Nicht morgens schon vom Abendlande schwätzt –
Da bin ich zu Hause“
Es ist mal wieder Zeit, über die Sachsen herzuziehen. – Wieso? – Nur so. Um sie zu ärgern oder um, wenn sie sich nicht ärgern wollen, sie wenigstens anzustänkern. Als Niedersachse hat man das vielleicht in die Wiege geschnitzt bekommen, daß man sie nicht mag, die Sachsen. So, wie man es als Niederdeutscher in den Genen hat, die Deutschen nicht zu mögen. Das glauben sie nicht? Daß die Niederdeutschen die Deutschen nicht mögen? Aber das ist so. Lesen Sie mal was von August Julius Langbehn, dem Rudolf Bahro der Wandervogelbewegung. Ich zitiere mal kurz:
In seinen kulturpessimistischen Betrachtungen begriff Langbehn Rationalität, Wissenschaftlichkeit, Materialismus, Liberalismus, Kosmopolitismus und geistig-kulturellen Uniformismus als Degenerationserscheinungen [Das müßte Ihnen eigentlich bekannt vorkommen – Anm. d. Red.], für die er Aufklärung und Urbanisierung verantwortlich machte [Und das erst! – Anm. d. Red.]. Als mystisch-romantischen Gegenpol zur verhassten Moderne setzte Langbehn den Typus des „Niederdeutschen“ verkörpert durch den Maler Rembrandt. Aus seinem Geist solle eine völkische Wiedergeburt durch Kunst erfolgen.
Völkische Wiedergeburt, jawollja. Durch Kunst! Ist heute nicht mein Thema, ich will hier nur kurz andeuten, daß Langbehn – bei dem von Schüchternheit sowieso nicht groß die Rede sein konnte – bei der Definition von Großniederdeutschland nicht schüchtern gewesen ist: Niederdeutschland umfaßt bei ihm nicht nur den Norden Deutschlands, sondern darüberhinaus die Niederlande, Belgien, Skandinavien, Preußen, die baltischen Staaten, Island, Grönland, das ganze Inselgefissel nördlich von Schottland, England (da von Angeln und – leider auch von – Sachsen besiedelt) samt Anrainerstaaten, sowie Nordamerika (da von Engländern besiedelt). In Langbehns Worten:
[…] von der Wolga bis zur Bai von Alaska […]. In der nordwestdeutschen Tiefebene liegt das Zentrum dieser großartigen Bestrebungen [In der nordwestdeutschen Tiefebene nämlich liegt Käsdorf – Anm. d. Red.]. Von hier aus verbreitet sich niederdeutsche Gesinnung und Gesittung, in einem Halbkreise ausstrahlend, über die gemäßigte Zone unserer Erde [Also nicht nach Sachsen, das man schwerlich als ‚gemäßigte Zone‘ wird betrachten dürfen. Ich bitte: Elbflorenz! Florenz! Geht’s noch welscher? – Anm. d. Red.].
Und als Eideshelfer dafür, daß wir Niederdeutschen die Deutschen nicht mögen, habe ich mitgebracht
- mich,
- Langbehn und
- das Bravo-Archiv von 1964. In diesem nämlich wird die Schlagersängerin Gitte der geneigten Leserschaft ihren neuen Freund vorzustellen genötigt, einen Niederdeutschen aus Norwegen, der recht sauertöpfisch in die Bravo-Kamera linst, was die Redaktion damit erklärte, daß jener die Deutschen nicht so sehr möge. Worunter er wahrscheinlich im wesentlichen Sachsen verstand. Das war den Deutschen vor 50 Jahren noch neu, daß es Gegenden gibt, in denen man die Deutschen nicht so sehr mochte. Sie glaubten damals, alle Welt wolle den Deutschen am liebsten um den Hals fallen, wegen ihres famosen Wirtschaftswunders; sah man’s denn nicht an den ganzen Gastarbeitern, die in jenem Jahr immer zahlreicher nach Deutschland zu strömen sich anschickten? Insofern hat sich seit damals in den Köpfen der Deutschen nichts getan.
