Ging’s ihm wider die Natur
Der Mann Erdogan ist der Meinung, daß die Gleichberechtigung von Mann und Frau gegen die Natur verstößt, und zwar gegen die Natur des Mannes. Es liegt nicht in der Natur des Mannes, Frauen das gleiche Recht zuzubilligen, wie sich selbst, warum sollte er das dann tun? Es liegt in der Natur des Mannes, sich selbst die gleichen Rechte zuzubilligen, wie anderen Männern, oder mehr Rechte, aber jedenfalls nicht weniger. Denn das ist a) nur recht, und b) billig.
Wenn also einer so blöd sein will, und anderen die gleichen Rechte zubilligen, wie sich selbst, dann hat er doch genügend Männer, die das auch wollen. Wenn nicht mehr. Mehr als genug Männer, und Männer, die mehr wollen als er. Da hat er alle Hände voll zu tun, das zu verhindern. Da braucht er nicht auch noch vier Frauen, die dabei auch noch mittun wollen. Denn was dabei rauskommt, wenn Frauen die gleichen Rechte haben wollen, das kann einer leicht ausprobieren, indem er einer von ihnen neue Schuhe spendiert. Am nächsten Morgen wollen die anderen drei auch neue Schuhe. Da kann er vier Paar Schuhe kaufen. Und einer wie Ferdinand Marcos viertausend Paar. Denn das ist es doch, was Frauen unter Gleichberechtigung verstehen: jede 1000 Paar Schuhe, jedenfalls genauso viel Schuhe, wie die anderen haben, oder besser mehr, aber auf keinen Fall weniger.
Und das mag zwar recht sein, billig aber ist es nicht. Auch liegt es nicht in der Natur des Mannes, 4000 Paar Schuhe zu kaufen. In der Natur des Mannes liegt es, die Straßenseite zu wechseln, wenn er ein Schuhgeschäft auch nur von Ferne kommen sieht.
Frauen hingegen, Frauen sollen doch mal ein bißchen nachdenken. Jedenfalls so gut es eben gehen will, mit dem Nachdenken. Sie können, die Frauen, doch nicht einfach alles das machen, was sie im Kommunismus gemacht haben! Kranführerin werden, z.B. Das geht doch nicht! Was wollen sie denn da oben? Das ist doch für eine Frau, wie es für einen Mann wäre, wenn er Schuhe kaufen müßte. Es gibt zwar Männer, die Schuhe kaufen, Schuhkäufer z.B., so Typen, die auf Messen rumlaufen und die Kollektion fürs nächste Frühjahr einkaufen, aber die sind alle homosexuell. Was nicht so schlimm wäre, denn homosexuell sein ist nicht schlimm, schlimm ist es; freiwillig Schuhläden aufzusuchen. Das verstößt gegen die Natur des Mannes.
Kranführerin, man denke! Man denke an schwangere oder stillende Frauen. Die können doch keinen Kran führen! Man stelle sich bloß mal vor, die schwangere Kranführerin ist gerade nach oben geklettert, nur um dort festzustellen, daß sie das Glas mit den sauren Gurken und die Milky Ways im Bauwagen gelassen hat. Soll sie dann etwa wieder runterklettern? In ihrem Zustand? Mit den Schuhen? – Oder die stillende Mutter: kaum ist sie oben, stellt sie fest, daß sie ihr Baby im Wickelcontainer vergessen hat. Was soll dann passieren? Soll sie erst wieder runter, und während der Zeit warten die Trockenbauer, daß ihnen einer die Rigipsplatten in den dritten Stock zieht, und können nichts machen, und kosten Geld, und der Plan wird nicht erfüllt, und die neue Shopping Mall wird nie fertig, oder soll sie erst den Rigips ziehen, und einer der Trockenbauer stillt solange das Baby?
Allein schon, daß man zwei Toilettencontainer braucht, wenn Frauen Kranführerin werden! Und in Kreuzberg drei. Das ist doch keine Lösung! Wie man schon daran sieht, daß der Kommunismus ja auch kaputt gegangen ist. Eingegangen an zuvielen stillenden Kranführerinnen mit Stöckelpömps und zuvielen Toilettencontainern. Folge: Planuntererfüllung. Zuviele unterernährte Babys, zuwenig Shopping Malls.
