Geisterzug
Bei dem ICE, der am Montagmorgen völlig unerwarteterweise und außerfahrplanmäßig in Wolfsburg gehalten hat, soll es sich nach Verlautbarungen der Bahn um einen Geisterzug gehandelt haben. Darauf weise nicht nur die Tatsache hin, daß er in Wolfsburg gehalten hat – was normalerweise kein ICE tut – sondern auch der eine oder andere ungeklärte Umstand. So hat, als der Zug, seit Fallersleben immer langsamer werdend, den Bahnsteig erreichte, der Dobermann des Frührentners Alfons K., der seine Freundin, die Schuhfachverkäuferin Ewelyn W., die am Wochenende bei ihm zu Besuch gewesen war und nun die Rückfahrt nach Berlin antrat, wo sie am frühen Montagnachmittag zur Spätschicht erwartet wurde, zum Zug bringen wollte – die Rede ist von Alfons‘ Freundin, nicht der Freundin des Dobermanns, dessen Name Mäxchen lautet -: es habe Mäxchen in diesem Moment alle Anzeichen eines schwer gestreßten Dobermanns gezeigt, er habe gejault, sich aus dem Halsband zu winden versucht, vergeblich versucht, die kupierte Rute zwischen die Hinterläufe zu klemmen und sich schließlich winselnd hinter eine Reklametafel gekauert, auf der für ein Automobil aus benachbarter Produktionsstätte geworben wird, und in der, das schwört Alfons K., seitdem er um 8 Uhr 50 Piëchs Pilsstübchen in der Porsche-Passage betrat, ungefragt pro Stunde wenigstens dreimal, wobei Mäxchens Flanken immer noch fliegen, besonders seit Mäxchen dringend mal müßte, Alfons aber Wichtigeres zu tun hat, als ihm Erleichterung zu verschaffen, nämlich zu erzählen, daß von dem ICE in der spiegelnden Reklametafel kein Schemen zu sehen gewesen sei.
Vollends gespenstisch aber, so ein Bahnsprecher, sei die Tatsache, daß die Passagiere eines verspäteten Intercity den ICE ohne Aufpreis hätten benutzen dürfen.
Kompromißangebot
Mit einem Kompromißangebot in letzter Sekunde wollen die Grünen in Berlin die SPD überreden, sie doch noch mit in den Kahn zu holen: die A100 soll gebaut, aber sofort verpixelt werden. Damit würde eine vermutlich langwierige Streiterei darum, ob die A100 in Googles Streetview aufgenommen werden soll oder nicht, an der eine rotgrüne Koalition – unterstellt, sie käme zustande und lebte so lange – später einmal zerbrechen könnte, bereits in der Planungsphase obsolet.
Lobend über Klaus Wowereit und dessen Bereitschaft, das Projekt Rotgrün in Berlin an der A100 scheitern zu lassen, äußerte sich Klops Gabriel, der selbst noch keine Landtagswahl gewonnen hat, nicht einmal in Niedersachsen (1.431 Autobahnkilometer) – Wowi (Berlin, bloß 77 Autobahnkilometer, plus 3 in Planung) hingegen schon drei -, der aber ein großes Interesse am Platzen rotgüner Projekte hat, nun, da Schwarzgelb für die Schwarzen keine Option mehr ist: „Die Autobahnen, Kinder, die Autobahnen! Die macht ihm keiner nach.“
Pilotenrente mit 67
Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat auf Nachfrage klargestellt, daß das Verbot tariflich vereinbarter Drückebergerei für Piloten über 60, genannt Zwangsrente (man berichtete), natürlich nicht nur für Piloten und Pilotinnen, sondern auch für Bruchpiloten gilt.
Demnach kann Philip Rösler noch weitere 30 Jahre Vorsitzender der FDP bleiben.
Börsenbeben
Die Märkte haben auf die Nachricht, daß Hartmut Mehdorn Vorstandsvorsitzender von Air Berlin werden soll, extrem verunsichert reagiert. Der Dax stürzte drei Stockwerke tief, haute sich das Kinn auf und schürfte sich das linke Schienbein. Solch einen Satz nach unten tat der Dax zuletzt im November 2008, als Mehdorn noch für die Ruinierung der Bahn zuständig war.
