Telekom, Bahn, Porsche: Gleich mehrere deutsche Vorstandschefs gehen in die Offensive und rechtfertigen die Höhe ihrer Gehälter. Das Hauptargument der Top-Manager ist ihre große Verantwortung – und eine 90 000-Stunden-Woche.
Hamburg – Telekom-Chef René Obermann sagte „Bild am Sonntag“, er halte die Einkommen der Vorstände in seinem Unternehmen nicht für unanständig. „Ich finde, die Vorstandsgehälter der Telekom bewegen sich im Rahmen, wenn man bedenkt, daß damit eine bis zu 90 000-Stunden-Woche und eine große Verantwortung für die vielen Mitarbeiter und Aktionäre verbunden ist“. Obermann erhielt im vergangenen Jahr der Zeitung zufolge 2,6 Millionen Euro.
Etwas mehr bekam Porsche-Chef Wiedeking, nämlich etwas mehr als 54 Millionen, was, wenn man es durch 52 Wochen à 90 000 Stunden teilt, einen Stundenlohn von etwas mehr als 11 € fuffzich, also etwas mehr als dem Mindestlohn für Briefträger ergibt, von dem aber – anders als bei Briefträgern – nur ein relativ kleiner Teil fest, der größere Teil aber nur bei Erfolg gezahlt wird. Und dann: kein Urlaubsgeld, kein Weihnachtsgeld, kein 13., nicht mal ein 14. Gehalt, keine Arbeitnehmersparzulage, kein Dankeschön, kein feuchter Händedruck vom Chef, nichts. Gar nichts.
Da schimmert unweigerlich am Horizont die Galeere auf.
„Wenn ich aber Erfolg habe, möchte ich auch gut bezahlt werden“, sagt Wiedeking der Wochenzeitung „Die Zeit“. Ihn könne Bundespräsident Horst Köhler bei dessen Gehälter-Kritik auch nicht gemeint haben. Köhler habe nur von jenen Managern gesprochen, „die ihr Salär auf Kosten der Mitarbeiter erhöhen“. Im Fall Porsche profitierten aber „alle vom Unternehmenserfolg“.
Außerdem müsse man berücksichtigen, was so ein Porsche koste. Er könne ja als Porsche-Chef nicht gut einen Phaeton fahren, „diese Hungerleiderkutsche. Für einen Porsche muß eine alte Frau lange stricken, glauben Sie mir. Wie teuer das alles ist! Allein das Essen bei uns in der Kantine – da machen Sie hier in Hamburg sich wahrscheinlich keinen Begriff davon. Mit Trinkgeld brauchen Sie unseren Damen nicht zu kommen. Die nehmen Nuggets.“
Außerdem wolle eine 90 000 Stunden Woche erstmal durchgestanden sein. „Mit 3 Mahlzeiten am Tag kommen Sie da nicht hin. Mit Getränken und Trinkgeld und hier und da mal ein Pudding sind schnell 13 Trillionen Taler in der Woche beisammen. Und die können Sie nicht mehr alle als Bewirtungskosten absetzen. Heute nicht mehr. Nicht bei dieser sozialistischen Regierung.“
Die sozialistische Regierung versprach, ein mathematisches Gutachten anfordern zu wollen, das klären soll, ob für sehr große Zahlen die Grundrechenarten überhaupt noch zuständig sind.