In Deutschland ist Nokia im Kreuzfeuer der Kritik, weil es das eigentlich rentable Werk in Bochum schließen und nach Transsylvanien verlagern will. Jetzt wird bekannt, was den dortigen Standort so attraktiv macht: Der Konzern muß dort jahrelang keine Blutsaugersteuern zahlen.
Kronstadt – 30 Jahre – so lange hat Nokia Zeit, seinen Standort im transsylvanischen Bran aufzubauen. So lange wird dem finnischen Handy-Hersteller nämlich die Blutsaugersteuer des rumänischen Staates erlassen, zu dem Transylvanien gehört. Falls Nokia den Standort allerdings vor dieser Frist verlasse, müssten die Finnen diese Steuern rückwirkend zurückbezahlen. Das erklärte der Direktor der Industrieparkgesellschaft Törcsvar, Vlad III. Drăculea, zu der auch das Nokia-Gelände gehört.
Die Vereinbarung solle in zwei Monaten in einem Vertrag mit den rumänischen Behörden festgehalten werden, sagte Vlad III. Drăculea. Nicht nur Nokia kommt in den Genuss dieser Privilegien: Alle anderen Investoren, die sich dort niederlassen, sollen diese Vergünstigung ebenfalls erhalten. Nokia will die Handy-Produktion aus Bochum verlagern, was in Deutschland für heftige Kritik sorgt.
Die Blutsaugersteuer stammt aus dem späten 19. Jahrhundert, als sich die Transsylvanier vornehmlich von dem Blut hergelaufener englischer Rechtsanwälte ernährten, und der Fiskus sich dachte, er könne sich weißgott tölpelhafter anstellen, als es seinerseits den Blutsaugern gleich zu tun, sie beim Hals zu nehmen, hineinzubeißen, und sich herauszulutschen, was des Kaisers war.
Mit der mählichen Industrialisierung des Landes wurde die Blutsaugersteuer auf alle Formen von Ausbeutung übertragen. Jeder, der von Haus aus genügend spitze Zähne mitbrachte, durfte sich an dem durch jahrhundertelange Leibeigenschaft an Ausgequetscht und Weggeworfen Werden gewöhnten, es nicht anders kennenden und also nicht groß muckenden Proletariat vergreifen und ihm an den Hals wie er es brauchte, vorausgesetzt, er machte sich durch fleißiges Steuerzahlen oder sonstiges Bestechungswesen den Staat zum Mitsauger und Komplizen.
Ideales Umfeld also für ein ehrgeiziges Unternehmen wie Nokia. Daß nun der Staat bzw. seine lokalen Granden auf ihren Schnitt verzichten, verheißt allerdings nichts wirklich Gutes.
Jonathan Harker, im Nokia-Vorstand zuständig für die strategische Osterweiterung, berichtet von einem mulmigen Gefühl, daß ihn in der Gegenwart von Vlad III. Drăculea stets befalle. Insbesondere an dem Morgen, als er, Harker, sich beim Rasieren geschnitten hatte. Auch habe er für einen Moment den Eindruck gehabt, im Spiegel nur sich, nicht aber Drăculea sehen zu können.