Und wenn wir es so machen?

Nämlich: die Homosexuellen sollen ruhig heiraten dürfen, aber die Scheidung wird ihnen untersagt.

Bitte: wenn es ihnen so wichtig ist, zu heiraten, daß das Sommerloch, noch ehe es sich ganz geöffnet hat, schon ganz voll davon ist, warum sollten sie sich dann scheiden lassen wollen? – Und den Vatikan würde es bestimmt besänftigen. Doch.

Und dann: wäre das nicht eine prima Methode, die Spreu vom Weizen zu – äh – scheiden?

Nun gut, wenn das zu minderheitenfeindlich ist, dann habe ich hier einen anderen Vorschlag: betrifft die ausgebeuteten Bauarbeiter. Gegen ausgebeutete Bauarbeiter wird ja wohl keiner was haben, oder? – Das hab ich mir gedacht. Wenn die Leute was gegen ausgebeutete Bauarbeiter hätten, würden sie ja vielleicht mal was gegen deren Ausbeutung unternehmen. Tun sie aber nicht. Das nenne ich mal minderheitenfeindlich! Was haben uns die Bauarbeiter getan?

Schon recht, die Schwulen haben uns streng genommen auch nichts getan. Trotzdem! Eine Sauerei ist eine Sauerei ist eine Sauerei. Ja, wenn die Bauarbeiter heiraten wollen würden, dann stünden die Leute alle auf der Matte. Aber Ausbeutung? – Pfff!

Sich ausbeuten lassen gilt hierzulande als Privatsache. Im Gegensatz zum Inhalt fremder Ehebetten, für den wir alle irgendwie zuständig sind. Für die Ausgebeuteten „fühlt sich keiner richtig zuständig,“ sagt ein Herr Dearing von der EU-Grundrechteagentur FRA. „nicht einmal der Vatikan, der sich doch sonst für allen Kram zuständig wähnt.“ Haben Sie bemerkt, daß in dem Kompositum „Grundrechteagentur“ das Wort „Grundrecht“ drinsteckt? Tatsache! Schaun Sie nochmal nach. – Überlesen? Ging mir auch so.

European Union Agency for Fundamental Rights – da war es wieder: fundamental rights. Ist aber auch nicht richtig zuständig, die Agentur. Allerdings verlangt sie bessere Kontrollen und schärfere Gesetze. Bessere Kontrollen, ja? Ich nehme mal an an, Kontrollen, bei denen jemand – der dafür Lohn erhalten müßte, von dem er leben könnte, Spesen ersetzt kriegen, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, Sozialversicherungsbeiträge, Urlaubsgeld, womöglich eine Weihnachtsgratifikation – bei denen so jemand auf den Baustellen rumspaziert und seine Nase in die Privatabgelegenheiten von Unternehmern steckt, von Subunternehmern, Subsubunternehmern, Subsubsubunternehmern, Subsubsubsub – na undsoweiter, solche Kontrollen? – Vergessen Sie solche Kontrollen! Wer soll denn das bezahlen?

Da sind schärfere Gesetze schon schärfere Geschütze – wie wär’s, wenn wir es so machen: der Bauherr trägt die Verantwortung. Ach, das ist mir egal, wie er das macht! Soll er sich danebenstellen! Soll er sich mit der Uhr in der Hand zur Pause mit in den Container setzen. Soll er die Quartiere inspizieren. Soll er den Subunternehmern Beine machen. Soll er deren Pässe einziehen und die Ausbeuter nicht außer Landes lassen und ihnen nicht eher Geld ausfolgen, als bis alle Arbeiter glaubhaft versichert haben, keine Forderungen mehr an ihren Subausbeuter zu haben. Wer soll es denn sonst tun? Die Grundrechtsagentur vielleicht?

Pfff. – Wenn sich eine Behörde schon Agentur nennt!

Ja. – Und wenn der Bauherr es an der nötigen Aufmerksamkeit fehlen läßt, und er nicht lückenlos nachweisen kann, daß sein Gebäude zu 100% ausbeutungsfrei zustandegekommen ist, dann wird man ihm rückwirkend die Baugenehmigung entziehen. Illegal errichtete Bauten aber werden auf Kosten des Bauherrn abgerissen. Das wird unsere Innenstädte nicht schlecht entschlacken.

Und unser Regierungsviertel wird wieder eine schöne große Brache, auf der die Hunde Auslauf haben und der Bürger spazieren gehen kann.

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