Weed

Offener Brief

an die Gentechniker
bei Monsanto, BASF, Syngenta, Bayer, Dow, DuPont-Pioneer, etc., etc., im folgenden kurz Monsanto

Liebe Gentechniker,

was dagegen, wenn ich Gents sage? Ist weniger technisch und geht leichter von der Zunge – ja, wenn nicht, kann ich auch Gentlemen sagen. Aber die Damen sind natürlich mitgemeint:

Gentlemen!

Könnten Sie sich vorstellen, sich – statt immer nur öden Genmais zu homunceln – mal einer neuen Herausforderung zu stellen? Auch wenn Ihnen Monsanto nicht wird erlauben wollen, etwas für die Menschheit zu tun, solange es noch etwas gibt, was Sie für Monsantos Börsennotierung noch nicht getan haben – Sie sind doch Wissenschaftler? Ich meine, Sie sind doch Wissenschaftler! Sie müßten doch die entsprechenden Ethosse haben. Oder Ethea, Sie sind ja schließlich Wissenschaftler. Von mir aus auch nur mal so zwischendurch und der Abwechslung halber. – Na? – Wie wär’s?

Ich denke da an Gengiersch, und ich komme drauf, weil ich vorgestern den Komposthaufen umgesetzt habe. Und da mußte ich erleben, wie sich der linke Haufen – der mit der fertigen Erde – dem Giersch als feile Dirne an den Hals geworfen hatte – na, nicht an den Hals. Was sind das für bleiche Dinger, die der Giersch da untenrum mit sich führt? Das kann man schon gar nicht mehr dezent beschreiben, was der Giersch mit dem Kompost beziehungsweise der Kompost mit dem Giersch oder beide miteinander – oder vielleicht waren es auch mehrere Giersche. Neulich mußte ich im Fernsehen mitanhören – weil Schönchen auf dem Sofa lag und einem Herrn Pflaume lauschen wollte, weswegen ich den Fernseher auch nicht ausmachen durfte, obwohl sie schlief und gar nichts mitkriegte, denn als ich mich beim Frühstück mit ihr über den neun Quadratkilometer großen Hallimasch austauschen wollte, da wußte sie von keinem neun Quadratkilometer großen Hallimasch – im Fernsehen nämlich hatten sie behauptet, daß es in Oregon einen Hallimasch gebe, der sich über neun Quadratkilometer ausgedehnt hat. Zwar hat mein Komposthaufen keine neun Quadratkilometer, und mein Garten hat auch keine neun Quadratkilometer, und mein Garten und Quastels Garten zusammen haben auch keine neun Quadratkilometer – obwohl mir das eigentlich ganz recht wäre. Dann hätte jeder von uns einen zwei mal zwei Kilometer großen Garten, und Quastels Giersch hätte einen entsprechend weiten Weg zu meinem Komposthaufen.

Oder ich.

Naja, ich will ja nur sagen, daß ich keine Ahnung habe, wie groß so ein Giersch ist, und wo er aufhört und der nächste Giersch anfängt. Ich will es auch gar nicht wissen. Ob das nun ein Giersch war oder viele Giersche, denen mein Kompost sich da hingegeben hat, ist mir egal. Ich bin nicht prüde, ich bin nicht neidisch, ich will auch niemanden für seine Vorlieben tadeln, ich will aber auch niemanden eigenfingrig aus meinem eigenen Kompost herauspfriemeln müssen. Das ist ja wohl nicht zuviel verlangt!

Oder ist das zuviel verlangt? Würden Sie das eventuell hinkriegen? – Ich denke an einen Giersch voller Ennui und Unlust und Weltekel, einen Giersch, der so gar keinen Geschmack an Geilheit mehr findet, keinen Fortpflanzungsfuror kennt und dem Hedonismus abholdest ist. Einen vergeistigten Giersch. Einen Giersch, den es verlangt, Gott zu schauen. Einen mönchischen, eremitischen, asketischen Giersch. Einen Berg-Athos-Giersch. Einen Giersch-Einsiedel. Verlaust und ungepflegt, wenn es sein muß, aber bitte keinen Rasputin! Ich führe ein anständiges Haus, habe einen gesitteten Garten und einen bis neulich noch keuschen Komposthaufen.

Alternativ käme auch ein Giersch infrage, dem man ein paar Mauerblümchen-Sequenzen eingeklempnert hat, also ein Giersch, der sich zurückzieht, wenn man ihn nicht freundlich genug ankuckt. Und wenn man ihn freundlich ankuckt, dann erst recht. Und wenn das alles zu kompliziert ist, wäre mir auch mit einem Giersch geholfen, dessen Blüten und blütennahen Blätter man getrocknet in der Pfeife rauchen kann.

Was Sie mir aber bitte nicht schicken wollen, sind Prospekte für Glyphosat. Glyphosat, pht! – Des hohnlacht der Giersch.

Und nun, Gentlemen, frisch ans Werk!

Germanistenfuzzi

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