Die Dänen, berichtet Langbehn, wollten auch nicht so gerne was mit Deutschen zu tun haben, jedenfalls keine sein. Müßten sie ja auch nicht, seien ja Niederdeutsche; Dänemark heiße ja, wörtlich genommen: ‚die niedere Mark‘.
Und die Käsemark, Holland, fürchte stets „die Annexion durch Deutschland, weshalb es das beste wäre, wenn Deutschland sich von Holland annektieren ließe“. Die einzige vernünftige Idee, die diesem an Ideen reichen und deren keine zurückhaltenden Sturkopf je entquoll.
Langbehn schätzte unter den Deutschen, die er nicht schätzte, insbesondere jene Deutschen nicht oder gering, die – wie sagte man damals? – einen mosaischen Hintergrund hatten. Die konnten von ihm was zu hören kriegen, und kriegten das auch. Da konnte er sehr beredt werden. Und er war auch so schon beredt. Dabei spielte es für ihn keine Rolle, ob sie irgendeines Glaubens waren, die Ungläubigen – oder wie soll man sagen, es gibt ja auch Gläubige darunter? Die Ungetauften? -, die Ungetauften, sofern mosaischer Observanz, waren ihm genauso wenig recht. Und erst die Getauften! Die hatte er schon gerade gefressen. Als ob die Religion wie eine Hose an oder ausgezogen werden könnte! Auch der niederdeutsche Mensch kommt – streng genommen – zwar ohne Hose zur Welt, aber er ist doch, quasi, anders als die von Langbehn nicht gemochten Deutschen, durch Abstammung und qua Blut gewissermaßen bereits vorgetauft – pre washed, wenn man so will.
Es sei dies die Faselei eines Schwachsinnigen? Das ist nicht von der Hand zu weisen. Das haben schon andere gesagt. Aber das hält keinen, der sich zeitgenössischem Schwachsinn und zeitgenössischem Gefasel verpflichtet fühlt – wie zum Beispiel ein gewisses Jugendmagazin, das sich den Namen eines krautigen Gewächses aus der Ordnung der Spargelartigen gegeben hat, wie man es aus dem Gedicht „Zwischen Rosen und Narzissen / Hat ein kleiner Hund geschlafen“ kennt, und das in – na wo denn wohl sonst? – Sachsen erscheint -, deren keinen hält es davon ab, Langbehn „aus dem Giftschrank“ zu holen und „differenziert“ zu beurteilen.
Ich wüßte wohl, was Langbehn zu solchem Gedifferenziere, Gedemokratisiere, Genivelliere und Geatomisiere gesagt haben würde, das nicht das Große Ganze schaut, sondern vor sich hinwissenschaftelt, aber ich werde meine kostbare Zeit nicht mit Sachsen vertun –
Alles zurück! Ich werde meine kostbare Zeit mit Sachsen vertun, darum war ich ja hergekommen.
Ja, wie gesagt: so wie der Niederdeutsche dem Deutschen, so wie das Ich dem Über-Ich, so kann der Niedersachse dem Sachsen nicht aufs Fell kucken. Wer aber vereint alle drei Underdog-Qualitäten in einer, und zwar in seiner Person: Niederdeutscher, Niedersachse und Ich?
Nur einer: ich. Und ich habe, wenn Deutschland sich schon nicht von Holland annektieren lassen will, und der Zusammenschluß Großniederdeutschlands vom Ural bis zu den Aleuten nach hundertfünfundzwanzig Jahren immer noch auf sich warten läßt, folgenden Vorschlag zu machen:
Sieht besser aus? Sieht sehr viel besser aus. – Aber was ist das da noch
für häßlicher Wildwuchs? Weg damit!
Thüringen ist groß genug. Nicht, daß sich da noch ein Sachse versteckt hält.
Brandenburg ist auch groß genug. Und damit es keine Verwerfungen im Bundesrat gibt – es geht mir ja nicht um Popelpolitik, sondern um Grandezza, um den großen Wurf – gibt Brandenburg ein Stück ab:
Das Stück nennen wir Sachsen, aber es sind keine Sachsen, die da vor sich hinregieren. In Wahrheit sind es brave Brandenburger, Proto-Preußen, Naturniederdeutsche im Langbehnschen Sinne. Chemnitz sind wir los.