Der Dow Jones folgte dem Dax auf dem Treppengeländer und riß sich einen achtzölligen Holzsplitter in den Allerwertesten, und der Nasdaq rief kurz vor Handelsbeginn an, er komme heute nicht, er habe seine Regel gekriegt, obendrein eine Schniefnase, sehe aus wie Scheiße, und überhaupt.
Schlimmer trifft es allerdings Air Berlin, eine Fluglinie von der Sorte, die es nicht geben müßte, auf keinen Fall geben sollte und eigentlich auch nicht geben dürfte. Sie muß in Zukunft mit Hartmut Mehdorn leben. Wie lange, das wird man sehen. Schon ist von Streckenstreichungen die Rede. Die Chancen stehen nicht schlecht, daß es sie bald nicht mehr gibt. Der jämmerliche Zustand, in dem die Berliner S-Bahn nach langjährigem Konkubinat mit Mehdorn herumhumpelt, ihre chronisch verschwollenen Augen, die Platzwunden, die verschwiemelten Lippen, der stumpfe Blick, all das läßt Rückschlüsse darauf zu, wie es Air Berlin ergehen wird, und ließe befürchten, oder jedenfalls erwarten, noch besser: hoffen, daß es schnell gehen wird.
Wenn einem das Schicksal von Air Berlin nicht vollkommen egal wäre.
Vergessen
Die Bahn vergißt neuerdings ganz gerne, ihre Züge in Popelstationen halten zu lassen. Erst Wolfsburg, dann Celle, jetzt wieder Wolfsburg. Wenn Stuttgart erst einen Durchgangsbahnhof hat, dann kann man Stuttgart vergessen.
Ramsauer sauer
Die Schlappe des cow catchers Mappus beim Lokomotivrennen um den Großen Preis von Schwabenland war mit dem Schiedsrichter Ramsauer so nicht abgesprochen. Ramsauer hätte nicht übel Lust, den Schwaben, die die falsche Lok unterstützt haben, Wasser und Kohlen zu rationieren.
Wenn andere Bundesländer verantwortlicher mit dem kostbaren Gut des Wahlrechtes umgingen, könne der Bundesverkehrsminister, dem die Kohle schließlich gehöre, seit Schäuble sie rausgerückt habe, ruckzuck reagieren. „Das geht ganz schnell. Dann kriegen die (gemeint sind die da unten, Anm. d. Red.) da unten nicht einmal einen Topf Wagenschmiere mehr von mir,“ sagte Ramsauer der Onlineausgabe des Spiegel, Spiegel-Online. Gleichwohl bestreitet Ramsauer, daß es sich bei seinem Vorstoß um Böswilligkeit handele.
Nach übereinstimmender Meinung politischer Beobachter (Gero, Germanistenfuzzi) handelt es sich bei Ramsauers Vorstoß allerdings um pure Böswilligkeit.
„Navi“ war schuld: Partei verirrt sich in den Landtag
Das blinde Vertrauen in ihr Navigationsgerät hat am Sonntagabend eine Partei aus dem liberalen Sprektrum aus Versehen in den Stuttgarter Landtag geleitet. Die Polizei war zunächst hilflos.
Die Partei war den Anweisungen des Gerätes gefolgt und hatte sich dabei in einer Landtagswahl in Baden-Württemberg verheddert. Wie genau sie dahin gekommen war, konnte sie der Polizei nicht sagen, auch nicht, was sie dort wollte, ja zunächst nicht einmal, wo sie eigentlich war. Erst im Laufe des Abends, als immer mehr Teilnehmer der Landtagswahl von einem Fremdkörper im Parlament berichteten, konnte die Polizei, als sie eins und eins zusammengezählt hatte und auf zwei gekommen war, schließen, daß es sich bei dem Fremdkörper um die verirrte Partei handeln mußte.
Auf Befragen der Polizei erklärte die Partei, sie habe eigentlich in den Orkus gewollt, und habe dieses Ziel dem Navigator auch mitgeteilt, aber entweder habe das Gerät in Heimatkunde geschwänzt, oder sie, die Partei, in Rechtschreibung.
Einmal drin im Landtag, will die Partei nun aber auch drin bleiben. In den Orkus komme sie noch früh genug.
