Bombenidee

Die Evangelen in Deutschland warnen Deutschland davor, Syrien durch die USA und England bombardieren zu lassen. Keine rote Linie der Welt sei von Haus aus so breit, daß sie nicht bei Bedarf mit Hilfe eines Pinsels, etwas roter Farbe und jeder Menge guten, evangelischen Willens noch ein bißchen breiter gemalt werden könnte, wenn man es dadurch in der Hand habe, der Gefahr ihres Überschreitens durch wen auch immer zu wehren.

Sprach und diktierte der Linienbeauftragte der Evangelen Deutschlands in die Notebooks des Käsdorfer Metropolitan (KM), der sich das aber schon gedacht hatte. Ob es vielleicht so sei, fragte der KM den Linienbeauftragten, daß Bomben keine Probleme lösten, denn das konnte er sich auch schon denken, und daß die Suche nach einer politischen Lösung in Syrien umso dringlicher intensiviert werden müsse? Und der Linienbauftragte nickte ohne weiteres: jawoll, so sei das.

Statt Syriens solle man lieber die „Orientierungshilfe“ der EKD zum „Familienbegriff“, das sogenannte „Familienpapier“, bombardieren, denn dieses Papier sei, wenn man sich in der Szene mal umhöre, das größte Unglück und Verbrechen, das die Menschheit derzeit zu verdauen habe, und es kriege sich die Evangelenszene darob seit Monaten nicht wieder ein. Werde darin doch solchen Greueln wie der „Homoehe“ oder den „Familienpatchworks“ das gottungefällige Wort geredet; bzw. lasse man es darin doch an gebührender Abscheu vor diesen Greueln vermissen. Da sei eine rote, eine tiefrote Linie überschritten worden, und zwar von der EKD.

„Zwei Tage Beschuß mit Marschflugkörpern solten jedoch genügen, den Familienbegriff der EKD in die Steinzeit zurückzubomben,“ meinte der Linienbeauftragte, oder wenigstens ins Mittelalter, dorthin jedenfalls, wo er einst hergekommen sei, und wohin er füglich wieder solle. „Der kleine Junge, der bei dem Giftgasangriff vor Damaskus seine ganze Familie verloren hat, der kann sich immerhin damit trösten, daß es eine richtige, eine regelrechte Familie war, die man ihm vergiftet hat: Mutter, Vater, Opa und Schwestern. Und nicht ein merkwürdiges Etwas, daß den Namen Familie nicht verdient.“

Das Herz lache einem im Halse, wenn man sehe, was für eine schulfibelhaft gesunde Kernfamilie es da zerfetzt habe. „Hier in Deutschland könnte der Junge sich darauf nicht mehr verlassen. Hier könnte es ihm passieren, daß man ihm seine beiden Väter nähme. Oder gar keinen Vater, denn den hätte seine Mutter längst schon verlassen, weil sie in Wahrheit niemals vorgehabt hatte, bei ihm zu bleiben, ihn zu lieben, in guten wie in bösen Zeiten, bis daß ein qualvoller Erstickungstod sie scheide.“

Wahrlich, das Schicksal der bedauernswerten Kinder in Deutschland sei geeignet, einen unmittelbaren moralischen Impuls für eine starke Reaktion zu setzen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert


neun × 9 =

Navigation