Chemnitz? Wieso Chemnitz? – Nur so. Mir geht es nicht primär um Chemnitz. Es wäre ganz schön, das oben erwähnte Sumpftulpenblatt ausgebürgert zu wissen, aber das wäre Kollateralnutzen. Ich muß, nachdem ich jüngst in Leipzig gewesen bin, auch zugeben – widerwillig -, unter Umständen bereit zu sein, über die Zugehörigkeit Leipzigs zur gemäßigten Zone zu verhandeln. Zu verhandeln, wohlgemerkt, umsonst gibt es die nicht, da können sie noch so beneidenswert schöne Holzdecken aus dem 16. Jahrhundert in ihren Büros haben, die Leipziger. Dresden aber ist nicht verhandelbar. Dresden muß gehen, und mit ihm die Montagabendspaziergänger, diese Möchtegernkimbern, diese Pestbolzen.
Jawohlja, Pestbolzen. Es ist ja seit einiger Zeit so, daß sich die Wutbürger (WuBüs), Querfrontler (QueFros), Friedenswinterfeldzugsveteranen (FriWis) und Putinversteher (PuVer) die dööfsten Bezeichnungen geben, zum Beispiel PegIdA für Pestbolzen gegen die Islamisierung des Abendlandes, HogeSa für Hooligans gegen Salafisten, als es die noch gab, oder HoundS für die Nachfolgeorganisation Hooligans und Salafisten, nachdem die beiden erkannt haben, daß sie mehr eint als trennt, und sie daher gegen die Vernunft und gegen den Rest der Welt eine Art Hitler-Stalin-Pakt (HiStaPak) schließen sollten. Nun also die Bewegung Panabendländisch Empfindende Sachsen Trutzdeutschen Bekenntnisses, Okzidentaler Lebensführung (oder was sie dafür halten von Herzen – oder was sie an der Stelle haben -) Zugetan, Emiraten (und dergleichen auf sächsischer Scholle indes eher lieber) Nicht – PeStBoLzEn, ein stetig wachsender Haufe, der allmontagabendlich in Dresden seine angestammten Siedlungsgebiete verläßt, um unter den Völkerschaften am Wege Angst und Schrecken zu verbreiten. Warum er das tut, ist – wie bei Völkerwanderungen üblich – nicht bekannt. Danach gehen sie wieder nach Hause.
Ihr Anführer ist der Raufbold Teutobod Bachmann, ein Mann, über den alles mögliche kolportiert wird, möglicherweise Wahres – wie er selbst sagt -, möglicherweise Falsches – wie es die PeStBoLzEn sich einreden -, aber das Entscheidende wird stets unterschlagen: der Mann ist Sachse. „Ich bin austauschbar,“ sagt er von sich selbst und hat recht: durch 4 Millionen andere Sachsen. Wenn es wahr wäre, daß derjenige, der aus der Geschichte nicht lernen will, verdonnert ist, sie zu wiederholen, dann würde er demnächst im Triumphzug durch Rom geführt und anschließend im Kerker erdrosselt. Aber wer nur ein bißchen aus der Geschichte gelernt hat, der weiß, daß es nicht wahr ist, daß derjenige, der aus der Geschichte nicht lernen will, dazu verdonnert wäre, sie zu wiederholen. Ebensogut ist es möglich, daß Teutobod irgendwann irgendwen im Triumphzug durch Dresden führt, aber wenn mein Vorschlag für die Flurbereinigung in Ostdeutschland erst umgesetzt worden sein wird, und friedliche Niederdeutsche im Südosten Brandenburgs Sachsen spielen, dann kann uns das egal sein. Was sie dann machen, die Pestbolzen, sich unseren Nachbarn – ihren Nachbarn, unseren ehemaligen Nachbarn -, den Böhmen aufhucken oder ein selbständiges Dasein führen als fledermausiges, flaschengeistförmiges Gebilde im Zwischenreich zwischen Freistaat und Staat,
das kann uns dann auch egal sein. Die Böhmen und die Mähren, die haben ja schon mehrfach mit randalierenden Teutonen zu tun gehabt. Die werden wohl wissen, wie man sowas den Hintern versohlt und außer Landes wirft. Wenn sie auch nur ein bißchen aus der Geschichte gelernt haben.
