Einen schönen guten Tag, meine Damen und Herren, und herzlich willkommen zu unserer Kanalrundfahrt, der ersten im neuen Jahr, das nun auch schon wieder fast rum ist.
Ich dachte schon, es gäbe Sie gar nicht mehr, oder es gäbe mich nicht mehr, oder unser aller Liebling, den wilden Jan, die Massenverunglimpfungswaffe, den ABC-Klassenkampfstoff, ohne den wir nicht wären was wir sind und nicht sein könnten, was wir sein wollen, frei nämlich, nur unserem eigenen Gewissen und der Wahrheit verpflichtet, sowie Germanistenfuzzi, dem wir noch immer einen Kaugummi schulden. Denn nur er kämpft uns heraus aus dem Dornendickicht des Pampersstaates, und das Woche für Woche, mit einer Vehemenz, daß man meinen könnte, er kriegte es bezahlt.
Und: was soll ich Ihnen sagen! – Er kriegt es bezahlt. Also: der wilde Jan kriegt es bezahlt, nicht Germanistenfuzzi. Das fehlte noch!
Andererseits: was er in den ersten Monaten dieses Jahres geschrieben hat – der wilde Jan, nicht Germanistenfuzzi -, das war so dermaßen unter aller mehrfach gesengten Sau, tief, tief unterirdisch, uninspiriert, belanglos, überflüssig, klein, gedankenfrei, verschnarcht, langweilig und unbeholfen, daß, wie der große Flann O’Brien geschrieben haben würde, hätte er das Elend noch erleben müssen, sich die Hunde auf der Straße geweigert haben würden, das Bein dran zu heben.
Germanistenfuzzi
Was willst du damit sagen?
J.F.P.
O, hallo Germanistenfuzzi. Wo kommst du denn her? Ich hatte schon gedacht, es gäbe dich gar nicht mehr.
G.
Spar dir dein hallo! Was willst du damit sagen?
G.
Willst du damit sagen, daß ich dich wie einen Pudel hielte?
G.
Spar dir dein nein! Du bist nicht mein Pudel! Der Butz ist mein Pudel.
G.
Und außerdem schuldest du mir noch immer den Kaugummi.
J.F.P.
Das weiß ich ja auch.
J.F.P.
Wie: also bitte? Was willst du damit sagen?
G.
Weiß ich nicht mehr. – Wie siehst du eigentlich aus?
J.F.P.
Keine Ahnung. Wie seh ich denn aus?
G.
Verschlafen. – Wie war der Winterschlaf?
J.F.P.
Auch keine Ahnung. Hab geschlafen.
G.
Übrigens habe ich neulich einen Post von Butz gefunden, geschrieben 2007. Haben wir nie veröffentlich. Weißt du vielleicht, wieso?
J.F.P.
2007? 2007 war ich noch nicht bei euch.
G.
Stimmt. – Butz weiß es nicht mehr. Ich weiß es auch nicht mehr. – In dem Post beklagt er sich bitter darüber, daß Tony Blair in den Medien immer als ‚Pudel‘ bezeichnet werde, oder worden sei. Als ich gestern Quastels Post über die höllische Herkunft Blairs las, und Pudel und Teufel – wie da eins zum anderen kam, da fiel’s mir wieder ein.
J.F.P.
Und, hast du’s online gestellt?
J.F.P.
Und, hat Butz was dafür gekriegt?
G.
‚türlich! Bißchen Haggis.
J.F.P.
Schön, daß du kommst, übrigens. Ich hätte da was mit dir zu besprechen.
G.
Ich weiß. Die Sache mit der Gummiente.
J.F.P.
Nicht die Sache mit der Gummiente! Laß uns die Gummiente endlich begraben, und zwar ein für allemal, wenn es nach mir geht!
G.
Da müssen wir nochmal drüber reden.
G.
Das war meine Gummiente.
J.F.P.
Nein, das war meine Gummiente! Aber laß uns ein andermal darüber reden. Was ich jetzt von dir will, ist: tu doch bitte mal so, als wärst du der Fleischhauer.
G.
Ich bin nicht der Fleischhauer!
J.F.P.
Du sollst so tun als ob.
J.F.P.
Und ich stelle dir folgende Frage: Warum sind so viele Journalisten links. Fragezeichen.
G.
Kann ich nichts zu sagen. Ich bin kein Journalist.
