Im allgemeinen sind wir an der jeweils aktuellen Inkarnation der Schill-Partei nicht interessiert. Schill-Parteien kommen und gehen. Meistens gehen sie. Im der nächsten Legislaturperiode kommen sie dann wieder und heißen irgendwie anders, sind aber derselbe Dumpfstuß. Schill-Parteien muß es geben; sie sind das polithygienische Äquivalent zum Hundekotbeutel. Irgendwo muß der Wähler hin mit seiner Qual. Es geht auch ohne Schill-Partei, aber dann liegt der Unmut der Wähler überall rum, und man tritt rein. Besser sie wählen alle in die Tüte, und man entsorgt den Bettel en bloc.
Jetzt aber hat uns ein Mitglied der Sachsen-Schill-Partei, Konrad Adam, auf den Fuß getreten, wobei er es noch ziemlich dick in und an der Sohle hatte:
„Als rechts gilt heute, wer einer geregelten Arbeit nachgeht, seine Kinder pünktlich zur Schule schickt und der Ansicht ist, dass sich der Unterschied von Mann und Frau mit bloßem Auge erkennen lässt.“
sagte der Sachsen-Schiller, und wie in solchen Fällen üblich nimmt er dabei nur die fünfundneunzig Prozent der Fälle in den Blick, bei denen die Sache klar ist, und läßt die fünf Prozent kniffligen Fälle außen vor, aber davon gleich. Zunächst nämlich: Einspruch! Wir gehen einer geregelten Arbeit nach, wir schicken unsere Kinder pünktlich zur Schule, und wir sind der Meinung, daß man – von Ausnahmen (z.B. Frauke Petry, s.u.) abgesehen – im allgemeinen wohl kein Problem haben wird, durch bloße Inaugenscheinnahme festzustellen, ob man Männlein oder Weiblein vor sich hat. Und wir sind nämlich nicht rechts, um das mal deutlich zu sagen. Rechts ist man, wenn man rechts sein will. Da braucht man einen gar nicht groß in die rechte Ecke zu stellen. Wenn einer reinkommt und sich umsieht und sich dann ungesäumt in die rechte Ecke stellt, dann braucht man den ja auch nicht groß in die rechte Ecke zu stellen. Der ist ja schon drin. Der will das so. So wie die Leute in der Sachsen-Schill-Partei, die sind ja auch schon drin. Und wollen das so. Es ist ja nicht so, daß man eigentlich zum Friseur wollte und kommt nach Hause und stellt fest, daß man statt dessen in die Sachsen-Schill-Partei eingetreten ist und immer noch lange Haare hat.
Apropos sekundäre Geschlechtsmerkmale: bei fünfundneunzig Prozent oder achtundneunzig Prozent oder achtundneunzigkommafünf Prozent, nageln Sie uns nicht fest, hat man überhaupt kein Problem, das Geschlecht seines Gegenübers präzise zu bestimmen. Was die übrigen Geschöpfe Gottes angeht, so muß man vielleicht etwas genauer hinsehen, aber, und zwar ein großes (Körbchengröße D) ABER: das „bloße Auge“ jenes oben zitierten Konrad Adam, es ist eine Gemeinheit! Nicht jedes Weiblein kann ein Dirndl von innen her ausfüllen. Wir rufen den Dings zum Zeugen. Den, na!, den alten Knacker von der FDP, wie hieß er gleich? Mischnick? Vergessen. Egal, was von ihm bleiben wird, ist das Dirndl. – Und bei manchem Männlein muß man erst recht genauer hinsehen: ein ‚Adam‘ im Nachnamen reißt da nämlich gar nichts. Sowenig wie ein ‚Frau‘ im Vornamen etwas besagt.
