Vergleiche wie unter Adolf – Update

Irgendwo schreibt Arno Schmidt – wenn ich mich recht erinnere in einer Rezension Kreuders ‚Agimos‘, jedenfalls in einer Betrachtung über die Fürs und Widers rhetorischer Techniken, hier: Metapher und Vergleich, die zugunsten ersterer ausfällt – „sich niemals auf Ähnlichkeit rausreden, wo man Identität behaupten kann.“

Halte mir niemand entgegen, daß man sich in Zeiten der Online-Verfügbarkeit jeden Scheißes schließlich nicht auf’s rechte Gedächtnis herauszureden brauche, da man den Scheiß ja online nachschlagen könne. Das stimmt. Man kann sich auch einen Katheter samt Urinbeutel legen lassen, aber jeder Arzt wird einem sagen, daß es besser sei, die Blase zu trainieren um ihre natürliche Funktionstüchtigkeit so lange wie möglich zu erhalten, und ich komme nun langsam in das Alter, in dem man gar nicht früh genug mit dem Blasentraining anfangen kann.

Natürlich käme es mir nie in den Sinn, einen Vergleich zwischen Gedächtnis und Blase ziehen zu wollen, warum sollte ich das tun, wenn ich ebensogut ihre funktionelle Identität behaupten kann? Beiden geht es um Sammeln, Halten und Bewahren, natürlich auch ums Wiederhergeben, aber doch bitte zur rechten Zeit, und nicht wann immer es der Blase in den Kopf kommt! Beide werden mit der Zeit undicht, und auch dem Gedächtnis schadet ein bißchen Training kein bißchen. Aus dem gleichen Grund werde ich auch in diesem Post niemanden mit irgendwas vergleichen. Warum, wiederum, sollte ich? Wenn es auch anders geht?

Zum Beispiel meinen Lieblingswiderling in dieser Legislaturperiode, der bislang jedes Ranking gewann, wenn ich Boko Haram (Triple A, Ausblick: widerlich) mal aus der Konkurrenz nehme: der oberste Dienstherr des Bundeskriminalamtes und offene Arsch der SPD, Grinsepöter Oppermann. Keine Sorge: ich werde einen Pöter nicht mit einem Arsch vergleichen, ich vergleiche einen Zossen ja auch nicht mit einem Gaul, das sind doch lediglich unterschiedliche Bezeichnungen für identische Dinge. Sowohl Zossen als auch Gäule pflegen Hintern zu haben, auf die, wie meine Schwester in jungen Jahren abfällig von den Hinterteilen unliebsamer Konkurrenz zu sagen pflegte, „manch Pony neidisch wäre.“ In der Tat kann angesichts eines Oppermann ein Kaltblut in Weißglut geraten vor Neid. Da tappst er, der im Broterwerb Frühstücksdirektor der Sozialdemokraten im Bundestag ist, auf gut Glück in Wehners großen Fußstapfen herum und versucht, deren Ränder zu finden, die er natürlich nie erreichen wird, und wenn er hundert bemühte Nazivergleiche bemüht. Wehner erledigte dergleichen mit einer eleganten ‚Übelkrähe‘. Tatsächlich kann Grinsepöter seinem Vorgänger nicht nur nicht das Feuer reichen, er würde sich noch nicht einmal als Pfeifenreiniger für dessen Rotzkocher eignen, dazu ist er viel zu glatt. Ein Pfeifenreiniger sollte gerade sein, er braucht Rückgrat. Er braucht eine rauhe, wollige Oberfläche. Mit dem sprichwörtlichen Kinderpopo kriegt man den Sabber nicht eingefangen.

