Sie haben, sagt Germanistenfuzzi, erstmals das Genom einer Frau entschlüsselt, rücken die Ergebnisse aber noch nicht raus, weil, so glaubt er, auch die Forscher schließlich bloß Männer sind, die ihre Eroberung erstmal ein Weilchen für sich behalten wollen; und wenn er am Samstag morgen Photos von seiner neuen Freundin in der Küche gemacht hat, mit Remouladensoßentupfern und Petersiliensträußchen und Salamiröllchen, stellt er die schließlich auch nicht ins Internet, sondern betrachtet sie daheim im Kämmerlein alleine und für sich. Dominanzverhalten sei das, man kenne das, und mir sei es ja wohl auch nicht so ganz fremd, denn wenn er es recht sehe, gönnte ich dem Paddy doch wohl auch keinen Stich.
Ich weiß nicht. Mir ist das glaube ich egal. Wenn ich Paddy verhaue, dann aus Idealismus und weil ich ihn nicht leiden kann, aber doch nicht aus Sexualneid. Wenn ich mich jedesmal aufregen wollte, wenn meine Frau sich mit Paddy im Klostergraben rumwälzt, dann hätte ich viel zu tun. Zwar meint Germanistenfuzzi, ich sollte mal nicht so abgeklärt tun, ich würde mich ja schon aufregen, wenn Paddy nur an den Zaun kommt, aber das ist ja auch ganz was anderes. Das ist schließlich mein Zaun, und ich kann dem Flegel ja nun nicht alles durchgehen lassen.
Alles nicht, meint Germanistenfuzzi, aber ich ließe Paddy ja gar nichts durchgehen. Kann sein, daß er recht hat. Reine Sicherheitsmaßnahme.
Er sei jedenfalls schon sehr gespannt auf das Ergebnis, insbesondere darauf, ob sie das Schnittchengen gefunden hätten, und wie das aussähe. Schnittchengen? wollte ich wissen.
Ja, meinte Germanistenfuzzi, er vermute, daß das weibliche Genom an einer gewissen Stelle, die nach Brauch und Herkommen von Kleidung bedeckt und für gewöhnlich den Blicken entzogen sei – ungefähr dort, wo bei Männern das Klappstullengen sitze – ein Schnittchengen hätten. Das müsse es geben, denn wie sonst sei es zu erklären, daß Frauen mit Eßsachen Ikebana zu spielen geneigt seien, während Männer – und Hunde, übrigens auch Hündinnen, er fühle sich meiner Frau und mir da gleichermaßen verwandt – während also der vernünftige Teil der Schöpfung sich doch ganz auf das operative Geschäft der Nahrungsaufnahme konzentrierte, und beispielsweise die Leberwurst zwischen zwei Brotscheiben schmierte, und nicht außenrum, wo man sie dann an die Greifhand bekäme, wenn man das Brot zu essen versuchte.
Ich gestehe, daß ich an dieser Stelle Schwierigkeiten hatte, meinen Speichelfluß zu kontrollieren. Die Vorstellung einer rundum mit Leberwurst eingeschmierten Brotscheibe hat, das ist nun mal so, eine ähnlich starke Wirkung auf meine Einbildungskraft, wie die Vorstellung einer Flachschnauzerrüdin mit einem Body-Mass-Index von 25 aufwärts und ohne was an auf Germanistenfuzzi. Der streitet das zwar ab, aber ich kann es riechen, weil er bei dieser Art Vorstellung anfängt, Botenstoffe auszuschütten, und zwar nicht zu knapp. Als ich mich mal mit seiner neuen Freundin darüber unterhielt, sagte die, selbst sie könne die Botenstoffe riechen, und außerdem fange Germanistenfuzzi dann an zu sabbern.
Das letztere stimmt nicht. Das sagt sie wahrscheinlich nur, weil sie sich ärgert, daß sie bloß einen Body-Mass-Index von knapp über 20 hat, außer in den Problemenzonen, da, sagt sie, komme es örtlich zu BMIs von bis zu 27; sollte es Germanistenfuzzi jedoch einfallen, mit Blick auf ihre Problemzonen zu sabbern oder Botenstoffe auszuschütten, dann könne er was erleben. Aber bei mir ist es leider so, daß mir das muköse Sekret der Unterzungenspeicheldrüse, wenn es reichlich fließt, zu den Lefzen heraustritt, ohne daß ich es verhindern könnte.