Der Mann Erdogan weist darauf hin, daß der Islam im Gegensatz zum Kommunismus, in dem auch Männer Mutter werden durften, die Rolle der Mutter als einer Frau betont. Als Kind habe er seiner Mutter oft die Füße geküßt, erzählt der Politiker. Wäre seine Mutter ein Mann gewesen, würde er ihr die Füße nicht geküßt haben. Männerfüße sind auch nicht zum Küssen gemacht. Männerfüße sind dazu da, in Sicherheitsstiefeln Kranleitern rauf und runter zu klettern. Alle tausend Tage werden die Sicherheitsstiefel ausgezogen und durch neue Sicherheitsstiefel ersetzt. An diesen Tagen – es sollten gut gelüftete Tage sein, trotzdem wird jede Hand gebraucht, um mit Handtüchern frische Luft herbeizufächeln, – sollten alle vier Frauen bei Mannes Fuß stehen und mal ausnahmsweise nicht in Shopping-Malls herumflanieren. Shopping-Malls, das am Rande, sind überhaupt die Hölle. Kaum hat man in ihrer einer rechtzeitig die Seite gewechselt, weil man einen Schuhladen hat kommen sehen, läuft man auf der anderen Seite zwei weiteren in den Rachen, die man in seiner Panik übersehen hat. Und die schnappen nach einem. Deswegen ist es gut, daß der Islam nur Frauen als Mütter zuläßt.
„Meine Mutter zierte sich, aber ich sagte ihr immer: ‚Mutter, zieh deine Füße nicht weg, dort ist der Duft des Himmels.‘ Manchmal weinte sie, wenn ich das sagte“, berichtet Erdogan. Der Duft des Himmels – auch Bama shoe fresh genannt – ist eine bare Notwendigkeit, wenn man vor seiner inneren Nase mal 1000 Paar Schuhe paradieren läßt. Die müssen ja auch alle irgendwo bleiben. Der Mann behält seine Schuhe an, aber eine Frau – auch eine Frau – kann nicht 1000 Paar Schuhe gleichzeitig tragen. Und vier Frauen nicht viertausend. Die fliegen dann irgendwo im Hausflur rum und müffeln sich eins. Das ist ein Naturgesetz. Wenn man da nicht mit Bama shoe fresh dazwischengeht, dann riechen 4000 Paar Schuhe in nullkommnichts genauso streng wie ein Männerschuh. Feministinnen aber leugnen dieses Gesetz und akzeptieren nicht den besonderen Stellenwert, den der Frauenfuß im Islam hat. Sie stehen auf dem Standpunkt, daß der Frauenfuß sich geradesogut dazu eignet, einem Doofmann in den Hintern zu treten, wie ein Männerfuß.
Erdogans Ansichten über die Rolle der Frau sind in der Türkei umstritten. Höchst umstritten. Mehrfach hatte Erdogan erklärt, eine türkische Frau solle mindestens drei Kinder haben, Söhne am besten, aber wenn es nicht anders gehe in Gottes Namen halt eben auch Töchter. 12 Töchter aber sind der Ruin eines Vaters. Man denke an die Schuhe! Tausendschönchens Vater hatte drei Töchter, nicht zwölf, drei Töchter, einen Sohn und noch ein Pflegekind, auch ein Mädchen, macht im Prinzip vier Töchter. Er ging am Stock. Vier Töchter sind schlimmer als vier Frauen, pflegte er zu sagen. Wenn er sich fein machte, um auf den Hegeringsball zu gehen, kriegte er aus vier Richtungen gesagt, welche Schuhe er auf keinen Fall tragen könne, ohne sich selbst unmöglich und die jeweilige Tochter zum Gespött zu machen. Und wenn er mit Mist an den Stiefeln ins Haus getrampelt kam, scholl ihm vierfaches „Raus!“ entgegen. Fünffaches, denn auch der Sohn verweibte zusehends. Versteht sich, daß keine der Töchter dem Vater je die Füße geküßt hat.
Der Vater war darum ein großer Befürworter des Zusammenlebens von Töchtern mit Männern in Wohngemeinschaften. Seinetwegen auch mit Frauen oder anderen Wesen ihrer Wahl, Hauptsache, sie waren aus dem Haus. Anders der Mann Erdogan. Erdogan ist dagegen, daß man das Zusammenleben eines Mannes mit bis zu vier Frauen Wohngemeinschaft nennt. Man soll es lieber Ehe nennen. In einer Wohngemeinschaft besteht die Gefahr, daß einer Frau nicht der ihr zustehende Respekt entgegengebracht wird, wie es in einer Ehe der Fall ist.
Oder es zumindest sein sollte. Auch Erdogan erkennt an, daß es zuviele Frauen gibt, die, nachdem ihnen der geschuldete Respekt entgegengebracht wurde, beerdigt werden müssen. Das bezeichnet er als nicht hinnehmbar, weil es gegen die Natur des Islam verstößt. Nicht allerdings gegen die Natur der daran beteiligten Männer. Wer weiß, was die Frauen ihren Männern angetan haben! Möglicherweise haben sie von ihnen Gleichberechtigung verlangt?
Oder sie in Schuhgeschäfte geschleppt.
Der Mann Erdogan will es daher auch nur noch solange hinnehmen, bis es von selbst aufhört.