Ja, so ist das eben, wenn die Weiber Hosen tragen! Und kurze Haare. Und in die Politik gehen. Dann weiß man eben nicht mehr, ob es sich um eine Frauke Petry oder einen Hauke Petry handelt. Wo ist der Unterschied? Ein H. anstelle des Fr. vorne. Dolles Ding! – Vier Kinder? Vier Kinder machten sie zur Mutter? Was denn noch alles? August der Starke hatte 354 Kinder, und der war auch keine Mutter. – Ehefrau eines evangelischen Pastors? Ehefrau eines evangelischen Pastors! Auch schon was! Ehefrau eines katholischen Pastors kann man schließlich nicht sein, und Ehepartner eines evangelischen Pastors wird man heutzutage problemlos auch als Hauke.
Es gibt allerdings eine Methode, herauszufinden ob eins Männlein oder Weiblein ist: man beobachte sie/ihn beim Pullover Ausziehen. Faßt sie den Pullover am Saum, mit gekreuzten Armen, und kriegt den Segen über den Kopf gezogen, ohne sich einen Knoten in die Arme zu knüppen, handelt es sich um eine sie. Männer packen den Pullover mit einer Hand am eigenen Schlafittchen und machen so auf Dauer eine Beule ins Gestrick, wie unsere Mutter immer klagte, die uns Jungens diese Unart auszutreiben versuchte. Ohne Erfolg, denn dergleichen ist zwar kulturell vermittelt, aber zugrunde liegt ihm ein genetisches Programm. Die Frauen sind naturnäher und körperaffiner. Sie sind sehr gut darin, den eigenen Körper zu erforschen und auszuprobieren und zu perfektionieren, und erfassen die Gesetze der Kinematik intuitiv. Männer hingegen haben näher am Intellekt gebaut. Schon ein Junge versucht, der Kinematik seinen Willen aufzuzwingen. Vergeblich natürlich, und wenn man ihn mit dem Roller auf die Straße läßt, kommt er mit aufgeschrammtem Knie zurück. Zwei aufgeschrammten Knien. Wir rufen August den Starken zum Zeugen. Der hatte ca. 177 Söhne, macht 354 aufgeschrammte Knie. Das liegt an dem analytischen Zugriff des Mannes auf die Welt. Ein Mann fragt immer: Warum ist die Welt so, wie sie ist, und was kann ich tun, damit sie in alle Ewigkeit so bleibt, so, wie ich sie kennengelernt habe, damals, als Mama mir die Plünnen noch nachräumte?
Soviel zur Geschlechterdifferenz. Man kann sie benennen, aber man kann sie in der Praxis nicht in jedem Fall ausmachen. Dazu müßte man nämlich anwesend sein, wenn Frauke Petry ihren/seinen Pullover auszieht. Wer würde das wollen? Wer würde sich das freiwillig antun? Niemand. – Wir haben es hier also mit einem Fall von de-facto-Androgynität zu tun, ein klarer Fall von „Et jinge zwar, aber et jeht nicht.“ Das anzuerkennen macht einen übrigens nicht zum „Rechten“, Herr Konrad Adam, um Sie mal persönlich am Schlafittchen zu fassen und Ihnen hoffentlich eine Beule ins Gestrick zu machen, das zu leugnen macht einen nicht zum „Linken“, aber das ganze als „Genderstuß“ zu bejammern macht einen zum Klappskalli. Wie kann man als ausgewachsenes Mannsbild über solchen Kikikram plärren? Wir gehen mal davon aus, daß Sie ein Mannsbild sind, schließlich tragen Sie den Adam im Namen, und alt genug dürften Sie auch sein, verknautscht wie Sie aussehen. Haben Sie da irgendwo ein Identitätsproblem? Sind Sie vielleicht transgen? Wie kann man sich so mädchenhaft anstellen!
