Fortschritt

Kurz vor der Marktreife autonom fahrender Autos, will Saudi-Arabien Frauen versuchsweise das Autofahren erlauben. Eine Anerkennung als menschliche Wesen ist damit vorerst allerdings nicht verbunden. Dieser stünde entgegen, daß eine dahingehende Äußerung des Propheten nicht überliefert ist, und man also nicht sicher sein kann, daß sie welche sind.

Allerdings stellte der saudische König in Aussicht, daß selbstfahrenden Autos nach ihrer Zulassung in Saudi-Arabien ein quasi-männlicher Status eingeräumt werden könnte. Frauen bräuchten dann nicht mehr zu heiraten, um sich bevormunden zu lassen, oder ihren Vater um Erlaubnis zu bitten, sondern könnten sich ein Auto zulegen, das an ihrer Stelle entscheidet, wo es lang geht. Eine solche Anerkennung würde darauf fußen, daß diesbezüglich keine ablehnende Äußerung des Propheten überliefert ist, man also nicht sicher sein kann, daß sie keine Männer sind.

In den USA arbeitet der Hersteller Tesla derweil an einer Software, mit der seine Autos weibliches Fahrverhalten an den Tag legen können sollen. Diese Software wird – nur ein Beispiel – gar nicht daran denken, nach Benutzung des Schminkspiegels in der Sonnenblende die Abdeckung wieder zurückzuschieben, schon gar nicht automatisch. Wozu? Wird doch eh wieder gebraucht!

Ob diese Autos in Saudi-Arabien die Zulassung bekommen werden, haben wir uns noch nicht ausgedacht.

Die Natur: ist sie nicht eine

Naturgemeinheit?

Jedenfalls könnte man auf die Idee kommen, wenn man sieht, wie gemein die Natur zu ihren Opfern, den Männern, sein kann, die doch nichts dafür können, da sie ja nur ihrer männlichen Natur gehorchen. Diesmal hat es einen Google-Techie geschrägt, der weiter nichts verbrochen hat, als auf seine Natur zu hören, und sich von ihr rechthaberische Kommentare über die Natur von Männlein und Weiblein in ein Blog hineindiktieren zu lassen. Die Natur, so der Techie, sei nun einmal so, und auf der anderen Seite sei sie so, and never the twain shall meet, bzw. Männer seien ihrer Natur nach eher disponiert, von Google auf die Straße gesetzt zu werden, weil die Natur es nun einmal nicht mitansehn könne, wenn ein Mann, der wisse, daß er recht habe, es nicht auch alle Welt wissen lasse, daß er recht habe, und wie!, und wenn er es die Welt dann wissen lasse, werfe Google ihn hinaus. Die Frauen hingegen kümmerten sich einen Scheiß darum, wer recht habe, und daß es die Männer seien, und gingen in der Zeit lieber Schuhe kaufen.

Wozu auch die aber nichts könnten, denn das sei halt denen ihre Natur. Nur sollte man sie dann nicht zu Google-Techies ausbilden wollen, denn Google-Techies …

Woraufhin Google ihn auf die Straße setzte, noch ehe er den Gedanken zuende geblogt hatte.

Wieder einmal fein raus sind die Frauen, die die Natur weniger rechthaberisch veranlagt hat, beziehungsweise geduldiger, gemütvoller, mehr auf Ausgleich, auf Leben und leben lassen bedacht. Wo zwei Männer nicht anders können, als im Gespräch wissenschaftlich herzuleiten und nachzuweisen, daß Frauen keine Seele haben, und im Dissensfall bereit sind, mobil zu machen, da begnügen sich zwei Frauen mit der rhetorischen Frage „Sünd Kerls ok Minsken?“ Anschließend lassen sie das Thema ruhen und gehen Schuhe anprobieren.

In der Natur von Google wiederum liegt es, Techies hinauszuwerfen, wenn sie sich nicht männlich genug geben. Ein männlicher Techie schreibt lieber zehntausend Zeilen Code als eine Zeile Prosa, denn Code ist männlich, strukturiert und weltabgewandt wie wir Techies auch. Prosa hingegen ist oberflächlich, eitel, spreizt sich, ist auf Anerkennung aus und neigt dazu, andere Prosa schlecht zu machen. Muß ich mehr sagen? Dieser Techie aber, wieviele Zeilen Prosa schrieb er? Seitenweise, kaum noch in Zeilen auszudrücken. So etwas ist unnatürlich für einen Mann, und es wäre unnatürlich für Google, es ihm durchgehen zu lassen.

Tja, die Natur! Mal so, mal so, mal so! Man würde ihr nahelegen wollen, sich doch bitte mal zu entscheiden, wo es denn jetzt lang gehen soll, wüßte man nicht, daß das bei ihr überhaupt keinen Zweck hat: es entspricht einfach nicht ihrer Natur.

Wie schrieb schon Gottfried Benn: Natura – ein femininum, natürlich!

Ehe für alle

Warum nicht auch für Lindenknecht und Wagner?

Christian Lindenknecht, Gesicht und Gemächt der FDP, sowie Sahra Wagner, spitze Linkenkandidatin, wollen heiraten und den russ. Präs. Vlad. Put. zum Gevatter für ihre Kindlein bitten. Im Gegenzug wollen sie VladPut die Halbinsel Krim schenken, die ihnen gar nicht gehört. Die gehört ihm nämlich schon. Er ist der Eigentümer, oder Inhaber, oder der Besitzer. Ich kenne mich im Jus nicht so aus. Jedenfalls sitzt er drauf. Darüber außer sich vor Freude, wie nur je eine Omma es ist, wenn wo auf der Welt Blaues Blut im Brautbett einer Bürgerlichen beiliegt und die Blättchen anschließend die Wäsche begutachten, sind die Wähler der Alternative für Biodeutschland AfB und der Bund der Deutschen Exportwirtschaft mit Ambitionen auf Kraftwerksexporte auf die Krim (BdEmAKK).

Gefragt wieso denn eigentlich, wieso jetzt, und überhaupt? sprach Lindenknecht: Wann denn sonst? Wenn nicht im Wahlkampf?