Was die PeStBoLzEn eigentlich wollen, sagen sie nicht, weil sie nicht mit der Systempresse reden. Kann uns aber auch egal sein. Wie man mit Sicherheit sagen kann, sind sie, wie alle Verschwörungstheoretiker, im klinischen Sinne geisteskrank. Wie alle Verschwörungstheoretiker nehmen sie für sich in Anspruch, als einzige die Verschwörung zu durchblicken, der alle anderen auf den Leim gehen, den die Verschwörer zu diesem Zweck ausgestrichen haben. Warum das bei ihnen anders sei, ist ihnen auch klar: weil sie Durchblicker sind, die anderen aber naiv oder gekauft. Daß sie selbst nicht käuflich sind, liegt auf der Hand, denn hat ihnen schon mal jemand Geld angeboten, das anzunehmen sich gelohnt haben würde? Nein. Ergo!
Wie alle Verschwörungstheoretiker vestehen sie unter dem Recht auf Meinungsfreiheit das Recht, ihrer Meinung zu sein. Der Mann, aus dessen Kofferraum sie ihre Meinung haben, der auch Welpen verkauft, aus dem gleichen Kofferraum, allesamt reinrassig, mit 1a Stammbäumen und Impfpässen und entwurmt, hat ihnen ganz klar versichert, daß diese Meinung die freie Meinung sei. Ergo. Andere Meinungen sind gekauft oder zugelaufen. Straßenköter!
Und daß ich mit meiner Meinung über Verschwörungstheoretiker, daß sie nämlich alle geisteskrank seien, richtig liege, liegt ebenfalls klar zutage. Beweis: ich. Bin ich vielleicht Verschwörungstheoretiker? Bin ich nicht. Also bin ich geistig gesund. Beweis? Voilà:
Mein Brägen! Vorgestern frisch gescant, während ich innen drin der hier zum Ausdruck gebrachten Meinung bin. Sieht man leider nichts von. Aber das ist ein gutes Zeichen, sagt der Radiologe, denn man sieht auch sonst nichts, und das heißt: alles dran! Beziehungsweise nichts dran. „Kopf kann draufbleiben,“ wie der Radiologe sagte, als er mir einen freundlichen Klaps auf denselben gab, „ist nix drin.“ Na bitte, das beweist es: diese Meinung, meine Meinung, ist eine gesunde Meinung. Wer anderer Meinung ist als ich, bei dem muß, so meine ich, ein Befund vorliegen.
Zum Beispiel bei den PeStBoLzEn, Verschwörungstheoretikern, strukturellen Antisemiten, autoritären Charakteren, Antieuropäern, Antiamerikanern, Populisten mit verkürzter Kapitalismuskritik, Chauvis, Machos, latenten Sexisten, homophoben Heimatfetischisten und sonstigen Freunden von Dr. Diether Dehm (FreuvoDDDs). Dr. Diether Dehm habe ich noch vergessen. Der ist leider kein Sachse, aber immerhin Hesse, das qualifiziert ihn für eine Ausbürgerung ehrenhalber.
Und natürlich die Sachsen. Nicht, daß ich die vergessen hätte, aber bei denen muß man mit allem rechnen. Auch mit einem Befund. Aber Schluß damit! Genug davon! Genug damit, daß in der Presse von nichts anderem mehr die Rede ist: PeStBoLzEn hier, PeStBoLzEn da. Und daß man ihre Sorgen ernst nehmen müsse. Und eia eia machen. Und, ogottogottogott, was wollen sie denn nur, wie kriegen wir’s nur raus, sie reden ja nicht mit uns!
