Kurzer Prozeß

Der niedersächsische Kinderschutzbund lehnte ab, aber die Jugendfeuerwehr übernimmt Edathys 5.000 Euro sowie den beschlagnahmten Bildband mit den Bildern. Die Staatsanwaltschaft hat den Band durchstudiert und braucht ihn nicht mehr. Die Feuerwehr hingegen erhofft sich Anregungen für die Gestaltung des nächsten Jugendfeuerwehrkalenders.

Der US-amerikanische Bundesstaat Utah will die Exekution durch Exekution wieder einführen, da ihm das Gift zur Neige geht. Sprich: durch Füsilierung.

Das wird nicht geschehen,
denn die Krieger der Utah sind tapfre Helden,
aber keine Mörder.
Old Shatterhand

Doch, das wird doch geschehen. Aber die tapferen Krieger aus Utah wollen sich nicht lumpen lassen: die Todgeweihten sollen ein paar hundert Meter Vorsprung kriegen. Das macht die Sache sportlicher, spielerischer, spannender und eines tapfren Kriegers eher würdig.

Uomo vecchio, uomo sporco – uomo Silvio (Berlusconi) ist vom Vorwurf des Mißbrauchs Minderjähriger freigesprochen worden. Bungabunga ist kein Mißbrauch. In der Begründung des Gerichtes heißt es, Berlusconi habe schließlich nicht mit dreckiger Phantasie zuhause gesessen und nackte Jungs angeguckt, sondern lediglich mit jungen Mädchen das gemacht, wozu diese da seien. Daß da mal eine Minderjährige dazwischenflutsche, das bleibe, wo es so feucht und fröhlich zugehe wie beim Bungabunga, nicht aus. Das stehe schließlich nicht dran, an so einer. Das habe auch noch deren keiner geschadet. Da könne man ihm keinen Strick draus drehen. Sowieso könne man aus minderjährigen Mädchen keine Stricke drehen. Dafür seien die nach einer halben Stunde Bungabunga viel zu glitschig. Das sage einem doch schon der gesunde Mädchenverstand.

Der stellvertretende Vorsitzende der Schäbigsten Partei Deutschlands, Thorsten Schäfer-Gümbel, hat daraufhin Conte Silvio die Ehrenmitgliedschaft in der SPD angeboten. Die SPD sei eine äußerst Ehrenwerte Gesellschaft, in der Leute mit Freisprüchen nichts verloren hätten. Leute wie Sebastian Edathy jedenfalls nicht. Ein anständiger Mensch habe immer was auf dem Kerbholz. Nur wer nichts tue, mache keine Fehler. Aber es komme darauf an, was für eine Sorte Dreck man am Stecken habe, und an welchem Stecken man den Dreck habe. Stecken sei nicht gleich Stecken, und Dreck nicht gleich Dreck. Bei Berlusconi sei man sicher, daß es der richtige Stecken sei und die richtige Sorte Dreck. Darum herzlich willkommen in der SPD, auch wenn der Graf gerade freigesprochen worden sei. Freispruch sei schließlich nicht in jedem Falle ehrenrührig. Freispruch sei nicht gleich Freispruch.

Wenn man Schäbig-Gümbel aus der SPD-Vorstandssitzung kommen hört und sieht, wie er in die Kameras hinein lügt, „fassungslos“ ob Edathys Verhalten zu sein, ist man zunächst fassungslos. Faßt sich aber schnell wieder und denkt bei sich: Den könnten sie in Utah gut gebrauchen. „Das Bleichgesicht hat eine giftige Zunge. Ihr Kuß ist tödlicher als alle Waffen des Roten Mannes. Sie reichte hin, unsrer Todgeweihten so viele auszulöschen, als Manitou in unsere Hände gab.“

Apropos todgeweiht: „Wie kommunizieren wir das eigentlich, wenn Sebastian sich umgebracht hat“, soll der Fraktionsvorsitzende der Schäbigen seinen Kumpel Hartmann gefragt haben, und wer sich das zugehörige Natterngesicht vors innere Auge holt, den flieht der Zweifel, ob das denn wohl wirklich so gewesen sein mag. Das war genau so. Der tiefen inneren Wahrheit brauchen sich kleinliche Tatsachen erst gar nicht in den Weg zu stellen. So wie Schäbig-Gümbel sich zu schade ist, Edathy eigenhändig aus der Partei zu werfen, und darauf setzt, daß ein Mann, dem er vor einem halben Atemzug noch jeglichen Anstand abgesprochen hat, so viel Anstand hat, sich selbst daraus zu entfernen, so ist Nattermann selbst dazu zu schäbig, Edathy wenigstens mit eigener Hand umzubringen. Zwar haben die tapferen Krieger der Schäbigen dem Inkulpaten ein paar hundert Meter Vorsprung gegeben, und erst dann auf ihn geballert, aber nur mit Platzpatronen. Sie erwarteten, daß Edathy sich bei der Hatz hinter die erste Krüppelkiefer schmeißen und und dort die Kugel geben würde. Statt dessen ballerte der zurück. Fassungslos fragt Schäbig-Gümbel sich, wie man denn nun sowas kommunizieren soll.