Schwere Kollateralschäden beim Absturz eines Flugsimulators
Im politischen Berlin fallen immer noch Brocken aus dem Himmel, deren Herkunft nicht endgültig geklärt ist, die aber gehörig Dreck machen und kleben. Es handelt sich zum einen um Federn und Wachs oder Honig oder zähklebrigen Pamp, zum anderen um eine Art Gestänge.
„Sieht nicht aus, als könnte man damit fliegen,“ sagt ein Typ vom Flugsicherungshauptamt, „sieht aus, als könnte man damit runterfallen. Ist ja auch runtergefallen. Frage: wie ist es vorher nach oben gekommen? – Konnte anscheinend doch fliegen. – Naja, jetzt fliegt es nicht mehr.“
Den ärgsten Schaden tat das Ding am Bendlerblock. Dort fehlt jetzt ein Stück und der Verteidigungsminister ist weg. Angela Merkel hat eine große Beule.
Die Presse ergeht sich in Spekulationen, aber dafür haben wir sie ja. Von Dädalus und Ikarus ist die Rede, von Hybris und von der Sonne zu nah kommen und jedes Maß verloren haben und Tod und Teufel.
„Kenn ich,“ sagt der Typ von der Flugsicherung, „weiß schon. Ikarus, klar. – Aber der hatte flugtaugliches Gerät, der war leichtsinnig, aber das Material war ok.“
„Aber das hier -,“ er hält das verbogene Gestänge mit spitzen Fingern ins Licht, “ – sieht aus als hätte das einer aus Microsofts Flugsimulator rauskopiert. Daß er damit überhaupt soweit gekommen ist …“
Er blickt skeptisch in den Himmel.
Mehdorn light
Nach Meinung von Bahnchef Grube haben die Demonstranten gegen das Projekt Stuttgart 21 kein Recht, gegen das Projekt Stuttgart 21 zu demonstrieren. „Ich bin weiter zu einem konstruktiven Dialog bereit. Jederzeit, an jedem Ort. Aber bitte auf der Basis unseres Rechtsstaates“, sagte Grube der Pißpottpresse am Sonntag (PamS). Zugleich verbot er die Proteste gegen das Milliarden-Vorhaben. Es gebe kein Recht auf Widerworte gegen einen Bahnhofsbau. Das Projekt sei demokratisch ausreichend legitimiert, sagte Grube, der seinen Wasserwerfer vor der Redaktion geparkt hatte, für alle Fälle.
Gefragt, ob er den Demonstranten denn immerhin das Recht zugestehe, in ohnmächtiger Wut die Faust in der Tasche zu ballen, sagte Grube: „Nein. Es gehört zum Kern einer Demokratie, daß solche Beschlüsse akzeptiert und dann auch umgesetzt werden. Wenn es Interessengruppen bei uns nicht mehr möglich ist, sich an schwachsinnigen Großprojekten gesundzustoßen, wird die Konsequenz sein, daß keine schwachsinnigen Großprojekte mehr durchgeführt werden. Das kann nicht im Interesse der Interessengruppen sein.“ Die Bahn sei daher nach wie vor entschlossen, Bahnhof und Neubaustrecke zu bauen.
Einmal in Fahrt verbot Grube auch noch die Demonstrationen gegen die Wiederaufnahme der Salzstockerkundungen in Gorleben, weil es ansonsten nie wieder möglich sein würde, Salzstockerkundungen in Gorleben wiederaufzunehmen, gegen die Rentenpläne des Monsieur Sarkozy in Frankreich, weil es ansonsten nie wieder möglich sein würde, in einem demokratischen Rechtsstaat Gesetze zu erlassen, und gegen die Feiern zur Deutschen Einheit in Bremen, weil es ansonsten in Deutschland nie wieder möglich sein würde, einen Krieg vom Zaun zu brechen, den Krieg zu verlieren, dreigeteilt zu werden, „Dreigeteilt? Niemals!“ zu plakatieren, Vertriebenenverbände zu gründen, es sich in den Westzonen gemütlich zu machen, den Osten bei jeder Gelegenheit zu piesacken, noch die Vereinigung als gute Gelegenheit zur Demütigung der Unterlegenen zu nutzen und nach zwanzig Jahren zur großen Wiedervereinigungssause nach Bremen zu bitten und Gegendemonstrationen zu verbieten.
