R.O.T.S.P.O.N. – Der volle Kanal

I said, „Shrink, I want to kill. I mean, I wanna, I wanna kill.
Kill. I wanna, I wanna see, I wanna see blood and gore
and guts and veins in my teeth. Eat dead burnt bodies.
I mean kill, Kill, KILL, KILL.“

Mittelstandsförderung oder der Wille zu töten

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber immer, wenn ich den Spiegel lese, erwacht in mir der Wille – nein, nicht zu töten, aber der Wille, mich damit auseinanderzusetzen, ob die Bereitschaft, zu töten, wenn es sein müßte, wenn es anders gar nicht mehr ginge, und der Wille zu töten, ob das nicht zwei ganz verschiedene Paar Schuhe sind, oder vielmehr ein Paar, bestehend aus zwei verschiedenen Stiefeln, zwei gleichen vielmehr, beides rechte, der eine mit weißen Schnürsenkeln, der andere mit roten.

Mir scheint dann, es muß eine Zeit gegeben haben, in der das Kriegshandwerk nur die Bereitschaft voraussetzte, nicht den Willen. Dann aber wieder scheint mir, daß das vielleicht doch nur Propaganda gewesen ist, zu Zeiten, als die großen Armeen aus Wehrpflichtigen preiswerter zu unterhalten waren als Söldnerheere, und daß zu Zeiten der Söldnerheere Grimmelshausensche Reuter nicht nur die Bereitschaft, Bauern zu peinigen, und Mägde, Weiber und Töchter schreien zu machen, sondern auch den Willen dazu im Tornister mit sich trugen.

Und daß heute, da nach dem Willen der FDP das Kriegshandwerk weiter nichts sein soll, als die Fortsetzung der Mittelstandsförderung mit anderen Mitteln, diese speziellen söldnerischen Tugenden wieder mit Orden belohnt werden sollen.

Das Problem bei der Ausbildung auf der „Gorch Fock“ ist nicht die Härte des Drills, sondern die Wehleidigkeit der Kadetten. Mit Gleichstellungsbeauftragten und Mobbingberatung ist im Kampfeinsatz leider nicht viel auszurichten.

schreibt der Spiegel konsequenterweise, wobei er aber auf halbem Wege stehenbleibt, denn – doppelt so konsequent – hätte es geheißen, das Problem seien nicht die sexuellen Übergriffe, sondern die Weinerlichkeit der Kadettinnen. Ja was denn?

Diese Woche werden wir wieder Neues vom Leben auf der „Gorch Fock“ erfahren, die Marineführung will einen ersten Bericht vorlegen. Man darf gespannt sein.

Spanner.

Die letzte Enthüllung über ein paar Runden Wasserski auf offenem Meer war ja eher enttäuschend.

Verwöhnter Laffe.

Die Betroffenheit ist schon jetzt groß, von „unhaltbaren Zuständen“ und „schikanösen Befehlen“ ist die Rede.

Aber der verwöhnte Spanner, der Laffe hat ja ganz recht. Dabei handelt es sich schließlich um ganz normale Ausbildung. Wichtig, ja kernwichtig in der Mittelstandsförderung ist doch die Freund-Feind-Erkennung. Und für diese ist nun einmal Voraussetzung, daß man den Freund oder die Freundin kenne. Möglichst gut kenne. Möglichst genau. Möglichst überall.

Doch wo genau liegt eigentlich der Skandal?

Gute Frage. In der rauen Behandlung an Bord, die aus Höhlenmenschen mit Abitur Höhlenmenschen mit Abitur und Offizierspatent machen soll? Oder nicht eher in der Wehleidigkeit der Kadettinnen, die den Kommandanten dazu veranlasste, sich über deren mangelnde körperliche Verwendbarkeit zu beklagen?

Schön ist es natürlich nicht, von seinen Vorgesetzten angeherrscht oder angebrüllt zu werden, das hat niemand gerne, aber in einem normalen Unternehmen wird man auch nicht in eine Badewanne mit Essensresten gesetzt.

Und was die sogenannten Ekelrituale angeht, lässt sich nur sagen: Da ist man von youporn Schlimmeres gewöhnt. Von den Mägden, Weibern und Töchtern dort hört man keine Beschwer, und die haben es nicht nur mit 200 blitzsauberen blauen Jungs zu tun, nach denen sich manch eine andere die Finger lecken würde. Da würde wohl manch eine, die es im Leben nicht so gut getroffen hat, die würde da wohl gerne mal mitsegeln, so sieht das doch mal aus.