Frauen, sagte Germanistenfuzzi, und damit meint er Flachschnauzerweibchen, Frauen gewönnen Klappstullen anscheinend nichts ab. Sie wollten immer den Tisch ein bißchen nett haben, mit Kerzen und Deckchen, und hier ein Schüsselchen und da ein Brettchen, und die Salami aufgerollt und ein Petersilienzweiglein rausschauen lassen und ein Tupfer Mayonnaise hier hin und zwei Weintrauben auf den Camenbert und die Radieschen mit dem Schnitzmesser verunstaltet und die Oliven aus dem Glas genommen und das Baguette schräg geschnitten und zuguterletzt die Servietten gefaltet, in einem Tempo und einer so komplexen Kniffolge, daß sein räumliches Vorstellungsvermögen regelmäßig mit einem Buffer-Overrun reagiere.
Das war nun ein Hin und Her, auf das meine Speicheldrüsen nicht einheitlich reagieren konnten, aufgerollte Salami ist natürlich eine prächtige Sache, Petersilie hingegen läßt mich eigentlich kalt, außer in Petersilienkartoffeln, die hochwillkommen sind; und wir hatten auch schon mal Petersiliensoße, mit gekochtem Rindfleisch, auch nicht verkehrt; und seit ich einmal die Käseplatte kapern konnte, weiß ich, daß auch Weintrauben nicht zu verachten sind, jedenfalls die eine Sorte, mit der anderen kann man mich ja jagen, so wie mit Radieschen und mit Oliven. Obwohl, wie ich einmal die Vortagspaella kriegte, leider nur halb, weil meine Frau die andere Hälfte bekam, da waren da auch schwarze Oliven drin. Ich habe sie gefressen, aber sie müssen nicht sein. Paella ohne Oliven schmeckt ebenso gut.
Diese Überbetonung des Vorspiels, sagte Germanistenfuzzi, sei für ihn ein klares Indiz für sexuell determiniertes Verhalten, wie man es im andren Kontext ja auch kenne, wenn zum Beispiel seine neue Freundin ihre Paarungsbereitschaft dadurch zu erkennen gebe, daß sie stundenlang in der Badewanne liege und warmes Wasser zulaufen lasse, um, wie sie sage, Haut und Seele durchlässig zu machen, stundenlang mit zwei um Kopf und Leib verknoteten Handtüchern herumlaufe, stundenlang die Nägel feile, abgestorbene Hautschuppen zwischen den Zehen hervorpule, Hornhaut raspele, kritisch die Problemzonen beäuge, stundenlang mit Freundinnen telefoniere und sich von ihm Milchkaffee bringen lasse, anstatt, wie es vernünftig wäre, erst die notwendigen Dinge zu erledigen, und sich anschließend Milchkaffee bringen zu lassen und anschließend zu telefonieren, wenn es denn schon sein muß.
Hm. Ich glaube, er vertut sich da. Ich meine, man riecht es doch, wenn die Rüdin sich paaren will. Sie schüttet doch auch Botenstoffe aus. Ich rieche das jedenfalls. Wenn sie mich vor die Haustür schicken und sich ins Schlafzimmer verziehen, oder in die Küche, oder ins Bad, oder auf den Dachboden, oder in den Keller, oder ins Wohnzimmer, oder sie bleiben im Flur, oder egal wo, man riecht das doch bis vor die Haustür. Und wenn sie mit Handtüchern rumläuft, dann will nicht sie, dann will er. Das riecht man nämlich auch.