Das könne nicht im Interesse Deutschlands sein.
Berufsdemonstranten
Ein Herr Mappus aus Baden-Württemberg, z.Zt. Ministerpräsident daselbst, hat im Interview mit der Berufsjournalistenpostille Focus einen „nicht unerheblichen Teil von Berufsdemonstranten“, und „am Donnerstag sogar Berufsschüler“ unter den Gegnern des Projekts Stuttgart 21 ausgemacht.
Dem könne man wirkungsvoll nur begegnen, wenn man seinerseits mit professionellen Kräften dagegen vorgehe: Berufspolizisten an der Front und Berufsverleumdern in der Etappe. Aus diesem Grund habe die Landesregierung Berufsschlagstöcke, Berufswasserwerfer und Berufspfeffersprayer angefordert und gegen die protestierenden Berufsstuttgarter in Anschlag gebracht.
Für den Part der Berufsverleumder hätten sich freundlicherweise die Damen und Herren Gönner (Umweltressort) und Rech (Inneres) zur Verfügung gestellt, sowie seine Wenigkeit.
Mäßigung
Die CDU hat die Stuttgarter nach den gewalttätigen Reaktionen der Polizei auf Proteste gegen das Milliarden-Bahnprojekt Stuttgart 21 zur Mäßigung aufgerufen. „Die Verletzten handeln völlig verantwortungslos. Aus ihren zahlreichen Wunden mit abstrusen Vorwürfen an die Bundeskanzlerin (Angela Merkel [notwendige Klarstellung durch H.G. – F.R.]) politischen Vorteil ziehen zu wollen, ist zutiefst schäbig“, kritisierte CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe, der Schänder des 8. Gebotes, am Freitag in Berlin. Er rufe die Verletzten auf, „die Situation in Stuttgart nicht weiter aufzuheizen“, indem sie sich etwa in Krankenhäusern behandeln ließen oder der Presse sonstwie Anlaß zur Berichterstattung gäben.
Ralf und Florian
Zwei Herren, Herr Ralf Meister und Herr Florian Gern, haben ihre Hüte in den Ring geworfen, in dem vom 23. bis zum 26. November des Jahres in der TUI-Arena in Hannover die Entscheidung um die Bischofsmütze der - – Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers ausgefochten werden soll. Der Kampf wird notwendig, weil die bisherige Titelinhaberin sich im Frühjahr aus privaten Gründen vom Boxsport zurückgezogen hat.
Am Donnerstag wurden die beiden Welter- bzw. Mittelschwergewichtler von der - – Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers der Presse vorgestellt. Dort durften sie die Mitra aufprobieren und den Krummstab probehalten. Anschließend mußten sie jeder einen Phaeton vom Steintor über Schmiedestraße, Karmaschstraße, Friedrichswall und Willy-Brandt-Allee bis zum Bischofspalais chauffieren.
Ging alles gut.
Dem Sieger winkt neben dem Preisgeld, einem nach BAT dotierten Bischofsvertrag und dem Dienstphaeton das ständige Genörgel impertinenter Journalisten, die ihn mit Margot Käßmann vergleichen werden. Als Trostpflaster gibt es ein unscheinbares Stück Pergament, das, wenn es der Bischof mit dem Krummstab berührt und „Ich schwöre, ich bin ein Tunichtgut“ murmelt, zum Zauberfalkplan wird, auf dem alle roten Ampeln Hannovers eingezeichnet sind und munter blinken.
Warum Herr Florian Gern mit Vornamen Wolfgang heißt und nicht Florian, war nicht herauszufinden.
Neu bei Faller: Unterirdischer Haltepunkt Hintertupfingen
Die Firma Faller hat sich entschlossen, nunmehr auch mit der Zeit zu gehen und den Großteil ihrer Bahnhöfe unter die Eisenbahnplatte zu verlegen.
Den Anfang macht in diesem Herbst der beliebte Haltepunkt Hintertupfingen (H0). Modelleisenbahner in aller Welt wollen ihren Ohren nicht trauen und statt dessen wissen, was „denn der Scheiß soll“?
