Offener Brief

an Patrick Döring
zurück in Hannover

Sehr geehrter Herr Döring,

Sie haben sich auf dem Sonderparteitag der FDP aus der Politik ins Privatleben verabschiedet, und wir beglückwünschen Sie von Herzen zu diesem wohlüberlegten Schritt. Wir wollen Sie auch nicht aufhalten. Haben Sie trotzdem noch zwei Minuten Zeit, in denen Sie kurz auf dem Teppich bleiben könnten?

Wir hätten da nämlich noch zwei, drei Anmerkungen zu Ihrem Vorwurf bezüglich Rassismus im Zusammenhang mit Ihrem ebenfalls zurückgetretenen nun mithin ehemaligen Parteivorsitzenden Philipp Rösler. Dazu zweierlei vorab: wir hier sind allesamt entweder ehemalige Westfalen oder aktuelle Niedersachsen, oder beides, und Sie sind ebenfalls Niedersachse. Wir reden also von gleich zu gleich. Wenn wir Sie in diesem Brief eventuell, weil wir Grund dazu haben, durchaus mit Absicht und in dem Wunsch, despektierlich zu sein, einen Niedersachsen nennen werden, dann wünschen wir nicht, uns von Ihnen deswegen Rassismus vorhalten lassen zu müssen. Als Niedersachsen haben wir dazu ein unveräußerliches Recht, und als Westfalen haben wir dieses Recht erst recht. Was man sich als ‚Preuße‘ von Euch anzuhören hat, das geht auf keine Trommelhaut! Habt Ihr vergessen, wie ritterlich Ihr von uns nach der Kapitulation bei Langensalza behandelt worden seid?!

Und was Euren neuen Parteivorsitzenden angeht, dieser Typ mit den falschen Geheimratsecken und der geschönten Wikipedia-Vita, dieser Milchbubi aus dem rheinischen Schiefergebirge, dieses rheinische Schiefgesicht, wenn wir über den herziehen, dann ist das schon gleich überhaupt kein Rassismus, denn jeder Westfale hat das Natur-, Völker- und Menschenrecht, über jeden Rheinländer nach Gutdünken Hohn und Spott auszugießen. Wurst wider Wurst! Wie auch jeder Bundesbürger das Recht haben soll, Volker Zastrow einen Vollsachsen zu nennen, und nicht bloß einen Niedersachsen, und zwar ohne dafür belangt zu werden. Auch nicht von den Sachsen!

Soweit das. Nun aber zu Herrn Rösler, dem Sie bitte unsere Grüße ausrichten wollen. Es ist uns seinerzeit eine Ehre gewesen, und Ehrensache gewesen, einen Kommentar, in dem man ihn einen ‚Asiaten‘ nannte, nicht freizuschalten. Wenn auch mit Bauchkneifen, denn Zensur bleibt Zensur, und nicht jeder, der Yoko Ono nicht leiden kann, ist ein Rassist. Und doch: wer Yoko Ono, anstatt sie die schwärzeste aller schwarzen Witwen zu nennen, als Japanerin bezeichnete, wäre eine dumme Suppe, und jedenfalls kommt uns sowas nicht in die Kommentarspalten. Weil Sie gesagt haben sollen, auch Kritiker Röslers hätten immer wieder „subtil bösartig“ mit „rassistischen Ressentiments“ gespielt. Als Kritiker Röslers, zu denen wir uns zählen, weisen wir das a) zurück und sind b) ganz bei Ihnen, wenn Sie dergleichen geißeln. Wir sind nämlich nicht subtil und wollen es auch nicht sein. Als wir Sie seinerzeit einen überquellenden Hefebrei nannten, der sich durch die Straßen wälzt und den Autos die Außenspiegel abbricht, fanden Sie das etwa subtil? Es war nicht subtil gemeint. Wenn einer partout Generalsekretär sein will, dann schreit er danach, daß man sich seiner körperlichen Gebresten auf das bösartigste annimmt. Er muß ja nicht Generalsekretär werden wollen. Daß wir Rösler nicht seiner Herkunft wegen angegangen sind, hat damit zu tun, daß Herkunft nicht zu den körperlichen Gebresten zählt. Anders als Pausbackigkeit, jedenfalls die Pausbackigkeit eines Erwachsenen. Eines Mannes Leben und eines Mannes Erfahrung sollten Spuren in seinem Gesicht hinterlassen. Das Leben ist keine Zwiebackstüte! Aber warum sollte man jemandem, der aus Bückeburg kommt, sein bedauernswertes Schicksal auch noch unter die Nase reiben? Wir kennen Bückeburg! Wir fühlen mit Herrn Rösler. Verflucht nah an Minden, dieses Bückeburg, von wannen wir Preußen damals im deutschen Krieg gegen Hannover vorrückten. Ohne Gegenwehr übrigens, wenn Sie sich erinnern. Von den Lippischen Schützen, ohne Ansehen der Tatsache, daß diese bereits nach Mainz abkommandiert waren, wollen wir auch mal lieber ganz stille schweigen. Nur soviel: da also hat der junge Herr Rösler seine militärische Ader her? Da guck.