Kann uns das nicht ganz egal sein? Wer fragt danach, was Leute, die ganz offensichtlich kein Zuhause haben, jedenfalls nicht am Montagabend, was die von uns wollen? Fragen die PeStBoLzEn etwa danach, was Leute, denen man ihr Zuhause genommen hat, bei uns wollen? Nein, das tun sie nicht. Was werden sie schon groß wollen? Was können sie groß wollen? Die PeStBoLzEn, meine ich. Von allem das Gegenteil, das wollen sie. Im Prinzip wollen sie, daß der Storch die Kinder wieder bringt, und zwar deutsche. Worunter sie im wesentlichen sächsische verstehen. Und wenn der Storch auf seinem Flug schon durch muselmanisches Gebiet muß, dann soll er sich dort wenigstens vorsehen.
Ich rufe dazu auf, sie auszubürgern. Ehe es zu spät ist. Nur immer fort mit ihnen! Schon jetzt ist Sachsen, wenn es stimmt, was man hört, zu einem Promille islamisiert. Da sollten wir kein Risiko eingehen. Nachher haben wir den Salat. Ein Kaufmann aus Görlitz – ist das in Sachsen? Gut, dann paßt das ja – ein Kaufmann aus Görlitz hat behauptet:
„Heute sind es schon zehn Prozent Türken in den Städten, warten Sie einmal 50 Jahre ab, dann haben sie bei uns die Mehrheit“.
Gut, wenn es so weit ist, in fünfzig Jahren, können wir sie ja wieder eingemeinden. Ist ja keine Sache, geht ja ruckzuck. Während dieser Jahre aber sollten wir uns gegen unerwünschte Einwanderung aus dem Sächsischen verwahren. Zu diesem Zweck schlage ich die Gründung einer Bürgerbewegung nach dem Vorbild der Pro-Bewegung vor, die sich mit dem Schüren von Animositäten gegenüber unerwünschten Ausländern bestens auskennt, aber momentan etwas aus dem Fokus der Aufmerksamkeit geraten ist, weil Namen mit -gI- (= ‚gegen Islamisierung‘) innen drinne stärker nachgefragt sind. Das verschafft den ProKöln, ProNRW, ProDeutschland und ProWiesiealleheißen einen Wettbewerbsnachteil und senkt die Gestehungskosten. – Ich kaufe daher den Namen ProKopf und rufe dazu auf, denselben zu benutzen.
Was? Was fehlt da noch? Ein Positionspapier? – Nun, Geduld, Geduld! Gemach, gemach! – Die Pestbolzen sind auch monatelang ohne Positionspapier ausgekommen, und niemand hat es gemerkt. Geschweige denn vermißt. Und seit es eines gibt, wünscht man sich die gute alte Zeit zurück, als es noch keines gab. – Ich werde das Positionspapier schon rüberwachsen lassen, sobald ich weiß, was ich will.
Hier ist es ja schon:
Positionspapier von ProKopf1. ProKopf ist dafür, Sachsen, die sich zu Besuch in Niederdeutschland aufhalten, freundlich zu behandeln. Das gehört sich so.
2. ProKopf ist gegen die Aufnahme von irgendwas in das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Das Grundgesetz ist rund und schön. Es hat, was es braucht. Niemand braucht ihm ein Bäuchlein zu machen. Schon gar kein Sachse!
3. ProKopf ist für die Unterbringung von Kriegsflüchtlingen und Verfolgten in ordentlichen Unterkünften. Man will es doch ein bißchen schön haben. Wenn man abends nachhause kommt, will man doch etwas haben, auf das man sich freuen kann. Auch wenn man Sachse ist. Darum, wenn es Sachsen sind, die vor Krieg und Verfolgung fliehen, soll man sie genauso behandeln, wie alle anderen Flüchtlinge auch. Man soll ihnen keine Extrawürste braten, man soll sie aber auch nicht benachteiligen.
4. ProKopf wird sich dafür einsetzen, daß auch die anderen europäischen Staaten Besuchern aus Sachsen gastfreundlich begegnen und ihnen Freizügigkeit gewähren. ProKopf ist sich klar darüber, daß das schwer sein wird für die Menschen in den anderen europäischen Staaten. ProKopf wird ihnen gegebenenfalls gut zureden und eia eia machen.
