Verdammt, jetzt eilt es aber!
Nicht, daß Frauke Petry sich aus der Politik zurückzieht, während ich noch hinter ihr hertrete!

Völkig

Adjektive auf -ig, -isch, -lich

[…]

Bei Doppelformen auf -lich und -isch drücken die Adjektive auf -lich in der Regel die bloße Zugehörigkeit aus: bäuerlich, kindlich, dörflich, die Adjektive auf -isch dagegen eine Abwertung: bäurisch, kindisch, dörfisch.

Duden

Oder eben völkisch.

Diese sächsliche Migrantin aus dem Dresdnerigen, die Banquerotteuse mit der Pinocchionase, die mich immer an Petra Kelly erinnert – ich weiß zwar nicht genau, warum, hoffe aber, daß sie sich darüber zu Tode ärgern würden, alle beide, wenn sie denn davon wüßten – d.h., die eine lebt ja schon nicht mehr, und die andere – swig stille, herze min, vnde laz din vbel reden stan! – Ähemm. – Tja.

Diese grausliche Sottisenhökerin jedenfalls will, daß man das grindige Adjektiv „völkisch“ wieder herbeihole, es vom Kot befreie und von neuem in den Mund nehme. Bitte sehr! Wenn ihr danach ist. Männiglich hat darauf hingewiesen, daß sich eins ruhig bei Nazivokabeln bedienen soll, wenn es das gleiche zu sagen hat. Besser, als um den Auswurf herumzureden. Spucknapfinhalt ist nun mal Spucknapfinhalt und kein klares Wasser. Da sollte man auch nicht „klares Wasser“ sagen. Es wird kein klares Wasser, nur weil man „klares Wasser“ dazu sagt. Und ob man klares Wasser wirklich von Kot befreien kann, nachdem es einmal vollgekotet worden ist, ist strittig. Nein, unstrittig. Das Gegenteil ist unstrittig. Wenn das Gegenteil unstrittig ist, dann kann das Fürteil nicht strittig sein. In meiner Kloschüssel steht es, das Wasser, das vom Kote befreite. Ich lege Wert darauf, es vom Kot zu befreien, und zwar jeweils umgehend und sorgfältig.

Aber es verlangt mich nicht, davon zu trinken.

Nun nehme jeder das in den Mund, wonach es ihn verlangt, und Petra Kel – Verzeihung: Petrys Frauke verlangt es nach folgendem: „Ich sperre mich dagegen, Wörter zu Unwörtern zu erklären.“ Es sei eine unzulässige Verkürzung, wenn man ‚völkisch‘ und ‚rassistisch‘ gleich setze.

Meine Rede seit ’33! Ich habe immer davor gewarnt, Nazis als Faschisten zu verharmlosen, und ich warne jetzt davor, Völkische und solche, die es sein wollen, als Rassisten zu verharmlosen. Neinnein, völkisch ist nicht gleich rassistisch. Rassisten gibt es sone und sone. Manche davon sind ganz gesittete Leute, die niemals einem Björn Höcke Beifall geklatscht haben. Na, das ist vielleicht zuviel gesagt, gesittet sind sie nicht. Aber sie haben eben auch niemals einem Björn Höcke Beifall geklatscht. Immerhin!

Darum: wir setzen ‚völkisch‘ und ‚rassistisch‘ keineswegs gleich, und Frau P. braucht sich dagegen überhaupt nicht zu sperren, so wie sie sich seinerzeit gegen den Deutschunterricht gesperrt zu haben scheint, denn wenn sie das nicht hätte, wüßte sie ja, daß man ein Adjektiv wie völkisch nicht weichbügeln kann, eben weil es auf -isch endet. Wenn sie ein bißchen plietscher wäre, was sie aber nicht ist, sie ist –

– der unsterbliche, wiewohl verstorbene Harry Rowohlt zählte bei seinen Lesungen gerne die norddeutschen Adjektive mucksch, plietsch, füünsch, krüüsch und figgelinsch auf — warum war eigentlich ‚deutsch‘ nie dabei? –, und fragte, wenn er sich zu weit nach Süden vorgewagt hatte, ob man dieselben dort noch verstehe? Die Grenze, jenseits derer man das nicht tut, nannte er den ‚Muckschgraben‚. Jenes Bergkamen aber, woselbst die Petrysche den Deutschunterricht verweigerte, so wie sie sich der Annahme des ihr zustehenden ‚Pannekopp‚-Ordens verweigert, jenes Bergkamen — in dem es übrigens einen Ortsteil namens ‚Heil‘ gibt, womit ich gar nichts sagen will, jedenfalls nicht gegen Bergkamen — es handelt sich um ein unschuldiges eingemeindetes Flurstück am Datteln-Hamm-Kanal, geologisch gesehen wahrscheinlich Abraum —, aber irgendwas muß sächsische Zuwanderer, die es nach Bergkamen verschlug, ja zum Bleiben bewogen haben –, Bergkamen liegt weit jenseits besagten Grabens, sonst würde man sie wegen ihrer Ordensverweigerung ‚mucksch‘ nennen, sie ist aber nicht mucksch, sie ist –

‚volksch‘, wenn sie statt dessen plietsch wäre, und also besser aufgepaßt hätte, würde sie sich ein grammatisch weniger übel beleumundetes Adjektiv gesucht haben, eines auf -lich oder -ig. Laßt sehn: was hätten wir denn da?