Frage: Wenn hinter Ihnen ein Veganer „Buh!“ macht, schreiben Sie dann einen weinerlichen Essay, oder gehen Sie in die Küche und kochen sich eine Kumme Kutteln? Sie schreiben einen weinerlichen Essay? Da guck. Dann flöten Sie ja wahrscheinlich, wenn es von irgendwo her „Gender“ flötet, nicht etwa nonchalant zurück: „Love me gender, love me sweet“, sondern läuten die Sturmglocken, als seien Panduren im Land, richtig? – Haben Sie sich zum Vergleich mit sich selbst mal angesehen, mit welch majestätischer Ruhe ein Rind die Fliegen über sich ergehen läßt, die dem Tier bestimmt, aber bestimmt nicht angenehmer sind, als kinderlose Grünenpolitikerinnen Ihnen? Hüpft es, das Rind, etwa wie angestochen über die Weide und zeigt mit dem Finger auf jede einzelne Fliege, um sie als Totengräberin des Abendlandes zu schmähen, wie es die Klappskallis mit den Gendermainstreamern machen? Es denkt nicht daran, das Rind. Es hält nicht inne im Rupfen und Käuen und läßt nicht ab von der stetigen Produktion weiteren Fliegenfutters. Nur hin und wieder benutzt es den Schwanz, um ruhig und gottergeben das zu tun, wozu Gott ihm den Schwanz gab. Oder die deutsche Eiche: gründet sie wildschweinkritische Blogs? Verbreitet sie beknackte Verschwörungstheorien, denen zufolge der deutsche Wald, die Perle der Romantik, von ‚interessierter Seite‘ vor die zeitgenössischen Säue geworfen wird? Nein. Sie knarzt nur hin und wieder mit den Ästen, seufzt, wiegt sich mit dem Wind und ignoriert das Borstenvieh.
Das täte Ihnen auch mal ganz gut. Und wir täten das auch gerne. Aber statt lässig mit dem Schwanz zu wedeln und aus Versehen die eine oder andere Spaßbremse zu erlegen, müssen wir uns über Euch Klappskallis echauffieren, müssen die garstigsten Exemplare keschern und ins Insektenglas sperren, und Klage führen über Algenblüte und Quallenpest, die uns vergällen, was der Sommer unserer Zufriedenheit hätte werden sollen: unser kurzes Leben. Doch müssen wir das! Wer hat denn angefangen? Sie! Sie haben uns als „rechts“ diffamiert. Warum? Wie kommen Sie dazu? Bloß weil wir einen Wecker haben und ihn morgens zur Anwendung bringen? Mit der fadenscheinigen Begründung, so Leute würden eben heute als rechts bezeichnet? Ganz richtig, das werden Sie. Aber von wem denn? Von Ihnen doch! O-Ton Adam: „Als rechts werden heutzutage Leute bezeichnet, die einen Wecker haben und bedienen können.“
Falsch. Als rechts werden heutzutage Leute bezeichnet, die auch früher schon als rechts bezeichnet worden sind. Daß ihre neue Parteivorsitzende keinen Rechtsschwenk Ihrer Partei erkennen können will, das liegt nur daran, daß ihre Parteivorsitzende auf der rechten Seite ein Glasauge hat. Mit welcher Qualifikation sie in einer Partei von Blindgängern die ganz natürliche Thronfolgerin ist, das nebenbei. Wenn Sie wissen wollen, wen man heutzutage als rechts bezeichnet, wen man auch früher schon als rechts bezeichnet hätte, und wen man auch morgen noch als rechts bezeichnen würde, dann schauen Sie sich mal um, mit wem Sie in Ihrem Verlag auf demselben Bücherregal stehen. Wieso ist eigentlich Hans Grimm noch nicht dabei? Kollege von Ihnen, hat im Jahr 1953 – und wie Sie erfolglos – für die seinerzeitige Reichs-Schill-Partei kandidiert. – Der gute Mann wird doch wohl seine Kinder nicht etwa zu pünktlich zur Schule geschickt haben?