Bahnchef Grube begrüßt den Plan: „Ich bin davon überzeugt, daß es richtig ist, Hintertupfingen zu versenken“, sagt er, „die Bahn braucht dieses Projekt.“ Faller hat unterdes ein Gutachten in Auftrag gegeben, das herausfinden soll, ob der Scheiß was soll und was.
Rechtzeitig zu Beginn des Weihnachtsgeschäftes soll es fertig sein und dann der Kundschaft vorenthalten werden.
ICE-Strecke Stuttgart-Ulm wird teuer
Teurer als gedacht wird die ICE-Strecke Stuttgart-Ulm-Biberach-Meckebeuren-Durlesbach, und zwar um 865 Mio. Euro. Insgesamt kostet das Projekt damit jetzt 2,9 Milliarden. Zahlt alles der Bund, wie Bahnchef Grube gestern gut gelaunt mitteilte.
Ein Grund für die Kostensteigerung bei der Neubaustrecke sei die Verlängerung bis Durlesbach (ursprünglich war nur das Teilstück bis Ulm geplant), der Rest geht drauf für Klimaanlagen, die tatsächlich funktionieren, sowie die Montage von Haken am hinteren Ende der Züge, an denen man Ziegen anbinden kann.
Und der Stuttgarter Hauptbahnhof („Stuttgart 21“) wird auch gleich teurer
Aus 2,6 Milliarden wurden hier 4,1. Zahlt auch alles der Bund, dochdoch. Hier ergeben sich die Mehrkosten zum einen aus richtigem Rechnen, was vorher versäumt worden war, zum anderen aus den Kosten, die das richtige Rechnen selbst verursacht hat. Sowas ist ja nicht billig. Das konnte man aber billigerweise vorher nicht wissen, denn wer rechnet schon damit, daß falsch gerechnet wird, und daß man dann noch mal wird nachrechnen müssen?
Zum dritten und vierten ergeben sich die Mehrkosten aus der Verlängerung der Bahnsteige auf 411 m, an denen auch ICE-Züge halten können (hatte man nicht dran gedacht), sowie dem Bau von Ziegenverladerampen am Ende der Bahnsteige.
ICE: Klimaanlagen funktionstauglich bis 32°C – Bahn überrascht
Das hätte er selbst nicht gedacht, sagt Bahnsprecher Kornmann, das sei doch ein recht respektabler und ordentlicher Wert.
„Ich hatte mit Rüdiger [Grube, Anm. d. Red.] gewettet, daß sie keine 30°C schaffen würde. Er meinte, die 30 schafft sie locker, aber ich habe ihre Grenze so bei 28, 29°C vermutet. Aber zwei-und-drei-ßig, in Ziffern 32°C? Das überrascht mich jetzt wirklich.“
Kornmann schuldet Grube nun eine Flasche [gekühlten] Prosecco.
Unterdessen hat die Bahn Kontakt zum Hersteller Siemens aufgenommen, um zu klären, wie es zu einer so verschwenderischen Überdimensionierung kommen konnte, und ob diese, was man nicht hoffen wolle, der Bahn gar in Rechnung gestellt worden sei.
Siemens: Milliardengeschäft auf der Kippe
Die Russischen Staatsbahnen verlangen kurz vor dem Vorvertrag über 220 Regionalzüge plötzlich funktionierende Klimaanlagen in besagten Zügen. Siemens: „Woher sollen wir die denn nehmen?“
„Und was, wenn man mal neugierig sein darf, ist das, eine funktionierende Klimaanlage? Ist das sowas wie ein – jetzt mal bildlich gesprochen – funktionierender Schneeschieber? Natürlich funktioniert so ein Schneeschieber bis zu Schneehöhen, von, sagen wir mal, 20, 25 cm ganz ausgezeichnet. Vielleicht auch noch bei 30 cm, wenn es lockerer Schnee ist. aber bei 1 m 50 Schnee funktioniert Ihnen kein Schneeschieber mehr.“
„Und was wir momentan in den ICEs haben, das ist – wiederum bildlich gesprochen – 1 m 50 Schnee. In Form von Klima. Soviel Klima schafft Ihnen keine Klimaanlage.“
„Und die Russen haben, wenn das stimmt, was mein Opa mir immer erzählt hat, noch ganz anderes Klima als wir. Die hätten sich ihr Klima sogar als Kriegswaffe patentieren lassen, sagte Opa Ernst. Das gäbe das deutsche Patentrecht gar nicht her.“
„Und ausgerechnet die wollen jetzt Klimaanlagen von uns?!“
Bahn will Plätze in klimatisierten Wagons versteigern
Nach der Bundesregierung, die gerade laut überlegt hat, längere AKW-Laufzeiten zu versteigern, sei es, um die Kohle sicher abzugreifen, sei es, um die Öffentlichkeit den Sommer über mit irgendeinem Unfug zu beschäftigen, will nun auch die Deutsche Bahn auf diesen Zug springen.