Volkig? – Das kling ein wenig nach verhangenem Himmel. – Volklich? – Da besteht ohrale Verwechslungsgefahr, folglich sollte man es tunlich nicht für Volkszwecke verwenden. – Volksam? – Seltsam. Gefällt mir aber: „Ihr Vater heißt ‚Volksam Bensonmam‘?“ Kommt in die nähere Wahl. – Volkesk? – Klingt grotesk, oder? Und ist es auch. – Volken? – Sehr schön, sehr zart. Das kriegt man aber den Grobdeutschen, die kein gehauchtes ‚rosenfarben‘ mehr kennen wollen, und es zum krachenden ‚rosenfarbend‘ verhunzen müssen, nicht angedient. Außerdem viel zu positiv für das, was es bezeichnen soll. Da wäre ‚Volk/volk‘ schon besser, analog zu ‚Stolz/stolz‘. Mit der Steigerung vollvolk, und der Resubstantivierung ‚die Vollvolken‘. Die volkenden Vollvolken, da ergibt’s mal Sinn. – Volkern, volkant, volkiv? – Eher nicht. – Volkicht zwar gern – ‚die Volkichten‘ – man assoziiert sowohl ‚nackicht‘ als auch ‚nichtganzdicht‘, und stellt man sich 2000 Volksnarren auf den Dresdner Schloßplatz, die man im Chor ‚Wir sind volkicht‘ deklamieren heißt, leuchtet einem das sofort ein. Aber es bedeutet leider etwas anderes, nämlich bevölkert, überlaufen, ballermännisch – also volldicht.

Völkern hingegen klingt vertraut, nämlich so ähnlich wie hölzern (von Holz). Hölzern aber ist jemand, wenn er aus Holz ist, Pinocchio etwa, oder teilweise aus Holz, sei‘s untenrum (John Silver), sei‘s obenrum (Frauke Petra Kelly). Die Völkernen aber wollen ja nicht zum Ausdruck bringen, daß sie selbst aus Volk bestünden, sondern daß das Volk aus Volk bestehe, etwas, das sie für a) mitteilenswert halten, obschon es eine simple Simplizität ist, und das sie uns als b) einen Grund zur Andacht verkaufen wollen. Sie selbst hingegen geben sich ‚volksnah‘ – woraus schon volkt, daß sie nicht dazugehören. Würde man nämlich jemanden, der in der Badewanne sitzt, als badewannennah bezeichnen? – Würde man nicht. Badewannennah ist einer nicht, wenn er in der Badewanne sitzt, badewannennah wäre einer, der mit dem Hintern auf der Schüssel säße und den Insassen der Badewanne wünschen ließe, er selbst hätte, als noch Zeit dazu war, die Türe zugesperrt.

Völklich hingegen würde nach der Duden-Regel oben Zugehörigkeit anzeigen, und darum kommt es – nach dem gerade gesagten – nicht infrage.

Bleibt völkig. – Völkig? – Völkig. – Völkig, völkig, völkig. – Doch, das gefällt mir. Es kling ein bißchen putzig, so wie ‚putzig‘, ein bißchen eklig, so wie ‚eklig‘, und ein bißchen panne, so wie ‚völlig‘ in ‚völlig banane‘. Und ein bißchen wie gewollt und nicht gekonnt. Das paßt also. Völkig ist außerdem im Gegensatz zu völkisch nicht negativ besetzt. Völkig verhält sich zu völkisch wie rassig zu rassistisch. Oder wie – wer wäre denn mal rassig? – wie – wie – natürlich: Carmen! – wie Carmen zu – zu – zu igendeiner rassistischen Stußnudel, mir fällt grade keine ein. – Apropos Bergcarmen: hiermit biete ich Frau Kelly, will sagen Frauke Kelly, das Adjektiv völkig zu beliebiger Verwendung an. Sie kann sich gern selbst so bezeichnen. Sie sollte sich selbst so bezeichnen. Ich wünsche geradezu, daß sie sich so bezeichnet. Ich bestehe darauf. Wenn sie sich selbst nicht so bezeichnen will, dann werde ich sie so bezeichnen.

Ob sie das dann als „in einem negativen Kontext benutzt“ verstehen will, muß sie selbst wissen.

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