Daß für solche Wildsauliteratur überhaupt ein Bruder sein Leben hat lassen müssen, kann auch die knorrigste Eiche nicht ungerührt lassen. Sicher, solche Verlage muß es geben. Schon aus hygienischen Gründen. Sie sind das Äquivalent zur Schill-Partei. Irgendwo muß der Autor hin mit seinem Unmut. Ansonsten würde das Zeugs mal hier, mal da veröffentlicht, und man wäre nie sicher davor, aus Versehen hineinzulangen, wenn man im Buchladen ins Regal faßt. Schon besser, man sammelt sie alle im Schill-Verlag und ignoriert die Blase en bloc.
Tun wir auch. Wir werden Ihr Büchelchen nicht öffnen. Schon wegen des Titels nicht. Der klingt uns viel zu dolle nach Klappskalligemöhre. Es werden zuwenige Kinder geboren, du liebe Zeit, zuwenige deutsche Kinder zumal. Volk ohne Raum waren wir gestern, heute sind wir Gesellschaft ohne Zukunft. Wie sollen wir es bei solcher Fertilitätsrate je wieder zu ersterem bringen? … Mann! Adam! Mann Gottes! … Für den Namen können Sie ja beinahe nichts, aber fühlen Sie gar nicht die ihm innewohnende stammväterliche Verpflichtung? Hat Ihnen Ihr Mütterlein etwa nicht beigebracht, daß man zunächst einmal mit gutem Beispiel vorangeht, bevor man andere kritisiert? Und daß drei Finger dessen, der auf andere zeigt, auf ihn selbst zurückzeigen? Tun Sie was! Reden Sie nicht! Tun Sie ruhig und ergeben das, wozu Gott Ihnen gab, was er Ihnen gab. Die Welt ist voll von potentiellen Müttern, mit bloßem Auge kann man sie erkennen. Wenn Sie vergessen haben, wie es geht, hilft ein Blick ins Internet.
Tummeln Sie sich! Die Latte liegt bei 355 Kindern. Drei erkennen wir Ihnen an. Bleiben 352. Eines wackeren Jahres Ernte.
Zeit läuft.
Dabei hätte man das Problem der de-facto-Androgynität so schön entschärfen, aus der Öffentlichkeit heraushalten, sozusagen ein-hausen können, wenn man nur einmal auf mich gehört und auf dieses dusselige Experiment verzichtet hätte. Das mit dem Frauenwahlrecht, dem passiven zumal. War doch abzusehen, was dabei ’rumkommt. Aber nein, auf mich hört ja mal wieder keiner. Jetzt habt Ihr halt den Salat.
„Ihr“? Wer Ihr? Wir? Wieso wir?
Adam hat den Salat. Geraspelte Möhren mit Äpfeln. Wie es ihm ja wohl ansteht, dem alten Veganer.
Was das passive Frauenwahlrecht angeht: sind Sie sicher, daß es nur an Ihnen liegt? Beziehungsweise an uns? Ohne Kenntnis der genauen Umstände – ob Sie im 19. Jahrhundert überhaupt schon kräftig und stimmgewaltig genug gewesen sind, sich den Suffragetten nachdrücklich entgegenzustemmen – haben wir so unseren Verdacht, daß man damit sehr viel früher hätte anfangen müssen, sehr viel früher.
Etwa damals, als man anfing, den ewigen Möhrensalat („Schòn wieder!“) mit Äpfelchen zu verfeinern („Was hast du uns denn da gezaubert, mein Evchen?“).
Aber unverzagt, eines schönen quatorze juillets wird sich die unterdrückte Mannheit erheben, um im Schatten der Pechfackeln und im Schimmer der Forkenzinken das verhaßte Symbol der Frauenherrschaft, den Eheknast, zu schleifen, zugunsten von Freier Liebe, Freier Gleichheit und Freier Brüderlichtkeit.
Obwohl, wenn wir es recht bedenken, wird die Mannheit das wohl eher nicht tun.