Aber was soll ich mich da einmischen. Mir ist das Paarungsverhalten der Flachschnauzerrüden und -rüdinnen sowieso nicht ganz klar. Ich meine, was hat es denn für einen Sinn, daß die Rüdin olfaktorisch Paarungsbereitschaft signalisiert, sich dann aber auf den Rücken legt? Oder sich, noch verrückter, mit angezogenen Schenkeln auf meinen (!) Sessel hockt? Wenn meine Frau sich auf den Rücken legt, dann will sie sich den Puckel schubbern, und wenn sie sich paaren will, stellt sie sich vernünftig hin und legt die Rute zur Seite. Und wenn sie sich nicht paaren will, dann setzt sie sich hin, oder sie bellt kurz und ungehalten und schnappt nach meinem Ohr, und ich gehe zu Cora oder der anderen da, Caro, oder zu Kira, oder Kylie oder ####, oder Kaja oder zu Katy und die Sache ist erledigt. Wenn sie nicht wollte, könnte Germanistenfuzzis neue Freundin ihn doch auch verbellen oder wegbeißen, aber erst jede Menge Botenstoffe ausschütten und sich dann so hinzusetzen, daß man nirgends dran kann, das ist doch nicht klug! Die sollte doch mal ihr Genom untersuchen lassen.
Hätten sie ja jetzt gemacht, sagt Germanistenfuzzi, bzw. nicht das Genom seiner Freundin, das hätte was geben können: wahrscheinlich hätte es nach den Forschern geschnappt, sie angespuckt und gekratzt, oder aber es hätte mit wenigen wohlgezielten Worten und anschließendem eisigem Schweigen reagiert und die Forscher auf die nonverbale Tour fertiggemacht. Auf jeden Fall aber hätten sie anschließend einen neuen Sequenzierautomaten gebraucht. Nein, man habe das Genom von Jouffrouw Meisje aus Holland genommen, aber die grundlegenden Funktionen weiblichen Paarungs- und Tischdeckverhaltens seien doch aller Wahrscheinlichkeit nach Universalien und könnten von einer Holländerin ohne weiteres auf seine neue Freundin übertragen werden. Vielleicht, daß Jouffrouw Meisje andere Nuancen setzen würde, er denke da etwa an Holzschuhe, Delfter Kacheln, weiße Schürzen und keine Gardinen vor den Fenstern, aber auf den Rücken legen würde sie sich wahrscheinlich auch.
Ich merkte, daß Germanistenfuzzi an dieser Stelle Botenstoffe auszuschütten begann, und versuchte, ihn auf andere Gedanken, konkret: noch einmal auf das Thema Klappstulle zu bringen. Dieses Leberwurstbrot, von dem er da gesprochen habe, ob es sich dabei um ein reales, greifbares, materiell vorhandenes Leberwurstbrot oder nur um ein diskursives Leberwurstbrot, die Idee eines Leberwurstbrotes, das Konzept Leberwurstbrot, das Leberwurstbrot an sich und für sich gehandelt habe?
Ich hatte es zwar gut gemeint, aber ein untaugliches Sujet gewählt, denn ich merkte, daß meine Unterzungenspeicheldrüse nun ihrerseits mit Ausschüttungen begann, und ich mußte heftig schlucken. Aber Germanistenfuzzi ließ sich sowieso nicht ablenken und meinte, ich dürfe, bei meiner Kritik der Paarungsgewohnheiten von Flachschnauzerweibchen die Vorteile, die die Greifhand mit dem gegenübergestellten Daumen mit sich bringe, nicht unterschätzen. Wie überall, spiele diese Greifhand auch während der Paarung eine prominente Rolle, man könne mit ihr #### und #### und #### und den #### sowie die #### nehmen und #### ####, ganz abgesehen von der Möglichkeit, mit der #### #### #### #### und damit #### in die #### #### ####.
Nagut. Ich kenne und schätze die Greifhand, als cooles Puckelschubbertool einerseits sowie andererseits als praktisches und bis dato anscheinend einziges Werkzeug um damit die Kühlschranktür zu öffnen, denn anders als andere Türen, die sich mit einer gewissen Verzögerung, aber mit im allgemeinen hinreichender Zuverlässigkeit öffnen, wenn man an ihnen kratzt, reagieren Kühlschranktüren prinzipiell nicht auf Kratzen.
