Angstbeter

Im Bestreben, seine Umwelt einmal mehr zu schockieren und seine Mitmenschen gegen sich einzunehmen, teilte Dieter Bohlen in der ZDF-Sendung „Johannes B. Kerner“ am 12. April mit, er gehe hin und wieder in die Kirche. Zwar leide er wie ein Hund unter den dort dargebotenen Orgel- und Sangeskünsten, aber genau das sei es, was er brauche, was er immer wieder suche, und was er dort finde.

Pfarrer Beffchen, den wir beim Ortstermin kennenlernen, bestätigt das.

„Gott sei Dank kommt er nicht so oft. Wir können das Ding nicht ständig neu weihen. Es genügt schon, daß ich immer, wenn meine Tochter DSDS gesehen hat, den Fernsehkasten neu weihen muß.“

Ding?

„Nein, das ist nicht abwertend gemeint.“ Zärtlich klopft er seinem stämmigen Kirchlein die Flanken. „Nicht wahr, Dickerchen? Wir verstehen uns.“

„Schlimm wird es nur, wenn der dann eines Tages in den Himmel kommt. Was dann alles neu geweiht werden muß, daran darf ich noch gar nicht denken.“

Mit Bohlen einig ist sich Beffchen allerdings in der Ablehnung von Schlechtwetterchristen, „die immer nur die Hände falten, wenn es ihnen dreckig geht“ (Bohlen): „Manche, die man jahrelang nicht gesehen hat, kommen hier ganz verstört an, kriegen keinen Ton raus, wollen am liebsten alles gleichzeitig machen – Kerze anstecken, Hände falten, Kopf ins Weihwasser stecken, beten, sich bekreuzigen und knien, knien, knien – und wenn man sie dann wieder etwas aufgepäppelt hat, stellt sich raus, daß sie ‚Johannes B. Kerner‘ im Fernsehen gesehen haben.“

Dann fragt er noch, warum man uns eigentlich so selten sehe, und uns fällt ein, das wir dringend etwas erledigen müssen, etwas, was man nur an einem – was haben wir heute? Montag? – ja, was man nur an einem Montag zwischen 9 und 11 Uhr erledigen kann.

Freundlich winkend sieht Pfarrer Beffchen uns nach. Fast könnte man glauben, sein Kirchlein lecke ihm die Hand.

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