an die Wohlhabenden
in aller Welt – na, nicht in aller Welt, aber in den besseren Vierteln
Werte Wohlhabende, hallo Nachbarn!
Haben Sie sich auch schon immer gemopst, daß Sie nichts dazu beitragen können, das Elend der Textilarbeiter in den prekären Staaten der Welt zu lindern, weil Sie ja keine Klamotten bei den Billigheimern kaufen, und daher auch nicht damit aufhören können? Das ist eine gute Voraussetzung, denn wenn es Sie nicht kränken würde, hätten sie wahrscheinlich auch kein offenes Ohr für mich.
Ja, an der Tatsache selbst ist wenig zu machen, unsere Einkommensschwachen haben es in der Hand, den Einkommensschwachen in Kambodscha zu helfen, wir selbst können nichts dazu tun. Denn was sollten wir tun? Noch mehr Geld für für unsere Fummel löhnen? Wir zahlen schließlich schon die hohen Preise, und das für Kram, der aus denselben Löchern stammt, allerdings gewaschen wird, bevor wir damit in Berührung kommen, das ist wahr. Aber wir können den Händlern doch nicht noch mehr Geld in die Hand drücken, die müssen ja auch erst einmal bereit sein, es auch zu nehmen!
Die kik-Kunden könnten. Sie könnten aufhören, bei kik zu kaufen, und statt dessen ins Gucci-Outlet gehen, aber wir? – Sollen wir auch bei kik kaufen, damit wir damit wieder aufhören können? Das ist doch keine Lösung! Das kann uns doch kein Mensch zumuten, daß wir die Klamotten selber waschen, die mit einheimischen Näherinnen in Berührung gekommen sind, welche ja wahrscheinlich in nicht sehr sauberen Verhältnissen leben – wofür sie nichts können, um Gotteswillen, von dem geringen Lohn, den sie erhalten, können sie sich keine bulgarischen Haushälterinnen leisten, die mal ein bißchen saubermachen würden, und wenn sie sich gewerkschaftlich zu organisieren suchen, um daran etwas zu ändern, werden sie zusammenkartätscht, das wissen wir alle, es ist schrecklich! -, denn nach dem ersten Waschen sind die billigen Hemden oft schon außer Form.
Und, wie der Kommentator des Deutschlandfunks in seinem Kommentar zu den schrecklichen Schüssen im schrecklichen Kambodscha ganz richtig schreibt: es sind die höheren Preise für Anziehsachen ja überhaupt keine Garantie für bessere Arbeitsbedingungen! Denn wie uns mit den Händlern geht es diesen mit den Herstellern: Die europäischen Händler können schließlich auch nichts anderes tun, als den einheimischen Herstellern immer wieder mehr Geld anzubieten. Sie zwingen, das Geld zu nehmen und es womöglich gar an ihre Arbeiter und Arbeiterinnen weiterzureichen, das können sie nicht. Da bleibt ihnen letztlich nichts anderes übrig, als die höheren Preise in höhere Renditen zu investieren, was wahrscheinlich sogar sehr viel nachhaltiger ist, denn was würden kambodschanische Näherinnen mit dem höheren Lohn machen? Bulgarische Haushälterinnen engagieren, ja, aber was hätten Sie und ich davon? Wenig. Die Tarife für bulgarische Haushälterinnen würden anziehen, bei gleichzeitig sinkender Kapitalverzinsung, und früher oder später wären auch wir gezwungen, bei kik zu kaufen, denn, mal ganz ehrlich, unsere Einkommensschwachen tun das ja nicht, weil sie das Zeugs schön fänden. Da spielen ja auch budgetäre Erwägungen eine Rolle, nicht nur ästhetische. Das muß man auch mal anerkennen. Das ist bei uns ja gar nicht so sehr viel anders, können Sie sich jede Woche einen neuen Brilliantring und einen neuen Q7 leisten? Ich nicht. Manchmal muß man halt Prioritäten setzen, und wenn der Audi Vorrang hat, begnügt man sich mit einem Ring aus dem Kaugummiautomaten.
Aber der Kommentator läßt auch keinen Zweifel daran, daß der höhere Hemdenpreis – zwar nicht hinreichende, aber – notwendige Voraussetzung für die faire Behandlung der Einheimischen ist, und das heißt: ohne unsere Einkommensschwachen läuft nichts. Den Schlüssel zu einer faireren Welt tragen sie am geschmacklosen Billigbadgeholder. Und das ist nicht fair. ‚Fair‘ verstanden als etwas, das mit gleichen Chancen für alle zu tun hat, denn das hat es nicht, weil uns in der Hinsicht die Hände gebunden sind. – Leiderleider!
Da wird es Sie freuen zu hören, was ich Ihnen heute als Alternative anbieten kann: Billiggold. Keine Angst, das hat nichts mit niedrigem Feingehalt zu tun, es handelt sich um reines Gold, aber die Umstände seiner Gewinnung sind säuisch. Dabei kommt es so gut wie nicht mit Einheimischen in Berührung; auch ist es gewaschen, und zwar wird es mit Natriumcyanid aus dem Gestein herausgewaschen, Sie brauchen daher keine Angst zu haben, daß Sie sich mit dem Gold irgendwelches Ungeziefer einfangen, denn wo die Cyanidlauge hinläuft, überlebt keine Laus. Und genau dort kommen Sie ins Spiel: die Lauge wird, wenn sie nicht mehr gebraucht wird, der einheimischen Bevölkerung zur Verfügung gestellt, auf natürlichem Wege, indem man sie in die Flüsse kippt. Dabei hat sich herausgestellt, daß die Fische hops gehen, und dort, wo Fische hops gehen, geht Ungeziefer ebenfalls hops.