Nun ja. Es handelt sich bei Philipp Rösler, wenn Sie uns fragen, um einen ausgesprochen sympathischen Augenarzt, der nur einen Fehler hat: er wollte nicht Augenarzt bleiben. Man könnte verstehen, daß er nicht in Bückeburg bleiben wollte, aber das hätte er ja auch nicht gemußt. Gute Augenärzte werden schließlich überall gebraucht. Erst neulich sagte mir die Vorzimmerdame von Professor Großkotz am Klinikum, der mir den Star stechen soll, der Professor verbringe die Wintermonate in Florida, ich solle mich auf eine dreimonatige Wartezeit gefaßt machen. Gefaßt fragte ich, ob nicht vielleicht einer der Herren Ober- bzw. Assistenzärzte schon soweit in die Kunst eingeführt sei, daß er … ? Aber sie schüttelte gut hörbar das Haupt: es gebe nicht soviele Augenärzte, wie sie gerne einstellen würden, und ich zu ihr: haben Sie es mal bei Herrn Rösler probiert?

Nun, vielleicht sollte ich mich lieber nicht in Herrn Röslers Hände begeben, wenn in denselben ein spitzer Gegenstand sich befindet, mit denen er mir im Auge herumfuhrwerken soll. Vielleicht nicht. Vielleicht wäre die Versuchung für ihn zu groß. Schließlich habe ich ihn mal eine Träne genannt, eine Nulpe, die mit dem Job eines Nachtwächters in einer Gurkendosenverschließerei überfordert wäre. Ihm unterstellt, sich einen alten Socken in die Hose zu stopfen, um Wirtschaftskompetenz vorzutäuschen, wo keine Wirtschaftskompetenz sei. Hab ich alles gemacht, stehe ich auch zu. Aber das heißt ja nicht, daß ich ihn für einen schlechten Augenarzt hielte. Tue ich nicht. Ich habe das ja auch nicht gemacht, um ihn aufgrund seiner Abstammung zu diskreditieren, denn er stammt ja nicht von der FDP ab, sondern er ist in die FDP eingetreten. Freiwillig! Das diskreditiert ihn natürlich! Aber es ist keineswegs so, daß hierzulande etwa nur oder hauptsächlich Vietnamesen in der FDP wären, im Gegenteil. Das ist eher selten. Die allermeisten FDP-Mitglieder sind Deutsche. Das spricht sowohl gegen die Deutschen als auch – wenn Sie mich fragen – gegen die FDP, weil es nämlich nichts gibt, was nicht gegen die FDP spräche. Das spricht aber für die Vietnamesen, die in übergroßer Mehrheit die Mehrheit der Tassen noch im Schrank zu haben scheinen.

