Spalter

Weil er lieber versöhnt als spaltet, ist der frischgekürte Bundespräsident Christian Wulff dem Kuratorium von Pro Antichrist beigetreten, einem gemeinnützigen eingetragenen Verein unter Vorsitz von Ministerpräsident a.D. Erwin Teufel, dem Alt-68er Fritz Teufel (Geschäftsführung) und dem großen Verwirrer und Durcheinanderwerfer Diabolus, genannt Der Leibhaftige (Leitung).

Dem Kuratorium des Konkurrenzvereins Pro Christ, gehörte Wulff schon vor seiner Zeit als Bundespräsident an, was ihm den Vorwurf eintrug, eine reaktionäre, homophobe, evangelikale Ornsation – Tschuldigung! Geht Ihnen das auch so? Immer, wenn ich Ornsation sagen will und ein bißchen zu schnell spreche, dann wird Ornsation draus – Or·ga·n·i·sation, so muß es heißen -: wo war ich stehengeblieben? Ja, der Vorwurf, eine hinterwäldlerische Ornsation zu unterstützen, die sich nicht ausreichend von Billy Graham distanziere, einem konföderierten Erdnußprediger, um dessentwillen Gott schon einmal hatte wortbrüchig werden wollen, dann aber einen Rückzieher machte und selbstkritisch sagte, man könne nicht wegen jedes wildgewordenen Predigers ganz North Carolina ersäufen, wo käme man denn hin?

Pro Christ organisiert seit seinem Bestehen Großheimsuchungen in willkürlich ausgesuchten Städten, und hat in 17 Jahren etwa 5 Millionen Menschen aus den Kirchen und damit automatisch in die Arme von Pro Antichrist zu treiben vermocht. Ein schöner Erfolg, den auch ein niedersächsischer Ministerpräsident gutheißen konnte, dessen Innenminister, den er zu diesem Zweck selbst ausgesucht und eben darum zum Innenminister gemacht hatte, auch ein großer Abschieber vor dem HErrn war und abschob, was die Flughäfen nur fassen wollten.

Da er aber ein Bundespräsident ward, tat er ab, was ministerpräsidentisch war, und wurde ein tönend Erz und eine klingende Schelle. Pro Christ sah das mit knirschenden Zähnen. Ziel von Pro Christ sei es, einen Keil zwischen die Menschen zu treiben, und zwar zwischen die, die das Licht gesehen hätten, und die somit eines Tages mit hinreichender Wahrscheinlichkeit des Heils teilhaftig werden würden auf der einen Seite, und die Fans von Peter Hahne auf der anderen Seite, zwischen die, die einigermaßen bei Groschen seien, und die, für die Pro Christ sich zuständig fühle.

Aber das wollte Christian Wulff nicht mehr so gerne. Er fühlte sich mittlerweile schon fast so präsidiabel wie sein großes Vorbild Joachim Gauck, dem es niemals in den Sinn gekommen wäre, irgendwelche Keile zwischen irgendwelche Menschen treiben zu wollen. Warum denn auch, hatte er für solche Zwecke doch eine eigene Ornsation, die Ornsation Gauck.

Wulff sprach also zu Pro Christ wie folgt: er wolle lieber versöhnen statt spalten, wolle er lieber, und darum auch den von Pro Christ vertriebenen Seelen ein gnädiger Fürst, ein aufgeklärter Potentat sein, dessen Subjekte nach je eigener Façon selig werden dürften und jeden Sonntag ein Huhn im Topf haben sollten, dieweil er mit Voltaire Flöte spielen würde.

Pro Christ nannte Christian Wulff daraufhin einen Spalter.

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