J.F.P.
Du doch nicht! Fleischhauer!
J.F.P.
Wie, ja eben? Du sollst doch so tun!
G.
Ich doch nicht – Fleischhauer!
J.F.P.
Wie, Fleischhauer? Du sollst doch so tun!
G.
Nein! – Als wäre er Journalist.
J.F.P.
Paß auf: laß uns das Ganze anders angehen. Tu einfach so, als wärest du irgendwer.
J.F.P.
Und ich frage irgendwen: Warum sind eigentlich so viele Journalisten links?
G.
Kann ich nichts zu sagen. Ich bin nicht links.
J.F.P.
Nein, nicht du! Der Journalist.
G.
Der bin ich ja. Aber ich bin – also der ist – nicht links.
J.F.P.
Wieso nicht? Er ist doch Journalist?
J.F.P.
Du bist Journalist und bist nicht links? – Wer bist du denn?
J.F.P.
Moment! Ich hab doch gesagt, du sollst so tun, als wärst du irgendwer.
G.
Fleischhauer ist doch irgendwer.
J.F.P.
Fleischhauer ist doch nicht irgendwer!
G.
Für meine Zwecke ist er irgendwer.
J.F.P.
Sei so gut, und sei irgendwer anders!
G.
Kann ich Germanistenfuzzi sein?
J.F.P.
Nein!! – Sei Journalist!
J.F.P.
Und sag nicht dauernd „‚kay“! Sag: „Okay!“
J.F.P.
Nun beantworte mir die Frage: Warum sind so viele Journalisten links?
G.
Laß mich, lieber Fürchtegott, mit einer Gegenfrage antworten: Warum tragen so viele Journalisten einen Souflakispieß quer durch den Allerwertesten?
J.F.P.
Warum stellst du dann so bescheuerte Fragen?
G.
Wer hat denn damit angefangen?
G.
Bescheuerte Fragen zu stellen?
G.
Ach so! – Das erklärt natürlich einiges.
J.F.P.
Sei du nur polemisch. Folgende kleine Statistik wirst du auch mit Polemik nicht aushebeln, Zitat: „Nach einer der größten Studien zum Thema, 2005 durchgeführt vom Hamburger Institut für Journalistik unter 1500 Journalisten aller Gattungen, verteilt sich die politische Sympathie der im Meinungsgeschäft Tätigen wie folgt:
Grüne: 35,5 Prozent,
SPD: 26 Prozent,
CDU: 8,7 Prozent,
FDP: 6,3 Prozent
Sonstige: 4
keine Partei: 19,6 Prozent.“
Zitatende. – Na?
G.
Und wo sind da die Linken?
J.F.P.
Die Linken? Nun, ich nehme an, daß bei den vier Prozent ‚Sonstigen‘ bzw. bei den 19,6 ‚keine Partei‘-Anhängern der eine oder andere Linke dabei sein könnte, so daß man, mit einer gewissen Unschärfe, auf entweder bis zu 23,6% Linke kommt, oder, aber das ist ganz und gar unwahrscheinlich, gar keine Linken. Und das ist doch – immer in Rechnung gestellt, daß man nicht weiß, wieviele es sind, so sind es doch — wahrscheinlich — mehr als null -, und das ist doch für eine Berufsgruppe, die von der Natur für den Neoliberalismus vorgesehen wurde, ein ganzer Haufen.
G.
Dem möchte ich folgende Statistik entgegensetzen, die, 2011 vom Käsdorfer ‚Institut für
Möglicherweise,
Könnte sein und
Nicht auszuschließen, daß‚ durchgeführt, folgende Vorlieben (bei Journalisten) zutage förderte:
Ohrringe: 35,5 Prozent,
Nasenringe: 26 Prozent,
Piercings, die man sieht: 8,7 Prozent,
Piercings, die man lieber nicht sähe: 6,3 Prozent
keine Angabe: 4
das geht euch ja wohl einen feuchten Kehricht an: 19,6 Prozent.
Und das heißt: 23,6 Prozent – drei·und·zwan·zig·komma·sechs·Pro·zent tragen einen Souflakispieß quer durch den Allerwertesten. Oder aber: keiner. – Aber das wäre unwahrscheinlich, kaum anzunehmen und praktisch auszuschließen.
J.F.P.