Fairerweise muß man zugeben, daß Wehner der Fraktion zu einer Zeit einheizte, als diese sich noch nicht als Wurmfortsatz der Bundesregierung begriff, sondern eine Idee davon hatte, was Gewaltenteilung und wozu sie gut sei. Nicht, daß ich die SPD-Fraktion mit einem Wurmfortsatz vergleichen wollte, und die Bundesregierung mit einem Blindarm. Ich will auch nicht deren Identität behaupten. Ein Wurmfortsatz ist deutlich mehr als die SPD. Ein Wurmfortsatz kann, wenn er sich an irgendwas entzündet, seinem Wirtskörper allerhand zu schaffen und dessen Immusystem gehörig Beine machen. Die SPD hingegen kann sich nicht mal mehr für irgendwas erwärmen, geschweige denn in Glut geraten. Alles was ich sage ist, die SPD wäre gern der Wurmfortsatz der Bundesregierung, aber sie ist es natürlich nicht. Sie kann es nicht sein, denn ein Wurmfortsatz hat keinen Arsch. Q. E. D.

Nun hat der Arsch die Stirn gehabt, eine trübe Tasse von der Linkspartei mit den Nazis zu vergleichen. Diese trübe Tasse – ich muß erst lange suchen, der Name war mir nicht geläufig: Müller, nie gehört, soll aus Brandenburg kommen – diese trübe Tasse hat den Herrn Bundespräsidenten Gauck einen widerlichen Kriegshetzer genannt. Er hat ihn nicht mit einem widerlichen Kriegshetzer verglichen, sondern hat behaupte, er wäre einer. Das ist, ob von der Meinungsfreiheit gedeckt oder nicht, zumindest sachlich falsch. Gauck ist natürlich kein widerlicher Kriegshetzer, sondern ein ausgesprochen sympathischer Kriegshetzer. Mir fällt im Moment kein widerlicher Kriegshetzer ein, aber mich dünkt, um wirklich widerlich zu sein, müßte ein Kriegshetzer etwas mehr Ähnlichkeit mit Oppermann haben. Daß viele Leute Gauck nicht leiden mögen, mag daran liegen, daß er den falschen Beruf gewählt hat. Wäre er Trappistenmönch, hätte wahrscheinlich nicht einmal Angela Merkel etwas gegen ihn. Oder ein Militärpfarrer, der seinen Leuten nahebringt, daß

„Christen, die ihren Kriegsdienst unter den Augen Gottes ableisten, […] ihr Handwerk des Tötens immer so verstanden [haben], dass sie es im Namen der Liebe übten,“

wie es Gaucks Waffenbruder im Geiste, der Powertheologe Thielicke zu formulieren verstand. So sollen solche Seelsorger schließlich säuseln. Dafür hat man sie. Der junge, ja noch ungefestigte Soldat soll wissen, daß er, wenn er in der linken Hand einen Totenschädel und in der rechten sein entblößtes Glied hält, daß er dann ein Werk der Liebe verrichtet. Wie sollte denn so einer von allein darauf kommen? – Oder wenn Gauck Schrotthändler wäre und Vorsitzender des Käsdorfer Gewerbevereins, einmal im Jahr zum Ball lüde, den Damen die Hand küßte, beim Tanzen patzte und sich an der Bar mit jungen Dingern umgäbe, denen er schmierige Witze erzählte – niemand würde ihn einen widerlichen Kriegshetzer heißen! – Also ist er auch keiner. Natürlich darf man einen Bundespräsidenten kritisieren, und vieles an unserem Herrn Bundespräsidenten kann man auch kritisieren, z.B. daß er nicht alle Tassen im Schrank hat. Aber ist es denn ausgerechnet Sache einer trüben Tasse aus Brandenburg, mit dem Finger auf einen solchen Schrank zu zeigen?

Viel ist geschrieben worden darüber, daß die Kritiker Gaucks ihm die Worte im Hals herumgedreht hätten, darum sei hier noch einmal wiederholt, was er denn eigentlich gesagt hat, damit sich der Leser selbst ein Bild machen kann:

„Und dann ist als letztes Mittel manchmal auch gemeinsam mit anderen eine Abwehr von Aggression erforderlich. Deshalb gehört letztlich als letztes Mittel auch dazu, den Einsatz militärischer Mittel nicht von vornherein zu verwerfen.“

Das ist, der Leser hat recht, ein wenig wirr. Es gibt da einmal ein letztes Mittel und deshalb „letztlich“ noch ein letztes Mittel, das aber „dazu“ gehört, und dieses – ich vermute: allerletzte – Mittel besteht darin, ein drittes Mittel nicht abzulehnen, und zwar nicht einfach so nicht abzulehnen, sondern nicht von vornherein abzulehnen.

