Wirtschaftskrieg

Einer Eingebung des Großherzogs Guttenberg nach, soll es in Zukunft möglich, statthaft und üblich sein, Kriege nicht mehr nur, wie bisher, schöner Frauen wegen zu führen (vgl. Helena, Troja, Odysseus, die ganze Chose), aus Idealismus, Machtgier, um es dem Nachbarn mal zu zeigen, um ihn auszurotten, um ihm gegen seinen Nachbarn zu helfen, um ihn zu schwächen, ihn zu demütigen, wg. schlechter Laune, weil es regnet, nichts im Fernsehen läuft, weil der andere angefangen hat, weil der andere angefangen hätte, wenn man ihm nicht zuvor gekommen wäre, um Schlimmeres zu verhüten, um den Frieden zu sichern, um den Frieden wiederherzustellen, um berühmt zu werden, Eroberungen zu machen, sich Geklautes zurückzuholen, zur Strafe, um fremde Länder kennen zu lernen, neue Waffen auszuprobieren, die Grenzen zu sichern, um zu plündern, um zu sengen, um zu morden, um sich Respekt zu verschaffen, aus Gottesfurcht, um den anderen Gottesfurcht beizubringen, um afghanischen Mädchen den Schulbesuch zu ermöglichen, um Massenvernichtungswaffen zu vernichten, um Massenvernichtungswaffen zu finden, um Massenvernichtungswaffen zu suchen, um nicht aus der Übung zu kommen, weil es üblich ist, weil es schon immer so war, weil der Krieg ein Jungbrunnen ist, weil ein Blutbad unter Freunden noch niemandem geschadet hat, weil wir irgendwann alle mal sterben müssen, weil der Krieg der Vater aller Dinge ist, weil es ohne Krieg keinen Menschheitsfortschritt gibt, aus wichtigen Gründen, aus anderen Gründen, ohne Grund, oder aus sonst irgendeinem Grund – nein, in Zukunft soll es auch möglich sein, statthaft sein, tunlich und schicklich sein, Kriege aus einem weiteren, bisher nicht genannten Grund zu führen, nämlich – der war lange Zeit verpönt, der Grund, und aus ihm durfte kein Krieg geführt werden, da war die Menschheit ganz streng mit sich, aber jetzt, dank des Großherzogs, wird es wohl werden – aus wirtschaftlichen Gründen.

Heh, Menschheit, was geht ab? Wieso jubelst du nicht?

Warum soll ich jubeln? Gibt es was umsonst?

Den Tod. Ach nee, der kostet ja –

Ey Alter, der ist flach, der ist soo flach –

Jaja, schon gut. Nein, es gibt nichts umsonst. Aber was Neues gibt es: du kannst in Zukunft Kriege auch aus wirtschaftlichen Gründen führen.

Ja?

Ja.

Ach.

Ja nun. Was ist? Ich dachte, du freust dich wenigstens ein bißchen.

Konnte ich das denn bisher nicht?

Du hast es jedenfalls nicht gemacht.

Hab ich nicht?

Nein.

Was hab ich denn gemacht?

Du hast, wenn dein Nachbar zu dir kam, und dir die Tüte mit den Brötchen wegnehmen wollte, dann hast du ihm aufs Mett gegeben.

Jahaha, genau. Mach ich immer noch. Das soll er sich besser überlegen, ob er das versucht.

Und andersrum, wenn du zu ihm gingst, um ihm die Brötchen wegzunehmen, dann hat er dir aufs Mett gegeben.

Haha – das kann er ja mal versuchen. Das kann er ja mal ausprobieren. Ob ich ihn lasse.

Dochdoch, der hat dir schon aufs Mett gegeben.

Ja, aber nachher bin ich rüber, und hab ihm die Rabatten zertrampelt.

Und er hat deine Rabatten zertrampelt –

Aber ich habe meinen Mülleimer in seinen Vorgarten gekippt, und dann –

Ja, ja! Sei dir ja alles gegönnt. Soll ja auch so bleiben. Wird ja gar nicht dran gedreht.

Was willst du dann von mir?

Dir die frohe Botschaft bringen: In Zukunft kannst du sogar dann rüber gehen und ihm aufs Mett geben, wenn er gar nicht bei dir war, und dir die Brötchen weggenommen hat, sondern es reicht, wenn er im Bäckerladen vor dir dran ist, und das letzte Laugencroissant kauft.

Was? Das letzte Laugencroissant? Der Sack!

Genau. Da kannst du ihn in den Sack treten für.

Stecken! In den Sack stecken. Und immer mit ’nem Knüppel drauf!

Auf die Zwölf!

Auf die Nuß!

Auf die Glocke!

Aber –

Ja? Was ist aber?

Was ist denn, wenn ich vor ihm beim Bäcker bin, und ich kaufe das letzte Laugencroissant?

Ja wieso? Was soll dann sein?

Kommt er dann nicht rüber, und versucht, mich in den Sack zu stecken?

Ja, sicher.

Das will ich aber nicht!

Wieso nicht?

Das Croissant hab ich gekauft. Das ist meins!

Ja, oder seins. Wenn er zuerst dran war.

War er ja aber nicht. Diesmal war ich ja vor ihm da! Er kann doch nicht einfach herkommen und mir aufs Mett geben, nur weil ich ein Croissant gekauft habe!

Konnte er bislang nicht. Aber in Zukunft soll er’s können. Guttenberg will es so.

Na, das kann ja heiter werden. Da kann ich mir ja schon mal ’ne Dachlatte mitnehmen, wenn ich nur zum Bäcker gehe!

Besser ist das.

Und eine hinter der Haustür stehen haben. Oder noch besser, ich tu mich mit anderen zusammen, und wir wechseln uns ab, und passen auf, daß er erst gar nicht mehr zum Bäcker kommt.

Das – hört sich nicht verkehrt an. Aber dann kriegt er ja keine Brötchen mehr –

Das kann uns ja egal sein!

– selbst dann nicht, wenn genug Croissants für alle da sind.

Dann machen wir das so: wenn die Croissants alle gehen, und es sind bloß noch fünf oder so, dann schickt der, der die Wache hat, ’ne SMS an alle, und dann stellen wir uns als Kette vor den Bäckerladen, und wenn er dann kommt, dann fragen wir gar nicht erst, dann gibt es –

Das darf er dann aber auch!

Was darf er auch?

Eine Wache aufstellen. Und, wenn die Croissants zur Neige gehen, Kumpels rantrommeln.

Na gut, dann sind wir eben einer mehr, und –

Besser zwei.

– zwei mehr, und –

Und jeder zwei Dachlatten.

– Dachlatten taugen nicht. Die brechen durch wie nix. Das muß härteres Holz sein, Baseballschläger, oder so – und wenn die dann was wollen oder schief kucken oder ’nen vorlauten Schnack loslassen, dann wird nicht lange gefackelt, dann gibt es –

Auf die Omme!

Und zwar mit Schmackes!

Auf die Rübe.

Auf den Deckel!

Daß es scheppert.

Aber hallo! Aber sowas von. – Wie heißt der Mann?

Welcher Mann?

Der sich das ausgedacht hat?

Ach der – Karl Theodor Maria Nikolaus Johann Jacob Philipp Franz Joseph Sylvester v.u.zu Guttenberg.

Wie viele sind das?

Einer.

Gut, der Mann. – Kann Bundeskanzler werden.

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