Unionspolitiker haben nach der Vorweihnachtsansprache von Bundespräsident Wulff gefordert, mit der Präsidenten-Schelte aufzuhören, und werden dabei von Tropfen am Eimer unterstützt. Schluß damit!
Wulff sei schädlich für das Amt, sagte Innenminister Schäuble, der zum Amt ein wehmütiges Es-hat-nicht-sollen-sein- und zu Wulff ein verhärmtes „Das-hätte-nicht-sein-müssen-Verhältnis hat, und der gerne möchte, „daß das Amt des Bundespräsidenten unbeschädigt bleibt. Die Debatten, die im Augenblick geführt werden, sind eine Belastung für das Amt. Und daher halte ich ein gewisses Maß an Zurückhaltung für sinnvoll.“
Da hat er unsere Sympathie. Auch wir sind immer sehr dafür, daß die Leute ein gewisses Maß an Zurückhaltung an den Tag legen, und uns nicht ständig in die Schußbahn laufen. Dazu gleich mehr, aber erst soll noch Bildungsministerin Schavan gelobt werden, die seinerzeit schon die richtigen Worte fand, als es galt, die hohen Standards der Wissenschaft gegen Guttenberg zu verteidigen, und die nun das Amt des Bundespräsidenten gegen Wulff verteidigt: Mit Wulff könne man jedes politische Amt beschädigen, indem man ihn draufsetze, sagte Schavan dem Käsdorfer Metropolitan (KM). In Berlin werde über viele Dinge viel zu hektisch diskutiert. Man sollte viel weniger über viel weniger Dinge diskutieren, und das auch viel weniger hektisch.
Ganz unsere Meinung. Jetzt aber: was? Noch einer?
Ok, der parlamentarische Geschäftsführer der Unions-Fraktion im Bundestag, Peter Altmaier: Er spricht sich für eine Pause in der Debatte aus. Wulff habe mit seiner „Aussage des Bedauerns“ einen Schritt auf seine Kritiker und die Menschen in Deutschland zugemacht, sagte Altmaier am Freitag im ARD-Morgenmagazin. Nun solle er einen Schritt zurück machen, und über die Weihnachtstage bis ins neue Jahr unter einen Stein kriechen, die Klappe halten und aus der Öffentlichkeit verschwinden, um „etwas Druck rauszunehmen“.
Bon. Bzw. nein: er sollte schon da vorne stehenbleiben. Pause in der Debatte ist gut und schön, aber Wulff: bitte mal so stehen bleiben, die anderen Herrschaften, Presseheinis und Trittbrettfahrer, wollen gerne ein paar Schritte zurück treten und bis ins neue Jahr nicht weiter dumm auffallen.
Nun aber – ja bitte, Frau Hasselfeldt? Frau Hasselfeldt ist – hoffentlich sage ich da jetzt nichts Falsches – Vorsitzende der CSU-Landesgruppe im Bundestag, und sie sagt der WELT – was sagt sie? Es solle nun Ruhe einkehren. Genau! Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.
Jetzt aber, meine Damen und Herren, Tropfen am Eimer proudly presents: die Dreckschleuder. Deswegen sprach ich vorhin von freiem Schußfeld, das brauchen wir nämlich, freies Schußfeld zwischen hier und da, zwischen uns und Wulff, zwischen der Dreckschleuder und ihrem Ziel.
Unter einer Dreckschleuder wollen Sie sich bitte im wesentlichen ein klassisches Katapult vorstellen. Wenn Sie dank der Gnade später Geburt oder weil Sie zu jung sind oder aus sonst einem kühlen Grunde nicht mehr aktiv an Belagerungen teilgenommen haben, erinnern Sie sich vielleicht an die Belagerung von Minas Tirith im Herrn der Ringe: aber seien Sie vorsichtig bei der Erinnerung, die von Ihnen gespeicherten Bilder sind möglicherweise urheberrechtlich geschützt! Aber so etwa sollten Sie sich unsere Dreckschleuder denken.
Wir haben nun vor, den Löffel mit allerlei Wurfgut zu bestücken – wir nehmen einen Löffel, keinen Korb, damit wir bei der Auswahl des Drecks unabhängiger sind; so planen wir unter anderem auch, mit Senf zu experimentieren, und Senf, ob süß oder scharf, ist im Löffel einfach besser aufgehoben, als im Korb – und dieses Wurfgut auf Wulff abzufeuern. Daß, im Erfolgsfall, auch der Präsident getroffen werden wird, bedauert niemand mehr als wir, aber das haben wir nicht in der Hand. Sie können sich aber darauf verlassen, daß das Amt des Bundespräsidenten unbeschädigt bleibt. „Dafür stehe ich“ (Wulff).
Wir werden nun etliche Probeläufe benötigen, um die richtige Spannung des Wurfarms, den Abschußwinkel, die Ausrichtung des Karrens usw. usw. rauszukriegen, möglicherweise gibt es auch Schußtafeln und Zeugs und wir brauchen einen gelernten Artilleristen – Sie sehen, wir haben wirklich alle Hände voll zu tun und können keinerlei Ablenkung gebrauchen.
Und auch für Sie ist es besser, „ein gewisses Maß“ (Schäuble) an „Zurückhaltung“ (Schäuble) „an den Tag zu legen“ (ich), denn wir rechnen damit, daß der Dreck zunächst irgendwo in der Gegend herumfliegen wird und mal hier landet und mal da, nicht jedoch auf der Hemdbrust von Wulff, wo er hingehört.