Wie ich einmal in der Bretagne am Zelten war, hatte zwei Zelte weiter ein Vater, dessen Söhne nach tagelangem Regen nicht mehr recht wußten, was sie noch machen sollten, außer Heringe rausziehen oder das Dach seines Citroens einstampfen oder mir ihren Fußball in den Suppenteller kicken, alle Hände voll damit zu tun, die drei davon abzuhalten, fremder Leute Heringe rauszuziehen, auf der Motorhaube seines Citroens rumzuhopsen und Fußbälle in die serbischen Bohnensuppen harmloser Zeltplatzgäste zu schießen.
Ihres Zeitvertreibs beraubt, hauten sich die Kids nunmehr gegenseitig auf die Köpfe. Es wurde laut. Väterliches Einschreiten wurde notwendig.
Es kam zu einer Friedenskonferenz. Es wurde lauter. Der Campingplatz lauschte. Es war sehr gemeinschaftsstiftend.
Die Friedensformel, die der Vater schließlich fand, sah vor, daß die Schläger sich bei ihren jeweiligen Opfern entschuldigten. „Laut. Lauter! Ich höre immer noch nichts!“
Nicht zufrieden mit der Performance, befahl der Vater die Wiederholung: „Und sagt es so, als meintet ihr es auch!“
Genial.
Wie ich heute morgen auf dem Bahnsteig stand, kam aus der Lautsprecheranlage statt des gewohnten „Wegen betriebsbedingter Verzögerungen kommt es zu Verzögerungen im Betrieb. Wir bitten um Verständnis.“ ein gänzlich unerwartetes „Wegen dringender Bauarbeiten verzögert sich die Ankunft des IC um ca. 10 Minuten. Wir bitten um Entschuldigung.“ Der Bahnsteig lauschte ergriffen. Ein sehr gemeinschaftsstiftendes Erlebnis.
Und ein großer Sieg im Kampf um die Rückeroberung der Fahrgastwürde. Jetzt müssen wir die Text2Speech-Schwester nur noch dazu kriegen, es so zu sagen, als meinte sie es auch.