Und überhaupt: die Linke werde so schnell nicht weggehen. Man werde sie als dauerhaftes Provisorium ansehen müssen, und ein dauerhaftes Provisorium könne man auch gleich heiraten. Was sei die Ehe schließlich anderes als ein Provisorium? Ein dauerhaftes Provisorium, wenn Segen darauf ruhe. Oder Fluch, je nachdem.

In diesem Falle, möchte man korrigieren, in diesem Fall sei die Ehe so etwas wie eine Querfront, falls „quer“ die Sache überhaupt trifft. Falls man nicht bei einem Konkubinat von Freier Demokratie und Feinden der Demokratie von einer „Diagonalfront“ oder von einer „Von-Links-nach-Schräg-Front“ reden müßte, oder gar von einer „Von-hinten-durch-die-Brust-ins-Herz-Front“. Einer „Sprung-im-Carré-Front“, wenn man die Biodeutschen und die Exportwirtschaft noch mit ins Bett nimmt.

Wir wünschen dem Brautpaar und den Beiliegern alles Gute, Segen und Fluch nach Bedarf, jede Menge Krümmel im Hochzeitsbett, und mögen sie sich gegenseitig alle Wähler ausspannen!

Von Gutmenschen und Schlechtkerlen

Sprache ist eine Waffe. Haltet sie scharf.
Tucholsky
Oder haltet sie von mir aus auch stumpf. Schließlich gibt es auch stumpfe Waffen. Die berühmten „stumpfen Gegenstände“ zum Beispiel, von denen der Detektiv immer feststellt, daß die vorgefundene Leiche mit einem solchen in Berührung gekommen sein müsse. Oder Dum-Dum-Geschosse, die sollen ja verheerende Wirkung haben. Oder sind Geschosse – streggenommen und Tucholskys Maxime in Anschlag gebracht – keine Waffen? Müßte man diskriminieren zwischen Waffe hie und Munition da, und wäre fehlende Unterscheidung schon „Schluderei“ im Tucholskyschen Sinn? Aber was wären dann Bomben und Granaten, Zwitter? Könnte man sagen: „Sprache ist eine Faßbombe, haltet sie voller Gedöns.“? Oder: „Sprache ist – verdammt da kommt sie, rennt was ihr könnt!“ – ich erinnere nur an die Faßbomben eines gewissen Trump…pff.
Germanistenfuzzi, kurz vor der Berührung mit einem stumpfen Gegenstand

Als noch verkannt und sehr gering der Gutmensch über die Erde ging

Ich bitte um Verzeihung, ich fange noch einmal an, das ist viel zu poetisch und dem Gegenstand daher nicht angemessen:

Als unser Herrgott noch auf Erden wandelte und Wörter noch eine Bedeutung hatten, da war der sog. Gutmensch einer, der, wenn er an einem Spiegel vorbeikam, kurz innehielt, voller Gefallen hineinschaute, den Hut lupfte und sich dann wieder an sein Tagwerk machte, und sein Tagwerk bestand darin, anzuprangern. Anzuprangern und zu verhindern, daß man ihn seines Lebenssinns beraubte, indem man an der Welt etwa etwas änderte. Bewahre! Was hätte er dann anprangern sollen? Harmlos also, aber unerträglich. Suffragetten etwa – in Abgrenzung dazu – waren keine Gutmenschen, sondern eine wirkliche Gefahr: nicht zufrieden, ehe sie ihr Faß voll Prohibition in Gesetze abgefüllt hatten. Die Folge: Al Capone. Al Capone ist nichts weiter als gegorenes Suffragettentum. Der Gutmensch hingegen würde niemals zugegeben haben, daß man auf der Kirmes den Ausschank von Alkohol untersagt haben würde, denn er wollte sein neues Leibchen mit der Aufschrift „Weil du gefährdet bist, trinke ich keinen Alkohol“ spazieren führen und tat das auch. Wodurch sich der Ausschank auf und während der Kirmes kräftig erhöhte, nicht nur weil die Alkoholgefährdeten, durch die demonstrierte Großmut gedemütigt, doppelt zur Flasche griffen, sondern weil auch wir Unbeteiligten die Gelegenheit nicht verstreichen lassen und den freiwerdenden Alkohol sicherzustellen versuchen wollten, in Konkurrenz zu unseresgleichen und den Alkoholgefährdeten, wodurch es zu Überkompensationen kam, denn so zahlreich waren die Leibchenträger garnicht. Der ursprüngliche homo benevolensis war zwar eine Pest, aber nie besonders virulent.

Heute ist er praktisch ausgestorben. Was heute Gutmensch genannt wird, ist in der Regel homo sapiens sapiens. Eine Bedeutung hat das Wort nicht mehr, da es auf so gut wie jedermann angewendet wird: auf Leute, die sich ins Sacktuch schneuzen, statt in die Finger, die sich nach dem Toilettengang die Hände waschen, Leute, die sich beim Reinkommen die Schuhe abtreten und Leute, die Rollatorfahrern im Bus Platz machen. Alexander Gauland, von sich auf andere schließend, nennt solche Leute „rechts“; Sie und ich würden solche Leute einfach nur „Leute“ nennen, aber Sie und ich, wir sind nicht Alexander Gauland, und Alexander Gauland ist nicht wir. Wer oder was ist Alexander Gauland? Fest steht, er ist kein übriggebliebener Gutmensch. Alexander Gauland will nicht, daß die Dinge bleiben, wie sie sind, er will sie ändern. Das macht ihn gefährlich, das macht ihn zu einer Suffragette, einer männlichen Suffragette, einem Suffragett. Die Folge von Alexander Gauland wird ein Al Capone sein; er ist dessen Dünnbierversion.