5. ProKopf ist dafür, daß die Sachsen das Bad so zurücklassen, wie ProKopf es vorzufinden wünscht. Auch das gehört sich so. Sie können es auch so zurücklassen, wie sie selbst es vorzufinden wünschen, sofern ihre Wünsche sich mit denen von ProKopf decken. Man nennt das Integration.
6. Wenn ein Sachse um Asyl bittet, soll man es ihm gewähren. Wer weiß, was der arme Kerl zuhause hat durchmachen müssen. ProKopf weiß es nicht.
7. ProKopf ist gegen die Einsetzung einer Sachsenpolizei. Frißt ein Sachse etwas aus, soll ihn ein ganz normaler Polizist hops nehmen.
8. ProKopf fordert, daß man Sachsen den Status eines sicheren Herkunftslandes gar nicht erst erteile. Außer für Sachsen.
9. ProKopf ist für eine strikte Null-Toleranz gegenüber sächsischen Staatsanwälten. Sollte ein sächsischer Staatsanwalt, den der Hafer sticht, auffällig werden, indem er etwa Ermittlungen gegen ausländische Staatsoberhäupter (z.B. wegen Sitzblockade) oder ausländische Blogger (wegen Schreibblockade) aufnimmt, so soll man den Mann sofort auf die Liste unsäglicher Sachsen setzen.
10. ProKopf verlangt, daß hier lebende Sachsen sich Frauen und Mädchen gegenüber ritterlich benehmen. Gehen ein Sachse und eine Dame gemeinsam auf der Straße, so soll der Sachse auf der dem Fahrdamm zugewandten Seite laufen. Hat ein Sachse Grund oder sieht ein Sachse Anlaß, seine Frau zu verhauen, so soll er in christlich-abendländischer Tradition und im stillen Kämmerlein tun, was zu tun ist, und keine Ideologie daraus machen.
11. Will die Politik den Sachsenfeinden unter den eigenen Wählern ein paar Stückchen Zucker hinwerfen, so kann man überlegen, ob man einen Unterschied machen will zwischen Flüchtlingen hie und Wirtschaftsflüchtlingen, die angeblich nur aus wirtschaftlichen Gründen zu uns kommen, da. Manchenorts haben sich solche Wirtschaftsflüchtlinge als Watschenmänner bewährt. Man kann das überlegen. ProKopf ist nicht dagegen, daß man überlegt, bevor man schreit. Auch bei Politikern nicht. Wenn man aber die Wirtschaftsflüchtlinge dem Pöbel zum Fraß vorwirft, soll man gleiches mit Wirtschaftspolitikern, Wirtschaftsweisen, Wirtschaftsprofessoren und insbesondere Wirtschaftsjournalisten machen. Die machen „es“ schließlich auch bloß aus wirtschaftlichen Gründen.
12. ProKopf ist für Selbstbestimmung! Nicht nur in den Köpfen. Auch in den übrigen Organen soll Selbstbestimmung herrschen. Besonders in einem. Oder sagen wir in zweien. Wobei es da schon wieder Streit geben wird. Ein Kommision soll in regelmäßigen Abständen überprüfen, ob die Menschen ausreichend selbstbestimmt leben. Zuwiderhandelnde sollen sich einmal täglich auf der Wache melden.
13. ProKopf ist dafür, die konservative Kampfvokabel „Abendland“ drei Tage lang zur Plünderung freizugeben. Während dieser Zeit soll jedermann alles, was er will, als abendländisch oder christlich-abendländisch bezeichnen dürfen, was es auch sei, ohne dafür belangt zu werden. Ein Beispiel: „christlich-abendländische Gedankenschwäche“, oder „christlich-abendländische Hämorrhoidalsalbe“. Vorbild dafür sei die christlich-abendländische Tradition des Plünderns eroberter Städte, seien es morgenländische, abendländische oder sächsische.
