Jährlich 3,50 Euro Schaden durch gefälschte Gutachten

Duschgel statt Rolls Royce – wenn es um das Kopieren von Waren geht, sind Produktpiraten nicht mehr wählerisch. Standen vor einigen Jahren noch Luxusgüter im Blickpunkt der Fälscher, haben sie es mittlerweile auch auf Alltagsgüter abgesehen.

So weit, so gut. Aber: Duschgel??? Was um alles in der Welt läßt sich an Duschgel fälschen? Und warum? Und vor allen Dingen: wieso? Wir haben bei Aldi gefragt, ob sie gefälschtes Duschgel haben, aber sie haben bloß den Kopf geschüttelt und uns mißtrauisch angesehen.

35 Milliarden Euro betrage der Schaden, der den europäischen Konsumgüterherstellern jährlich durch gefälschte Produkte entstehe, heißt es in der Untersuchung, die die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Old & Intheway – selbst ein Klon der Marke Ernest & Young, dem Laien mit bloßem Auge nicht unterscheidbar – am Donnerstag in Käsdorf, einer billigen Kopie der Metropole Berlin, vorstellte. Davon entfielen etwa 3,50 Euro auf gefälschte Studien wie diese hier.

Sicher fühlen kann sich kein Hersteller. „Es wird alles gefälscht“, sagt Germanistenfuzzi, einer der Autoren der Studie. „Wir haben schon Pferde, nein, Roßtäuscher kotzen sehen, vor einer Apotheke mit lauter Generika in der Auslage, ein gefälschtes Rezept in der Hand.“

Besonders betroffen ist jedoch die Getränkeindustrie. 60 Prozent der Kunden geben hier an, daß ihnen statt Wasser ständig „Near Water Zeugs“ und statt Bier „buntes Gesöff“ angeboten würde. Die übrigen 40 Prozent haben zumindest mehrmals pro Jahr mit mit Fälschungen zugemüllten Getränkemärkten zu kämpfen.

Problem seien jedoch nicht nur die Käufer, die diesen Ramsch nach Hause trügen, sondern auch die Hersteller, betonen die Studien-Autoren. Oftmals wüßten sie, daß sie nicht die Originalprodukte verkauften, sondern Beleidigungen des Auges und der Zunge, Verhöhnungen des Durstes und flüssige Gotteslästerungen. Sogar über mögliche Risiken wie Gesundheitsgefahren seien sich viele im klaren. Daß sie trotzdem zur Fälschung griffen, liege meist am höheren Profit. Ein schlechtes Gewissen den Käufern der Fälschungen gegenüber plage sie danach kaum. „Der Verkauf von Lifestylepansche wird als Kavaliersdelikt abgetan“, sagt Germanistenfuzzi. Die Plörre sei mittlerweile „mehr oder weniger gesellschaftsfähig“.

Auch die Politik müsse endlich tätig werden und Mindeststrafen für Fälscher einführen, fordert Germanistenfuzzi. Bislang sei die Produktpiraterie „die wahrscheinlich am meisten unterschätzte Form der organisierten Kriminalität“ und das Risiko, entdeckt zu werden, wie bei allen Verbrechen, die unter den Augen der Öffentlichkeit begangen würden, nur gering. Probleme bei der rechtlichen Verfolgung dürfte allerdings die kriminelle Energie der Politiker selber machen. Waren es doch Politiker, die in einer der größten Fälschungsaktionen der Geschichte dem Verbraucher einen billigen Abklatsch der gut eingeführten Traditionsmarke „Echtes Geld“ in die Portemonaies zwangen.

„Echtes Geld“ hat sich von diesem Schlag nie wieder erholt und praktisch seinen gesamten Marktanteil eingebüßt. Hier und da taucht noch mal ein Zweipfennigstück in einer zu eng gewordenen Jeans wieder auf, aber der Glanz von einst ist dahin.

Für die Studie hatte Old & Intheway 2 Verbraucher aus Deutschland und Österreich sowie aus den Niederlanden und der Schweiz befragt. Außerdem gab 1 Unternehmen aus der gesamten EU Auskunft.

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