Was bedeutet es nun, daß man jemanden, der darauf besteht, die Toilette zu benutzen anstatt ins Waschbecken zu pinkeln, sowohl „rechts“ als auch „einen Gutmenschen“ heißen kann? Ganz sicher doch, daß der semantische Gehalt des Wörtchens Gutmensch im Laufe der Lagerung aus dem Faß verdunstet und nun nicht mehr nachweisbar ist. Heute ist es ein Idiotismus, der die Beheimatung des Sprechers in einer – nicht unbedingt regional oder soziologisch dingfest zu machenden – Sprachvarietät verrät. Zu deutsch: wes Geistes Kind einer ist, welch Mördergrube er im Busen birgt, was sein Sinnen und Trachten von Jugend auf, das wird offenbar, indem er sich des Wörtchens „Gutmensch“ bedient und es auf seinen Nächsten in Anschlag bringt. Was alle diese Menschen eint, ist, daß sie sich abgrenzen wollen. Sich ex positivo definieren – wir sind Räuber, Ungerechte, Ehebrecher, Zöllner – das wollen sie sich nicht, ex negativo aber umso vehementer: wir sind keine Pharisäer! Umgotteswillen! – Nun, dann müssen wir es tun: wir wollen sie, damit wir die Menge nicht immer mühevoll herbeidefinieren müssen, wenn wir sie brauchen, von nun an die „Schlechtkerle“ nennen. Es wird ihnen recht sein.

Wozu wir sie brauchen? – Um uns von ihnen abzugrenzen? – Das sei ferne! Wir grenzen uns von keinem ab. Soll sich die Rote Flora vom Schwarzen Block abgrenzen, wenn sie lustig ist, wir grenzen uns nicht vom Schwarzen Block ab. Wenn der Schwarze Block was von uns will, soll er sich gefälligst herbemühen. Das wird er nicht tun, aber selbst wenn er’s täte, würden wir es nicht tun. Und dasselbe gilt für die Schlechtkerle. Die Schlechtkerle sind der Schwarze Block im Schanzenviertel der Veröffentlichten Meinung. Wir grenzen uns auch von denen nicht ab, nachher meint noch einer, wir hätten es nötig. Es sind dies immerhin Leute, die so reden, als würde man in deren Waschbecken kein Gemüse mehr putzen wollen. Als würde man denen die Hand nicht geben mögen – nicht nicht geben wollen, aber nicht geben mögen. Nichts gegen Bauern, die sich hinter dem Pflug die Finger am Zwillich wischen, aber – Herrgott, wir danken Dir, daß wir nicht sind wie diese Kunstbauern da mit ihren sorgfältig befleckten Joggingbuxen, ihren ranzigen Unterhemden und ihrer Adilettensprache! Da erhöhen wir uns doch lieber selbst und geben die Feinpinkel.

Das ist das eine. Das andere: wir werden uns erlauben, hin und wieder den einen oder anderen der Schlechtkerle herauszugreifen und ihm zuzusetzen, soweit unsere Mittel das erlauben. Wie Germanistenfuzzi sagte, als er wieder bei Sinnen war:

Sprache ist ein Pusterohr. Wörter sind Pfeile. Oder Kirschkerne. Haltet sie spitz, bzw. seht zu, daß ihr immer genügend dabeihabt. Pfeile, meine ich. Das Blöde bei Pfeilen ist, sie sind im Prinzip noch gut, nachdem man sie benutzt hat. Man könnte sie wiederverwenden, aber man müßte sie dazu erst wieder einsammeln. Andererseits sind Pusterohre wartungsarm. Hin und wieder den Sabber ablassen, wie bei der Klarinette, schlimmer noch bei der Melodica, die hatte so einen Knopf unten, und ein Kläppchen, eklig, es sabberte aus dem Kläppchen, und es sabberte einem immer auf die Finger. Andere Blasinstrumente – außer Blockflöte, aber die hatte ja jeder – hab ich nicht kennengelernt, ich könnte mir vorstellen, daß eine Tuba zum Beispiel ordentlich Sabbersammelkapazität braucht. Blechblasinstrumente sind ja angeblich auch Waffen, darf ich an Jericho erinnern? Aber könnte man sagen, daß Sprache ein Blechblasinstrument sei? Gäbe das was her? – Wie auch immer, zurück zum Pusterohr: seht zu, daß sie sitzen. Die Pfeile sollten sitzen, die Opfer sollten stehen. Dann kommt man besser an ihren Hosenboden ran. Wobei der Franz bei Wilhelm Busch dem Bartelmann den Pfeil in die Nase schießt, nicht in den Hosenboden. Der den Hosenboden traktiert kriegt, ist der Dichter Bählamm, dem der Knabe Jörg mit einem selbstgebastelten Instrument – Zweig mit Nadel zum Pieken vorne dran, ich weiß gar nicht, wie man eine solche Waffe nennt, nennt man eine solche Wa…pffffff.

Ich bitte um Entschuldigung, aber an dieser Stelle schien es mir angezeigt, Germanistenfuzzis Bekanntschaft mit dem stumpfen Gegenstand aufzufrischen.

Hoochie Coochie Man

Aus Gründen, die ich hier nicht darlegen werde, denn für das Faktum an sich will und werde ich mich nicht rechtfertigen, habe ich gestern abend Willie Dixons Hoochie Coochie Man gehört, und zwar in der Fassung von – auch dafür wünsche ich mich nicht zu rechtfertigen – Steppenwolf. Wie mir meine Ohren mitteilen, gibt es darin einen Vers, in dem es heißt:

I’m gonna grab those pretty women
I’m gonna grab ‚em by the (Pause) he he he

Da ich mir nicht sicher war, ob ich meinen Ohren trauen darf, versuchte ich den Text im Internet zu verifizieren, und kriegte dort den Bescheid, daß es nicht „I’m gonna grab ‚em by the (Pause) he he he“ heiße, es heiße vielmehr „I’m gonna grab ‚em by the hand“, woraufhin meine Ohren, damit konfrontiert, mich wissen ließen, daß das Internet das seiner Oma erzählen könne, und daß, hielte ich das Internet für vertrauenswürdiger als sie, sie den Kontakt zu mir abbrechen würden. Das kann ich mir nicht leisten. Auf meine Ohren bin ich angewiesen. Außerdem sind sie mir mit den Jahren ans Herz gewachsen, respektive an den Kopf, das aber fest.