Nun kann das Mittel, ein Mittel nicht von vornherein abzulehnen, niemals das allerletzte Mittel sein, sondern es muß – von vornherein – das allererste Mittel sein, sonst funktioniert das nicht. Man kann nicht erst dann mit dem Blasentraining beginnen, wenn die Hose naß ist. Der Sinn ist ja der, die Hose trocken zu halten. Deswegen – ich wies ja bereits auf den Schrank und die nicht vorhandenen Tassen hin -: wenn man über diese Rede nicht das Mäntelchen der Barmherzigkeit breiten will, um sie darunter qualvoll ersticken zu lassen, sondern sie als präsidiale Prachtrede der Nachwelt überliefern will, dann kann man diese Worte nur solange drehen, bis sie Sinn ergeben:

„Und deshalb muß man hin und wieder auch bereit sein, die Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen und Schwächeren den Krieg zu erklären. Es gab früher eine gut begründete Zurückhaltung der Deutschen, Stärkeren den Krieg zu erklären. Das kann ich verstehen! Das ist nicht ohne Risiko. Aber heute ist Deutschland ein gefestigter Verbündeter, mit richtigen Verbündeten, nicht bloß Japan und Italien. Heute können wir – zumindest mit anderen zusammen – auch Stärkere angreifen. Aber besser noch: wir greifen gemeinsam mit anderen Schwächere an. Die Göttin der Geschichte, die ein solches Deutschland einen solchen Krieg verlieren lassen würde, die wäre eine Hur‘! Und zwar höchstwahrscheinlich eine Zwangsprostituierte. Eine, die nicht kann, wie sie will, sondern muß, wie sie soll. Ansonsten würde sie es Deutschland umsonst besorgen.“

Das wäre allerdings Klartext. Aber man muß sich entscheiden, was man will: O-Ton Gauck, oder Klartext Gauck. Beides zusammen gibt es nicht.

Und deswegen ist Gauck auch kein Kriegshetzer. Von einem Kriegshetzer kann und muß man erwarten, daß er klar und auch der schlichten Bürgerbirne verständlich formuliert. Wenn man dessen Reden jeweils erst interpretieren muß, dann wird das nichts. Wie dieser eine da aus dem Sportpalast – ach gauck! Ach guck, vielmehr: da hätten wir ja einen: Kriegshetzer und widerlich obendrein. Jedenfalls Grinsepöter dicht auf den Fersen, was Widerlichkeit angeht. Nicht, daß ich die beiden miteinander vergleichen wollte, das hieße denn doch über das Ziel hinausscheißen. Und das möchte ich nicht. Ich möchte hier nicht die Grundlage für einen Vergleich zwischen Grinsepöter und mir legen, denn auch jener hat ja mit dem seinigen – zur Erinnerung: er verglich eine trübe brandenburgische Landtagstasse mit den Nationalsozialisten der frühen Zwanzigerjahre – weit über das Ziel hinausgeschissen. Mehr noch, er hat mich mit seinem Satz, die „Sozialdemokraten“ regierten „sensibel“, so dermaßen zum Lachen gebracht, daß ich mich ums Haar eingenäßt hätte. Als ich minutenlang keine Luft mehr bekam, fing Tausendschönchen schon an, in meinem Schreibtisch nach meinem Testament zu kramen. Das geht zu weit! Darauf reagiere ich sensibel.