Mmh. – Fleischhauer zieht daraus den Schluß, daß nur insgesamt 15 Prozent der Journalisten dem „bürgerlichen Lager zuneigen.
G.
15% – wie kommt er auf 15%?
J.F.P.
Ich nehme an, 8,7 + 6,3.
G.
Hast du das nachgerechnet?
G.
Dann mach das mal lieber.
J.F.P.
8,7 + 6,3 – das wird der Fleischhauer doch wohl noch rechnen können!
G.
Da würde ich mich nicht drauf verlassen. Das bürgerliche Lager errechnet sich bei mir zu 35,5 + 26 + 8,7 + 6,3. Das sind 76,5 Prozent. Fehlermarge 1,5%. Vergleich das mal mit 15! – Das ist das fünffache. Und so einem traust du zu, daß er 2 und 2 zusammenzählt?
J.F.P.
Nicht 2 und 2, 8,7 + 6,3.
G.
Das ist doch dasselbe.
J.F.P.
Das ist nicht dasselbe.
G.
Bei Fleischhauer schon.
J.F.P.
Wieso rechnest du hier eigentlich so wild in der Gegend rum? – Ich hab dir doch gesagt, du sollst so tun, als wärest du Journalist.
G.
Du hast gesagt, ich soll so tun, als sei ich irgendwer. Irgendwer kann rechnen.
J.F.P.
Sei bitte so lieb, und tu so, als wärest du ein richtiger Journalist. Einer der nicht rechnen kann, und der alles glaubt, was ihm ein anderer vorrechnet.
J.F.P.
Ein Linker. – Tu so, als sei dies eine Podiumsdiskussion, und als wäre ich Fleischhauer, und du wärest ein Journalist von der Frankfurter Rundschau.
G.
Was denn jetzt, ein Linker, oder einer von der Frankfurter Rundschau?
J.F.P.
Mann, du sollst doch bloß so tun! Das ist doch ein Spiel.
J.F.P.
Und ich stelle dir die Frage noch einmal, und du antwortest bitte jetzt endlich, Zitat: „dass sich Linke eben in besonderem Maße der Aufklärung verpflichtet fühlen.“ Zitatende.
G.
Und dann werden sie ausgerechnet Journalisten?
Beide
Haha hahaha hah hahaha! – Guter Witz!
G.
Gutes Spiel, aber staubige Gläser!
J.F.P.
Moment, ich hol uns was.
J.F.P.
Rotspon. – Tu du schon mal so, als wärest du Tom Wolfe.
G.
Der mit dem weißen Anzug?
G.
Ich hab keinen weißen Anzug.
J.F.P.
Tu einfach so.
J.F.P.
Und jetzt müßtest du so tun, als schriebest du einen neuen Roman, „Back to Blood“, und ich wäre Fleischhauer und läse ihn und würde dem Publikum erzählen, was es mit dem Roman auf sich hat.
J.F.P.
Du mußt einfach nur das sitzen, und so tun, als hättest du einen weißen Anzug an.
G.
Okay. – Paß auf mit der Flasche!
J.F.P.
Ja doch! – Mußt du deswegen so schreien?
G.
Ich habe einen weißen Anzug an, wenn es dir entgangen sein sollte.
J.F.P.
Heißt das, du willst keinen Rotwein?
G.
Mach dich nicht unglücklich!
J.F.P.
Bueno. – Und dies ist meine Lektüreerfahrung, Zitat: „Tom Wolfe sieht er den Grund …
J.F.P.
Den Grund für das Linkssein.
J.F.P.
Was fragst’n’du überhaupt? – Du bist doch Tom Wolfe. – Und sag nicht immer „‚kay“!
G.
Als Tom Wolfe darf ich das. – Go on.
J.F.P.
„Tom Wolfe sieht er den Grund in den frühkindlichen Verteilungskämpfen um Macht und Einfluss. Die politischen Vorlieben würden im Alter von sechs Jahren auf dem Schulhof geprägt, wenn die Schwachen entdecken, „dass Sprache ein Werkzeug ist, wie ein Schwert oder ein Gewehr. Geschickt eingesetzt, hat sie die Macht, naja, vielleicht nicht Dinge zu erreichen, aber Dinge zu zerstören. Einschließlich der Jungs, die auf der stärkeren Seite der Trennlinie stehen“. – Zitatende.