Ich habe also noch einmal nachgehört, um mir eine eigene Meinung zu bilden, und ich gebe meinen Ohren recht: es heißt „(Pause) he he he„. Was immer das heißen soll. Ich kann mir allerdings denken, was es heißen soll; ich habe Donald Trumps Wahlkampf aufmerksamer verfolgt, als es demselben angemessen gewesen wäre. Wahrscheinlich wäre die Zeit, die ich damit verplempert habe, angemessener verplempert gewesen, hätte ich statt dessen den Steppenwolf gelesen. Da ich mir aber schon sehr früh vorgenommen habe, den Steppenwolf nicht zu lesen, und da ich bis das heute durchgehalten habe, will ich so kurz vor dem Grab nicht aufgeben. Aber was kann „(Pause) he he he“ schon groß heißen, noch dazu in einem Bluesgesang, über dem bereits Hoochie Coochie obendrübersteht? Das ist doch Klartext. Selbst wenn sich ganze Wayback-Maschinen der Frage widmen, was ein Hoochie Coochie Man denn wohl sei?

Wird schon was sein.

Aber wo wir gerade dabei sind: wenn „grab ‚em by the (Pause) he he he“ das bedeutet, von dem ich meine, daß man auch „grab ‚em by the (Pause) he he he“ dazu sagen könnte, und wofür die Amerikaner Donald Trump geheiratet haben, pardon, wofür sie ihn gewählt haben, kann man dann nicht im Umkehrschluß schließen, daß es gar nicht Donald Trump hätte sein müssen? Daß man statt dessen auch John Kay zum Präsidenten hätte wählen können? Wenn es das heißt, dann bitte ich darum, daß man das korrigiert. Ja ich weiß, daß Kay als – Moment, wie heißt das hier? – daß er als legally blond gilt, was heißt, daß er nur 21% der durchschnittlichen Geisteskraft besitzt und daher das passive Wahlrecht entb…bitte? – Bitte noch einmal um einen Moment der Nachsicht, ich habe mich verlesen; es heißt nicht legally blond, es heißt legally blind. Das bezieht sich auf Kays eingeschränkte Sehkraft (besagte 21%), die ihm das Recht auf aktives Autofahren benimmt. Braucht er aber auch nicht, das Recht, als Präsident. Präsidenten werden rumgefahren. Der mit der Geisteskraft, und sowohl legally als auch effectively sowie for all practical purposes, also in jeder Hinsicht blond, ist Donald Trump, der deswegen und sowieso als Rockstar besser aufgehoben wäre. Rockstars werden auch rumgefahren, da würde er sich also nicht verschlechtern. Er könnte sich Blondie nennen, von mir aus auch Blondi. Damit würde er zwar alle möglichen Fans gegen sich aufbringen, aber Leute gegen sich aufbringen tut er ja jetzt auch. Es scheint sein Ding zu sein. Und wenn dem tatsächlich Namensrechte entgegenstehen sollten, Himmel, das ist doch ganz egal, wie kann sich ein Rockstar nicht alles nennen, wenn sogar Steppenwolf durchgeht? Siddhartha vielleicht. Narziß oder Goldmund. Pussycat. Das ist zwar streng genommen kein Roman von Hermann Hesse, aber warum nicht Pussycat? Namensrechte, schon wieder? Na dann Pussy-Cat.

Zur Not halt Hootchie Cootchie Man.

Zu Lasten der Leistungsträger

Der Herr Söder von den Bayern da unten hat keine Sympathie für das Steuerkonzept der SPD, das der Herr Schulz jetzt vorgestellt hat, und das irgendwas vorsieht, ist ja egal was, denn es wird ja sowieso nischt draus, weil die SPD die Wahl ja nicht gewinnen tut, und wenn sie dann wieder groß am Koalieren sind, wird sowieso alles wieder umgeschmissen, erzähl mir doch keiner was anderes! Und selbst wenn dem nicht so wäre, dann wäre es immer noch egal, was drinne steht, denn Söder wäre so oder so dagegen.

Trotzdem hat es sich gelohnt, heute morgen, als ich um viertel vor sechs im Wald herumstrolchte – und das Gras war schön feucht und die Sonne leicht verschleiert und die Vögel am Piepen, und ich überlegte gerade, ob es sich vielleicht lohnen würde, die Hunde auf das Wörtchen „Söder!“ zu konditionieren, so daß ich nicht immer „Eichhörnchen!“ würde sagen müssen — mit dreisilbigen Wörtern hetzt es sich nicht halb so gut, „Söder!“ ist viel besser — um sie zur Randale anzustiften, und parallel dazu überlegte ich, ob es vielleicht ein guter Warntext auf Tabaksbeuteln wäre, wenn dort stünde: „35 Jahre Rauchen verstopft Ihre Kapillaren so gründlich, daß Sie vierzehn Jahre später, wenn Sie morgens im Wald mit Sandalen durch feuchtes Gras latschen, am Großen Onkel frieren werden“ -, da hat es sich doch gelohnt, mit einem Ohrstöpsel in den Deutschlandfunk zu horchen. Da gab es was zu Schulz und zu Söder und zum Spitzensteuersatz und dessen Erhöhung, die mich zwar persönlich genausowenig betrifft wie eine Tabaksteuererhöhung, so bin ich dem Spitzensteuersatz doch aus rein nostalgischen Gründen von Herzen gut: ach der achtziger Jahre! Kohl Kanzler, 50 Gramm Drum 2 fuffzig, Spitzensteuersatz 53%!

Was für Zeiten! – Aber das beste war, daß Söder – immer laut Deutschlandfunk – geschimpft haben soll, irgendwas sei „klassische Umverteilungspolitik zulasten der Leistungsträger“. Was noch gleich? Wahrscheinlich das Spitzensteuerkonzept. Vielleicht auch das Tabaksteuerkonzept. Von meinen Plänen, die Hunde aufzuhetzen konnte er schließlich noch nichts wissen, und ich hätte nicht gewußt, wieso das die Leistungsträger irgendwie affizieren sollte, es sei denn, ich würde die Hunde vielleicht mit „Leistungsträger! Leistungsträger! Leistungsträger!“ anstacheln. Das wäre vielleicht keine schlechte Idee. Vier Silben eignen sich zur rhythmischen Hatz auch sehr gut. Vielleicht wäre das sogar das bessere Konzept als „Söder! Söder! Söder!“, auch wenn es zu Lasten der Leistungsträger ginge. Zwei Hunde, die auf das Kommando „Söder!“ eine schlanke Buche umzingeln, und sich den Hals verrenken, so als hocke er droben – vielleicht ist das gar nicht so glaubwürdig. Ich würde nicht glauben, daß ein Söder den glatten Stamm hinaufkäme. Da braucht es schon echte Leistungsträger dafür.