Es ist doch die Mitgliedschaft in einer Partei wie der Ihren, welche wissentlich und willentlich all‘ ihre Tassen aus dem Schrank holt und vorzugsweise auf dem Pflaster des Marktes zerdeppert, die Ihnen und Ihresgleichen die „Vernichtungssehnsucht“ (Brüderle) auch des ansonsten wohlmeinendsten Bürgers zuzieht. Und keineswegs die Person des ehemaligen Vorsitzenden. Da gab es schon ganz andere Vorsitzende. Verglichen mit Herrn Westerwelle und seiner ungewaschenen Äußerung über „anstrengungslosen Wohlstand“ ist Herrn Röslers Wort von der „Anschlußverwendung“ (der ehemaligen Schlecker-Angestellten) von geradezu rührender Unbeholfenheit. Nicht, daß er dafür nicht den Hosenboden versohlt verdient hätte. Das hätte er. Als Bückeburger sollte er das Lied von den lippischen Schützen kennen, mit der Strophe „Die Franzosen schießen immer so ins Blaue hinein/Sie bedenken nicht, da könnten Menschen sein.“ Exakt. Exakt so quasselt Rösler ins Blaue hinein, ohne zu bedenken, daß am anderen Ende des Gequassels Menschen sein könnten, die diese seine Flegelhaftigkeit abkriegen. Denn es war das eine Flegelhaftigkeit. Die ganze Partei ist eine Partei von Flegeln. Das ist auch überhaupt kein Wunder, wenn eine Partei sich a) als Marke mißversteht, und es b) als Markenkern definiert, sich auf besagten Marktplatz zu stellen, den Hosenstall zu öffnen und ihre marktwirtschaftlichen Prinzipien rauszuholen und unter Geschrei überall reinzuhängen. Wenn Sie das an ihren Stammtischen machen, wo wir nicht dabei sein müssen, bitte, das wird Ihnen weiter keiner übelnehmen, wir sind schließlich liberal. Aber wenn Sie sie zum Beispiel in die Schlecker-Pleite hineinbaumeln lassen, wundern Sie sich doch bitte nicht, wenn das hie und da als unpassend empfunden wird. Als rüpelhaft. Flegelhaft. Und unpassend ist es auch, wenn ausgerechnet der Generalsekretär der Partei, also deren institutionalisierter Dreschflegel, wenn ausgerechnet der sich moquirt, daß ein paar Flegel an seinen Stammtischen sich als Flegel herausstellen, die von „dem Vietnamesen“ sprechen.

Der dann natürlich schuld ist am schlechten Erscheinungsbild und am Wahlergebnis und und und. O Einfalt! Aber solche Flegel gibt es überall. Wenn ein Haufen unappetitlicher Halunken, nennen wir sie, ich greife wahllos ein paar untürkisch klingende Namen wie Patrick und Rainer und Wolfgang und Christian und Guido und Philipp und Dirk und Daniel, und sie ziehen durch die Gemeinde und grölen und lärmen und schlagen Krach und pissen an die Türen geparkter Autos, und sie rufen den Frauen hinterher, ob sie für heute Abend schon eine Anschlußverwendung hätten, sonst wüßten sie wohl eine für sie, und vor der Disko treffen sie einen Jungtürken, den nennen wir jetzt mal nicht Walter, oder Hans-Dietrich oder Willi, sondern Ihsan, und unter „Hallo!“ und „Los, komm mit!“ geht es zum Eingang, und der Türsteher sagt, sie sollen zusehen, daß sie Land gewinnen, und zwar ein bißchen plötzlich, wer ist dann schuld, wenn nicht der Türke? Ich will es Ihnen sagen: der Türke ist schuld. Türken werden nicht in Diskos gelassen, das weiß jeder. Das heißt, ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht einmal, ob es überhaupt noch Diskos gibt. Das letzte Mal, daß ich in einer Disko war, beziehungsweise vor einer Disko stand und nicht reingelassen wurde, da lebte John Lennon noch. Damals war es so. Damals muß es so gewesen sein, denn sonst hätten sie meinen Freund Ihsan und mich ja reingelassen. An mir kann es schließlich nicht gelegen haben. – Also fragen Sie mal Ihre Stammtischbrüder. Aber tun Sie nachher bitte nicht so als ob Sie „es nicht für möglich gehalten“ hätten, oder daß es Sie besonders erschrecken täte, daß dergleichen „auch in unserer Partei auf fruchtbaren Boden“ fällt. Hatten Sie Ihre Partei für irgendwie „besser“ oder „anders“ gehalten als andere Parteien? Dann wären Sie, entschuldigen schon, nicht nur emeritierter Dreschflegel eines Halunkenhaufens, sondern auch noch ein wenig schwach im Oberstübchen? – Wenn Sie darauf bestehen – ich kann damit leben.