Was sagen Sie? Sie sehen nicht, was das mit Ihnen zu tun hat? Na, aber hören Sie mal! Das ist eine Riesensauerei! Das Vieh, das von dem Wasser säuft, in dem Fische hops gegangen sind, das geht ja ebenfalls hops. Und der Mensch, der bislang von Viehzucht gelebt hat, der kann ja nicht stattdessen in Zukunft von der Goldmacherei leben, denn Einheimische werden in der Goldmacherei nicht gebraucht, anders als in der Textilindustrie, wo man die Einheimischen braucht, schon damit jemand im Haus ist, wenn Feuer ausbricht. Nein, die Gewinne der Goldmine sollen nach Möglichkeit nicht im Land bleiben, sondern an die Investoren gehen. Kann natürlich sein, der Hauptinvestor ist ein einheimischer Investor, dann geht das natürlich in Ordnung. Aber es kommt immer wieder zu unschönen Szenen zwischen den demnächst verhungernden Kleinbauern und den Betreibern der Mine, unschön deshalb, weil diese Szenen gefilmt werden können. Und werden sie gefilmt, dann werden sie auch gezeigt, und das sollen sie nicht. „Bilder von Schlägertrupps, die aus firmeneigenen Kleinbussen springen und Demonstranten verprügeln, machen sich in den Fernsehnachrichten nicht gut,“ heißt es in einem Hintergrund-Bericht des Deutschlandfunks dazu. Solche Bilder sieht der Betreiber nicht gern. Noch weniger gern sieht der Betreiber Bilder von aufgebrachten Kleinbauernhaufen mit Fackeln und Mistforken, die die Limousinen der Vorstandsmitglieder des Betreiberkonsortiums in Brand setzen, Firmengebäude verwüsten, Ingenieure aus den Fenstern werfen, Sekretärinnen zum Heulen bringen und den Aufsichtsräten mit der Forke an die Gurgel fahren, daß der Zinken hinten aus dem Kragen ragt. Die sieht er noch weniger gern, solche Bilder. Im Gegensatz zu uns: wir sehen Bilder von heulenden Sekretärinnen zwar auch nicht gern, aber Beweisfilme von gekauften Schlägertrupps, die Demonstranten verprügeln, sehen wir eigentlich ganz gern. Sie beweisen uns, daß es tatsächlich Mißstände gibt, und daß unser gesellschaftliches Engagement unbedingt gefragt ist.
Wie aber kann es aussehen, unser Engagement? Sollen wir den Kauf von Gold einstellen? – Auf gar keinen Fall! Die Goldindustrie ist „ein wichtiges Rückgrat der einheimischen Wirtschaft, und niemand,“ weder die Kleinbauern, noch die Regierung, kann ein Interesse daran haben, daß deren Absatz „ausgerechnet aus moralischen Gründen einbricht“ (Deutschlandfunk). Wenn die Schlägertrupps nicht mehr bezahlt werden können, werden sie sich auf ein anderes Geschäft verlegen, und verlegen müssen, Viehdiebstahl zum Beispiel, und wehe dem Kleinbauern, der dann kein Vieh mehr hat, mit dem er die Banden zufriedenstellen kann! Sein Puckel wird es ausbaden müssen.
„Aber die Kunden können durchaus etwas tun um die Kleinbauern zu unterstützen.“ (Deutschlandfunk) „Es ist kaum vorstellbar, daß eine Billig-Unze für 1238,80 $ unter fairen Bedingungen produziert worden ist.“ (Deutschlandfunk) „Wer sich zu Recht über den Raubbau an der peruanischen Natur empört, sollte daraus seine Konsequenzen ziehen.“ (Deutschlandfunk) Genau. Empören Sie, ziehen Sie. Kaufen Sie! Lassen Sie die Finger von Billiggold. Kaufen Sie Teuergold. Diesmal haben Sie es in der Hand, nicht die kik-Kunden.
Aber, wie schon bei der Kledage festgestellt, „ist ein höherer Preis allenfalls Voraussetzung, aber keine Garantie für mehr Fairness in der Produktion.“ (Deutschlandfunk) Was also tun?
Das fragen Sie? – Richtig so! Fragen Sie! Denn vor Fragen hat der Hersteller noch mehr Angst als vor dem Zinken der Mistforke an seinem Hals. Fragen kann der gleich überhaupt gar nicht haben. Da näßt er sich ein. Ehe der Pressesprecher des Olet? Non Olet! – Konsortiums sich fragen läßt, woher das Gold stammt, unter welchen Bedingungen es gewonnen wurde und wieviele Einheimische dabei die Existenz verloren haben, ehe er das auf sich nimmt, bezahlt er die Renaturierungsmaßnahmen lieber aus der eigenen Tasche, setzt den Schlägertrupps eine lebenslange Rente für’s Nichtstun aus und zahlt ihnen Boni für freiwillig zurückgegebene Knüppel. Fragen, brrrr! Kritische, uahahahaha! Von Kunden, ogottogottogott!
„Nachfragen beim Hersteller kann sich also lohnen.“ (Deutschlandfunk)
Wenn Sie sich daher dafür entscheiden wollen, in Zukunft lieber etwas mehr für’s Gold zu bezahlen und ein ruhiges Kundengewissen zu haben, aber nicht mehr ganz soviel Geld für den neuen Audi, finden Sie in unserem Haus eine exzellente Auswahl an Neuen und Gebrauchten des gehobenen Preissegments. Besuchen Sie uns oder vereinbaren Sie eine Probefahrt!
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