dann könnte man Sie jetzt ausschließen!«
Peter Hahne ist der Mann, der sich immer am Sonntag (immer nur am Sonntag?) Gedanken macht, und dann von der Pißpottpresse am Sonntag (PamS) Geld dafür bekommt, daß diese sie zu Druck gibt, es sich im Gegenzug aber gefallen lassen muß, daß alle Welt sie liest.
Nun galt in unserer kleinen Welt bislang das Gesetz, daß man das, was Peter Hahne in der PamS von sich gibt, nicht zu lesen braucht. Kann sein, man latscht aus Versehen rein, das kann den Besten passieren, aber es gibt kein Gesetz, das einen dazu verpflichtete. Aber die Gedanken oder der Gedanke von heute, bringt diese kleine Überzeugung aus dem Tritt, denn heute nennt Peter Hahne den Gendeutschen Thilo Sarrazin einen ‚Flegel‘.
Dieses Buch da, schreibt Hahne, sei für ihn kein Grund gewesen, T. Sarrazin aus dem Bundesbankvorstand zu entfernen. Denn in dem Buch sei es gegen die da unten gegangen, wogegen in der Sache kein Bundesbankvorstand etwas haben könne, und er, Hahne, jedenfalls auch nichts habe. Nun aber habe Sarrazin in der taz im Nachgang zu dem „langen und lauten Furz“ (Sarrazin), mit Hilfe von Henryk M. Broder, der ihm das Rektum weiten half, noch ein paar flatuli herauslassen können, deren keiner noch für eine Flamme getaugt hätte, da die Faulgaskonzentration nicht mehr gereicht habe. Deswegen habe es auch nicht sehr gestunken; aus der Pißpottpresse sei man ganz anderes gewohnt.
Einer der Fürze sei jedoch gegen seine, Hahnes, Kollegin Käßmann gerichtet gewesen, Sarrazin habe sich, um diesem Blubb den Weg zu bereiten, extra anders hingesetzt, und Broder den zweiten Zeigefinger zuhilfe genommen; und das, Faulgaskonzentration hin oder her, sei ein Affront, ein Angriff auf Thron und Altar, der einem Bundesbankvorstand nicht zukomme, hier sei eine Grenze überschritten, und er, Hahne, werde dieser Grenzüberschreitung seinen Segen nicht erteilen. Dies richte sich nicht mehr nur gegen „kleine Kopftuchmädchen“, sondern gegen eine gestandene Pißpottpressengastkommentatorin, und das gehe nicht. Es wäre demnach jetzt doch an der Zeit, Sarrazin aus dem Bundesbankvorstand zu entfernen.
Dumm nur: er ist nicht mehr drin. Was tun?
Zunächst einmal: Kompliment, lieber Herr Hahne! Wer einen T. Sarrazin einen Flegel nennt, kann kein ganz verworfener Mensch sein. Besser spät als nie, und alles, was in der Vergangenheit zwischen uns gestanden haben mag, sei für den Moment vergessen. Ich würde gerne helfen und bitte, zu diesem Zweck etwas ausholen zu dürfen.
Es begab sich nämlich zu der Zeit, seinerzeit, ich mag am Beginn der Flegeljahre gestanden haben, und meine Eltern werden froh gewesen sein, mich für drei Wochen los zu sein und nicht sehen und hören zu müssen, daß ich mit 120 weiteren Flegeln kinderlandverschickt wurde, und ein überforderter Betreuer, der uns den Nachmittagsmuckefuck nicht öfter als einmal pro Tag entziehen konnte, und der auf die Idee, uns aus dem Bundesbankvorstand zu entfernen, einfach nicht kam (für ihn hätte es wahrscheinlich auch die Reichsbank sein müssen), verlegte sich, mangels besserer Ideen, darauf, uns hundert mal schreiben zu lassen: „Ich, <your name here>, werde meinen Freizeitbetreuer nicht noch einmal ‚Beutegermanen‘ nennen. Ich, <your name here>, usw.“
Beutegermanen nannten wir ihn, weil er zuverlässig ausrastete, wenn wir es taten. Darüberhinaus war er blond, hatte blaue Augen, Holzwolle im Hirnstübchen, war von verantwortungslosen Lehrern („Der gute Adolf hätte seine Freude daran gehabt!“) unnötigerweise darin bestärkt worden, auf alle drei Tatsachen stolz zu sein, und hatte, wenn an seinen Prahlereien etwas dran war, die Fertilitätsrate eines talentierten Karnickelbocks, zumindest hypothetisch.
Weiter begab es sich, daß ich mich eines Tages, im Verlauf einer längeren, mild gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Volksgruppen (Rheinländer vs. Westpfahlen), auf der Flucht vor dem Feind in einer ‚volksdeutschen‘ Wäschetruhe zu verstecken hatte (das Kinderheim stand in Südtirol; es handelte sich um eine geräumige Bauerntruhe und ein ebenso komfortables wie effektives Versteck, denn die Rheinländer rochen nichts, rannten vorbei, und ich konnte ihnen in den Rücken fallen).
Indes, der Beutegermane roch es, stellte mich zur Rede, ließ sich auf keine Diskussion ein und verdonnerte mich zu 100 Zeilen „Ich, Germanistenfuzzi, habe mich als anständiger deutscher Junge nicht in fremder Volksgenossen Wäschekisten zu verkriechen.“
Es sei ihm unvergessen. (Wenn Sie ihn sehen, sagen Sie mir Bescheid; er ist in Altena zur Schule gegangen und lebt – na, das gehört hier nicht her.)
Ich aber lasse mich gern inspirieren, auch von Leuten, die ich lieber in die Lenne geworfen sähe. Wie wäre es daher, lieber Herr Hahne, wenn wir T. Sarrazin eine Strafarbeit aufgeben würden? Textvorschlag: „Ich, Thilo Sarrazin, habe mich als anständiges deutsches Bundesbankvorstandsmitglied nicht an deutschen Bischöfinnen zu vergreifen.“
Sind Sie einverstanden? Wohlan denn: Herr Sarrazin, dürfen wir wohl mal bitten?
Daß Sarrazin die s-Formen der deutſchen Schrift korrekt beherrſcht und dabei nicht einmal gegen Ende, wenn die Konzentration nachläßt, alſo etwa bei № 86 oder ſpäter — ich habe das bis zum Schluß überprüft — ins Schlingern gekommen iſt, nimmt doch ungemein für den Mann ein.
Mmh. Wenn es wirklich eitel Disziplin und Selbstzucht wären, die ihn dazu befähigen, spräche das natürlich gegen ihn.
Im Umkehrschluß müßte dann gelten, daß deren Abwesenheit für ihn spräche, es sei denn, es läge an den drakonischen Strafen, mit denen man Buben seines Jahrgangs die Verwechslung von Lang-s und Rund-s ausgetrieben, oder an den niederschwelligen Frühförderungsangeboten, mit denen man ihre S-Kompetenz gestärkt hätte.
Was weder für noch gegen ihn spräche.
Ich glaube aber, daß er geschummelt hat. Allein die Geschwindigkeit, mit der er die Sätze raushaut! Ich kann es natürlich nicht beweisen, aber es würde mich nicht wundern, wenn er sich eines Strafarbeitsautomaten bedient hätte. Code-Sequenzen wie diese hier:
scheinen mir eine deutliche Sprache zu sprechen.
Ich bin allerdings kein Fachmann.