Wirtschaft zieht andere Saiten auf

„Populistisch“, „Schaukampf“, „Unsinn“: Die Geduld der Wirtschaft in der Debatte um eine Begrenzung der Managergehälter ist zu Ende. Mit deutlichen Worten erinnert sie die Politik daran, wer hierzulande das Sagen hat.

Berlin – „Solange Ihr Eure Füße unter meinen Tisch streckt“, stellte der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Jürgen Thumann, im „Handelsblatt“ klar, „solange bestimme ich, wer wieviel verdient“. Politiker sollten aufhören, Sündenböcke in der Wirtschaft zu suchen, die pauschale Kritik sei „populistisch“ und löse kein einziges Problem. Er weise diese Kritik für den BDI auf das Schärfste zurück, „damit muß jetzt Schluss sein“. Thumann wies darauf hin, daß es die Unternehmen seien, die jeden Morgen zur Arbeit gingen und Geld verdienten, nur damit die Damen und Herren Politiker sich die Haare lang wachsen lassen und mit dreckigen Turnschuhen über seinen teuren Teppich laufen könnten. „Und wenn ich sage, daß Angela um elf Uhr zuhause ist, dann ist sie um elf Uhr zuhause, und nicht um halb zwölf. Und wenn ich noch ein Widerwort höre, dann ist sie um halb elf zuhause.“

Auch Bosch-Chef Franz Fehrenbach warf der Politik Populismus vor: „Hier wird wegen weniger Ausreißer ein politischer Schaukampf geführt“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung des weltgrößten Autozulieferers aus Stuttgart dem „Handelsblatt“. „Mir scheint es an der Zeit zu sein, daß Ihr mal eine Weile selber für Euren Lebensunterhalt aufkommt, damit Ihr lernt, daß sich Euer Taschengeld nicht von selbst verdient. Ein wenig Demut und Bescheidenheit, das ist es, was ich mir von meiner Regierung wünsche. Glaubt mir das: nicht jeder Regierung geht es so gut wie Euch. Manch Negerkind wäre froh, wenn es sich einmal satt regieren könnte. Und Ihr? Ihr meckert. – Heute keinen Nachtisch!“

Der Präsident der amerikanischen Handelskammer in Deutschland, Fred B. Irwin, warnte in der „Financial Times Deutschland“: „Die Verlegung von Firmenzentralen ins Ausland kann eine logische Konsequenz sein, wenn die Politik uneinsichtigerweise darauf bestehen sollte, daß sie ihr Mandat von den Wählern habe und nicht von der Wirtschaft. Wer sich von Losern und Habenichtsen wählen läßt, der kann ja auch mal probieren, sich bei Losern und Habenichtsen sein Taschengeld zu holen“. Eine Regierung solle erst mal selbst was leisten, bevor sie es sich herausnehmen dürfe, ihren Unternehmen Versagen vorzuwerfen. „Wer hat denn nach dem Krieg den Karren aus dem Dreck gezogen und mit 40 Mark dieses Land aus dem Nichts wieder aufgebaut? Das waren doch wir Unternehmer, das waren doch nicht die Wählerinnen und Wähler.“

Am Wochenende hatten auch die Betriebsräte von Daimler und Porsche die hohen Gehälter ihrer Topmanager verteidigt: „Daimler-Vorstände müssen im internationalen Vergleich angemessen verdienen“, sagte Betriebsratschef Erich Klemm der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Er sehe deshalb keinen Anlass, die Gehälter der Daimler-Vorstände zu kritisieren. „Und außerdem: wem es hier nicht paßt, der kann doch jederzeit nach drüben gehen.“

Auch Porsche-Betriebsratschef Uwe Hück verteidigte die Gehälter des Vorstandes seines Unternehmens, insbesondere das von Vorstandschef Wendelin Wiedeking: „Hungerleider als Vorstände? – Können wir nicht brauchen. – Hatten wir schon mal ein paar, richtige Billigheimer. – Ganz schäbig gekleidete Leute, aus den Boondocks draußen. – Die Schuhe hätten Sie sehen sollen!“, sagte Hück der Zeitung.

„Es heißt ja, die können nichts dazu. – Mag auch sein. – Ist ja auch nicht abwertend gemeint. – Aber man hat doch seine Standards. – Und aus seiner Haut kann auch keiner. – Wir sind ja auch nicht die Heilsarmee.“

„Die paßten auch gar nicht zu uns. – Ganz anderer Stil.“

„Volkswagen eben.“

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