Für wie dumm ich Ihr Gerede halte, entnehmen Sie bitte nicht nur der Tatsache, daß ich Ihnen diesen kompletten Brief zueigne, sondern vor allem, daß ich als Eideshelfer für meine These von der Rüpelpartei FDP ausgerechnet meinen Intimfeind Jan Fleischhauer herbeizitiere, von dem ich normalerweise nicht einmal das Datum erfragen würde, gewiß, daß er mir ja doch ins Gesicht löge. Aber im vorliegenden Fall lasse ich es mir nicht nehmen, ihn als den vergleichsweise Klügeren darzustellen; ich liebe solche Übertreibungen, die in ihrer Haltlosigkeit fast schon wieder die Wahrheit streifen:

In seinem zweiundfünfzigsten Jahr kömmt Fleischhauer die Erkenntnis, die einem 26jährigen mittleren Einsichtsvermögens nicht fremd sein sollte, nämlich daß es nicht nur einen „rechten Pöbel“, sondern auch „einen Mob links der Mitte“ gebe. Zweifellos. Das liegt im wesentlichen daran, daß die Mitte selbst nicht weiß, wo genau sie sich gerade befindet, denn das ist ja immer davon abhängig, wer kuckt, von wo er kuckt, und was für einen spezifischen Knick in der Optik er hat. So weit, so typisch Fleischhauer und es geht dann noch eine Weile genauso typisch weiter, von wegen Kuhstallwärme der Volksgemeinschaft und nichts liebt der Deutsche so sehr wie diese und wie es doch erstaunlich sei, welchen Haß die FDP nach ihrem Abschied aus dem Bundestag auf sich ziehe. Bla bla bla! Das ist überhaupt nicht erstaunlich. Denn es handelt sich ja nicht um Haß, jedenfalls nicht um frisch zugezogenen. Der Haß auf die FDP war vorher auch schon da. Und wenn ich ausnahmsweise mal der taz glaube, was ich gerne tue, wenn es gegen Westerwelle geht, dann war es genau dessen Kalkül, zwar von 85% der Wähler gehaßt, aber von den verbleibenden 15% gewählt zu werden. Das sei besser, als von 7,5% gewählt und von den anderen ignoriert zu werden. Kann sein. Kann man so machen. Hat ja wohl auch einmal funktioniert. Man sollte dann bloß innerlich darauf vorbereitet sein, daß man auch mal, und sei’s versehentlich, von 95,2% gehaßt wird. Und nicht rumtröten, wie erstaunlich das doch sei. Erstaunlich ist allenfalls, daß es 95,2% und nicht bloß 94,8% waren. Das hätte ja auch sein können. Und das wäre schlecht gewesen, sehr schlecht, denn erst der Sprung über die 95%-Hürde hat uns es möglich gemacht, die FDP nunmehr nicht mit abgestandenem Haß, sondern mit frischer, schäumender Schadenfreude zu überziehen, wie ich sie in dieser Reinheit noch nicht gesehen habe. Und die mußte warten bis zum Schadenseintritt. Das ist nur natürlich, bei Schadenfreude. Sie als Vorstandsmitglied einer Haustierversicherung werden das wissen. Sie zahlen ja auch nicht, bevor der Schaden eingetreten ist, sondern immer erst hinterher. Wenn überhaupt. Und dann nur bis zur Höhe von 600 Euro pro Versicherungsjahr.

