Steinmeier Blog Cutouts III

An dieser Stelle veröffentlichen wir in loser Reihenfolge Beiträge, die vom steinmeier:blog als inadäquat abgelehnt worden wären, wenn wir sie dort eingereicht hätten. Meist kommen wir aber nicht dazu oder sehen aus guten bzw. fadenscheinigen Gründen davon ab.

SPD: Hier können Familien Kaffee kochen, eheähnliche Gemeinschaften, eingetragene Partnerschaften, nicht-eheähnliche Gemeinschaften, Singles, Sippen, Sekten und alle anderen auch. Sie alle können hier Kaffee kochen. Wir sind nämlich eine Volkspartei gewesen. Ich meine natürlich, wir sind eine Volkspartei. Immer gewesen. Sie können übrigens auch Cappuccino kochen, Espresso, Latte Maccharoni und Kaffeesurrogatextrakt.
FWS

3. Tag (30.09.2009)

Frank Walter Steinmeier hat mit seiner Partei (der SPD, Anm. d. Red.) die Wahl zum 17. Deutschen Bundestag zwar gewonnen, aber die Zahlen – 7,13% Wahlbeteiligung, 24% für die SPD – sprechen eine deutliche Sprache. Keine schöne allerdings, denn in dieser Sprache hat die SPD mal gerade 1,71% der Wahlberechtigten oder gut 1 Mio. Wähler an sich binden können.

Immerhin!

Aber das würde unter normalen Umständen nicht für die 5%-Hürde gelangt haben, geschweige denn für eine Regierungsbeteiligung; daß es nun nicht nur für den Regierungsauftrag, sondern für überhaupt etwas langt, liegt an den abstrusen Umständen dieser Wahl: 37% (!) für ‚Sonstige‘, das entspräche bei normaler Wahlbeteiligung etwa dem, was denen zusteht, aber nur 39% für die übrigen demokratischen Parteien – das ist kein Verdienst der SPD, und das sind keine Lorbeeren, auf denen sich ein FWS ausruhen wollen würde.

Rein rechnerisch – die Klappfußparteien mal außen vorgelassen – geht eigentlich nur rot-rot-schwarz, eine Kombination, für die es bislang nicht einmal einen Spitznamen gibt, oder eine (Fast-)Allparteienkoalition aus Jamaika, Ampel, Schwarz-Gelb und Großer Koalition, um die Linke draußen zu halten, worauf es wohl hinauslaufen wird. Aber ob das vier Jahre lang gut geht? Wenn sich die Linke mit den Klappfüßen verbündet, ist sie eine ernstzunehmende Größe, auch wenn die Regierungsmehrheit mit 53% auf dem Papier ganz komfortabel aussieht. Aber was für eine Mehrheit! Drei Quertreiberparteien mit drei Quertreibern an der Spitze, die Quertreiber in der SPD noch gar nicht mal eingerechnet.

Nun wird man vier Jahre lang regieren können – aber wird man das auch wollen? Wird man sich in den vier Jahren mit Ruhm bekleckern können? Und wenn dann nach den vier Jahren wieder gewählt werden wird, was wird dann sein?

Unabhängig von der konkreten Regierungsarbeit wird man eine Sympathiekampagne für die SPD starten müssen, wird man die SPD relaunchen müssen, wird man die SPD zu einer Marke, ja zu einem Brand … – hah, ein re-Brandt-ing der Partei wird es geben müssen, und wer in der Partei könnte dem Charisma eines Willy Brandt, eines Herbert Wehner, eines Helmut Schmidt, eines Björn Engholm – wer wird ihm das Wasser reichen können?

Laßt sehen, Freunde: so eng ist es ja nicht in der Partei, es ist ja nicht so, daß wir gar keine Köpfe hätten, es fällt einem aus dem Stegreif eine ganze Reihe von Namen ein, die einem hier einfallen könnte, z.B. – auch Frauennamen, es müssen ja nicht immer nur Männer an der Spitze einer Partei – und Nachwuchs ist auch da, ohne Nachwuchs ginge es gar nicht, es können ja nicht immer nur die Veteranen und Haudegen das Gesicht einer Partei prägen, also, nun aber: da hätten wir zunächst einmal Klaus Wo – ppala, beinahe wäre es passiert, da wäre uns beinahe ein Name durchgerutscht, den wir gar nicht nennen wollten, so kann’s gehen. Ernsthaft jetzt: Wolfgang Clement. Ein großer Name, ein großer Politiker. Ein großer Sympathieträger. Ein Gesicht, mit dem man Atomkraftwerke herunterfahren kann.

Leider nicht mehr in der SPD. Dann hatten wir da mal – Stichwort Frau – diese eine da, aus dem Norden, sogar Ministerpräsidentin, die mit dem Hut. Die heißt jetzt anders, die heißt jetzt Ralf Stegner. Ein frischer Name, ein großer Stratege. Sympathisch wie ein sympathischer Rottweiler. Ein Gesicht, mit dem man Schiffe in der Kieler Bucht versenken kann. Wird in Schleswig-Holstein gebraucht. Wird dringend in Schleswig-Holstein gebraucht.

Thilo Sarrazin. Ein morgenländischer Name, ein großer Integrator. Vom Volke geliebt wie Zahnarztbesuch. Ein Gesicht, mit dem man Zahnplomben ausbrechen kann. Erfolgreich in die Bundesbank abgeschoben. Sollte dort bleiben.

Die kleine Hufeisennase? Ein niedlicher Name, eine tödliche Gefahr. Niedlich, ja. Hübsch, gewiß. Sympathisch, auch das. Ein Gesicht, mit dem man Parteivorsitzende absägen kann. Wohnt weit weg. Wäre gut, wenn sie da bliebe. Wird wohl nicht klappen.

Wer bleibt da noch? Horst Ehmke? Karl Ravens? Erhart Eppler? Jürgen Schmude? Jürgen Warnke? Antje Huber? Rita Süßmuth? Alle schon etwas älter oder nicht in der SPD.

Da ist wohl keine Hilfe. Frank Walter wird es selber stemmen müssen. Vom Glanz der Kanzlerschaft wird hoffentlich ein Geringes an Goldstaub für die SPD übrigbleiben. An ihm soll es nicht liegen. Er wird tun, was in seinem Organisationstalent steckt. Er wird die Agentur Spengler & Nadolny beauftragen, aus Stroh Flachs zu dreschen und in Schönschrift SPD draufzumalen.

Sie werden ja nicht gleich der Königin ihr Kind dafür verlangen.

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