Fertigung in Billiglohnländern galt lange als Allheilmittel. Doch Unternehmen erkennen zunehmend, welche Risiken sie dabei eingehen. Jüngstes Beispiel: Das Bundesinnenministerium läßt seine Einbürgerungsfragebögen nicht länger in China fertigen.
Qualitätsprobleme und zu lange Transportwege – das sind die Hauptgründe, warum der Bundesminister des Innern die nach China verlagerte Produktion zurückholt. „Für Premiumprodukte ist China einfach nicht kalkulierbar“, sagte ein Sprecher des Ministeriums dem Käsdorfer Metropolitan (KM).
Vor allem für Fragebögen mit komplizierten Fragen ist die Vergabe an chinesische Fremdfirmen nicht geeignet. So brauche man dem BMI zufolge ein halbes Jahr Einarbeitungszeit, um Qualität zu produzieren. Seien etwa statt drei vier von vier vorgegebenen Antwortmöglichkeiten auf eine gegebene Frage falsch und statt einer keine Antwort richtig, habe das zur Folge, daß die ganze Frage nicht beantwortet werden könne. Das sei immer dann mißlich, wenn man eingentlich eine beantwortbare Frage habe haben wollen, wie es bei Fragebögen häufig üblich sei.
Das Innenministerium steht mit der Rückverlagerung seiner Produktion nicht alleine da: Einer Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung zufolge kehrt jeder vierte bis sechste Betrieb nach Deutschland zurück, weil Einbußen bei Qualität und Flexibilität die erhofften Einsparungen bei den Lohnkosten auffressen.
So hatte zum Beispiel die Firma Steiff die Produktion von Teddybären aus China zurückverlagert, weil die dort gefertigten Teddys starr vor sich hin blickten, es am Paarungswillen fehlen ließen, sich ausschließlich von Bambus zu ernähren gewillt zeigten und so komisch schwarzweiß aussahen.
Außerdem hatten die chinesichen Näherinnen den Knopf immer in das falsche Ohr genäht, weil sie lechts und rinks verwechserten. Ähnliches wird von den Einbürgerungsfragebögen berichtet, deren chinesische Autoren nicht nur nicht zwischen Ordnungsamt und Verbraucherschutzamt sondern häufig genug nicht einmal zwischen Amtsmißbrauch und Sechsämtertropfen zu unterscheiden wüßten.
Ganze Schiffsladungen bereits gedruckter Fragebögen hätten deswegen nach China zurückgeschifft, mit Tippex bearbeitet und neu getippt werden müssen.