Vielleicht muss man an dieser Stelle doch einmal darauf hinweisen, daß es sich bei den Kadetten, die sich beim Wehrbeauftragten über einen unerträglichen Druck an Bord beklagten, nicht um angehende Kindergärtnerinnen handelt, sondern um Offiziersanwärter, also Männer und Frauen, von denen man erwartet, daß sie später im Leben mal ein Schiff wie die Gorch Fock führen können sollen. Und dazu gehört wegsehen können. Und um das zu können, müssen sie wissen, wann sie wegsehen müssen, und das setzt voraus, daß sie wissen, was auf der Gorch Fock so abgeht. Und um das zu lernen, gibt es zwei Möglichkeiten: eine gute und eine schlechte. Und am eigenen Leib zu erfahren, was die späteren Untergebenen mit den späteren Offiziersanwärtern so anstellen, ist bestimmt nicht die schlechtere von den beiden.

Wir haben uns offenbar immer noch nicht an den Gedanken gewöhnt, dass der Wille zu töten im Krieg unabdingbar ist –

das ist jetzt wieder O-Ton Spiegel, und sehen Sie, da ist es wieder, mein Thema: der Wille. Was ich oben sagte, ich weiß nicht, ob Sie sich noch erinnern können: daß es mir bei der Lektüre des Spiegel immer hochkommt. Also, der Wille hochkommt. Der Wille, mich damit auseinanderzusetzen, meine ich.

Sicher, der Tod der jungen Kadettin, die beim Aufentern den Halt verlor, ist tragisch und für die Eltern ein grausamer Verlust, aber Mittelstandsförderung ist zum Nulltarif nicht zu haben. Und ebenso sicher kann man fragen, ob das Aufentern, das als solches ja schon nicht ungefährlich ist, sich dazu eignet, der Stammbesatzung zu erlauben, ihr Mütchen an den Offiziersanwärtern zu kühlen, und denen mit gebrüllten Befehlen mal ordentlich Beine zu machen? Aber jedes ehrliche Stammbesatzungsmitglied wird Ihnen sagen, daß es sich hervorragend dazu eignet.

Wer vor allem Zahnmedizin oder Vergleichbares studieren will, dem kann man nur den Rat geben, dies an einer normalen Uni zu tun, das Militär ist dafür nicht der richtige Platz. Wo die Auszubildenden mit Vorgesetzten und Kameraden zu tun haben, wird es immer deutlich gefährlicher zugehen als in einem Labor oder Hörsaal.

Man kann nun eine Gleichstellungsbeauftragte an Bord schicken, wie es der Wehrbeauftragte empfohlen hat, und man kann davon ausgehen, daß die Mannschaft noch selbigen Tags einen Preis für denjenigen auslobt, der ein Video von der Gleichstellungsbeauftragten zu youporn hochlädt. Beides hilft der Mittelstandsförderung nicht wirklich weiter.

Wichtiger – und jedenfalls zum Überleben weit vorteilhafter – ist die zuvor erworbene Fähigkeit, sich unerschrocken seiner Haut zu erwehren.

Hah? Sich wehren? Seiner Haut wehren? Mit zuvor erworbenen Fähigkeiten?

Wie wird mir denn – ich fühle mich plötzlich so wehrhaft, so unerschrocken? Wo ist mein Rotspon? Wo ist mein Fleischklopfer? Wo ist der Kapitän, daß ich ihn über Bord werfe! – Shrink! I wanna kill! I – I wanna, I mean I wanna – I wanna kill!

4 Kommentare zu “R.O.T.S.P.O.N. – Der volle Kanal

  1. Friederich sagte am 4. Februar 2011 um 02:54:

    »In der rauen Behandlung…« … »veranlasste«

    Was ist denn hier los? Pfaffenackerreform?


  2. Germanistenfuzzi sagte am 4. Februar 2011 um 09:42:

    <blockquote> über Bord! Maschinen stopp! Alles an die Ruder! MOB-Bake außenbords! Den SART!

    Tja, <blockquote>, jetz zeig mal, daß du gelernt hast, aufzuentern! Wer hat denn damals immer an Bord liegen wollen und sich den Rücken ölen lassen?


  3. Spambart der Schreckliche sagte am 4. Februar 2011 um 22:47:

    Wirklich Nice! Gefaellt mir! Wo ist der Like Button fuer Facebook?


  4. Germanistenfuzzi sagte am 5. Februar 2011 um 00:33:

    Der Like Button fuer Facebook ist geplatzt. Weil die Leute immer nur auf ihn klicken wollten, schwoll ihm der Kamm, und er tat sich immer dicker und dicker, und zum Schluß tat es einen Riesenknall, die Fetzen flogen überall herum, ein entsetzlicher Gestank stieg zum Himmel und Schmauch quoll überall aus den Backbones.

    Hast du das gar nicht mitgekriegt? Ich dachte, als Spammer kommt man rum?


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