Von einem interessanten Vorschlag, „der eine ernsthafte Prüfung verdient“, sprach jetzt der Referatsleiter für interessante Vorschläge, die ernsthafte Prüfung verdienen, Ernst Hafte-Prüfung. Sitzplätze in klimatisierten Wagons seien eine knappe Ressource, sagte Hafte-Prüfung. Sie auch wie eine knappe Ressource zu behandeln, heiße nicht nur, die Realität anzuerkennen und ihr Gerechtigkeit angedeihen zu lassen, sondern sei letztlich auch im Sinne der Fahrgäste, die, „machen wir uns nichts vor, für den ganzen Bruch hier berappen.“
Mit dem eingenommenen Geld könne man Mineralwasser anschaffen, um es in den überhitzten Wagons an die dehydrierten Fahrgäste zu versteigern.
Klimaanlagendysfunktion keine Folge von Sparsamkeit
Einem Bericht des Handelsblattes zufolge handelt es sich bei den technischen Problemen der Bahn nicht um Folgen eines zugunsten des Börsengang kurz und klein gesparten Wartungsbudgets.
Die Zeitung zitiert einen „Banker, der sich mit dem Thema Börsengang befasst hatte“ mit den Worten: „‚Die [die Bahn, Anm. d. Red.] haben noch viel Fett [gemeint ist Geld, Anm. d. Red.] auf den Rippen [redensartlich für »auf der hohen Kante«, Anm. d. Red.].'“
Sehr viel wahrscheinlicher sei, daß die Bahn die Klimaanlagen aus Bosheit abschalte.
Bahn hat Hin und Her satt
Der Deutschen Bahn steht nach eigenem Bekunden das „Hüh“, bzw. das „Hott“, bzw. den ständigen Wechsel zwischen „Hüh“ und „Hott“ der Fahrgäste – Zitat – „bis hier!“
Als wenn es nicht schon genug wäre, daß die Züge ständig hin und her führen, nein, es müsse sich partout auch der Kunde als einer erweisen, der nicht wisse, was er wolle.
„Was denn jetzt: Börsengang? Oder Fahrgastbeförderung? – Bis eben sollte es noch der Börsengang sein. Jetzt will er auf einmal funktionierende Klimaanlagen. Im Sommer!“
„Da paßt doch was nicht zusammen.“
Aber was wolle man erwarten: an ein und demselben Tag führen die einen von Berlin nach Düsseldorf, die anderen von Düsseldorf nach Berlin. Anstatt sich mal zu entscheiden.
Zitat: „Hallo?! Merken die noch was?“
Bahn: Pünktlichkeitsquote nach wie vor hoch
Die Deutsche Bahn weist darauf hin, daß unter den hitzebedingten technischen Ausfällen (Klimaanlage, Lüftung, Deutsche Bahn u.ä.) die Pünktlichkeit der ICE- und IC-Züge nicht gelitten hat.
Nach wie vor erreichten 94% der Züge den rettenden Bahnhof, bevor bei den Fahrgästen das Bluteiweiß zu klumpen beginne.
Ausnahmen
Bei den drei ICE-Zügen, deren Klimaanlage am Samstag ausgefallen ist, handelt es sich, dem Sprecher der Bahn, Jürgen Kornmann, zu folgen, um bedauerliche Ausnahmen. Klimaanlagen fielen nicht aus, nicht bei der Bahn. Warum sollten sie? Das könne praktisch nicht vorkommen, von bedauerlichen Ausnahmen abgesehen.
