DAX-Unternehmen führen kostenlose Vorstandsspeisung ein

Käsdorf (eigener Bericht) – Die dem Deutschen Aktienindex zugeordneten Unternehmen haben sich verpflichtet, ab dem 1. Januar 2008 einen Fonds einzurichten, aus dem bedürftigen Vorstandsmitgliedern ein Zuschuß zur Mittagsversorgung gezahlt werden soll. Das berichtet der ‚Käsdorfer Metropolitan‘ in seiner Silvesterausgabe.

Man verspreche sich von der Maßnahme die Schließung einer Gerechtigkeitslücke, die daraus entstanden sei, daß nicht alle Unternehmen das gleiche Maß von Fürsorge für ihre Vorstände an den Tag legten, z. T. nicht an den Tag legen könnten, und – Gott sei’s geklagt, aber man müsse es wohl so sehen – teilweise auch nicht an den Tag legen wollten.

„Wir versprechen uns von der Maßnahme nicht nur eine bessere, gesündere Ernährung unserer Vorstände“, so Siemens-Aufsichtsratsmitglied Josef Ackermann, „sondern wir wollen mit diesem Leuchtturmprojekt vor allen Dingen ein Beispiel geben, und Eltern, Erzieher und politisch Verantwortliche in unserem Land dazu ermutigen, unseren Kindern, gerade auch den benachteiligten Kindern – das sind ja die Vorstandsvorsitzenden von morgen, also unser aller Zukunft – mehr Aufmerksamkeit zu schenken.“

Daß ausgerechnet Ackermann diese Maßnahme rechtfertigt, hat ein Geschmäckle, ist er doch, in seiner Eigenschaft als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank, selbst Profiteur der neuen Regelung und kommt ab 2. Januar ebenfalls in den Genuß der kostenlosen Speisung. Aber Ackermann läßt diese Kritik nicht gelten:

„Schauen Sie, bevor Sie eine neue Neiddebatte vom Zaun brechen, der geldwerte Vorteil einer solchen Speisung – das sind doch Peanuts. Darauf wollen wir ja gerade hinweisen: das Geld, was sie brauchen, um Ihren CEO ausreichend und angemessen zu ernähren, das ist so gut wie nichts, verglichen damit, was er sie ohnehin kostet. Wenn wir den Eltern – gerade auch den Eltern, die es wirtschaftlich nicht ganz so leicht haben – wenn wir denen die Einsicht vermitteln können: es ist wirklich nicht teuer, sein Kind zu ernähren, es ist nicht teuer, und es lohnt sich – dann haben wir unser Ziel erreicht. Dann verantworte ich auch die paar lausigen Kröten für die Vorstandsspeisung vor der Hauptversammlung.“

Der Vorstoß der DAX-Unternehmen kommt zu einer Zeit, da sich die Berichte über verwahrloste, unterernährte, mißhandelte und verhungerte Kinder in Deutschland häufen. Seit der Einführung von Hartz IV hat sich die Kinderarmut trotz guter Konjunktur, trotz sinkender Arbeitslosigkeit und trotz im Durchschnitt um 30% gestiegener Vorstandsgehälter verdoppelt.

„Dem können wir nicht länger zusehen,“ sagt Ackermann, „verhungerte Kinder sind kein Ergebnis von Hartz IV, verhungerte Kinder sind ein Ergebnis von Mißmanagement. Eltern müssen es lernen, ihre Etats umzuschichten. Das ist nicht einfach, dazu sind harte Einschnitte nötig, aber es geht. Es ging bei der Deutschen Bank, das heißt, es geht überall. – Was ich meinen ehemaligen Mitarbeitern immer mit auf den Weg zu geben versuche: bedenken Sie, wenn Sie jetzt arbeitslos werden, bedenken Sie immer, daß Ihre Kinder doch nichts dafür können.“

Es sei auch grundfalsch, so Ackermann weiter, Kinder, die sich nicht mehr rechneten, totzuschlagen. Sehr viel besser sei es, sie mit einer großzügigen Abfindung zu versehen und aus der Familie ausscheiden zu lassen.

„Hat man Herrn Schrempp immer wieder geschüttelt, mit kochendem Wasser verbrüht, seinen Kopf gegen die Wand geschlagen, ihm die Gliedmaßen gebrochen und ihn in die Kühltruhe gelegt? Hat man nicht. Dabei hat er sehr viel größeren Schaden angerichtet, als während eines Europacupspiels nicht aufzuhören zu brüllen, das kann ich Ihnen versichern. Fragen Sie die Daimler-Aktionäre.“

Die Daimler-Aktionäre bestätigen, auf Befragen, daß der Schaden immens gewesen sei und daß sie mit Herrn Schrempp noch ganz anders verfahren würden, ließe das deutsche Aktienrecht es zu.

„OK,“ wiegelt Ackermann ab, „schlechtes Beispiel. Sagen wir so: wer soll im Jahr 2040 die unproduktiv gewordenen Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen entlassen? Wenn nicht Kevin und Lea-Sophie, Jessica, Max-Luca oder Justin. Kinder – das wird oft vergessen – Kinder sind nicht nur die Zukunft der DAX-Unternehmen, nicht nur die Zukunft der börsennotierten Unternehmen, nicht nur der Kapitalgesellschaften. Kinder sind die Zukunft aller Unternehmen in Deutschland. Auch der Familienunternehmen, der Freiberufler, der GbRs, der kleinen Selbständigen. Auch nur eines dieser Kinder vor dem Hungertod gerettet zu haben gibt mir die Kraft, mir auch weiterhin mein Mittagessen von den Mitarbeitern zahlen zu lassen, deren Wohl und Wehe von mir abhängt. Obwohl ich es nun wirklich nicht nötig hätte, weiß Gott!“

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