Aber das ist alles typisch Fleischhauer und also alles gelogen. Das braucht uns hier nicht zu interessieren. Worauf es uns ankommt, und worauf er nicht kommt, auch das gewissermaßen typisch für einen Realitätsverweigerer wie ihn, das ist, daß es natürlich auch einen Pöbel der Mitte gibt. Dabei liefert er selbst ein paar Zeilen drauf das Anschauungsmaterial, indem er darauf insistiert, daß es auch in der Politik so etwas wie eine Beileidskultur gebe, um dann ein Beispiel für deren völlige Abwesenheit zu bringen:

Jürgen Trittin hat am Wahlabend nach einem Blick auf die ersten Umfragen seinen Wagen anhalten lassen, um den Verlierern am Telefon ein paar freundliche Worte zu sagen. Hermann Gröhe und Volker Kauder standen auf der Bühne des Konrad-Adenauer-Hauses und grölten einen Tote-Hosen-Song, als nebenan bei der FDP die Lichter ausgingen. Dass ein Bürgerschreck der Grünen mehr Anstand im Leib hat als der Fraktionschef und der Generalsekretär einer Partei, die das C im Namen führt, sagt viel über die Verfassung des parlamentarischen Konservatismus in Deutschland.

Das sagt natürlich nichts über die Verfaßtheit des politischen Konservatismus in Deutschland, es sei denn, man wollte die mangelnde Verfaßtheit des Fleischhauerschen Kopfes als solche betrachten, aber den Gefallen, ihn mit einen Konservativen zu verwechseln, werde ich ihm nicht tun. Er ist kein Konservativer, er ist auch kein Liberaler, er ist FDP-Fan, und was die FDP mit Liberalismus zu tun hat, das weiß man schließlich: genauso viel, wie Yoko Ono mit den Beatles. Hat sie etwa auf Let It Be die Orgel gespielt? – Nein. – Hat sie im Film bei Maxwell’s Silver Hammer den Hammer geführt? – Auch nein. Sie hat sich lediglich und immer wieder mit den Beatles zusammen in einem Atemzug nennen lassen, und ganau das tut auch die FDP mit dem Liberalismus. Unterfertigter kommt aber sehr gut ohne Frau Ono aus, und ohne die FDP auch. Daß es verwunderlich sein solle, daß „ein Bürgerschreck der Grünen“ „Anstand im Leib hat“, und zwar „mehr Anstand“ als Gröhe und Kauder, das sagt allenfalls etwas über die Verfaßtheit eines Kopfes aus, in welchen anscheinend kein Schimmer davon fällt, daß es sich bei Generalsekretären von Parteien – die Couleur spielt dabei keine Rolle -, um die niederste Lebensform überhaupt handelt, seien es gegenwärtige (Gröhe), seien es ehemalige (Kauder). Warum denn wohl sollte einer, der in seiner Jugend als Brausekopf und Kommunistenbündler sich hervortat – warum sollte der keine Manieren haben? Gewiß, ein Schnauzbart, wie er früher von Trittin spazierengeführt worden ist, der spricht dagegen. Das ist wahr. Aber der Schnauzer ist lang ab. Selbst Herrschaften, die sich nicht nur in der Jugend, in der es erlaubt ist, sondern auch im Alter, in dem es verboten ist, als Kommunisten verstanden – Peter Hacks fällt einem ein, und … äh … ja. Peter Hacks. Wie gesagt. – Ein Mann von vollendeten Manieren! – Es ist ja schließlich nicht so, daß einem die Manieren zwar angeboren wären, wenn man aus bürgerlichem Hause stammt, und daß sie aber bloß latent wären, bis man dann eines schönen Tages in die CDU einträte, woraufhin sie akut würden. So ist es ja doch nicht. Oder ist es so? Und wenn man statt dessen in die FDP eintritt, fallen sie von einem ab wie Klapperschlangenhaut? Tatsache?