G.
Und um Mädels geht es gar nicht?
J.F.P.
Was fragst du mich? – Du hast den Stiefel doch geschrieben.
G.
Aber du zitierst mich zustimmend.
J.F.P.
Ich tu doch bloß so.
G.
Ich kann den Stiefel gar nicht geschrieben haben. – Mir ging es nämlich nie darum, Dinge zu zerstören, oder Dinge zu erreichen, mir ging es immer nur um die Mädels.
G.
Wenn ich mich auf dem Schulhof haute.
J.F.P.
Um was für Mädels?
J.F.P.
Na, sagen wir, in der ersten Klasse.
G.
In der ersten Klasse? – Da ging es um Almut.
G.
In unserer Klasse gab es nur eine.
J.F.P.
Und was wolltest du von der?
J.F.P.
Und deswegen mußtest du mir den Griffelkasten auf den Kopf hauen?
G.
Habe ich dir den Griffelkasten auf den Kopf gehauen?
J.F.P.
Und ob du mir den Griffelkasten auf den Kopf gehauen hast!
G.
Ahja, richtig. – Meiner war aus Gummi. Aus Hartgummi zwar, und zur Not als Defensivwaffe einsetzbar, aber er eignete sich nicht dazu, dem Gegner Fleischwunden beizubringen.
J.F.P.
Almuts war aus Holz!
J.F.P.
Und hatte eine scharfe 90°-90°-90°-Ecke. Auch aus Holz.
G.
Ja, ja – die guten alten Zeiten.
J.F.P.
Und ich hatte anschließend einen Winkelhaken im Kopf.
G.
Ts, ts, ts – Kinder sind grausam.
J.F.P.
Und jetzt erfahre ich, daß ich die Narbe der Tatsache verdanke, daß du von meiner Freundin bewundert werden wolltest?
G.
Oh nein! – Um von ihr bewundert zu werden, habe ich ihr Regenwürmer in den Griffelkasten getan. Daß ich dir ein Loch in den Kopf gehauen habe, war wegen meiner Gummiente.
G.
Ich sage ja, wir müssen die Sache irgendwann ausdiskutieren.
G.
Sie steht schon zu lange zwischen uns. – Jetzt aber mal was ganz anderes: wieso war Almut deine Freundin?
J.F.P.
Weil sie mir gefiel.
J.F.P.
Woher willst denn du das wissen?
G.
Das merkt man doch als Freund. Wenn der eigenen Freundin ein anderer besser gefällt.
J.F.P.
Wieso der eigenen Freundin? Sie war nicht deine Freundin!
G.
Mehr jedenfalls, als wie deine!
J.F.P.
Vielleicht kann sie das ja mal selber entscheiden?
G.
Wieso, hat sie dir das etwa gesagt?
J.F.P.
Nein, ich hab mich nicht getraut, zu fragen.
J.F.P.
Wieso ‚Hah!‘? Hast du sie etwa gefragt?
G.
Ich brauchte sie nicht zu fragen! Das merkt man doch.
J.F.P.
Hat sie dich etwa … ? Sollte sie dich etwa … ? Dich? Sie? Geküßt?
G.
Nein, aber ich war einmal ganz nah dabei, wie sie beinahe den Ralf geküßt hätte.
G.
He, was soll das denn, kannst du denn nicht aufpassen!
J.F.P.
Stell Dich nicht so an!
G.
Du hast meinen weißen Anzug besudelt!
J.F.P.
Das ist kein weißer Anzug, das ist eine olle Jeans.
G.
Tu so, als wäre es ein weißer Anzug.
J.F.P.
Wieso ich? Tu du doch so, als wäre es kein Rotwein!
J.F.P.
Das muß einer sagen, der einmal fast dabei gewesen wäre, wie meine Jugendfreundin beinahe einmal vom Klassenrüpel geküßt worden wäre! – Konntest du das nicht verhindern!
G.
Ralf an irgendwas hindern? Womit? Mit roher Körperkraft? Ich? – Der konnte mich mit einer Hand auf den Boden drücken, und mit der anderen zwei Mädchen küssen.
J.F.P.
Dann wenigstens mit Worten. – Fleischhauer sagt, er habe eines Tages endeckt, Zitat „dass man jemanden mit Worten mindestens so wirksam niederstrecken kann wie mit einem Faustschlag. Ich weiß nicht mehr genau, wann sich das Verhältnis umkehrte und die Starken die Dummen waren. Es war jedenfalls eine wunderbare Entdeckung.“ Zitatende.