Aber ich denke, daß Germanistenfuzzi das der Greifhand innewohnende Potential maßlos überschätzt. Meiner Meinung nach kann sie nichts, was ein tüchtiges Gebiß nicht auch zuwege brächte. Remouladensoße in die Tube zurückdrücken kann nämlich auch die fixeste Greifhand nicht.
Geschenkt, sagte Germanistenfuzzi, aber zurück zu meiner Klappstulle.
Das war gemein, insofern in dem Moment die Speichelproduktion gerade etwas nachgelassen hatte, aber bei dem Wort Klappstulle natürlich wieder loslegte.
Er habe einmal, und er bitte darum, daß das unter uns beiden bleibe, bitte diesmal auch kein Wort an meine Frau, er habe da einmal mit einer Dame, deren Name und Body-Mass-Index überhaupt nichts zur Sache beizutragen hätten und die deswegen auch überhaupt keiner Erwähnung bedürften, insbesondere keiner Erwähnung in Gegenwart seiner neuen Freundin, er habe da einmal mit dieser Dame einen Disput über das Klappstullengen der Männer gehabt – damit meint er Flachschnauzerrüden -, und in diesem Disput habe die Dame behauptet, die Vorliebe der Rüden für zusammengeklappte Brotscheiben mit ordentlich was dazwischen, zum Beispiel Schweinebraten, Gänsebrust, Prager Schinken, Rügenwalder Teewurst, Leberkäse, Camembert, Foie gras, Serrano Schinken, Greyerzer Käse, lufttrockener westfälischer Mettwurst, Katenrauchwurst, Kalbssülze, Plockwurst, gesalzener Butter, Cervelatwurst, Rauchspeck, Cream Cheese, diverse Salamisorten, diverse Sorten Rotschmierkäse, Pökelzunge, diverse Sorten Edelpilzkäse, Mortadella, Bierschinken, Jagdwurst, Pâté de lapin, Confit de canard, Pancakes, pikanter Hackbraten, oder halt eben mit Leberwurst –
Germanistenfuzzi kann ein richtiges Arschloch sein.
– die Vorliebe von Männern für diese Art Nahrung sei, habe diese Dame behauptet – es sei an einem Biertisch in einem Biergarten gewesen, und er habe vom vielen Biergartenbier ziemlichen Kohldampf gehabt, aber es habe außer Laugenbrezeln nichts gegeben –
Ja und? Laugenbrezeln sind doch nicht verkehrt? Ich habe neulich im Gebüsch am Schützenplatz eine gefunden. Sie war schon ein wenig weich – besser sind sie, wenn sie ein paar Tage auf der Fensterbank gelegen haben und schön knackig geworden sind – aber fressen ließ sie sich tadellos.
– diese Vorliebe der Männer, so habe die Dame, die wahrscheinlich zuvor etwas gelesen hatte, das ihr nicht bekommen war, diese Vorliebe lasse sich nur mit der Vaginalfixiertheit der Männer erklären, die an der Klappstulle die Ähnlichkeit mit der Vulva schätzten. Und Germanistenfuzzi, dem ‚Apfel‘ und ‚Auster‘ als Vaginalsymbole mit Ähnlichkeitsbeziehung geläufig gewesen seien, wenn es denn schon partout was zum Essen sein müsse, – ihm persönlich hätten ‚Garten‘, ‚Gärtchen‘, Gärtlein‘ usw. immer sehr viel besser gefallen und einleuchtender gedünkt, und sein Favorit, seit diesem Tag, sei ‚Biergarten‘ -, er habe erst einmal nachgefragt, ob er richtig gehört habe, und worin sie denn bestehen sollte, diese Ähnlichkeit, mehr in dem Zusammengeklapptsein oder mehr in dem ‚ordentlich was dazwischen‘? und ob die Dame sicher sei, daß die Fixierung wirklich am Mann festgemacht werden könne, und ob nicht viel eher bei ihr im Genom etwas lose sei, was bei Gelegenheit mal fixiert werden müßte? Wenn sie denn darauf bestünde, könne er sich mit ihr vielleicht einigen, daß sich aus einem Brötchen, richtiger, aus der Oberhälfte eines Brötchens in einem Look-Alike-Contest etwas machen ließe, aber selbst dann sei bei der Oberhälfte etwa einer Kaisersemmel auch schon wieder Feierabend.
