Meinung

Hier hört der Spaß auf!

Man muß nicht so dumm sein wie die Kommentatorin der FAZ, die es nicht nötig hat, auch nur für zwei Minuten darüber nachzudenken, ob ein Staat wie der hiesige überhaupt die Möglichkeit, wenn schon nicht das Recht hätte, hiesigen Kantinen vorzuschreiben, an einem Tag in der Woche kein Fleisch anzubieten. Aber man muß es sein dürfen!

Einer Journalistin staatlicherseits ein bestimmtes Maß an Hirnmasse vorzuschreiben, wäre schlicht frech. Vom Gebrauch derselben mal nicht zu reden. Eine Journalistin der FAZ muß sich auf die Socken machen dürfen – das ohnehin, denn von feuchten Socken ist außer ihr selbst niemand betroffen – aber sie muß sich auch auf die Socken machen und in feuchter Socke stehenden Fußes einen flammenden Appell schreiben dürfen, nämlich wider das staatliche Fleischverbot, das von den Grünen da droht.

Das ist zwar ein horrender Blödsinn, denn die Grünen können überhaupt kein staatliches Fleischverbot erlassen – erstens sind sie nicht an der Regierung und zweitens, selbst wenn sie es wären, könnten sie ein solches Fleischverbot gar nicht durchsetzen, denn Fleischverbot ist Sache der Länder -, aber das wird von der FAZ-Kommentatorin aber mit Fleisch verschwiegen, Verzeihung, mit Fleiß. Falls sie es überhaupt weiß. Wahrscheinlich nicht.

Denn die Wahrheit ist, wieder einmal, dreimal schlimmer. Da die Grünen – im Gegensatz zu der FAZ-Wirtschaftskorrespondentin in Berlin – sehr wohl wissen, daß sie ein Fleischverbot niemals durch den Bundesrat kriegen würden, haben sie sich nicht erst groß damit aufgehalten, sondern haben statt dessen gefordert, daß die hiesigen Kantinen einmal in der Woche Milchreis mit Aprikosen anbieten sollen. Sollen, nicht müssen.

Aber! Selbst wenn sie es nicht müssen, sie tun es! Und schlimmer als ein fleischloser Tag – Himmel! Was wäre daran denn so schlimm? Was ist gegen Käsebrötchen, Croissants, Pfirsichjoghurt, Kartoffelpuffer, Erdbeerkuchen, Schokoladeneis und Bier einzuwenden? Gar nichts! Die beiden Steaks im Kühlschrank schmecken wohl auch morgen noch – schlimmer als ein fleischloser Tag ist ein Tag mit Milchreis und Aprikosen. Warum geben sie in den Kantinen nicht gleich Lätzchen aus? Und Milupabrei? Wenn wir schon bevormundet werden sollen?

Und Windeln, wenn wir schon Milchreis mit Aprikosen essen müssen. Wir werden sie brauchen.

Man mag einwenden, niemand müsse den Milchreis essen, der ihn nicht essen wolle, und man mag weiter einwenden, man könne den Kantinen doch nicht verbieten, Milchreis anzubieten, besonders dann nicht, wenn es Leute gebe, die ihn haben wollen. „Das alles ist gut und richtig“ (FAZ). Aber erstens handelt es sich nicht um Milchreis, sondern um Milchreis mit Aprikosen! Ein peekiger Pamp, der es an pampiger Peekigkeit, Ungeschmack und Konsistenz mit jedem FAZ-Kommentar aufnehmen kann! Zweitens: wieso kann man das nicht verbieten? Das sehe ich überhaupt nicht ein! Und drittens: wieso wird das Zeug dann überhaupt erst angeboten? Damit es nicht gegessen wird? Was für eine Idiotie!

Aber das Zeug zu essen, zu verdauen und nach nicht allzulanger Zeit auf bewährtem Wege wieder los zu werden, ist immer noch das kleinere Übel gegenüber dem Schicksal dessen, dem es zu Kopf gestiegen ist, wo es auch nicht besser wird und von wo aus es den Weg nach draußen nur über Presseverlautbarungen und Parteiprogramme findet. Beziehungsweise dem Schicksal dessen, der das als Umstehender mitansehen muß. Für den ist das kein Spaß, und die Beschwerden darüber waren univokal, so daß K. Göring-Eckardt die Diskussion wieder einzufangen sucht, indem sie darauf besteht, niemand werde zu irgendwas gezwungen, es sei der Partei allein darum gegangen, den Eindruck zu erwecken, sie habe sie nicht mehr alle stramm.

Chapeau! möchte man ausrufen, das ist ja mal gelungen.

Aber! Zwingen tut man uns sehr wohl zu etwas, in Kantine wie in Presse, nämlich dazu, den Käse zur Kenntnis zu nehmen. Der Spaß aber hört endgültig auf, wo die Grünen sich herausnehmen, ihren Schmaddertag „Veggie Day“ zu nennen, und damit durchkommen, ohne daß die FAZ-Kommentatorin darüber ein Wörtchen zu verlieren nötig hätte. Falls sie es überhaupt gemerkt hat. Wahrscheinlich nicht.

Sie haben einander verdient.

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