Mein Gott, was stinkt dieser Raps! Man ist ja froh um jeden Schweinestall, an dem man vorbeikommt!
Bei Schweinestall fällt mir ein: neulich in der Düsseldorfer Staatskanzlei … nein, keine Abschweifungen heute. Anderes Thema: das Verbot des Diebstahls durch die Bundesregierung.
Die Bundesregierung hatte, wie berichtet, im Alleingang und ohne Ackermann Joe zu fragen mit Wirkung von heute (!) Diebstähle verboten.
Endlich!
Endlich, sagen Sie? Hab ich auch gesagt. Wer wird schon gerne beklaut. Aber so einfach ist das nicht! Die Märkte möchten das nämlich nicht so gerne. Die Märkte möchten statt dessen lieber, daß Diebstahl weiterhin erlaubt bleibt. Kaum war das Verbot raus, als der Markt auch schon die Arme vor der Brust verschränkte und sagte: Na schön, dann halt ich jetzt eben die Luft an, bis mir was passiert!
Immer dasselbe. Kaum passiert mal was Vernünftiges, spielt der Markt den Beleidigten. Wenn ich mich richtig erinnere, war es bei der Einführung der Guillotine nicht anders, bei der Ausrottung der Pocken nicht anders, nicht anders beim Erkalten der Vulkane in der Eifel. Einführung der Rentenversicherung, Abschaffung der Kinderarbeit: ich weiß es noch wie heute: mit schwarzen Fahnen stand der DAX damals bei uns auf dem Marktplatz, hatte Trauer geflaggt, war drei Tage lang nicht zur Arbeit gegangen und hatte von der Frankfurter Börse eine Abmahnung bekommen müssen. Eingesehen hat er es nicht.
Ist aber auch kein Wunder, sagt Ackermann Joe. Aus seiner Perspektive tragen Diebstähle dazu bei, Überbewertungen, Betrug und Marktmißbrauch auszurotten. „Sie sind Finanzpolizisten der Märkte“, sagte er im Interview mit dem Käsdorfer Metropolitan (KM). Der Regulierer komme, wie ein Archäologe, immer erst nach dem Fest, siehe Schliemann, der Dieb könne viel früher auf Marktverzerrungen aufmerksam machen.
Der Dieb als Polizist?
„Sagte ich Polizist?“ fragt Ackermann Joe mit seinem berühmten Feuermelderlächeln, „ich sollte besser sagen: die Hand Gottes. Wie Gottes Finger einen wichtigen Impuls an die Menschheit gab, als er sie erschuf, so gibt der Dieb wichtige Impulse an die Märkte. Er zeigt, wo was zu holen ist, bzw. war, bzw. gewesen wäre, wäre er, der Dieb, nicht vorher dagewesen. Er sorgt für Verteilungsgerechtigkeit, Chancengleichheit. Er deckt Schwächen in der Abwehr auf. Er lenkt Liquiditätsströme dahin, wo sie am nötigsten gebraucht werden, und nicht im Strumpf, im Schuhkarton oder unter der Matratze eintrocknen. Mit seinen Vorlieben und Abneigungen setzt er Trends und sorgt für Innovation: welcher Dieb stiehlt heute noch ein Auto ohne Wegfahrsperre?“
Soweit Ackermann Joe, hier als Vertreter der Fraktion Verbot des Diebstahls ist kontraproduktiv.
Der Vertreter der Position Verbot des Diebstahls bringt nichts ist überzeugt davon, daß das Verbot von Diebstahl nichts bringt. „Verbieten Sie den Diebstahl,“ sagt der Vertreter der Position Verbieten Sie den Diebstahl, und der Dieb verlegt sich auf schweren Raub, „und der Dieb wird sich auf schweren Raub verlegen. Was soll er machen? Den Diebstahl haben Sie ihm verboten. Was bleibt ihm übrig? Er muß irgendwovon leben.“
Der Vertreter der Theorie Sowas kann man nicht im Alleingang beschließen, das muß mit den Nachbarn abgestimmt werden kommt, wie üblich in solchen Fällen, aus dem Ausland, wenn nicht gar aus Frankreich. Monsieur Voilà: „Sowas kann man doch nicht im Alleingang beschließen! Sowas muß man doch mit Frankreich abstimmen! Ich meine: mit den Nachbarn. Nein, besser mit Frankreich! Wo sollen denn die ganzen Diebe jetzt hin, die in Deutschland kein Auskommen mehr haben? Nach Frankreich etwa?“
Der Vertreter der Meinung Das eigentliche Problem ist das viele Geld, das die Leute haben, nicht der Dieb ist der Meinung, daß der Diebstahl ein Problem zwar sichtbar mache, aber nicht dessen Ursache sei. „Die Ursache ist, daß die Leute zuviel Geld rumliegen haben. Der Dieb nimmt das Geld ja nur mit. Er schleppt es ja nicht an. So ist es ja nicht.“ Eine Neuregelung der weitgehend ungeregelten Transaktionen im Schutze der Nacht müsse sich daher auf die Bekämpfung von Exzessen beschränken. „Wenn etwa bei mir eingebrochen würde. Das ginge zu weit. Aber das wäre ja auch Einbruch, kein einfacher Diebstahl mehr. Trotzdem: da stünde ich einer verbesserten Aufsicht nicht im Wege.“
Dem Glaubensgrundsatz Kann man das Ganze nicht auch pragmatisch lösen? huldigt Germanistenfuzzi. „Warum denn jetzt gleich sämtliche Kinder mit dem Bad ausschütten? Gilt es nicht hier, wie überall, das rechte Maß, die Mitte zu finden, einen gerechten Ausgleich zwischen allen Beteiligten herbeizusülzen? Können wir nicht auf den Ruf nach Gesetzgeber und Vorschriften verzichten, ohne daß deswegen gleich Willkür und Beliebigkeit herrschen müssen täte? Ist es nicht vielmehr so, daß wir internalisierte Orientierungen bräuchen täten, die kommunizierbar wären, über die man verantwortlich reden könnte, auf die man sich selbst und andere ansprechen könnte, ohne gleich wieder auf die Nuß zu kriegen? Wären Maß-Stäbe nicht Einstellungen, die uns von innen her leiteteteten? Hoppla, leiteten – so ist’s richtig. Die Verhältnismäßigkeiten schüfen, die unsere Herzen, unsere Gewissen, unsere Seelen wissen ließen, welche Haltung wir einnehmen sollen würden? Müßten? Zu deutsch: Muß denn immer gleich gestohlen sein? Könnt Ihr Diebe nicht von Leerverkäufen leben, wie andere Leute auch?“
Noch mal zurück zu den Märkten: keine zwei Stunden waren seit der Emission des Diebstahlsverbots vergangen, als sich eine Runde von Haien, Sharks und Requins schon ein neues Killerprodukt ausgedacht hatten: Reason Default Swaps. Damit wollen sie sich gegen die Rückkehr der Vernunft in die Welt absichern.
Wie bei solchen Wetten üblich, können auch die sich mit diesen Derivaten eindecken, bei denen überhaupt kein Risko besteht.