Kaum ist man mal eine Woche nicht da, schon geht es über Tische und Bänke. Der niedersächsische Gewerbelehrer ist per Amtseid aber nicht nur dazu verpflichtet, seine Zöglinge sozialliberal zu indoktrinieren, mit seinem hohen und zu regelmäßigen Gehalt den Staatshaushalt zu ruinieren, sich beides von der Springerpresse nachsagen und von deren Leserschaft mißgönnen zu lassen, sondern viertens auch: während der Herbstferien Urlaub zu machen. Soll ihm auch das nicht mehr gegönnt sein? Soll man hier bald nicht mehr aus den Hosen können, ohne daß irgendwo ein Euroland zugrundegerichtet oder gerettet wird?
Schäuble! Sie legen die Steuersenkungsflausen sofort wieder hin! Das ist Röslers Steckenpferd. Wenn Sie sich lächerlich machen wollen, sagen Sie was zur Innenpolitik, denn der Friedrich ist damit überfordert.
Friedrich! Hände aufs Pult! Und bis morgen 50 Mal: „Es ist falsch, Trojaner mit in die Schule zu bringen. Wenn andere das tun, halte ich den Schnabel. Es wird nicht besser dadurch, daß ich meinen Senf dazugebe. Davon ab: Keiner meiner Schulkameraden hat während der Pause Trojaner zu tauschen. Das gilt für alle. Auch für meine Kollegen in den Innenressorts der Länder. Gerade für die.“
Merkel! Wenn sie mit Sarkozy schmusen wollen, ist das ok. Sie sind 18 und sind mündig, wir haben Ihnen nicht drein zu reden. Sie sind sogar fünfundzwanzig, ja vierzig. Was heißt, Sie haben das passive Wahlrecht und könnten zur Bundespräsidentin, ja, gar zur bairischen Ministerpräsidentin gewählt werden. Sie sind eine Frau, und das heißt, Sie haben sogar das aktive Wahlrecht. Seit Stücker 92 Jahren können Sie knutschen, wen Sie wollen. Aber was tun Sie vorher? – Richtig, Sie fragen! Wir wollen nicht, daß es zu unerwünschten Absprachen kommt. Denken Sie auch an Ihren Souverän, auf den alles zurückfällt.
Gaddafi, auch Sie stehen bitte auf, wenn ich die Klasse betrete. Nein, ich akzeptiere keine Ausreden. Gysi, Sie lassen die Finger von Willy Brandt. Willy Brandt gehört der Linken, wenn ein Vereinigungsparteitag der Linken und der SPD es so beschließt, nicht vorher. Das Spiel Köln gegen Hannover wird gefälligst wiederholt, so geht es ja nicht. Und die Herabstufung der italienischen Banken wird rückgängig gemacht. Ich möchte dabei sein, wenn Banken herabgestuft werden. Immer! Und ich möchte es nicht immer wieder sagen müssen.
Strauss-Kahn, Sie setzen sich ab sofort bitte neben Berlusconi, und Sie beide sitzen hier vorne vor dem Pult, damit ich Sie besser im Auge habe. Sie, Seehofer, können vorerst dahinten sitzen bleiben, ich brauche Sie noch gegen die FDP. Aber denken Sie bitte an die Aufstellung Ihrer Ehefrauen, die Sie mir versprochen haben. Und denken Sie daran: ich wünsche eine einstellige Gesamtzahl.
Daß die ETA den bewaffneten Kampf einstellen will, hat meinen Beifall, sofern damit nicht auch das Ende aller europäischen Kleinstaatereibemühungen eingeläutet sein soll. Ich möchte daher nachdrücklich die Unabhängigkeitsbestrebungen Oldenburgs, Lippe-Detmolds und Kurhessen-Schaumburgs in Erinnerung rufen. Es wäre schön, wenn sich jemand fände, diese erneut, und deren Austritt aus der Eurozone zu betreiben. Allerdings ohne bewaffneten Kampf. Wer wäre denn dazu mal bereit? – Es muß ja nicht sofort sein. Wenden Sie sich, bei Interesse, in der Pause an den Kollegen Germanistenfuzzi; der hat seit der gescheiterten Ortsbürgermeisterwahl entschieden zuviel freie Zeit.
Ganz im Gegensatz zu unsereinem, der sich mit Ihnen herumschlagen muß.
So, wo waren wir stehengeblieben? Anschlag auf den saudischen Botschafter? Was ist daraus geworden? Alles heiße Luft, oder was? Na, das zeichnete sich ja schon ab. Aber wenn was wirklich interessantes in den USA passiert, wenn sich die Republikaner gegenseitig zausen, dann kann man das nicht in eine Woche legen, in der ich Zugang zu Medien habe, nein?
Nein, kann man nicht.
Ist sonst noch etwas passiert? – Friedrich Kittler ist tot? – Das tut mir leid. Seine Bücher werde ich nicht lesen, aber ein Mann, der in der Lage war, zwei S-Bahnzüge fahren zu lassen und auf den Regionalexpreß zu warten, weil der ein Raucherabteil hatte, ein solcher Mann wird fehlen.
Er rauche in Frieden.