Und da bin ich auch beim Thema: so sehr es mich gefreut hat, mal wieder vom Leistungsträger zu hören (er war mir beinahe aus dem Sinn geraten, seitdem die FDP ihn nicht mehr durch die Talkshows schleift (lies: seit ich auf Talkshows nicht mehr achthabe)), so wenig schön ist es doch, wenn die Umverteilungspolitik zu Lasten desselben geht. Auch wenn es klassische Umverteilungspolitik ist, was ja prinzipiell schon mal gut ist. Es hätte ja auch was Zeitgenössisches sein können, wie zum Beispiel die Hartz-IV-Gesetze. Das ist dann erst recht nicht schön.

Aber wenn ich mir so anschaue, was das SPD-Spitzensteuersatzkonzept denn vorsieht, was den Söder so zum Kläffen anstachelt: 45% statt 42% – das ist doch ziemlich mager! Gewiß, ich kenne das von den Hunden: je kleiner das Geschäft, desto heftige muß gekratzt werden werden. Aber das Kratzen erledigen sie selbst; wir anderen, die wir ihren Geschäften aus dem Weg zu gehen suchen, machen den Bogen desto größer, je größer der Haufen ist. Bei 45% muß man ja nicht einmal einen größeren Schritt machen!

Und dann soll der Spitzensteuersatz auch erst greifen ab einem Verdienst von 76.000 Euro Brutto – ich bitte, da sind doch kaum noch Leistungsträger dabei! Da oben sind doch so gut wie nur noch die Kommentatoren der Qualitätspresse – na gut, Leistungsträger, gewiß, keine Frage, aber die müssen auch betroffen sein, die müssen schon deshalb betroffen sein, weil sie sonst nicht ausreichend schimpfen würden. Aber der Rest? Der Rest sind doch alles Minister und Staatssekretäre, damit gleicht sich das wieder aus.

Und wenn der eine oder andere die 2.280 Euro partout nicht entbehren kann, so möge er mit dem Rauchen aufhören. Da hat er das nach drei Monaten wieder drin. Als ich seinerzeit dem Tabak entsagte, konnte ich mir allein von der gesparten Steuer Cohibas leisten.

Even Faker News

„zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern“
Brauner Wind aus der AfB

In Thüringen oder wo, jedenfalls in einer dieser Gegenden, die man früher nicht hatte, ist einem biodeutschen Paar – Verzeihung: Ehepaar, er der Mann, sie die Frau, wie sich das gehört – erstmals ein Kindlein geboren, das zwei deutsche Väter hat.

Verzeihung: Großväter. Zwei biodeutsche Großväter. Einen Vater bloß. Zwei Väter wäre Schweinkram. Auch wenn es biodeutscher Schweinkram wäre, wäre es immer noch Schweinkram.

Zwei biodeutsche Mütter wäre was anderes. Selbst in Zeiten, die man heute nicht mehr hat, und in denen es zwei Biodeutschen, denen es an ausreichender Distanz zur Gleichgeschlechtlichkeit in Fortpflanzungsangelegenheiten gemangelt hätte, an den Kragen gegangen wäre, wäre es zwei biodeutschen Müttern nicht annähernd so an den Kragen gegangen, wie zwei biodeutschen Vätern. Es gab mal Bestrebungen, auch biodeutschen Müttern an den Kragen zu gehen, aber ein Krieg kam dazwischen, und es wurde nichts draus.

Aber das biodeutsche Kindlein in Thüringen hat keine zwei Mütter, sondern zwei Großmütter, ebenfalls biodeutsche, und somit erfüllt das Kindlein alle Anforderungen, die die AfB („Alternative für Biodeutschland“) an Neugeborene stellt.

Das „erstmals“ bezieht sich übrigens nicht auf die Tatsache der rein biodeutschen Großelternschaft – diese ist selbst hierzutageheutzulande nichts Ungewöhnliches -, wir sind bislang bloß nicht dazu gekommen, es zu berichten, weil so vieles zu erläutern war: das „erstmals“ bezieht sich auf die Tatsache, daß das Kindlein bereits vortätowiert auf die Welt kam. Irgendjemand – ich glaube, es war Oskar Panizza – hat mal davon berichtet, daß in Bayern oder wo, jedenfalls in einer dieser Gegenden, in denen Nackheit für eine größere Sünde gilt als Nackheit für eine Sünde zu halten, ein Knäblein im kompletten Anzug mit Weste, Taschenuhr und Spazierstock geboren worden sei. Halt der Mode damaliger Tage entsprechend.

Der Mode unserer Tage entsprechend – jedenfalls in diesen Gegenden, in denen man nicht deutsch sein für einen größeren Makel hält als nicht deutsch sein für einen Makel zu halten – dieser Mode entsprechend ist dieses Kindlein also über und über mit Tätowierungen geboren worden. Auf der Rechten Pobacke hat es ein Hakenkreuz (falschrum) und auf der linken den Satz „ Unsere Troie heißt Ehre „. Übrigens in Antiqua, die Nazis hielten nichts von Frakturschrift. Sie war ihnen zu hintertupfingisch. Sie wollten eine Bande von weltoffenen Halunken sein. Ob das „oi“ in Troie – was ja wohl Treue heißen soll – ein Stichfehler (sagt man so? unter Tätowierern?) ist, oder ob es sozusagen die Deathmetalpunkversion von Biodeutschtum ist, kann ich nicht sagen. Es ist mir auch vollkommen egal.

Interessanter finde ich, daß das Kindlein von Kopf bis Fuß braun ist. Braune Kinder werden von der AfB mit Mißtrauen beäugt. Dieses Kind wird von der AfB mit Mißtrauen beäugt. Zur Zeit wird untersucht, woher die Bräune kommt: war es vor der Geburt auf der Sonnenbank? Handelt es sich um ein sehr flächiges Tattoo, eine Art Grundierung? Oder steckt etwas ganz anderes dahinter? Etwas, das man sich gar nicht vorstellen mag? Haben die biodeutschen Großmütter es bei der Erziehung ihrer Tochter etwa an Sorgfalt fehlen lassen? Hat man ihr nicht beigebracht, an welchen rein äußerlichen Merkmalen man schon zwischen Biodeutschen und Fakedeutschen unterscheiden kann? Hat es eben etwa doch zwei Väter? – Möglich. Und, rein interessehalber gefragt: wenn es das sein sollte, was man ja aber nicht hoffen will, könnte man auch das als einen „Stichfehler“ bezeichnen?

