Eierlikör

Angesichts der grandiosen Rede des Guido Westerwelle zum 16. Jahrestag der 1. grandiosen Rede des Guido Westerwelle auf einem Dreikönigstreffen der Freien Demokratischen Partei hat der Kapitän des Käsdorfer Donnerstagsstammtisches, Gero, einen Toast auf Guido Westerwelle, den kommenden Mann der Zukunft der FDP ausgebracht.

Westerwelle hatte, um die Kritiker in den eigenen Reihen davon zu überzeugen, wie falsch sie mit ihrer Kritik an Westerwelle liegen, die Rede, die er immer hält, und die er vor 16 Jahren zum erstenmal gehalten hatte, nach dem Motto „More of the Same, Much More of the Same, Very Much More of the Same and Even More of the F#@!ing Same“ genommen, ausgebürstet, die Knöpfe poliert, einmal drüber gepustet, einen Fleck mit Taschentuch und ein bißchen Spucke entfernt, ein blondes Langhaar rausgezupft und auf den Fußboden geworfen, und sie über Nacht zum Frischwerden vor die Tür gehängt. Dann hatte er zwei Sätze umgestellt, so daß sie dasselbe bedeuteten – bedeuteten? naja, man sagt halt so … so daß sie dasselbe besagten, das aber nichtssagender -, und hatte sie mit virtuoser Unterstützung seines Rhetorarmes in sein Publikum gerammt, welches darob stehend stöhnte und uns zeigte, wie dicht benachbart Schmerz und Lust doch aufeinander hausen.

„Es ist genau die Rede, die ich von ihm erwartet habe,“ sagte Gero zu seinen Zuhörern sowie einer Reihe leerer, halbleerer, halbvoller und frisch angetrunkener Gläser und einem Aschenbecher, „von der ich aber bis zuletzt gefürchtet habe, sie könnte ihm diesmal mißlingen. Traun, ich hätte es wissen müssen! Wo war mein Vertrauen? Wo meine Zuversicht? Ich hatte wirklich geglaubt, er könnte umfallen und mal was sagen.“

Der Gesundheitsminister Philipp Rösler, ein bescheidener Mann, der mit sehr wenig auskommt und keine großen Ansprüche an das Leben hat, war mit der Rede „sehr zufrieden„.

Er auch, schloß Gero sich Rösler an. Natürlich könne man jede Rede, wie alles, noch verbessern, auch diese; wichtig sei aber doch, daß die Richtung stimme, ein Anfang gemacht und vieles auf den Weg gebracht worden sei.

Mit dieser Rede sei die Grundlage dafür geschaffen, daß das Schiff der FDP seinen Weg aus dem Watt der Umfragen herausfinden könne und herausfinden werde.

„Es hilft ja nicht,“ sagte Gero, „wenn ein Schiff in der Nordwestpassage eingefroren ist, dann hilft es ja nicht, mit aller Gewalt rückwärts hinaus zu wollen. Wollen kann man viel. Das einzige, was hilft, ist: Geduld. Das Frühjahr wird kommen. Nach den Landtagswahlen ist auch noch ein Tag.“

Und was für das Eis gelte, gelte auch für’s Watt.

„Westerwelle ist ein Skipper, ein Fahrensmann, ein erfahrener Seebär, ein Wattsegler, wie es nicht viele gibt. Der geht nicht von Bord, wenn es mal ein paar Tropfen nieselt. Der geht höchstens von Bord, wenn es mal nicht weitergeht. Dann steckt er das Schwert von Hand ein bißchen tiefer in den Schlick. Der fragt nicht nach Wasserständen, nicht nach Windstärken, nicht nach ausgebaggerten Fahrrinnen! Und auch nicht danach, ob ihm die anderen entgegenkommen. Der weiß, wo er hin will: vorwärts. Und vorwärts ist immer da, wo der Bug hinzeigt.“

Gero tat so, als höre er das Gnickern rings um den Tisch nicht, sondern bestellte eine Runde Friesengeist, einen Zinnlöffel und Streichhölzer.

„Der weiß, daß es auf dieser Welt nur zwei Seiten gibt: Steuerbord und Backbord. An Backbord wohnen Furcht und Rückwärtsgewandtheit und Wege in den Kommunismus, an Steuerbord aber wohnen Hoffnung und die CDU, an die man sich auf Gedeih und Verderb ketten muß, denn ohne Hoffnung kann der Mensch nicht sein und ohne Steuerbord kann ein Schiff nicht fahren.“

„Die FDP aber ist der Kommandantenwimpel. Ohne Kommandantenwimpel kann ein Schiff überhaupt gar nicht fahren. Nicht nur nicht fahren. Das geht sofort unter. Sogar im Watt. Gerade im Watt.“

„Wer aber die Welt umrunden will, muß Durststrecken im Watt ertragen können. Darum heißt es Kurs halten! Unbeirrbar sein! Über Stock und über Steine! Sein Ziel nicht aus den Augen verlieren, auch wenn einem die maritimen Metaphern nur so um den Hintern fliegen. Die Leuchtfeuer des Liberalismus trügen nicht! Die Heulbojen der FDP weisen den Weg! Der Geier auf dem Mast ist kein Geier. Das kann gar kein Geier sein, denn der Geier ist ein Landvogel. Wenn es ein Geier wäre, wären wir an Land. Und das hieße, wir hätten uns verfahren. Wir sind hier aber auf See. Louis, bring mir zum Beweis das Logbuch!“

„Der Stammtisch gratuliert Guido Westerwelle zu diesem fulminanten Beweis seines Könnens, der FDP zu einem solchen Vorsitzenden und dem deutschen Volk zu einer solchen FDP. Uns aber gratuliere ich zu unserem neuen Stammtischwimpel, den Christa gestickt hat. Hiermit erkläre ich den Stammtisch vom Dreikönigstag 2011 für eröffnet.“

Der Zinnlöffel machte die Runde. Der Stammtischwimpel wurde allgemein bewundert, vorgeheißt, und danach bekam Andi Arbeit. Es wurden Krabben mit Rührdioxin bestellt, Spiegeldioxin, Dioxin im Glas, Soldioxin, Labskaus mit pochiertem Dioxin, Dioxin in Senfsauce, gebratener Speck mit Dioxin und Dioxinpfannkuchen.

Ganz harte versuchten sogar vom Dioxinlikör. Ließen aber davon ab, als sich herausstellte, daß es genau dieselbe ekle Plempe war wie immer.

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