Bei den drei Hirschen, von denen am Samstag bekannt wurde, daß sie in den Wald geschissen haben, handelt es sich, so Kornmann weiter, ebenfalls um Ausnahmen, die die Bahn in jedem Einzelfall bedaure. Normalerweise komme das nicht vor. Bahnchef Gruber werde sich telefonisch bei den Eigentümern des Waldes entschuldigen und ihnen eine Entschädigung anbieten.
Für die drei Päpste, die am Samstag getauft und in die katholische Kirche aufgenommen wurden, lehnt die Bahn hingegen die Zuständigkeit ab. Die Bahn, sagte Sprecher Kornmann, sei ein weltanschaulich neutrales Unternehmen und habe keine Erkenntnisse darüber, wieviele ihrer Fahrgäste Papst und wieviele dieser Päpste katholisch seien.
Der unbekannte Zugführer
des ICE Hans Huckebein, der gestern aus – wir zitieren die Lautsprecherdurchsage an Gleis 1 – „unbekannten Gründen nicht gehalten“ hat, soll sich bitte mal bei Radagast melden.
Der Unglücksrabe von der Aufsicht an Gleis 1, der allen Ernstes behauptet hat, Hans Huckebein habe seinen Irrtum bemerkt und warte im Bahnhof F. auf uns, die wir mit dem Regionalexpreß nachkommen sollten, was aber natürlich nicht stimmte, und wie wir in F. anlandeten, einem dieser untoten Roboterbahnhöfe, auf dem das einzig Lebendige die scheppernde Lautsprecherstimme ist, die auf Fragen und Beschimpfungen nicht reagiert, da war weit und breit kein ICE, und der nächste Regionalexpreß zurück fuhr so, daß der nächste ICE zuverlässig verpaßt wurde -: dieser Unglücksrabe soll ruhig gleich mitkommen.
Dann ist es ein Aufwaschen.
Peine
Vorsicht in der Nähe der Bundesstraße 444. Dort kommt Ihnen in Ihrem Vorgarten gegebenenfalls eine Lok entgegen. Bitte überholen Sie nicht und fahren Sie äußerst vorsichtig. Die Polizei weist darauf hin, daß – anders als bei Fallobst – Lokomotiven nicht automatisch in den Besitz dessen übergehen, in dessen Garten sie fallen.
A40 Essen Richtung Dortmund
Zwischen den Anschlußstellen Gelsenkirchen-Süd und Bochum-Wattenscheid-West hat sich die Erde aufgetan und sich angeschickt, Alles zu verschlingen. In der Gegenrichtung kommt es aufgrund zahlreicher Schaulustiger zum Stau. Die Polizei fordert alle Autofahrer auf, zügig an der Apokalypse vorbei zu fahren. Ortskundige sollten den Bereich Ruhrgebiet großräumig umfahren.
Kreis Stormarn
Wegen des gestrigen gemeinsamen Betriebsausfluges von Polizei und Feuerwehr sind die Notrufnummern 110 und 112 heute morgen nicht bzw. nicht qualifiziert besetzt und nur sporadisch zu erreichen. Im Bedarfsfall sehen Sie bitte selber zu, wie Sie klarkommen.
A7 Hamburg Richtung Hannover
Die beiden LKW mit Trockenerbsen, die sich seit der Raststätte Seevetal um die Überholspur streiten, haben den Kampf verloren und sind umgefallen. Die Polizei bittet die Autofahrer in der Nähe der Unfallstelle, anzuhalten, vorsichtig anzuhalten, „wenn das geht“, aber nicht auszusteigen. „Man legt sich derartig auf die Fresse, das glaubt man nicht!“ Hausfrauen aus Dorfmark und Bad Fallingbostel werden gebeten, mit Staubsaugern zur Autobahn zu kommen und genügend Beutel mitzubringen. Strom legt das THW.
London
Bitte Vorsicht auf dem Strand, Ecke Bedford Street. Dort liegt ein toter Mann. Fahren Sie bitte äußerst vorsichtig und fassen Sie nichts an, ehe die Polizei da war.
Reiseruf
Gesucht wird Herr Mackie Messer, zur Zeit unterwegs mit einem Paar Maßschuhen und eleganten Beinkleidern im Londoner Postbezirk W1. Herr Messer wurde zuletzt gesehen in der Bedford Street, Ecke Strand. Herr Messer wird gebeten, sich umgehend mit Scotland Yard in Verbindung zu setzen.