Jedenfalls ist man bei der AfB, wo man sich gerade im Clinch mit der nicht „aufrechte(n) Christin“ und „Faketheologin“ (J. Meuthen) Käßmann befindet, der man unterstellt, sie unterstelle allen Biodeutschen Nähe zum weltoffenen Halunkentum, nicht glücklich darüber, daß das Kindlein ausgerechnet braun ist. Schlimm genug, wenn es grün gewesen wäre, schlimmer noch violett, aber braun!? Das spielt der Käßmann doch nur in die Hände.

Biosiegel gelten in der Verbraucherschaft als wenig vertrauenswürdig. Niemand glaubt, und das zurecht, daß Pferdelasagne aus Bodenhaltung wirklich vom freilaufenden Pferd stammt, wahrscheinlich stammt es vom zähen alten Ochsen. Soll dem Biodeutschtumssiegel „zwei deutsche Eltern, vier deutsche Großeltern“ nun das gleiche Schicksal dräuen?

Meinetwegen gern. Aber wo wir gerade von zähen alten Ochsen sprechen: Jörg Meuthen – ach egal.

Verdammt, jetzt eilt es aber!
Nicht, daß Frauke Petry sich aus der Politik zurückzieht, während ich noch hinter ihr hertrete!

Völkig

Adjektive auf -ig, -isch, -lich

[…]

Bei Doppelformen auf -lich und -isch drücken die Adjektive auf -lich in der Regel die bloße Zugehörigkeit aus: bäuerlich, kindlich, dörflich, die Adjektive auf -isch dagegen eine Abwertung: bäurisch, kindisch, dörfisch.

Duden

Oder eben völkisch.

Diese sächsliche Migrantin aus dem Dresdnerigen, die Banquerotteuse mit der Pinocchionase, die mich immer an Petra Kelly erinnert – ich weiß zwar nicht genau, warum, hoffe aber, daß sie sich darüber zu Tode ärgern würden, alle beide, wenn sie denn davon wüßten – d.h., die eine lebt ja schon nicht mehr, und die andere – swig stille, herze min, vnde laz din vbel reden stan! – Ähemm. – Tja.

Diese grausliche Sottisenhökerin jedenfalls will, daß man das grindige Adjektiv „völkisch“ wieder herbeihole, es vom Kot befreie und von neuem in den Mund nehme. Bitte sehr! Wenn ihr danach ist. Männiglich hat darauf hingewiesen, daß sich eins ruhig bei Nazivokabeln bedienen soll, wenn es das gleiche zu sagen hat. Besser, als um den Auswurf herumzureden. Spucknapfinhalt ist nun mal Spucknapfinhalt und kein klares Wasser. Da sollte man auch nicht „klares Wasser“ sagen. Es wird kein klares Wasser, nur weil man „klares Wasser“ dazu sagt. Und ob man klares Wasser wirklich von Kot befreien kann, nachdem es einmal vollgekotet worden ist, ist strittig. Nein, unstrittig. Das Gegenteil ist unstrittig. Wenn das Gegenteil unstrittig ist, dann kann das Fürteil nicht strittig sein. In meiner Kloschüssel steht es, das Wasser, das vom Kote befreite. Ich lege Wert darauf, es vom Kot zu befreien, und zwar jeweils umgehend und sorgfältig.

Aber es verlangt mich nicht, davon zu trinken.

Nun nehme jeder das in den Mund, wonach es ihn verlangt, und Petra Kel – Verzeihung: Petrys Frauke verlangt es nach folgendem: „Ich sperre mich dagegen, Wörter zu Unwörtern zu erklären.“ Es sei eine unzulässige Verkürzung, wenn man ‚völkisch‘ und ‚rassistisch‘ gleich setze.

Meine Rede seit ’33! Ich habe immer davor gewarnt, Nazis als Faschisten zu verharmlosen, und ich warne jetzt davor, Völkische und solche, die es sein wollen, als Rassisten zu verharmlosen. Neinnein, völkisch ist nicht gleich rassistisch. Rassisten gibt es sone und sone. Manche davon sind ganz gesittete Leute, die niemals einem Björn Höcke Beifall geklatscht haben. Na, das ist vielleicht zuviel gesagt, gesittet sind sie nicht. Aber sie haben eben auch niemals einem Björn Höcke Beifall geklatscht. Immerhin!

Darum: wir setzen ‚völkisch‘ und ‚rassistisch‘ keineswegs gleich, und Frau P. braucht sich dagegen überhaupt nicht zu sperren, so wie sie sich seinerzeit gegen den Deutschunterricht gesperrt zu haben scheint, denn wenn sie das nicht hätte, wüßte sie ja, daß man ein Adjektiv wie völkisch nicht weichbügeln kann, eben weil es auf -isch endet. Wenn sie ein bißchen plietscher wäre, was sie aber nicht ist, sie ist –

– der unsterbliche, wiewohl verstorbene Harry Rowohlt zählte bei seinen Lesungen gerne die norddeutschen Adjektive mucksch, plietsch, füünsch, krüüsch und figgelinsch auf — warum war eigentlich ‚deutsch‘ nie dabei? –, und fragte, wenn er sich zu weit nach Süden vorgewagt hatte, ob man dieselben dort noch verstehe? Die Grenze, jenseits derer man das nicht tut, nannte er den ‚Muckschgraben‚. Jenes Bergkamen aber, woselbst die Petrysche den Deutschunterricht verweigerte, so wie sie sich der Annahme des ihr zustehenden ‚Pannekopp‚-Ordens verweigert, jenes Bergkamen — in dem es übrigens einen Ortsteil namens ‚Heil‘ gibt, womit ich gar nichts sagen will, jedenfalls nicht gegen Bergkamen — es handelt sich um ein unschuldiges eingemeindetes Flurstück am Datteln-Hamm-Kanal, geologisch gesehen wahrscheinlich Abraum —, aber irgendwas muß sächsische Zuwanderer, die es nach Bergkamen verschlug, ja zum Bleiben bewogen haben –, Bergkamen liegt weit jenseits besagten Grabens, sonst würde man sie wegen ihrer Ordensverweigerung ‚mucksch‘ nennen, sie ist aber nicht mucksch, sie ist –

‚volksch‘, wenn sie statt dessen plietsch wäre, und also besser aufgepaßt hätte, würde sie sich ein grammatisch weniger übel beleumundetes Adjektiv gesucht haben, eines auf -lich oder -ig. Laßt sehn: was hätten wir denn da?

