Bankert

Lebt eigentlich der alte Paradigmenwechsel noch?
Ja, er lebt noch.
Aus einem Schlagerliedchen

Und zwar nicht schlecht, wie es scheint, denn am zweiten Weihnachtstag wurde der Paradigmenwechsel am Arm der Ministerin v.d. Leyen gesehen, in aller Öffentlichkeit, obwohl v.d. Leyen verheiratet ist, und zwar mit einem gewissen v.d. Leyen, mit dem sie auch Kinder hat (7).

V.d. Leyen trug bei der Gelegenheit ein champagnerfarbenes Ensemble mit Knöpfen, irgendwas drunter, Rock, Strümpfe, Schuhe, so Dinger in den Ohrläppchen und die Haare irgendwie zurechtgemacht, während der Paradigmenwechsel aussah, wie seinesgleichen halt aussieht, breitbeinig laufend, sich in den Schritt fassend, Haare zurückgeölt, und das schmierigste Grinsen aufgesetzt habend, dessen seinesgleichen fähig ist. Und seinesgleichen ist schmierigen Grinsens fähig.

Ein hübsches Paar, die zwei. Sie passen gut zusammen. Bei der Gelegenheit fiel auf, daß v.d. Leyen zwei fest angewachsene Ohrläppchen hat. Im Frühjahr würde man eine solche Beobachtung noch mit Schulterzucken abgetan, und daran anknüpfende Spekulationen über ihren Charakter als vormodern verworfen haben, aber im Jahr Eins nach Sarrazin, der uns gelehrt hat, daß Bosheit und Schwiegermuttersinn zu 50, wenn nicht 80 Prozent angewachsen sind, sorry, angeboren sind, wird man sowas ja wohl wieder festhalten dürfen.

Sie werde, sprach v.d. Leyen vor der Presse, die sie herbei gebeten hatte, um ihr Mitteilungen zu machen, sie werde mit dem Galan an ihrem Ärmel Bankerte zeugen, wenigstens einen. Der Galan grinste und leckte sich etwas Sabber aus den Mundwinkeln. Dazu brauche sie den Paradigmenwechsel. Denn solange diese Welt stehe und noch stehen werde, sei es Bosheit und Schwiegermuttergeist noch nicht gelungen, und werde es auch nicht gelingen, kleine Paradigmenwechsel miteinander zu zeugen. Leider.

Der Galan grinste schmierig, faßte sich in den Schritt und tat so, als habe er dort schwer zu heben.

Man habe, sagte v.d. Leyen und sah den Paradigmenwechsel mit etwas an, was man bei Menschenfrauen Verliebtheit nennen würde, Verschossenheit jedenfalls, oder immerhin Zufriedenheit darüber, überhaupt einen abgekriegt zu haben, oder, vielleicht besser gesagt, Erleichterung darüber, es nicht noch schlimmer getroffen zu haben, man habe in der Vergangenheit zu sehr darauf gesetzt, das Fördern zu fordern. Davon müsse man wegkommen, und sich in der Zukunft darauf konzentrieren, das Fordern zu fördern. Das sei ein Paradigmenwechsel.

Was? Wovon sie rede? Ja so, sei das denn nicht klar? Sie rede von der Hartz IV-Gesetzgebung.

Um es klar zu sagen: sie räume hier nur die Scherben von Rot-Grün beiseite. Das Bundesverfassungsgericht habe in seinem Urteil vom Februar deutlich gemacht, daß die rotgrünen Hartz IV-Leistungen verfassungsfeindlich seien, und ein transparentes und sachgerechtes Verfahren zu ihrer Ermittlung verlangt. Wenn man das Urteil ganz genau lese, stehe dort sogar „transparentes und sachgerechtes Verfahren und einen Paradigmenwechsel“.

Also habe sie sich bei der Seitensprungbörse misfits.de um- und diesen Paradigmenwechsel hier aufgetan, den sie nun in einem transparenten und sachgemäßen Verfahren der Öffentlichkeit vorstelle. Es sei keine besonders elegante Erscheinung und nichts, was einer Höheren Tochter zum Debütantenball zuzumuten wäre, aber sie brauche ja nur einen Bankert. Schließlich sei sie verheiratet und habe Kinder (7).

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Zweiten Weihnachtstag (FAZZW) hat dazu eine Frage. Bitte, FAZZW:

FAZZW: „Nur ein geringer Aufschlag für die Arbeitslosen, aber mehr Geld für Kinder – ist das eine Neujustierung Ihrer Sozialpolitik?“

Ministerin v.d. Leyen: „Ja, das ist der kleine Paradigmenwechsel, den wir beide zeugen werden. Wir müssen weg von der Methode ‚Immer mehr Geld‘ hin zu der Überlegung, wie man eine bessere Wirkung erzielen kann. Die Kinder erhalten mehr Chancen, sie kommen dorthin, wo die Gleichaltrigen sind. Das wird sie lehren, aus einem Hartz IV-Haushalt zu kommen. Bislang wurden Kinder viel zu wenig aufgrund ihrer Herkunft stigmatisiert. Das wird sich ändern, wenn erst die Gleichaltrigen für uns arbeiten. Gleichaltrige wissen sehr viel besser, wie man ausgrenzt, wissen sehr viel besser, wo es weh tut. Wenn zum Beispiel kein Geld für korrekte Reitkleidung da ist, oder die geliehene Geige nur drei Saiten hat, noch dazu drei gleiche. Auf diese Weise werden wir – über die Kinder – erzieherisch auf die alleinerziehende Mutter einwirken, das Geld, was sie in Zukunft nicht kriegt, weil wir es einsparen, doch lieber nicht für Geigensaiten auszugeben, als nicht für Alkohol und Zigaretten.“

Oder nicht für Schnittblumen?

V.d. Leyen: „Kinder machen sich im allgemeinen nichts aus Schnittblumen. Ich weiß daher nicht, ob die Rausrechnung der Kosten für Schnittblumen aus dem Warenkorb sich wirklich für die Ausgrenzung von Hartz IV-Kindern eignet. Vielleicht, wenn das Kind im Landheim ist – welche Kosten wir ja übernehmen, weil der sozialisierende Effekt eines Landheimaufenthaltes gerade für Kinder, die finanziell nicht mithalten können, nicht zu unterschätzen ist – und die Ministerinnentöchter der Mama Ministerin per iPhone per Fleurop Blumen schicken und das Hartz IV-Kind Wiesenblumen pflücken muß, dann vielleicht. Aber das ist doch sehr konstruiert und an den Haaren herbeigezogen, finden Sie nicht?“

Immerhin werde die SPD sie in puncto Schnittlumen kompromißbereit finden. Feilschen werde sie aber nicht.

Der Paradigmenwechsel an ihrer Seite grinste schmierig und machte Miene, den Bankert in einem transparenten und sachgerechten Verfahren gleich jetzt und hier zu zeugen, und der Frau Ministerin zwecks Vorspiels an den angewachsenen Ohrläppchen zu knabbern.

Die Kommentarfunktion für diesen Post wurde deaktiviert.

Navigation