Mittlerweile hat der Kinderschutzbund ein neues Geschäftsmodell erfunden: Abscheu. Abscheu, oder die wundersame Vermehrung der 5.000. Euro. Pro Jahr werden in Deutschland ca. 150 Kinder von den eigenen Eltern totgeschlagen, allerdings auf anständige Art und Weise, ohne Schweinkram. Mord, Totschlag, Körperverletzung mit Todesfolge, solche Geschichten. Manchmal sind die Eltern nicht einmal böse auf die Kinder, sondern vernachlässigen sie bloß, geben ihnen nichts zu trinken, kommen tagelang nicht nach Hause, weil sie vergessen, daß sie Kinder haben. Problem dabei für den Kinderschutzbund: davon nimmt keine Sau Notiz. Viel weniger noch von blauen Flecken, Beulen, gebrochenen Ärmchen oder Beinchen oder geschundenen Seelen. Wenn man nun der Kinderschutzbund ist, und kriegt von einem Richter 5.000 Euro zugesprochen, für Einstellung so eines Verfahrens wegen geringer Schuld, dann sind das a) Peanuts, und b) nimmt man das Geld besser an, denn wenn man es nicht nicht annähme, weil man von so einem kein Geld wollen würde, pfui Deibel, dann – ja, was dann? Nichts dann. Das interessiert doch keinen. Ist aber Schweinkram im Spiel und, besser noch, Schweinkram und ein arroganter Schnösel, oder auch nur ein arroganter Schnösel, und der Schweinkram apokryph, vor dem (dem Schnösel) vor Abscheu sich zu schütteln einen aber nichts kostet, im Gegenteil – ja das ist dann ein ander Ding! Denn siehe, nach der Zurückweisung der fünftausend Ocken hoben sie auf, was noch am Boden lag, da waren es bereits zwölf Körbe voll.

Der Kinderschutzbund will jetzt in der Abteilung Fundraising ein Kompetenzcenter für strategische Abscheu und Empörungsoptimierung aufbauen.

Und was macht derweil das gesunde Volksempfinden sonst noch so? – Kurzen Prozeß: in Tröglitz haben tapfere Krieger einen unbewaffneten Bürgermeister daran gehindert, volksfremde Elemente ins Land zu holen, nein, nicht ins Land zu holen, das war nicht dessen Idee: in die Stadt zu holen, nein, auch das nicht. Aber sie, die Elemente, wenn sie denn schon in die Stadt kommen, was sie tun werden, dort quasi in Empfang zu nehmen, den Prozeß aktiv zu begleiten, Mitgestaltungsmöglichkeiten zu suchen und wahrzunehmen usw. Nein, auch das war nicht eigentlich sein Verbrechen. Das Verbrechen war: er hat anscheinend Verständnis für die Situation von Flüchtlingen gehabt. Oder geheuchelt. Jedenfalls geäußert. Phht! Verständnis! Sagen wir so: das gesunde Volksempfinden ist dem Bürgermeister in den Arm gefallen, als der sein finsteres Werk der Bolschewisierung Tröglitzens in die Tat umsetzen wollte. Noch mal gutgegangen: der Mann – ein ehrenamtlicher, was ja die schlimmsten sind, Idealisten und so – trat zurück. Woraufhin man von seiner Füsilierung absah – „Es waren ja deutsche Krieger“ (cf. Spucknapfliteratur). Die Helden von Tröglitz feiern sich auf Facebook. Ihr nächstes Ziel: der kleinen Schwester zuhause die Puppe wegnehmen.

Zuguterletzt: es geht auch ohne Gift. Der Islamische Staat hat einen hochrangigen Juristen des Islamischen Staates geköpft. Warum? „Die Führung der Terror-Miliz ließ ihn köpfen, weil er zu viele Menschen zum Tode verurteilt hatte.“ (Spiegel Online)

Amen.

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