Ich habe so sehr lachen müssen, daß ich zunächst gar nicht mitbekam, daß der Satz ja noch weiterging. Ich dachte, er wäre zuende. Deswegen mußte ich auch so lachen. Denn selbstverständlich regieren nicht die Sozialdemokraten, sondern es regiert die Regierung, und die Sozialdemokraten unter Pötermanns Knute, also die im Bundestag, die sind nicht dazu da, zu regieren, sondern um das Regierungshandeln zu kontrollieren. Aber das wissen sie nicht mehr, denn seit nicht mehr Wehner den Fraktionsvorsitz innehat, sondern Grinsepöter, sagt es ihnen keiner, und sie halten sich für der Regierung ihren Wurmfortsatz. Aber selbst, wenn das alles nicht wäre, wenn sie tatsächlich regieren würden, dann kann ich ihnen sagen, wie sie nicht regieren würden: sensibel. Ein durchgegangener Zuchtbulle, der seinen Verfolgern entkommen ist, sich ins Krankenhaus gerettet hat und dort auf der Frühchenstation herumtrampelt, ein solcher Zuchtbulle hätte doch immerhin noch Reste von Sensibilität. Nicht viel, aber nachweisbare Spuren. Davon kann bei den Sozialdemokraten keine Rede sein, wenn sie im Parlament auf den zarten Gesetzesentwürfen herumtrampeln, die eigentlich noch unter die Höhensonne gehören. Wenn da irgendwo Spuren von Sensibilität sein sollten, dann unterhalb der Nachweisschwelle.

Wie ich dann endlich mit Lachen fertig war – ich kann sehr ausdauernd lachen, und aus den nichtigsten Anlässen. Einmal, aber da war ich noch jung und wußte nicht, was eine Blasenschwäche und wozu sie gut sei, habe ich von Lüttich bis Aachen gelacht, und hätte noch länger gekonnt – wie ich mit Lachen fertig war, las ich, daß Grinsepöter nicht von regieren gesprochen hatte, sondern von re-a-gieren. Aber re-a-gieren tun sie, die Sozen, natürlich auch nicht auf die sensible Art, wie man an Grinsepöter leicht sieht, der sich prompt benahm wie ein Jungbulle im Krankenhaus, der auf die Frühchenstation getrampelt kommt und alles was er dort findet mit den Nazis vergleicht.

Natürlich regiert auch die Linke nicht sensibel, was damit zusammenhängt, daß sie hierzulande überhaupt nicht regiert, außer in Brandenburg. Aber was ist das denn schon, Brandenburg? Der Wurmfortsatz Berlins. Das ist doch kein souveräner Staat, einer, der seinen Nachbarn den Krieg erklären könnte. Das war mal. Außerdem regieren sie dort zusammen mit der SPD, einer Partei, die ihre eigenen Koalitionspartner mit den Nationalsozialisten der frühen Zwanzigerjahre vergleicht. Soll man das etwa sensibel nennen? Mit so etwas koaliert man doch nicht! Das hätte es unter Adolf nicht gegeben. Überhaupt war bei den Nazis nicht alles schlecht. So hielten sie sich beispielsweise mit Nazivergleichen wohltuend zurück, wenngleich das das einzige ist, was an ihnen wohltuend war. Was lernt uns das? Was kann es uns lehren? Was könnte insbesondere Grinsepöter dem entnehmen? – Man kann ein Arsch sein, auch ohne Nazivergleiche zu bemühen, das lernt uns das.

Und ferner lernen wir daraus, daß es eben darum unerheblich ist, daß, wie allenthalben zu lesen war, Grinsepöter, kaum daß er die Linke damit in Verbindung gebracht hatte, hinterherschob:

„Nun ist ganz klar, dass ich Sie damit nicht in Verbindung bringen will.“

Zu spät! Damit rettet er seinen Arsch jetzt auch nicht mehr. Da hätte er mir früher ins Wort fallen müssen. Nun aber bin ich in der Lage, Pötermann mit einem Fingerschnipps mit Boko Haram in Verbindung zu bringen, indem ich es einfach tue. Und die oben Ausgeschlossenen hiermit wieder offiziell zum Vergleich zulasse. Obwohl ich es nicht will, wie ja nun ganz klar ist.

Aber durch seine unglaubliche Entgleisung hat Grinsepöter die Grundlage für Posts wie diesen ja erst gelegt.

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