impera gilt hier nicht. Ein halber Hundehaufen hier und ein halber Hundehaufen da sind ebenso gut oder vielmehr ebenso schlecht wie zwei Hundehaufen. Für alle praktischen Zwecke handelt es sich auch um zwei Hundehaufen, wenn auch zwei halbe. Sie sind nicht gut zu kontrollieren, denn hat man den einen umgangen, latscht man in den anderen. Es ist wie Steinschlag von zwei Seiten, mit kleineren Steinen. Steinschlag von einer Seite, mit weniger Steinen, dafür größeren, wäre besser. Die Masse geht nämlich nur zur Hälfte in die kinetische Energie des Steins ein, die Fallhöhe aber zum Quadrat. Wie die Erdbeschleunigung, die man aber näherungsweise als rechts und links gleich ansetzen kann.

So ist das beim Hundehaufen auch. Nicht daß die Masse gar keine Rolle spielte, aber sie muß ins Verhältnis zur Schuhgröße und Profiltiefe gesetzt werden. Es kommt da der Reibungskoeffizient µ ins Spiel und der Glitschfaktor µG. Wenn also jetzt – was wollte ich sagen?“

Wenn also jetzt die AfD …

„Wenn also jetzt die AfD sich teilt, weil die eine Haufenhälfte von der anderen Haufenhälfte nichts hält, oder weil Lucke sagt, lieber sei er der erste hier in diesem halben Haufen als in Rom der zweite, dann ist das verständlich bei einem, der seine Kokosnuß mit einem Cäsarenschädel verwechselt, aber es ist nicht gut. Der Glitschfaktor darf rechts wie links als ungefähr gleich angenommen werden. – Soll ich jetzt noch auf die sog. Flügelkämpfe eingehen?“

Wie beliebt.

„Von Flügelkämpfen spricht man, wenn die Fliegen, die von einem – sei es einer, seien es zwei halbe – Haufen angelockt werden, plötzlich Schiß bekommen, daß es nicht für alle reichen möchte, und sich darüber in die Wolle kriegen.“

Wolle?

„Ja. Es geht dann nicht darum, welche Hälfte des Haufens etwa die schmackhaftere wäre, sondern sie wollen möglichst viel davon für sich selbst; am besten natürlich den ganzen Haufen, zur Not nur die Hälfte, die aber ganz.“

Wo haben Fliegen Wolle?

„Flügel. Sie haben Flügel. Sie gehören zur Ordnung der Zweiflügler.“

Du sagtest, sie kriegen sich in die Wolle.

„Achso, ja, bildlich gesprochen. – Außerdem haben sie Wolle, die Fliegen, nicht viel, aber überall. Am Hinterleib, im Nacken, sogar auf den Beinen. – Man müßte viele Fliegen scheren, ehe man einen Haufen Wolle beieinander hätte, aber wir reden hier ja nicht von richtigen Fliegen, wir reden von Frauke Petry und Konrad Adam und Bernd Lucke und Alexander Gauland und Beatrix von Storch. Die haben schon Haare. Nur Hans Olaf Henkel wird schon schütter, na, Alexander Gauland auch, wenn ich’s recht betrachte. Dafür tragen die beiden das Haupthaar etwas länger, man fände also schon noch was, woran die Faust Halt fände, woran man zerren und reißen könnte, beiseitegelassen, daß man ja auch spucken und Augen auskratzen kann. Man ist ja nicht auf die Haare des Gegners angewiesen. – Allerdings, wenn man sie scheren wollte, müßte man auch bei ihnen sehr viel Geduld aufbringen, ehe sie Fell in nennenswerter Menge produziert haben würden.“

„Aber sie bringen ja auch sonst nichts nennenswertes zuwege.“

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