Volkig? – Das kling ein wenig nach verhangenem Himmel. – Volklich? – Da besteht ohrale Verwechslungsgefahr, folglich sollte man es tunlich nicht für Volkszwecke verwenden. – Volksam? – Seltsam. Gefällt mir aber: „Ihr Vater heißt ‚Volksam Bensonmam‘?“ Kommt in die nähere Wahl. – Volkesk? – Klingt grotesk, oder? Und ist es auch. – Volken? – Sehr schön, sehr zart. Das kriegt man aber den Grobdeutschen, die kein gehauchtes ‚rosenfarben‘ mehr kennen wollen, und es zum krachenden ‚rosenfarbend‘ verhunzen müssen, nicht angedient. Außerdem viel zu positiv für das, was es bezeichnen soll. Da wäre ‚Volk/volk‘ schon besser, analog zu ‚Stolz/stolz‘. Mit der Steigerung vollvolk, und der Resubstantivierung ‚die Vollvolken‘. Die volkenden Vollvolken, da ergibt’s mal Sinn. – Volkern, volkant, volkiv? – Eher nicht. – Volkicht zwar gern – ‚die Volkichten‘ – man assoziiert sowohl ‚nackicht‘ als auch ‚nichtganzdicht‘, und stellt man sich 2000 Volksnarren auf den Dresdner Schloßplatz, die man im Chor ‚Wir sind volkicht‘ deklamieren heißt, leuchtet einem das sofort ein. Aber es bedeutet leider etwas anderes, nämlich bevölkert, überlaufen, ballermännisch – also volldicht.

Völkern hingegen klingt vertraut, nämlich so ähnlich wie hölzern (von Holz). Hölzern aber ist jemand, wenn er aus Holz ist, Pinocchio etwa, oder teilweise aus Holz, sei‘s untenrum (John Silver), sei‘s obenrum (Frauke Petra Kelly). Die Völkernen aber wollen ja nicht zum Ausdruck bringen, daß sie selbst aus Volk bestünden, sondern daß das Volk aus Volk bestehe, etwas, das sie für a) mitteilenswert halten, obschon es eine simple Simplizität ist, und das sie uns als b) einen Grund zur Andacht verkaufen wollen. Sie selbst hingegen geben sich ‚volksnah‘ – woraus schon volkt, daß sie nicht dazugehören. Würde man nämlich jemanden, der in der Badewanne sitzt, als badewannennah bezeichnen? – Würde man nicht. Badewannennah ist einer nicht, wenn er in der Badewanne sitzt, badewannennah wäre einer, der mit dem Hintern auf der Schüssel säße und den Insassen der Badewanne wünschen ließe, er selbst hätte, als noch Zeit dazu war, die Türe zugesperrt.

Völklich hingegen würde nach der Duden-Regel oben Zugehörigkeit anzeigen, und darum kommt es – nach dem gerade gesagten – nicht infrage.

Bleibt völkig. – Völkig? – Völkig. – Völkig, völkig, völkig. – Doch, das gefällt mir. Es kling ein bißchen putzig, so wie ‚putzig‘, ein bißchen eklig, so wie ‚eklig‘, und ein bißchen panne, so wie ‚völlig‘ in ‚völlig banane‘. Und ein bißchen wie gewollt und nicht gekonnt. Das paßt also. Völkig ist außerdem im Gegensatz zu völkisch nicht negativ besetzt. Völkig verhält sich zu völkisch wie rassig zu rassistisch. Oder wie – wer wäre denn mal rassig? – wie – wie – natürlich: Carmen! – wie Carmen zu – zu – zu igendeiner rassistischen Stußnudel, mir fällt grade keine ein. – Apropos Bergcarmen: hiermit biete ich Frau Kelly, will sagen Frauke Kelly, das Adjektiv völkig zu beliebiger Verwendung an. Sie kann sich gern selbst so bezeichnen. Sie sollte sich selbst so bezeichnen. Ich wünsche geradezu, daß sie sich so bezeichnet. Ich bestehe darauf. Wenn sie sich selbst nicht so bezeichnen will, dann werde ich sie so bezeichnen.

Ob sie das dann als „in einem negativen Kontext benutzt“ verstehen will, muß sie selbst wissen.

Dijsselbloem

„Laßt Euch nicht auslachen! Ja, da drüben bei Euch im alten Lande, da sitzen die Herren Juristen zu Gericht und rechnen einem jeden, dem es beliebt, in der Betrunkenheit ein Verbrechen zu begehen, den Schnaps als Milderungsgrund an. Verschärfen sollten sie die Strafe, Sir, verschärfen! Wer sich so sinnlos betrinkt, daß er wie ein wildes Tier über seinen Nebenmenschen herfällt, der sollte doch doppelt bestraft werden. Ich habe nicht das geringste Mitleid mit diesem Rattler.“

Soweit Sam Hawkens über den Mörder von Klekih-petra, mit dem ich natürlich auch nicht das geringste Mitleid habe. Will sagen: mit dem Mörder, nicht mit Klekih-petra. Bzw. mit Klekih-petra schon, mit dem Mörder nicht!

Ich mußte an diese Szene denken, als ich heute von Dijsselbloems „Entschuldigung“ las, in welcher er verlautbart, man müsse seine „direkte“ Äußerung vor dem Hintergrund einer „strikt niederländischen, calvinistischen Kultur“ sehen, mit anderen Worten: jedem, dem es beliebe, in strikt niederländischer, calvinistischer Stocknüchternheit seinem Nächsten übel nachzureden, sei der Calvinismus als Milderungsgrund anzurechnen.

