Offener Brief

an Mark Zuckerberg
z.Zt. Nasdaq Composite Index
Norbert Röttgen
Düsseldorf? Berlin? Doch Düsseldorf?

General Motors, Detroit
Adam Opel AG, Rüsselsheim

Lieber Herr Zuckerberg,

herzlichen Glückwunsch zu Ihrem geglückten Börsengang, und besonders zu den Begleitumständen. Ich sage immer, junge Leute können gar nicht früh genug an die Börse gehen; es gibt doch heute überall Wickelräume.

Auch die Kursentwicklung – 10% unter Ausgabepreis – ist doch recht ordentlich, wenn Sie sich ins Gedächtnis rufen, wie unsere Telekom sich seinerzeit schlug: von über 100 runter auf 8 Euro 42 – aber damals waren Sie wohl noch ein Kontrazeptivum.

Ich würde gerne noch weiter mit Ihnen plaudern, aber eben kommt ein Eiltweet, Norbert Röttgen sei drauf und dran, seine Rache an Angela Merkel fallen zu lassen, ich muß mich daher sputen. Machen Sie’s gut, mögen Sie mit irgendwas anderem reich werden, und möge Ihr Facebook sich an seinem fünfzehnten Geburtstag an einer Spindel stechen und tot umfallen.

Ihr Germanistenfuzziliieber Herr Röttgen,

wollen Sie es sich nicht noch einmal überlegen? Ja, was weiß ich auch nicht, man hört immer so, dann hört man wieder so, einmal wollen Sie reden, dann wieder nicht, einmal intern, dann wieder öffentlich – ich will das nicht kritisieren, Sie machen das schon sehr gut. Wahrscheinlich ist es das beste, was Sie tun können. Wenn die CDU ständig damit rechnen muß, daß Sie was sagen, aber nicht weiß wann und nicht weiß was – das wird sie nervös machen. Das hält sie auf Trab, das hält sie schlank.

Und bei Ihnen kommt das auch völlig natürlich rüber. Vor der NRW-Wahl haben Sie sich ja auch von niemandem auf den Topf setzen lassen, bezüglich der Frage, ob Sie nun nach NRW gehen oder nicht und wie oder wann oder ob überhaupt. Das sollten Sie beibehalten. Sie sind für Ihre Partei ein potentieller Selbstmordattentäter mit eingewachsenem Sprengstoffgürtel. Man kann Sie nicht entschärfen, das ist das Gute daran, es sei denn, man gäbe Ihnen die Konrad-Adenauer-Stiftung. Aber das wird Pöttering nicht mitmachen, und was wäre das auch für ein Abstellbahnhof für einen jungen Mann? Ich sage immer, die jungen Leute sollten so früh wie möglich in die Politik gehen, dann haben sie was zu tun und gründen keine sozialen Netzwerke.

Also bleiben Sie! Geben Sie nicht auf! Wir brauchen Sie! Nicht, das wir Sie leiden könnten. Das können wir nicht. Leute mit Starallüren sind uns zuwider. Sehen Sie sich Friedrich Merz an, den die Merkel auch weggebissen hat. Der hatte auch Starallüren und den konnten wir auch nicht leiden. Aber was nützt uns das? Merz hängt in irgendwelchen windigen Dax-Aufsichtsräten ab, anstatt in der CDU Unheil zu stiften.

Wenn Sie mich aber fragen, warum ich eigentlich niemanden leiden kann, so muß ich gestehen: da haben Sie mich erwischt. Das kann ich Ihnen auch nicht sagen. Gar niemand stimmt ja auch nicht, mir fällt bloß keiner ein, in der Bundes-CDU nicht, und in der Käsdorfer CDU auch nicht. Dort, habe ich immer das Gefühl, kann man mich nicht leiden. Immer, wenn man mich kommen sieht, legt man den Riegel vor.

Dabei bin Mitglied im Ortsverband. Ich habe bloß keinen leserlichen Ausweis, weil der mir in die Waschmaschine geraten ist, und bei der CDU-Käsdorf hat man mir (durch den Türspalt) mitgeteilt, daß man meinen Räckord nicht in der Datenbank finden kann. Aber ich meine, was geht mich denn deren Datenbank an?

Darum rate ich Ihnen: bitte bleiben Sie! Nicht, daß man Sie auch nicht mehr reinläßt. Und noch eins: für die Partei ist der Schaden größer, wenn sie nicht detonieren, als wenn sie es doch täten, und dann stellte sich heraus, es war man bloß ein müder Puff!

Lieber Herr Röttgen, alles Gute – wo gehen Sie jetzt hin, Westpfahlen wieder? Apropos Westpfahlen, eben höre ich, daß es bei Opel drunter und drüber geht, und ich habe heute meinen Kümmertag.

Machen Sie’s gut, bis die Tage!

Mon General Moteurs, liebe Adam Opel AG,

wenn Sie nicht bald damit aufhören, ihre Belegschaft in Bochum zu trietzen, sie zwischen Baum und Borke klemmen zu lassen, ihr nicht zu sagen, was Sache ist, und sie so gegen die Belegschaften anderer Standorte auszuspielen, dann ist das Tischtuch zwischen uns zerschnitten. Sie hatten weißgott keinen treueren Anhänger als mich, als sie noch den 56er Kapitän bauten, und ich habe mir alle ihre Sperenzchen seither geduldig mitangesehen, aber irgendwann schneiden die Parzen auch meiner Geduld den Faden ab. Wenn Sie etwa glauben sollten, daß die schlechte Behandlung der Mitarbeiter ihre Autos besser macht, und diese sich dadurch besser verkaufen: ich glaube das nicht. Aber glauben Sie von mir aus, was Sie wollen, diese Spielchen jedenfalls hören mir auf!

