„Teewurst Caritas Eßt“ – Caritas Hannover stiftet Preis für die beste Bagatellkündigung

O caritas, o caritas
nobis semper sit amor
Joseph Islam

Die Caritas (dt. „Nächstenliebe“) Hannover (dt. „geh‘ mir bloß weg mit Nächstenliebe!“) hat einen Preis für die beste Bagatellkündigung eines langjährigen Mitarbeiters ausgelobt. Der nicht dotierte Preis – die Preisträger erhalten eine Bronzeplastik in Form eines Teewurstzipfels mit den eingravierten Worten „Deus Caritas Est“ (dt. „Caritas ist ein Unternehmen wie jedes andere auch“) – soll alle zwei Jahre an denjenigen Arbeitgeber verliehen werden, der den pfiffigsten, unterhaltsamsten und phantasievollsten Grund gefunden hat, einem unliebsamen Mitarbeiter die Kündigung auszusprechen.

Wichtig dabei: der Arbeitnehmer soll den unteren Lohngruppen angehören. „Wir legen Wert darauf, daß kein Arbeitgeber sich um des schnöden Gewinns willen beteiligt,“ sagt Propst Prior, der Vorstandsvorsitzende, dem Käsdorfer Metropolitan (KM). „Die Entlassung eines Hartmut Mehdorn wäre ebenfalls nicht preiswürdig im Sinne dieser Stiftung.“

„Wir verfolgen zwei Ziele: die Prämierung und öffentliche Würdigung einzelner Kündigungen einerseits, und das unentgeltliche Bereitstellen von Kündigungsgründen, die bereits vor Gericht Bestand hatten, andererseits.“

Der Kreis der Kandidaten für die erstmalige Verleihung des Preises ist exklusiv:

  • Tengelmann Berlin, »Diebstahl« (Pfandmarken 1,30 €)
  • Krankenhaus Künzelsau, »Diebstahl« (3 Brötchen 0,45 €)
  • Abfallbeseitigungsbetrieb Mannheim, »Diebstahl« (Kinderbett 0,00 €)
  • Bäckerei Bergkamen, »Diebstahl« (Hirtenfladenbelag ~0,50 €)
  • Spitalstiftung Konstanz, »Diebstahl« (4 Maultaschen -1,00 €)
  • Bauverbände Westfalen, »Diebstahl« (Frikadelle 1,30 €)
  • JAWA Industriedichtungen Oberhausen, »Diebstahl« (Strom für Handyakku 0,014 €)
  • Caritas Hannover, »Diebstahl« (Teewurstzipfel 0,14 €)

„Exklusiv, ja,“ sagt Propst Prior, „aber einseitig auf Diebstahl, oder »Diebstahl« und den daraus resultierenden »Vertrauensschaden« fixiert. Wir können uns vorstellen, daß in Zukunft auch andere Verstöße als die gegen das Siebte Gebot herangezogen werden, etwa »Die Schuhe nicht abgetreten,« oder »Die Butter über Nacht draußen stehen lassen,« oder »In Gedanken, Worten und Taten des Nächsten Weib begehret« usw. usf. Wir vertrauen darauf, daß es draußen im Land viele Arbeitgeber gibt, die in diesem Sinne bereits innovativ tätig geworden sind. Nur hört man von denen wenig, weil die von ihnen gekündigten Arbeitnehmer nicht das Geld und vielfach auch nicht das Know How haben, sich einen Rechtsanwalt zu suchen, der ihren Fall mit Getöse in die Presse hebt.“

„Das haben diese Arbeitgeber nicht verdient. Wir wollen ihnen mit diesem Preis Gerechtigkeit widerfahren lassen, und ihre Verdienste weithin bekanntmachen.“

Der dieses sagt, ist Edler von Heuschreck, CEO des evangelischen Finanzinvestors Johannesstift, der vor einem Vierteljahr die hannoversche Caritas übernommen und dort zeitgemäßes Ressourcenmanagement eingeführt hat. Seine Idee war auch die Stiftung des Preises.

Der Käsdorfer Metropolitan hat vor der Redaktion einen Stange aufrichten und an ihrer Spitze einen Hut befestigen lassen. Der Hut ist von allen Redakteuren bei Betreten und Verlassen der Räumlichkeiten zu grüßen. Bei Zuwiderhandlungen oder nachlässigem Kopfsenken droht die fristlose Kündigung.

Die Caritas Hannover hat den Vorschlag, den KM für die Preisverleihung 2009 als verspäteten Kandidaten zu akzeptieren, mit Wohlwollen zur Kenntnis genommen.

Die Kommentarfunktion für diesen Post wurde deaktiviert.

Navigation