14. ProKopf ist nicht gegen die Einführung von Bürgerentscheidungen nach dem Vorbild der Schweiz. ProKopf ist aber auch nicht dafür. ProKopf gibt zu bedenken, daß die Schweiz ein vergleichsweise kleines Land ist, verglichen jedenfalls mit Großniederdeutschland. Außerdem hat die Schweiz hohe Berge. Wenn dort das Volk entscheidet, daß Minarette nicht höher sein dürfen als das Matterhorn, dann ist das etwas anderes, als wenn wir Niederdeutschen entscheiden, daß die Türme von Frauenkirchen nicht höher sein dürfen als der Giebichenstein im Stöckser Forst. Das wirkt schnell sachsenfeindlich, ist aber eigentlich bloß grundmoränisch.
15. ProKopf ist gegen Waffenlieferungen an verfassungsfeindliche, verbotene Organisationen. ProKopf ist auch gegen Waffenlieferungen an verfassungsfeindliche, erlaubte Organisationen. Oder an verbotene, verfassungsfreundliche Organisationen. ProKopf ist überhaupt gegen Waffenlieferungen. Wenn aber die Waffen schon bezahlt sind, muß auch geliefert werden, wir sind hier schließlich im Kapitalismus. Deswegen ist ProKopf vor allen Dingen gegen Zahlungen an Waffenlieferanten, in der Hoffnung, daß dann auch die Lieferungen ausbleiben. Ist eigentlich ganz einfach.
16. ProKopf ist gegen die Zulassung von Parallelgesellschaften in unserer Mitte. Parallelgesellschaften sind Gesellschaften, die in einer Ebene liegen und sich nicht schneiden. Das wollen wir nicht. Gesellschaften sollen sich schneiden, insbesondere die, die einander nicht ausstehen können. Alles andere führt doch nur zu Unfrieden. Außerdem gilt das Axiom, daß jede Gesellschaft zu sich selbst parallel ist. Darum ist ProKopf grundsätzlich gegen Gesellschaften, gegen alle Gesellschaften, auch gegen windschiefe.
17. ProKopf ist, wie Sie sich mittlerweile vielleicht denken können, nicht gegen Gender-Mainstreaming, das momentan in Sachsen très en vogue zu sein scheint, denn sogar die PeStBoLzEn haben davon gehört, so daß es in ihr Glaubensbekenntnis geraten ist, wie Pontius Pilatus ins Positionspapier der Christen. ProKopf lacht nämlich gerne. Beim Gender-Mainstreaming hat ProKopf gleich doppelt lachen, zum einen wegen der putzigen Redeweise der Gender-Mainstreamer, zum anderen wegen der putzigen PeStBoLzEn. Seht nur, wie sie sich nicht und nicht wieder einkriegen mögen!
18. ProKopf möchte noch darauf hinweisen, daß es nichts gegen Fremdlinge hat, auch nicht gegen Sachsen – doch, gegen Sachsen schon. Aber gegen integrierte Sachsen darf auch ProKopf nichts haben, denn Integration ist das A und O bei der Integration von Fremdlingen. Zur besseren Integration von Sachsen empfiehlt ProKopf daher allen Niederdeutschen, sächsisch zu lernen. Sächsisch ist einfach, man muß nur die Konsonanten ein bißchen weich klopfen, und die Vokale zyklisch vertauschen und um die Längsachse tordieren.
19. ProKopf empfiehlt, die Sprachübungen in schalldichten Kammern vorzunehmen.
20. „Schiller überschrieb sein erstes Werk: in tyrannos; wollte jemand heute ein allgemeines Wort an die Sachsen richten, so müßte er es überschreiben: in barbaros. Sie sind nicht Barbaren der Roheit, sondern Barbaren der Bildung.“ Solches schrieb August Julius Langbehn, und darum empfiehlt ProKopf – wie, schon 20? Erst 20. 19? Die PeStBoLzEn haben auch bloß 19? 19 Thesen bloß? ProKopf hätte gedacht, es müßten wenigstens 91 sein, oder 95, und was es für ein Elend sei, sich weitere 76 Thesen aus dem Internet saugen zu müssen. Aber wenn 19 genügen …
Wobei es mir ja eine Freude war, das mit dem Saugen aus dem Internet. Seit 20 Jahren will ich was von Langbehn lesen, und komme nicht dazu. Da müssen erst die PeStBoLzEn kommen, die hiermit und dafür recht artig bedankt seien.
„Barbaren der Bildung“ – zu nett!