Deutscher Humor

Nach der herben Kritik, die Cécile Calla auf Spiegel Online an den Deutschen geübt hat, und speziell an deren mangelnder Fähigkeit, in gemischter Gesellschaft jene Art Witze zu erzählen, die am Käsdorfer Donnerstagsstammtisch verpönt sind, und für deren Nichtsublimierung dort zwei Euro in den Nickneger gesteckt werden müssen, wollen wir uns, um Demoiselle Calla zu gefallen, bei deren Anblick uns sofort ganz belle-époque und fin-de-siècle zumute wird, und wir den Wunsch verspüren, uns mit Syphylis und Schwindsucht unfern des Montmartre in ein möbliertes Bett zu legen und Blut zu spucken, um ihr dadurch vielleicht noch besser zu gefallen – mais on ne peut pas tout avoir! – also wollen wir ihr wenigstens einen Witz erzählen:

Ich fürchte allerdings, es wird ein sehr deutscher Witz. Aber er handelt immerhin von Dominique Strauss-Kahn, welcher ein Franzose ist, und spielen tut er in Amerika. Er handelt davon, wie Dominique Strauss-Kahn sich einmal, als er aus dem Gefängnis kam, bei seinen ehemaligen Mitarbeitern entschuldigen wollte. Und er ist derben sexuellen Inhalts, ganz der Typ, den sich unser reizendes Madamchen gerne zum Abendessen erzählen läßt.

Mir persönlich fällt das nicht so ganz leicht, ich erröte zart, was mir, wie man sagt, zwar ausgezeichnet steht, aber da es mit Gesichtshitze einhergeht, versuche ich immer, meine vornehme Blässe zu wahren. Deswegen erzähle ich diesen Witz auch unter Pseudonym – ein Pseudonym, das ich mir vor Jahren einmal ausgedacht habe, für den Fall, daß ich über schlüpfige Themen schreiben, aber es hinterher nicht gewesen sein will. Deswegen habe ich mir diesen Meister Eckhart zugelegt. Und damit er schlüpfrig wird, schreibe ich ihn falsch, so daß daraus ein ‚Meister Seitensprung‘ wird. Hehe!

Jetzt bin ich doch rot geworden. Aber das ist nicht der Witz. Nicht der Witz, den ich erzählen will, jedenfalls, denn der handelt von Dominique Strauss-Kahn. Auch ein Meister des Seitensprungs, wenn man alles glauben darf, was man hört. Hihi. Und wie er sich bei seinen ehemaligen IWF-Mitarbeitern entschuldigen wollte. Seinen Mitarbeiterinnen, hoho!

Also, der Witz:

Einmal wurde Dominique Strauss-Kahn aus dem Kerker entlassen. Es war ihm dort nach der Eingekerkerten Weise gegangen, das heißt: begrenzter Auslauf, ausreichend Nahrung, aber kaum je die Möglichkeit, sich bei einer Mitarbeiterin zu entschuldigen.

Nun gehörte Strauss-Kahn aber zu den Leuten, die jeden Tag, an dem sie sich nicht bei einer Mitarbeiterin entschuldigen können, für einen verlorenen Tag ansehen. Besser noch: zwei Mitarbeiterinnen. Oder je nachdem. Wenn solche Männer aus dem Kerker kommen, will es die Fama, daß sie sich am liebsten gleich sofort und bei der ersten Frau, die ihnen über den Weg läuft, entschuldigen wollen, und zwar jetzt und hier, auf der Stelle, auf der Straße, im Hausflur oder wo auch immer.

Bei Strauss-Kahn kam noch erschwerend hinzu, daß man ihm im Kerker, wo er sich nicht wehren konnte, seinen IWF weggenommen hatte. Da war nun guter Rat teuer, denn der IWF, das war sein Jagdrevier gewesen. Da hatte er etliche 100 Mitarbeiterinnen gehabt, die es alle, alle, davon war er überzeugt, verdient hatten, daß er sich bei ihnen entschuldigte. Und bei denen, die es nicht verdient hatten, bei denen war er großzügig. Bei denen entschuldigte er sich trotzdem. Je nun. Tempi passati. Er würde sich nach neuen Jagdgründen umsehen müssen, und das würde ihm auch nicht schwerfallen. Das machte einer wie er alles mit einer Augenbraue. Die brauchte er nur was weniges noch oben zu ziehen, dann wußte das Wild, woran es war. Wehe, wenn er beide Augenbrauen nehmen mußte!

Ich weiß nicht, wie die Franzosen das machen, ich weiß es wirklich nicht. So einen Witz, den kann man doch nicht bei einer Abendgesellschaft, womöglich im Stehen, erzählen, während man in einer Hand das Glas, und die andere in den Salzmandeln hat. Und das auch noch auf Französisch. Ich erzähle jetzt schon eine dreiviertel Stunde an dem Witz herum, und bin immer noch nicht zu Potte gekommen. In der Zeit hätte sich Strauss-Kahn schon bei mehreren Zimmermädchen entschuldigen können.

Nun, ich will ihn nicht länger zappeln lassen. Er war lange genug eingekerkert, nun soll er sich auch Erleichterung verschaffen dürfen: er rief beim IWF an und vereinbarte einen Abschiedsbesuch, welchen er dafür nutzen wolle, sich zu entschuldigen, daß er so lange nicht vorbeigekommen sei und seinen Pflichten daher auch nicht habe nachkommen können. Er bat darum, die Mitarbeiter einzufangen, nach Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen zu trennen, die Mitarbeiterinnen zu säubern und auf die Couch im Nebenzimmer seines ehemaligen Büros zu legen. Er komme gleich vorbei und wolle nicht groß Zeit verlieren, sondern gleich mit dem Entschuldigen anfangen.

Vor lauter Vorfreude hätte er sich beinahe schon am Telefon entschuldigt, konnte dann aber gerade noch an sich halten.

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