G.
Und dann? Wurde er dann von den Mädels bewundert? Oder sagten die, schmale Schultern hätten sie selber, und bei spitzen Bemerkungen mache ihnen sowieso kein Junge was vor?
J.F.P.
Dazu sagt er nichts.
J.F.P.
Körperliche Unbedarftheit alleine sei es nicht, die einen zum Linken mache. Bill Gates z.B. sei auch ein Würstchen gewesen, und Bill Gates sei nicht links geworden.
G.
Wieso ist Bill Gates nicht links geworden?
J.F.P.
Woher soll ich das wissen? Du kennst doch Fleischhauer. Der argumentiert doch nicht. Der reiht doch einfach nur zusammenhanglose Sätze aneinander, und streut dann ein paar „daher“ und „möglicherweise deshalb“ und „vielleicht ist es aber auch so“ dazwischen, so daß es an der Oberfläche wie Text wirkt. Eine Herleitung, eine Begründung, eine Erkenntnis wirst du bei Fleischhauer nicht finden.
G.
Das weiß ich ja alles. Das meine ich nicht. Ich meine: wieso ist Bill Gates nicht links?
Gerade Bill Gates ist links. Sie dir doch nur einmal den Internet Explorer an, sieh dir Windows an, sieh dir irgendwas an: das ist doch alles Proletensoftware aus sozialistischer Produktion. Und das Vermarktungsprinzip ist: alle kriegen dasselbe. Extrawürste gibt es nicht. Hier, der Editor, den ich als alter Sozialist immer noch benutze, den zu benutzen ich dich zwinge und den Butz sowieso: Notepad (immer noch mein Lieblingseditor) – ist er nicht ein 1A-Äquivalent zum Trabant? Dem zugrunde liegt der Zeileneditor edlin, der laut Wikipedia noch heute mit den 32bit OS von Microsoft ausgeliefert wird, und von dem böse Zungen – die in ihrer Jugend schon
sehr demütigende Schulhoferfahrungen gemacht haben müssen –
sagen: „Then Willy The Wanker gave the world edlin (don’t you wish he had finished college?)“.
G.
Wer aber war William Edlin? Ein Mitglied der amerikanischen Social Democratic League, einer Abspaltung der amerikanischen Sozialisten, die, im Gegensatz zu den Sozialisten, den Eintritt der USA in den Krieg gegen das wilhelminische Deutschland befürworteten, und zwar warum?
J.F.P.
Keine Ahnung, aber …
G.
Weil Deutschland, so ihre Resolution, „eines Verbrechens gegen sozialistische Prinzipien schuldig sei.“ Ist das klasse?
G.
Nichts aber. Verbrechen gegen sozialistische Prinzipien. Das ist klasse. Ich meine: das ist doch noch Klassenkampf!
J.F.P.
Doch. Aber jetzt …
G.
Willy the Wan … Billy the Ki … ich meine Billy Gat … Bill Gates ist der Sozialist schlechthin. Er hat doch das ganze Geld nur zusammengerafft, um damit Gutes zu tun. Und um die Konkurrenz zu behindern. Aber das war im Sozialismus auch nicht anders. Wenn Günter Mittag mal eben beim VEB Robotron Büromaschinenwerk „Ernst Thälmann“ Sömmerda außerplanmäßig 10000 PCs vom Typ 1715 in Auftrag gab und die dazu notwendigen Rohstoffe und Materialien, die ja nicht auf den Bäumen wuchsen, überall anders abzwackte, dann geschah das zu genau diesem Zweck. Und Bill Gates hätte es nicht anders gemacht.
J.F.P.
Hat sie ihn auch wirklich nicht geküßt?
G.
Damals nicht. Ob später – das weiß ich nicht. Er behauptet es, sie sagt, sie kann sich nicht daran erinnern. Also kann es nichts Dolles gewesen sein. Wenn ich sie geküßt hätte, könnte sie sich daran erinnern.
J.F.P.
Aber mit Schaudern.
G.
Mit Wonne. Aber so oder so, schlimm ist es doch, wenn sie uns vergessen.
J.F.P.
Mich vergessen sie nicht.
