Schluß damit!

Gibt es eigentlich kein anderes Thema? Könnt ihr nicht über Zypern schreiben, den Papst, den langen Winter, die East Side Gallery? Muß es ausgerechnet die Sommerzeit sein?

Jedes Jahr dasselbe, jedes Jahr zur selben Zeit, es langweilt uns! „70 Prozent wollen laut einer Umfrage der DAK-Gesundheit ihre Uhren nicht eine Stunde nach vorne verstellen. Sie haben keine Lust auf Schlappheit, Schlafprobleme und Schnappatmung, wenn man plötzlich merkt, dass man die Zeitverschiebung versehentlich verpennt hat.“ (SPON)

Ja und? Wir wollen das aber. Wir finden die Sommerzeit gut. Also Schluß mit der überflüssigen ‚Berichterstattung‘! „Könnte unsere Gesundheit laut schreien, sie würde mitprotestieren.“ (ebd.) Wenn unsere Gesundheit laut schreien würde, würde sie sich eine Maulschelle einfangen. „Denn, auch wenn es nur eine Stunde ist, unserem Körper macht die verkürzte Nachtruhe zu schaffen.“ Das müssen Leute sagen, die ihrem Körper einen Flug auf die Malediven zumuten, damit der dort was tut? Sich erholt! Sich drei Wochen lang vom Jetlag erholt und dann, wenn er wieder zuhause ist und ins Büro muß, die Zimmerpalme ein bißchen verrückt, so daß man’s nicht gleich von der Tür aus sieht, wenn da eins am Schreibtisch ein Nickerchen einlegt. Aber die eine Nacht im März, wenn die Uhr einen Hüpfer tut, die schmeißt sie aufs Krankenlager! „Sie glauben das nicht?“ Nein, wir glauben das nicht. „Zumindest leidet der aktuellen Umfrage der DAK-Gesundheit zufolge fast jede dritte Frau (30 Prozent) nach der Zeitumstellung unter gesundheitlichen Problemen.“ Wer wegen der Zeitumstellung unter gesundheitlichen Problemen leidet, der soll sich mal untersuchen lassen. Mit dem kann etwas nicht stimmen. Vielleicht hat der auf den Malediven zu lange in der Sonne gelegen, oder zu lange an der Strandbar gesessen, oder etwas Vergorenes getrunken. „Und auch 18 Prozent des starken Geschlechts bekundeten, Schwierigkeiten damit zu haben: Die meisten fühlen sich schlapp und müde, haben Erektionsprobleme, Sehstörungen, vorzeitige Mauser und den Pips.“

Kennen wir. Das haben wir auch alles, wenn wir zuviel saufen. Hat jeder, der zuviel säuft. So ist das halt, wenn man zuviel säuft. Das gehört dazu. Hält das auch nur einen davon ab, zuviel zu saufen? Nein. Bewegt das irgendeinen Journalisten dazu, klugscheißerische Artikel über die gesundheitlichen Folgen des Saufens zu verfassen? Kein Stück. Und das nicht etwa deswegen, weil die Kollegen überarbeitet wären, und nicht dazu kämen! Bis auf die paar Temperenzler, also die, die nicht damit zufrieden sind, selbst keinen Kater zu kriegen, sondern die nicht wollen, daß wir einen Kater kriegen. Aber hören wir auf die? Nein. Lesen wir deren Ergüsse? Dasselbe nein. Warum sollten wir da auf die hören und deren Ergüsse lesen, denen es nicht genug ist, die eigene Uhr nicht vorzustellen, sondern die wollen, daß wir unsere Uhr nicht vorstellen?