Das erklärt immerhin, warum sich Trittin zum Dank für seinen Anstand von dem Flegel Brüderle einen Lümmel nennen lassen muß. Apropos nennen: wie nennen ihre Parteifreunde Herrn Rösler? Fipsi? Darf man fragen, warum? Aus dem Wunsch heraus, despektierlich über ihn zu reden, schon klar. Aber wofür soll das stehen, Ihrer Meinung nach? Für einen Hundenamen?? – Sie sind der Fachmann, Sie versichern die Viecher schließlich, und die werden ja wahrscheinlich irgendwelche Namen haben. Sie werden es schon wissen. Aber ich weiß nicht – ich habe selbst Hunde, zwar bloß drei, aber keiner von denen heißt Fipsi. Ich habe auch noch nie von einem Hund gehört, der Fipsi heißt. Wenn ich „Fipsi“ google, finde ich erstmal 300 Seiten über Herrn Rösler, dann eine Katze, für die ein Tierheim einen Interessenten sucht, und den Fußballer Philipp Lahm. Keine Ahnung, wer das ist und für wen der spielt; das letzte Mal, daß ich ein Fußballspiel gesehen habe, hießen die Außenverteidiger Schnellinger und Höttges, an einen Lahm habe ich keine Erinnerung. Der jedenfalls soll in seinem ersten Verein so genannt worden sein. Sind Sie sicher, daß es sich bei „Fipsi“ nicht vielleicht um einen Spitznamen für Philippe handelt? Vielleicht auch nur für fipsige, also schmächtig geratene Philippe? Muß es denn immer gleich Rassismus sein?

Fipps ist mir noch geläufig, allerdings auch nicht als Hundename (der zugehörige Hund heißt Schnipps), auch nicht als Katzenname (der Kater heißt Gripps). Fipps ist ein Affe, allerdings kein asiatischer, schon gar kein vietnamesischer, er stammt vielmehr aus Afrika, woher genau, wird nicht gesagt. Ein Herr Schmidt importiert ihn nach Bremen, allwo er nur deshalb nicht FDP-Mitglied wird, weil er, als Zeitgenosse Wilhelm Buschs, mangels FDP keine Gelegenheit dazu hatte, wo er sich aber alsbald genauso boshaft benimmt, als wäre er’s doch. Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Gemeinheit, Staatsskepsis, die ganze Latte rauf und runter, dieser Affe hat entschieden mehr Ähnlichkeit mit Guido Westerwelle, als mit Philipp Rösler. Dem Bettler,


Hartz IV-Empfänger mit gestärkter Eigeninitiative

der im Streben nach anstrengungslosem Wohlstand ein paar von Fippsens Brezeln abhaben will – die dieser, das wollen wir doch mal festhalten, auch nur gestohlen hat -, dem nimmt er prompt die Krücke und kümmert sich nicht weiter um den auf den Arsch fliegenden Krüppel:


„Zielgenauer Sozialstaat“ (Chr. Lindner)

Fipsi Mißfelder würde seine Freude daran gehabt haben.

Und Sie vielleicht hieran:


„Kümmerer“-Image: FDP (mit Pfeife) und schwächere Marktteilnehmer – Anschlußverwendung gesucht

Keine Sorge, ich verlange weder von Ihnen noch einem Ihrer Parteifreunde Vertrautheit mit dem Werk Wilhelm Buschs, außer vielleicht von Herrn Rösler: so weit ist Bückeburg nicht von Wiedensahl entfernt, daß er nicht einmal in dessen Geburtshaus hätte vorbeischauen können. Dort hat er vielleicht auch folgende Zeichnung gesehen:


Dem Armutsbericht (Mitte) ging es unter Rösler (links) so gut „wie nie zuvor in seiner Geschichte“ (Rösler)

und sich dazu inspirieren lassen, den Armutsbericht der Bundesregierung zu frisieren.