Irgendwann werde nämlich auch ich ein anderes Auto kaufen müssen, und ich spiele durchaus mit dem Gedanken, diesesmal keinen Zafira zu nehmen, so wie ich letztesmal keinen Golf sondern stattdessen den Felicia genommen habe. Wie alt ist der jetzt? Ich muß immer erst nachrechnen – 14? 15? – 14 ist er, ich habe ihn ja in diesem Frühjahr konfirmieren lassen, mit Jakob und Anna-Lena zusammen. Der Pfarrer wollte erst nicht, mit der ärmelschonerischen Begründung, der Felicia könne die geforderten 300 Kirchenliedstrophen, Bibelverse und Katechismusstücke nicht auswendig, und sei im übrigen nicht getauft. Stimmt natürlich nicht, er ist getauft, auf den Namen Svoboda, was, wenn mich mein Tschechisch nicht verläßt, Freiheit bedeutet. Ich hoffe sehr, daß es mich nicht verläßt, denn es ist das einzige Wort Tschechisch, das ich kann. Außerdem kann ich noch kurva, aber das ist, glaube ich, nicht Tschechisch, und ich weiß auch nicht, was es heißt.

Was seine 300 Bibelverse angeht, konnte ich dem Pfarrer übrigens ganz schnell klar machen, daß seine Thujen sich nicht von alleine wässern, wenn er im Sommer mit den Konfirmanden in die Dolomiten fährt. Daran können Sie sehen, daß mit mir nicht gut Kirschen essen ist; ziehen Sie daraus die erforderlichen Schlüsse, und ziehen Sie gut!

Außerdem konnte der Pfarrer selbst die 300 Verse nicht aufsagen, als wir ihm am Donnerstagsstammtisch vor der Konfirmation die Schnapsflasche auf die Brust setzten, nach 296 machte er schlapp. Jetzt ist der Wagen jedenfalls konfirmiert, und wie allen Konfirmanden kam es mir bei der Sache lediglich aufs Geld an; ungefähr 800 Euro sind zusammengekommen, davon kann er noch ein paarmal Stoßstangen bekommen, und Spurdämpfer, oder wie die Dinger alle heißen, die Autos so haben müssen. Für mich ist das wie eine große Damenhandtasche: lauter Sachen drin, deren Zweck einem dunkel bleibt, und deren Namen man durcheinander bringt.

Es hat also keine Eile mit dem neuen Auto, und Sie haben Zeit genug, in sich zu gehen und ihr Benehmen zu ändern. Insgesamt bin ich mit dem Felicia ja ganz zufrieden, bloß der hohe Einstieg hinten ärgert mich. Die Gräfin wird doch langsam deutlich arthritisch, und zickt ewig rum, wenn sie einsteigen soll, bis ich sie dann schließlich auf den Arm nehme und in den Kofferraum setze. Haben Sie vielleicht ein Modell, das auf die spezifischen Bedürfnisse älterer Damen besser zugeschnitten ist? Idealerweise mit Niedrigflurkofferraum? – Der Zafira? Da guck! Und dessen Produktion wollen Sie jetzt aus Bochum abziehen und nach Rüsselsheim geben, nur um die Bochumer Belegschaft zu ärgern? Kurva!

Tun Sie es nicht! Denken Sie daran, was Zuckerbergs Facebook-Aktien passiert ist! Aktienkurse sind sensible Gesellen, sie haben feine Nasen, und wenn die riechen, daß Sie demnächst einen Zafira weniger verkaufen werden, denn das werden Sie, dann weiß Ihr Aktienkurs das lange, bevor Sie es wissen und etwas dagegen unternehmen können. Ich bin ein furchtbarer Gegner! Ich bin nicht ohne Einfluß, ich bin CDU-Mitglied! Soll ich Altmaier Bescheid sagen, daß er Sie mit Umweltauflagen quält, die Sie nicht wollen können?

Dann lassen Sie das. Bauen Sie einfach schönere Autos, dann wird der Erfolg und die Standortauslastung schon kommen. Der 56er Kapitän z.B., das war mal ein Auto, das wäre doch ein Neuanfang.

Von mir sollte der Felicia zur Konfirmation übrigens einen Fuchsschwanz für die Antenne bekommen haben, aber was mußte ich feststellen? Die modernen Autos haben gar keine Antennen mehr, und was sie Antenne nennen, so kleine Fuzzeldinger, da paßt kein Fuchsschwanz dran. Warum sagt mir das keiner? Jetzt hat er statt dessen ein Lederetui bekommen, für die Wagenpapiere, und zwar eins von meinen, eine alte Brieftasche. 14 von den Dingern hab ich seinerzeit bekommen. Oder 15? Der Rest war jedenfalls Azaleen.

Wenn sie den Kapitän wiederauflegen, sollten sie unbedingt an die Antenne denken!

Bessern Sie sich!

Germanistenfuzzi

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