Der Herr Söder von den Bayern da unten hat keine Sympathie für das Steuerkonzept der SPD, das der Herr Schulz jetzt vorgestellt hat, und das irgendwas vorsieht, ist ja egal was, denn es wird ja sowieso nischt draus, weil die SPD die Wahl ja nicht gewinnen tut, und wenn sie dann wieder groß am Koalieren sind, wird sowieso alles wieder umgeschmissen, erzähl mir doch keiner was anderes! Und selbst wenn dem nicht so wäre, dann wäre es immer noch egal, was drinne steht, denn Söder wäre so oder so dagegen.
Trotzdem hat es sich gelohnt, heute morgen, als ich um viertel vor sechs im Wald herumstrolchte – und das Gras war schön feucht und die Sonne leicht verschleiert und die Vögel am Piepen, und ich überlegte gerade, ob es sich vielleicht lohnen würde, die Hunde auf das Wörtchen „Söder!“ zu konditionieren, so daß ich nicht immer „Eichhörnchen!“ würde sagen müssen — mit dreisilbigen Wörtern hetzt es sich nicht halb so gut, „Söder!“ ist viel besser — um sie zur Randale anzustiften, und parallel dazu überlegte ich, ob es vielleicht ein guter Warntext auf Tabaksbeuteln wäre, wenn dort stünde: „35 Jahre Rauchen verstopft Ihre Kapillaren so gründlich, daß Sie vierzehn Jahre später, wenn Sie morgens im Wald mit Sandalen durch feuchtes Gras latschen, am Großen Onkel frieren werden“ -, da hat es sich doch gelohnt, mit einem Ohrstöpsel in den Deutschlandfunk zu horchen. Da gab es was zu Schulz und zu Söder und zum Spitzensteuersatz und dessen Erhöhung, die mich zwar persönlich genausowenig betrifft wie eine Tabaksteuererhöhung, so bin ich dem Spitzensteuersatz doch aus rein nostalgischen Gründen von Herzen gut: ach der achtziger Jahre! Kohl Kanzler, 50 Gramm Drum 2 fuffzig, Spitzensteuersatz 53%!
Was für Zeiten! – Aber das beste war, daß Söder – immer laut Deutschlandfunk – geschimpft haben soll, irgendwas sei „klassische Umverteilungspolitik zulasten der Leistungsträger“. Was noch gleich? Wahrscheinlich das Spitzensteuerkonzept. Vielleicht auch das Tabaksteuerkonzept. Von meinen Plänen, die Hunde aufzuhetzen konnte er schließlich noch nichts wissen, und ich hätte nicht gewußt, wieso das die Leistungsträger irgendwie affizieren sollte, es sei denn, ich würde die Hunde vielleicht mit „Leistungsträger! Leistungsträger! Leistungsträger!“ anstacheln. Das wäre vielleicht keine schlechte Idee. Vier Silben eignen sich zur rhythmischen Hatz auch sehr gut. Vielleicht wäre das sogar das bessere Konzept als „Söder! Söder! Söder!“, auch wenn es zu Lasten der Leistungsträger ginge. Zwei Hunde, die auf das Kommando „Söder!“ eine schlanke Buche umzingeln, und sich den Hals verrenken, so als hocke er droben – vielleicht ist das gar nicht so glaubwürdig. Ich würde nicht glauben, daß ein Söder den glatten Stamm hinaufkäme. Da braucht es schon echte Leistungsträger dafür.
Und da bin ich auch beim Thema: so sehr es mich gefreut hat, mal wieder vom Leistungsträger zu hören (er war mir beinahe aus dem Sinn geraten, seitdem die FDP ihn nicht mehr durch die Talkshows schleift (lies: seit ich auf Talkshows nicht mehr achthabe)), so wenig schön ist es doch, wenn die Umverteilungspolitik zu Lasten desselben geht. Auch wenn es klassische Umverteilungspolitik ist, was ja prinzipiell schon mal gut ist. Es hätte ja auch was Zeitgenössisches sein können, wie zum Beispiel die Hartz-IV-Gesetze. Das ist dann erst recht nicht schön.
Aber wenn ich mir so anschaue, was das SPD-Spitzensteuersatzkonzept denn vorsieht, was den Söder so zum Kläffen anstachelt: 45% statt 42% – das ist doch ziemlich mager! Gewiß, ich kenne das von den Hunden: je kleiner das Geschäft, desto heftige muß gekratzt werden werden. Aber das Kratzen erledigen sie selbst; wir anderen, die wir ihren Geschäften aus dem Weg zu gehen suchen, machen den Bogen desto größer, je größer der Haufen ist. Bei 45% muß man ja nicht einmal einen größeren Schritt machen!
Und dann soll der Spitzensteuersatz auch erst greifen ab einem Verdienst von 76.000 Euro Brutto – ich bitte, da sind doch kaum noch Leistungsträger dabei! Da oben sind doch so gut wie nur noch die Kommentatoren der Qualitätspresse – na gut, Leistungsträger, gewiß, keine Frage, aber die müssen auch betroffen sein, die müssen schon deshalb betroffen sein, weil sie sonst nicht ausreichend schimpfen würden. Aber der Rest? Der Rest sind doch alles Minister und Staatssekretäre, damit gleicht sich das wieder aus.
Und wenn der eine oder andere die 2.280 Euro partout nicht entbehren kann, so möge er mit dem Rauchen aufhören. Da hat er das nach drei Monaten wieder drin. Als ich seinerzeit dem Tabak entsagte, konnte ich mir allein von der gesparten Steuer Cohibas leisten.