Apropos geschönter Armutsbericht: Er ist nicht schlecht getroffen, der Herr Rösler auf dem Bild, mit dem Armutsbericht in der Mache, finden Sie nicht auch? Er hat doch mehr Ähnlichkeit mit Guido Westerwelle, als mir lieb sein würde, wenn ich er wäre. Ich werde mir, so gut es der verschwommene Blick zuläßt, genau ansehen, wen ich da an mein Auge lasse. Welchen Assistenz- oder Oberarzt, und wie der heißt. Nicht, daß der mir erzählen will, mein Auge sehe so gut wie nie zuvor in seiner Geschichte.

Und wie geht es Ihnen sonst so? Was macht die Arbeit in der Tierkörperverwertungsanstalt? – Belieben? – Tierversicherung, Hundekrankenversicherung, OP-Versicherung? – Sag ich doch: Tierkörperverwertung. Wie mag es eigentlich kommen, daß in Ihrer Partei niemand zu sein scheint, der irgendwas gelernt hat, lassen wir die Juristen mal beiseite, die gibt es in allen Parteien. Was weiß ich: Malermeister, meinetwegen. Oder Milchmann, Müllmann, Magnat in der Miederindustrie. Gurkendosenverschließer, Türsteher. Uwe Barth ist Physiker? Das zählt nicht, der kommt aus Thüringen, die sind alle Physiker. Nein, sind sie nicht, ich will nur sagen, die haben in der DDR alle was Vernünftiges gelernt. Fast alle. Jedenfalls manche. Niebel ist Teppichhändler, nun gut, aber Niebel ist die große Ausnahme. Niebel ist ohnehin ein Ausnahmepolitiker von Gnaden. Aber Ihr anderen erweckt alle den Eindruck, daß es Euch am liebsten wäre, wenn Ihr Stroh zu Gold spinnen könntet. Warum ist z.B. keiner Lehrer? Weil Ihr nicht gerne von Staatsknete lebt, nehme ich mal an. Mit Ausnahme von Niebel und seinen 40 Räubern, denen er ein paar schöne Stellen im „überflüssigsten Ministerium überhaupt“ (Niebel) verschafft hat.

Da geht der eine hin und will Internet-Avatare verticken, und der andere eröffnet ein Wettbüro, in dem die Hundebesitzer darauf wetten können, ob ihr Hund in diesem Jahr Analdrüsenentzündung haben wird, oder die Katze die Ohrräude. Insbesondere dieser Avatarhöker, der Moomax-Maxe, der Typ mit der Haupthaartransplantage, Ihr Vorgänger, der Nachfolger Röslers, wird mir, je länger ich mit ihm den Planeten teile, immer unerwünschter:

„Wir müssen auch aufpassen, dass in unserer Gesellschaft Menschen, die Fehler machen und sich für die Fehler verantworten, dass die nicht vollständig als Persönlichkeiten vernichtet werden. In einer Gesellschaft, die Pranger aufstellt, möchte ich nicht leben.“

Das soll er im Fernsehn gesagt haben, bei einem Talkshowmaster namens Plasberg, ich kenne ihn nicht; als ich das letzte Mal ferngesehen habe, hieß der Talkmaster Schönherr und trug eine Krawatte. Aber klingt es nicht wie eine Verheißung? Als könnte man ihn mit bescheidenem Aufwand außer Landes treiben?

Alles Lüge. Der bleibt.

Was denn die FDP eigentlich verbrochen habe, will mein Fleischhauer von mir wissen, nein, will er nicht wissen, er will, wie immer, bloß die Antwort geben. Aber obwohl sie auf der Hand liegt, die Antwort, nämlich:

„Den!“


Mit Christian Lindner knüpft die FDP an alte Zeiten an: Lindners Vorgänger Erich Mende, genannt Häuptling Silberlocke, war ein großer Freund der eigenen Frisur

kommt er keineswegs drauf, sondern lediglich auf das bißchen Steuersenkung für Hoteliers, das die FDP noch von der CDU abkupfern mußte. Aber es war doch eine prima Schelle, die man der FDP um den Hals binden konnte, was meinen Sie? Hätte man darauf etwa verzichten sollen? – Mein Keyboard bebt vor gerechter Empörung beim bloßen Gedanken daran. – Nein, es muß, da Ihr Haufe in vier Jahren nichts erreicht und also auch nichts verbrochen und daher auch nichts getan hat, außer den Armutsbericht frisieren, es muß das, was einen so aus tiefstem Grunde gegen die FDP einnimmt, eine von ihr ausgehende schwere Beleidigung des Schönheitssinns sein. Was sonst?