J.F.P.
Vielleicht ist es ja einfach so, daß wir Kleinen, Schmächtigen einfach besser küssen, als die Stars.
G.
Bestimmt ist das so! Das ist gar keine Frage.
J.F.P.
Der Wolfe behauptet aber, wir Kleinen würden alles mit Worten erledigen, weil wir bei den Taten nicht mithalten können.
G.
Der hat ja keine Ahnung!
J.F.P.
Sagt Fleischhauer. Zitat: „Glaubt man Wolfe, geht es allein darum, den Spieß umzudrehen, und zwar mit Worten.“
G.
Bei wem geht es darum?
J.F.P.
Bei uns Journalisten.
G.
Ich bin kein Journalist.
J.F.P.
Fleischhauer schon.
J.F.P.
Naja, so ’ne Art Journalist.
G.
‚kay. – Wenn du’s sagst. – Aber das ist doch Quatsch. Wenn der den Spieß hätte umdrehen wollen, oder sagen wir mal: den Bohrer, warum ist er dann nicht Zahnarzt geworden?
J.F.P.
Vielleicht hat es bei ihm dazu nicht gereicht.
J.F.P.
Und außerdem, bedenke bitte, daß auch Ralf Zahnarzt geworden ist.
G.
Das stimmt. Das ist wahr.
J.F.P.
Und Zahnärzte werden nicht links.
G.
Das stimmt auch. – Warum eigentlich nicht?
J.F.P.
Keine Ahnung. Das hat Fleischhauer noch nicht rausgekriegt.
G.
Was mir übrigens auch überhaupt nicht einleuchtet, das ist, wieso wir, die wir uns auf Wort und Kuß besser verstehen, weil wir mit dem Zungenmuskel besser zu Fuß sind als mit dem Bizeps, warum wir dadurch automatisch – ich zitiere Fleischhauer – „links“ werden?
J.F.P.
Da gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: a) Man muß berücksichtigen, aus welchem Kopf das stammt. Da liegen die Dinge die Kreuz die Quer durcheinander, da ist es ein wenig feucht, es gibt nicht viel Licht, es riecht leicht modrig, hier und da schimmelt es – da kann es passieren, daß zwei Schwarten, die lange aufeinander gelegen haben, sich nicht mehr voneinander lösen lassen. Und wenn man es doch schafft, sie auseinander zu prockeln, hat eins des anderen Maserung angenommen.
J.F.P.
Und die andere Möglichkeit: b) es stimmt nicht.
J.F.P.
c)? – Das wären ja drei?
G.
Drei? – a), b), c) – tatsächlich. Du hast Recht.
G.
c) Fleischhauer hat früh die Erfahrung gemacht, daß die Wahrheit auf der anderen Seite der Trennlinie stand. Sie war stärker als er. Beizukommen war ihr nicht. Sie rümpfte nicht einmal die Nase, wenn sie ihn sah. Er weiß nicht mehr, wann es war, aber eines Tages entdeckte er, daß sich die
Lüge ganz hervorragend dazu eignete, die Wahrheit zwar nicht aufzuhalten, aber ihr doch wenigstens mit spitzen Schuhen von hinten in die Kniekehle zu kicken, und ihr, wenn sie schon nicht zum Straucheln zu bringen war, wenigstens weh zu tun.
Es war eine wunderbare Entdeckung!
J.F.P.
Und es ist dies ein wunderbares Schlußwort.
Meine Damen, meine Herren, die Sie uns bis hierher begleitet haben, ohne unterwegs über die Reling zu springen, bleiben Sie uns gewogen, kommen Sie gut nach Hause, fallen Sie nicht von der Kaimauer und stolpern Sie nicht über einen der Poller. Wenn es Ihnen gefallen hat, sagen Sie es anderen, wenn es Ihnen nicht gefallen hat, sagen Sie es Germanistenfuzzi.
Es verabschiedet sich für heute und begrüßt Sie gerne wieder an Bord –
Ihr Kapitän Pürckhauer
Hast du eigentlich Almuts Adresse oder Telefonummer?
G.
Das könnte schon sein, aber, bevor wir dieses Thema vertiefen … steht da nicht noch etwas zwischen uns? Stichwort: Gummiente?
J.F.P.
Jetzt laß doch mal diese blöde Ente – o shit, wir sind ja noch online.