Erkennbar

Durch diverse Kontakte zur US-Seite sei der Bundesregierung im Jahr 2013 erkennbar gewesen, dass es eine „grundsätzliche Bereitschaft“ zu einem Abkommen gegeben habe. Auch habe es „Verhandlungen über einen Text im Sinne eines sogenannten No-Spy-Abkommens“ gegeben.

Wie weiland der dem Fräulein Czernatzke nachsteigende Peter Jackopp – unter dessen Nachsteigerei man sich allerdings kein besonders engagiertes Kletterwerk vorstellen darf; im wesentlichen bequengelte er die Tatsache – Tatsache? -, daß es dem Fräulein „im Prinzip“ klargewesen sei, daß er es habe „flachlegen“ wollen, „und dann rennt sie weg.“ – wie weiland Peter Jackopp gibt Seibert den Überzeugten: „im Prinzip“ sei den USA klar gewesen, was Merkel und Pofalla von ihnen wollten.

Nämlich Unzucht. Nicht – wie üblich – mit Abhängigen, sondern in diesem Fall mit Überlegenen. Was – und weswegen es – dann nicht klappte.

Wir haben Herrn Jackopp nicht gekannt und können daher nur darüber spekulieren, ob das „Wegrennen“ von Fräulein Czernatzke gerechtfertigt und oder oder nachvollziehbar, vielleicht sogar die natürliche Reaktion gewesen ist. Vielleicht muß es statt „und dann rennt sie weg“ auch nur „und darum rennt sie weg“ heißen. Vielleicht. Wir wissen es nicht. Aber wir wissen, daß wir, die wir immer und jederzeit das Selbstbestimmungsrecht des Menschen hochgehalten haben, natürlich darauf bestehen, daß es zu den vornehmsten Selbstbestimmungsrechten des Menschen zählt, die Hoheit über die Liste derjenigen Leute innezuhaben, von denen man aber mal ganz bestimmt nicht flachgelegt werden will, und wenn es sich um die letzten Menschen auf Erden handeln würde, und daß daher das Wegrennen des Fräulein Czernatzke selbstverständlich und a priori von vornherein sowieso gerechtfertigt gewesen ist. Und somit auch nachvollziehbar. So wie es auch ganz unzweifelhaft feststeht, daß jede Nation und jeder Staat das unveräußerliche Recht hat, selbst zu entscheiden, mit wem sie ganz gewiß kein No-Spy-Abkommen schließen wird. Auch dann nicht schließen wird, wenn sie und der andere – oder die andere – die letzten Menschen auf Erden wären, und die Zukunft des Menschengeschlechtes in ihrer beider Hände – oder ihrer beider Lenden – läge und auf vertrauensvolle Zusammenarbeit – vulgo wechselseitiges Flachlegen – angewiesen wäre.

Daß es die Amerikaner bei dem Gedanken an ein No-Spy-Abkommen mit Merkel, Pofalla und Seibert schüttelt – und das nicht etwa vor mühsam zurückgehaltener Lust – ist nachvollziehbar. Eine völlig natürliche Reaktion. Gerechtfertigt, sowieso. Natur ist immer gerechtfertigt.

Das hätte auch Regierungssprecher Seibert erkennbar gewesen sein dürfen.

Ob Seibert die Unwahrheit sagen darf bezüglich der Frage, ob er im Jahr 2013 die Unwhrheit gesagt hat, ist nicht so ohne weiteres erkennbar. Vor Merkel hätte ein Regierungssprecher nicht die Unwahrheit sagen dürfen, und nach Merkel wird es hoffentlich wieder so sein.

Aber unter Merkel?

Betrachten wir kurz, was Seibert gesagt hat:

?

Fertig?

Kurz, hatte ich, glaube ich, gesagt.

Aber jetzt. – Jetzt?

Fein. – Ganz recht: aussehen tut es wie die Unwahrheit. Aber kann Seibert etwa etwas dafür? Wenn die Unwahrheit es sich in den Kopf setzt, exakt so auszusehen wie das, was Seibert sagt, ja Himmel! Dann ist das doch die Sache der Unwahrheit, und nicht Seibert seine! Sagt er denn, es sei so gewesen, daß? Nein, das sagt er nicht! Er sagt, es sei erkennbar gewesen, daß es so gewesen sei. Erkennbar! Nein, das ist nicht ganz dasselbe. Die Erkennbarkeit einer Gegebenheit, sie ist ja immer eine Funktion sowohl des erkennenden Apparates als auch der übrigen Gegebenheiten. Will sagen, einem erkennenden Apparat, der unter der Gegebenheit von 0,8 Promille (Einschränkung des Blickfeldes um 25% – sog. Tunnelblick – und verminderte Sehfähigkeit, falsche Einschätzung von Entfernungen) laboriert, ist die Parklücke möglicherweise breit genug – erkennbar breit genug -, obwohl sie für den weniger affizierten Apparat erkennbar ein Zentimeterchen zu schmal ist, bzw. sie wäre vielleicht breit genug, wenn sie wenigstens die Schenkel einmal still halten würde und nicht dauernd so zappeln – kurzum: hat man gelogen, wenn man den Polizisten mitteilt, daß der Wille der Parklücke, dem Parkwilligen zu Willen zu sein, „im Prinzip“ erkennbar gewesen sei, auch habe es Verhandlungen über den Text eines entsprechenden Abkommens gegeben, „und dann macht sie so’n Scheiß!“?

Nein, gelogen hat man nicht. Man war halt besoffen.

Vielleicht sollten Regierungssprecher und Kanzleramtsminister in Zukunft zu Beginn der Pressekonferenz ins Röhrchen pusten, damit erkennbar wird, was man von den nachfolgenden Erklärungen zu halten hat.

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