Die Dame sei sich aber sicher gewesen oder habe das zumindest behauptet. Ein Ortstermin mit Inaugenscheinnahme und direktem Vergleich habe sich dort im Biergarten nicht ansetzen lassen, und zwar wegen des Mangels an Klappstullen nicht. Einem Vergleich mit einer Laugenbrezel, den Germanistenfuzzi als Alternative vorgeschlagen hatte, habe die Dame nicht zugestimmt, und auf Germanistenfuzzis theoretisches Diskursbegehren hin im übrigen Zuflucht zu Nichtwissen genommen. So habe an dem Abend z.B. nicht mehr geklärt werden können, ob Schwule ebenfalls Stullen bevorzugten, oder ob auch sie die weibliche Unart teilten, Nahrung häppchenweise und dekorativ aber unstrategisch auf dem Tisch zu verteilen und alles, was sich nicht mehr wehren könne, mit Remoulade zu betupfen, aufzuspießen, in widernatürliche geometrische Formen zu stümmeln, und stets das miteinander zu paaren, was sich nicht ausstehen könne, Käse mit Pumpernickel etwa, und Weißbrot mit Schinken, statt umgekehrt, wie es der natürlichen Ordnung der Dinge entspreche.
Und dann, wollte ich wissen.
Nichts dann, sagte Germanistenfuzzi. Damit sei die Geschichte zuende. Der weitere Verlauf des Biergartenabends sei nicht weiter erhellend und ihm im Übrigen auch längst entfallen.
Dabei roch er allerdings, als könnten seine Botenstoffe sich noch ganz gut an den Abend erinnern.
Schönen Dank übrigens für den ‚vernünftigen Teil der Schöpfung‘. Daß ich dazugehöre, ist ja klar, und daß der Kavalier der Alten Schule seine Frau überall willkommen heißt, versteht sich ebenfalls. Aber Paddy?! Und Germanistenfuzzi selbst? In sein Lobpreisgeheul zugunsten der Klappstulle stimme ich jederzeit ein, aber ich sehe keine Not, Schnittchen und Häppchen, Cracker und Canapees, Fingerfood, Bruschette, Sandwiches, Mundbissen, Snacks, Spieße, Grissini in Parmaschinkenstola, Käse-Sticks, Blini, Wraps und sonstige Amuse geules zu denunzieren. Warum denn? Wenn man sie zusätzlich kriegt?!
Seine neue Freundin hat uns ein Spiel beigebracht, das geht so: Samstags nach dem Frühstück nimmt sie die Brötchentüte, pustet sie auf, und dann steckt sie lauter Kleinigkeiten hinein, die Sonnenblumenkerne vom Weltmeisterbrötchen, und Stückchen vom Käse und die Eierkappe und das Weiße vom Schinken und was sonst noch so übriggeblieben ist, und dann dreht sie die Tüte am Kragen fest zu und wirft sie in die Luft und ich fange sie und renne damit weg und reiße die Tüte in kleine Fetzen und fresse alles auf was drin ist.
Das ist zwar nur sehr wenig und das Ganze eine üble Mogelpackung und wahrscheinlich vollkommen unökonomisch, aber es macht ja auch Spaß; die Unterzungenspeicheldrüse will schließlich mitessen. Und das Danebensitzen während die Tüte fertiggemacht wird, ist das beste von allen: Thrill and Suspense. Wie ich als Welpe einmal die Sommerwurst erwischt hatte, hatte ich sie aus reinem Sicherheitsdenken schon zu drei Vierteln aufgefressen, bevor meine Geschmacksnerven davon irgendwas mitbekamen. Ich möchte die Erfahrung nicht missen, aber eigentlich hat man nicht viel davon. Man muß loslassen können. Wie beim Einpacken der Tüte, da ist es, als hätte man Phantombeute in der Schnauze, man schmeckt bereits alles, was in die Tüte reinkommt, aber hat es noch nicht, es ist gleichzeitig fern und nah, und es ist, als wenn man an einem schönen Sommervormittag im Garten sitzt und wartet, daß Paddy an den Zaun kommt, und er kommt noch nicht, aber man weiß ganz genau, er wird kommen, und wenn er kommt, dann wird man ihn zusammenfalten, und zwischendurch schaut man nochmal nach der Tüte von letztem Samstag und leckt noch einmal nach, und legt sich wieder in die Sonne und träumt vom Samstag vormittag und wie es wäre, wenn der Zaun nicht da wäre, und was man mit Paddy machen wird, wenn er gleich kommt, und Vergangenheit und Zukunft schnurren zusammen zu dem einen Punkt im Hier und Itzt -: und das alles verdankt man dem Schnittchengen von Germanistenfuzzis neuer Freundin.
