Die Fälle von Selbstverbrennungen bei den französischen Reichen (Leute, die pro Jahr und Nase mehr als 1 Mio. Euro verdienen und so unklug sind, das bei der Steuererklärung auch ehrlich zu deklarieren) haben in jüngster Vergangenheit sprunghaft zugenommen, nämlich von 0 Fällen (pré-Hollande) auf 0 Fälle (post-Sarkozy). Das entspricht einer Steigerung von einer Million siebenhundertachtzigtausend fünfhundersechsundsechzig komma 4 Prozent (Beweis? Hier bitte: 0 x 17 806,664 = 0). Noch ist zwar nichts passiert, aber jeden Moment könnte es losgehen.
Nach dem Wahlsieg der französischen Sozialisten im Mai 1968 – hopplalallalallala, mein junger Freund, immer mit der Ruhe; soo schnell schießen wir Preußen nicht! – Jetzt noch einmal: nach dem Wahlsieg der französischen Sozialisten im Mai 2012 – soviel Zeit muß sein! – waren französische Revolutionsgarden in die vornehmen Viertel der Hauptstadt sowie die Villen an der Côte d’Azur eingerückt und hatten sie besetzt. Deren völkerrechtlicher Status ist z. Zt. ungeklärt, allerdings veranlagt Frankreich die Bewohner zur Steuer. Nicht ganz unhappig, 75%, soviel hatten zuletzt die Rolling Stones zahlen müssen, die auf der Flucht vor der englischen Steuer 1968 – langsam! – 1971 nach Südfrankreich gekommen waren. In England war die Steuer noch viel höher, damals. So hoch, daß die Stones allein von der Differenz Keith Richards Drogenkonsum finanzieren konnten. Nicht ganz, aber zu einem guten Teil.
Seitdem kommt es immer wieder zu Selbstverbrennungen. Nicht ganz, aber beinahe. Die Reichen wollen mit diesen Aktionen dagegen protestieren, daß man ihnen unter französischer Besatzung die elementarsten Menschenrechte vorenthält, z.B. das Recht, selbst zu entscheiden, wieviel Steuern man zahlt. Fast alle Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen (= diejenigen, die den UN-Sozialpakt ratifiziert haben, minus Frankreich) räumen ihren Reichen mittlerweile das Recht ein, selbst zu entscheiden, wieviele Steuern sie bezahlen. Einmal jährlich macht ihnen das Finanzamt einen Vorschlag, den sie annehmen können, aber nicht annehmen müssen. Sie können statt dessen beispielsweise das Geld in die Schweiz oder nach Liechtenstein schaffen, in Stiftungen überführen, in der Steuererklärung ankreuzen, daß sie nichts verdient haben, oder aber – siehe Rolling Stones – auswandern.
Das aber wird in dem Moment schwierig, in dem ein bevorzugtes Auswandererparadies (frz. Mittelmeerküste) von Steuerkommissaren ausgepreßt wird, wie die Rebe am französischen Weinstock von einer sozialistischen Wildsau. Dagegen richtet sich der scharfe, gegen sich selbst rücksichtslose und letztlich selbstmörderische Protest. Noch ist, wie gesagt, nichts passiert. Aber es ist nicht auszuschließen, daß einmal etwas passiert. Wenn erst reiche Franzosen dazu übergehen, ihre Steuerbescheide, oder – schlimmer – ihren französischen Paß zu verbrennen (beides Eigentum des französischen Staates), dann könnte die ganze Sache sehr schnell sehr unschön eskalieren, was der deutschen Presse zwar sehr schöne Zusatzeinnahmen bescheren könnte, was man aber überhaupt nicht in der Hand hat. Wenn sich zum Beispiel ein nicht unbekannter französischer Schauspieler auf dem Boulevard Saint Michel zu den Klängen der Marseillaise, oder sagen wir All You Need Is Love, oder – noch besser – All You Need Is Cash in Flammen setzen würde, um ein Fanal zu setzen – was gäbe das für Bilder!
Aber, wie mehrfach bereits gesagt, so weit ist es ja leider noch nicht. Das einzige, was man bislang hört, ist, daß ein nicht unbekannter französischer Schauspieler sich nach Moskau abgesetzt hat. Was mag ihm vorschweben? Ein Komödienstoff? Tölpel vom Lande wird von sozialistischer Regierung nach Moskau geschickt, es geht um viel Geld. Attraktive Genossin wird hinterdreingeschickt, um auf ihn aufzupassen. Es kommt zu einer der wunderbarsten Szenen der Filmgeschichte, in welcher der verliebte Graf zu seinem Bedienten sagt: Johann, Sie sind ein Bourgeois!
Das ist doch dummes Zeug! So etwas spielt in Paris, und zwar im Frühling! Moskau!! Außerdem ist Gerard Depardieu kein Melvyn Douglas, um nicht mehr zu sagen. François Hollande sollte raschestens die Genossin Greta Garbo hinterherschicken, damit die ihn zur Umkehr bestimmt.
Vielleicht geht ja doch noch was auf dem Boulevard.