Auch das ist natürlich etwas, was ein Fleischhauer nicht mitkriegt, weil er keinen hat. Zwar sagte er selbst einmal, daß Westerwelle zwar ein Freak sei, aber das sei Claudia Roth schließlich auch. Stimmt. Beziehungsweise, stimmt nicht, ich kann hier doch dem, was ein Fleischhauer sagt, nicht einfach so zustimmen, ich spinne ja wohl! Aber abgesehen davon, daß es nicht stimmt, und daß ich ja wohl spinne, abgesehen davon ist es natürlich die Wahrheit: Claudia Roth ist ein Freak. Aber doch nicht so ein Freak wie Westerwelle! Was Freakishness angeht, bleibt Claudia Roth soweit hinter Westerwelle zurück, wie Westerwelle hinter Christian Lindner. Da, wo Westerwelle noch in soweit mit sich selbst identisch war, daß er vor lauter Bewunderung für seine eigene große Klappe den Blödsinn, der daraus hervorkam, sozusagen quasi selber glaubte – im Wissen zwar um dessen völlige Unhaltbarkeit, aber was sollte er machen? Wo es doch so überzeugend hervorgebracht wurde! -, da ist Lindner das reine postmoderne Prinzip, die pure Simulation. Siehe seine Schläfen. Siehe sein Wikipedia-Eintrag. Da, wo Rösler den Armutsbericht frisiert, frisiert Lindner den Wikipedia-Eintrag über das Frisieren des Armutsberichts. Das aber immer vor Publikum, siehe sein Wikipedia-Eintrag. Wie ein Magier, der uns zusehen läßt, wie der Trick geht, und uns dann einzusäuselt, daß wir nie etwas gesehen hätten. Uns aber zum Beweis den Film daläßt. – Es hat was Irisierendes.


„Mir scheint, ich bin hier unbeliebt“ – Der Parteivorsitzende hinterläßt eine leicht derangierte Partei

Nun, das braucht Sie nicht mehr zu kümmern. Sie haben ja ihren Job in der Versicherung, dort wird man Sie brauchen, das Leben geht ja weiter. Und in der Ablehnung Christian Lindners weiß ich mich mit Ihnen ja sogar einig. Vielleicht sogar mit Herrn Rösler. Sie wollen sich bitte einfach nur merken, nicht jeder, der einen appetitverderbenden Halunkenhaufen nicht im Parlament haben will, ist ein rassistischer Türsteher. Es gibt auch sehr gute Gründe dafür, Herrn Rösler die Kompetenz für den Armutsbericht entziehen und ihn wieder im medizinischen Fach sehen zu wollen. Er wird seinen Weg dort machen, da bin ich mir sicher. Er ist ja noch jung.


Chr. Lindner (links) und Stellvertreter W. Kubicki (rechts) bedauern den glücklosen Parteivorsitzenden Rösler (Mitte)

So, ich will dann mal wieder. – Bitte Platz zu behalten, ich finde allein raus. – Wir sind hier am Aegi? Zum Wilhelm-Busch-Museum gehe ich wie? – Markthalle, ja – Landtag, ok – Leibnizufer – Brühlstraße – Königsworther Platz – und dann immer gradeaus – und da haben die Hunde auch Auslauf? – Danke, danke, die Hunde sind versichert. Besten Dank!

Herr Döring, ich wünsche Ihnen auf dem weiteren Berufs- und Lebensweg alles Gute.

Germanistenfuzzi

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