Die Antwort ist: das sollten wir ja gar nicht. Wer hindert die denn daran, einfach so zu tun, als wäre keine Sommerzeit, einfach jeden Tag eine Stunde länger zu schlafen und eine Stunde später aufzustehn? Die Erwerbsarbeit? Der Zwang, sich und seine Gesundheit, seine Schaffenskraft zum Höker zu tragen? Aha. Aha, aha! Also nicht wir, das wollen wir doch mal festhalten. Warum also sollten wir dann unsere Uhr nicht eine Stunde vorstellen dürfen? Sucht ihr euch doch einen besseren Job! Niemand ist gezwungen, bei einem pedantischen, korinthenkackenden Bleistiftspitzer anzuheuern, der ab fünf vor Acht vor der Uhr sitzt und darauf wartet, daß seine Leute zu spät kommen, und der noch in seinen feuchtesten Träumen an Stechuhren denkt. Es gibt auch andere Jobs. Man kann auch Journalist werden, die stehen erst abends auf, saufen nachts und schlafen am Tag. Kein Wunder, daß die Schlafstörungen haben. Die hätten wir auch, wenn wir erst mit der Müllabfuhr ins Bett gingen. Aber wenn die Müllabfuhr kommt, sind wir schon zwei Stunden auf, und putzmunter. Wir stehen so früh auf, daß wir die Zeitumstellung sogar live mitkriegen. Na gut, das ist jetzt vielleicht ein bißchen übertrieben, aber tendenziell stimmt es. Schlafen können wir, so sagen wir uns, schlafen können wir, wenn wir Rentner sind, immer noch.

Apropos Rentner, da stimmt doch was mit dieser DAK-Umfrage nicht: jede dritte Frau leidet unter der Zeitumstellung – aber jede fünfte Frau ist doch bereits Rentnerin? Das sind nach kurzer, aber heftiger Umrechnung glatte 60%! Und bei den Männern sind es satte einhundertundelf Prozent! 111,1% der leidenden Männer sind Rentner. Kunststück! Die haben es doch notorisch alle an der Prostata. Aber schlafen können sie, solange sie wollen! Oder könnten jedenfalls, wenn sie nicht stündlich zur Toilette müßten. Oder morgens zwischen vier und sieben (sog. Herrgottsfrühe) die Zeitungen austragen, um des Lebens Notdurft willen. Oder um die Herren Journalisten durch klappernde Briefkastendeckel im Schlaf zu stören. Ja und? Für das Gesocks können die Zeitungen ruhig mal eine Stunde später kommen, die wissen ja eh, was drin steht. Wenn sie sich noch daran erinnern können, heißt das, denn sie selber haben es reingeschrieben.

Wir halten fest: die Sommerzeit ist gut! Man kann eine Stunde früher mit dem Saufen anfangen, und man sieht sofort, wann das Glas leer ist, weil es nämlich abends noch hell ist. Und ob eine Hornisse im Hugo schwimmt, sieht man auch sofort. Im Winter ist es egal, weil man im Winter ja nicht auf der Terrasse sitzt. Und die Hornissenkönigin im Winterschlaf ist. Und die anderen tot. Trotzdem sollte man überdenken, ob man wirklich im Herbst die Uhren wieder eine Stunde zurückdrehen sollte, denn diese eine Stunde dauert es länger, bevor dann endlich die Weihnachtsmärkte öffnen und man wieder Glühwein bekommt. Hat da schon mal jemand drüber nachgedacht? Die Herrschaften von der Journaille? Schon auf? Wie spät ist es denn? – Respekt.

Nein, nicht wahr! Und was es für die Gesundheitsgefährdung von uns allen, ob Männlein, ob Weiblein, ob Pensionär, ob nicht, bedeuten würde, wenn wir erst im großen Stil anfangen, Hornissen zu verschlucken, bloß, weil wir nicht umgestellter Uhren wegen im Sommer im Dunkeln sitzen müssen und Hugo trinken, da hat auch noch keiner drüber nachgedacht. Drei verschluckte Hornissen aber töten einen Menschen! Sieben gar ein Pferd.

Aber ohne Saufen geht es nun mal nicht. Saufen tut schon not, müßte man denen ihre Sommerzeitartikel doch sonst nüchtern ertragen.

Schluß damit!

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