Germanistenfuzzi aber sagt, wenn seine Freundin so weiter und die Hunde derartig verrückt macht, wird er einen Defibrillator anschaffen müssen, für den Fall, daß einer von beiden vor Tütenvorfreude den Herzkasper bekommt. Außerdem speichelten wir ihm die ganze Küche voll, und wer könne sie anschließend wieder wischen? Er.
Da soll er sich mal nicht so haben. Letzte Woche hat er die Küche auch wischen müssen, und da waren es nicht ich oder meine Frau, denn wir waren vor die Tür geschickt worden, und ich war meiner Frau halbherzig etwas aufgeritten, nicht aus Paarungswillen, sondern aus Höflichkeit und Dominanzgehabe, wie Mama es mir beigebracht hat, und sie hatte sich gesetzt und kurz nach meinem Ohr geschnappt, aber mehr aus Pflichtbewußtsein denn aus Empörung, und hinterm Zaun saß Paddy und hatte wie üblich dreckige Krallen, der Flegel, und … was wollte ich gleich erzählen? Ach so: und Germanistenfuzzi und die Freundin waren in der Küche zugange, und als wir wieder reindurften war die Freundin unter der Dusche und überall in der Küche lagen und hingen ihre Klamotten herum und Germanistenfuzzi wischte den Fußboden.
Das sei aber nur Mayonnaise gewesen, sagt Germanistenfuzzi. Sie hätten an dem Tag beide und ca. gleichzeitig einen heftigen Botenstoffschub erlitten, und das sei zufällig in der Küche gewesen, und sie seien beide schlagartig und ohne große Präliminarien zum operativen Geschäft übergegangen, und wie er versucht habe, mit der linken Greifhand den Kühlschrank zu öffnen und die Mayonnaise herauszuholen, die er zur Beförderung der Wollust habe einsetzen wollen, ohne die andere Greifhand, deren gegenübergestellter Daumen in #### #### und unabkömmlich gewesen sei, zuhilfe zu nehmen, da sei ihm nichts übrig geblieben, als den Deckel des Mayonnaisenglases zwischen Kinn und Brustbein zu klemmen und das Glas durch Drehen mit der Linken zu öffnen; aber währenddessen habe seine Freundin ihm #### #### #### ####, und beides zusammen sei halt nicht gegangen, und das Glas sei runtergefallen, und sie hätten sich mit Remouladensoße aus der Tube beholfen, was auch ok gewesen sei, obwohl laut Originalrezept eigentlich Mayonnaise dazugehört. So hätte sich denn im weiteren Verlauf der Dinge Mayonnaise und Remouladensoße und Kapern und Sardellen und … aber was mich das überhaupt angehe? Jedenfalls hätte anschließend die Freundin geduscht und der Fußboden gewischt werden müssen. Sei aber kein Problem gewesen, Mayonnaise, wie auch #### und #### lasse sich relativ leicht aufwischen, kein Vergleich zu meinem Unterzungenmucus.
Aha, Mayonnaise war das also. Ich hatte intensiv nachgeleckt, aber nicht rausgekriegt, was es war. Es schmeckte nicht nach ihm, es schmeckte aber auch nicht nach ihr. Im Wesentlichen schmeckte es nach Neutralreiniger.
Und wegen sowas mußte ich auf meine Tüte verzichten. – Sonntags übrigens kriegt meine Frau die Tüte. Nicht auszuhalten.
Wenn ich eines Tages defibrilliert werden muß, wird es ein Sonntag sein.