Verschärfen sollte man die Strafe indes, Sir! Ich weiß sehr wohl, wovon ich rede. Die Stadt, in der ich geboren und in von der ich erzogen indoktriniert worden bin, sie hatte bei der Heerdstellenzählung sechzehnhunderpfeifendeckel bei insgesamt 80 Heerdstellen man gerade vier lutherische und keine sonstigen. Die sonstigen – Katholen etwa oder Israeliten -, hatte man mit strikter calvinistischer Pampigkeit vergrault. Die Lutheraner konnten bleiben, damit man was zum Abwatschen hatte.

Ich weiß daher, was ich sage, wenn ich sage, strikte calvinistische Stocknüchternheit sollte strafverschärfend gewertet werden, und ich sage: strikte calvinistische Stocknüchternheit sollte strafverschärfend gewertet werden, aber hallo. Es sollte mich überhaupt nicht wunder nehmen, wenn auch Sam Hawkens Calvinist gewesen sein sollte: ist das nicht strikte, calvinistische Stocknüchternheit, die den Vollsuff denunziert? Jawohlja. Was gibt es da zu denunzieren? Da gibt es nichts zu denunzieren. Zumindest, wenn der Vollsuffkopp sich anders seiner calvinistischen Nächsten nicht zu erwehren weiß. Vollsuff ist der Seufzer der bedrängten Kreatur, das Gemüt einer herzlosen Welt, wie er der Geist geistloser Zustände ist. Vollsuff ist das Opium des Volkes.

Ebend! – Bloß – jetzt weiß ich nicht mehr, was ich eigentlich sagen wollte? – Außer vielleicht, daß 4 von 80 Heerdstellen ziemlich genau der 5%-Fraktile entspricht, also dem Wert, den man in einer Statistik ungestraft unter den Tisch fallen lassen darf. Wie heißt es im Betonkalender? „Bei Beton entspricht die charakteristische Festigkeit fck der Druckfestigkeitsklassen der unteren 5%-Fraktile aller Einzelwerte.“

So heißt es im Betonkalender. Was immer das heißt.

Aber zurück zu Dijsselbloem. Dijsselbloem hatte in seiner geraden, strikten, niederländischen calvinistischen Art gesagt, sie, die „Krisenländer im Süden der Währungsunion hätten ihr Geld ‚für Schnaps und Frauen‘ verprasst“. Wozu mir in meiner strikten, nüchternen Art erstmal einfällt: wieso das? Wieso Frauen? Wieso Geld? Meines Wissens (ich wurde von Calvinisten erzogen indoktriniert), erübrigt sich für den Latin Lover frauenbezüglich pekuniärer Aufwand, weil er das alles über Glut und Feurigkeit abfackelt? Und für jene Hälfte der Krisenländer im Süden der Währungsunion, die, einer Volkszählung des Jahres schießmichtot zufolge, aus Frauen besteht, für die gilt (meines Wissens, wie gesagt), daß sie ihr Geld keineswegs für Schnaps und Frauen verpraßt, sondern für Schuhe. Und Geld, das für Schuhe ausgegeben wird, das ist ja schließlich nicht „weg“, Mijnheer Dijsselbloem! Sowenig wie der Genever „weg“ ist, wenn man ihn zur Toilette gebracht hat. Zwar ist es für den Moment nicht mehr trinkbar, aber „weg“ ist er nicht. Auch das Geld, was man für Schuhe verpraßt hat, kann man für den Moment nicht mehr versaufen, „weg“ aber ist auch es nicht. Hat man Ihnen das auf der Finanzministerschule nicht beigebracht?

Weg ist allenfalls das Geld, was man für das Gehalt eines Eurogruppenfinanzchefs verpraßt, und das ist nicht wenig Geld. Futsch ist es! Weder kann man es noch versaufen, noch kann man es für Schuhe ausgeben. Das ist wie mit dem Wasser, das Dijsselbloem getrunken hat: wer würde das noch trinken wollen?! (Daß er statt Wasser Genever trinkt, schließe ich mal aus. Die Calvinisten trinken, was sie predigen. Das ist es ja! Wer da Wasser predigt, selbst aber ständig einen im Tee hat, ist sehr viel besser zu ertragen.) – Weg ist es, das Geld! Darum: selbst wenn! Selbst wenn sie, die Krisenländer des Südens der Währungsunion, selbst wenn sie ihr Geld 1) tatsächlich verprassen täten, und das für a) Schnappes und für b) Weibspersonen (mit oder ohne Schuhe), wäre das immer noch zu 95% besser, als wenn sie ihr Geld für das Gehalt des Jeroen Dijsselbloem verprassen würden. Oder täten. Wie sie es ja schließlich tun! Und selbst wenn ich persönlich meine Glut und mein Feuer zu sublimieren erzogen indoktriniert worden bin, und mein Geld lieber für Fetische Delfter Kacheln verprasse, mit so calvinistischen Meisjes in Holzpantoffeln darauf, solche mit so dicken Zöpfen und diesen komischen Dingern auf dem Kopf, mit zwei Genevereimern rechts und links und mit geblähtem Innenklüver und geblähtem Außenklüver, hach du meine Zeit! – anstatt für Schnaps – selbst dann bleibt ja wahr, daß die Südeuropäer gut und recht daran täten, zu tun, was sie gar nicht tun.

Die Welt wäre eine bessere! Was bliebe uns nicht alles erspart? Dijsselbloem wäre Stadtkämmerer in Delft, und keine Socke wüßte, wie man seinen Namen schreibt. Was wäre uns noch erspart geblieben?

  1. Der Mann
  2. Das Gesicht
  3. Die Haare
  4. Der Name
  5. Der dumme Spruch
  6. Die halbgare Entschuldigung
  7. Dieser Post

Die Welt wäre auch eine schönere. Wobei ich mit mir selbst nicht eins bin, was an ihm mir am entschiedensten wider den Mann geht: Der Mann als solcher? Das Gesicht? Daß ich den Namen nun schon neun mal falsch geschrieben habe und wieder falsch schreiben werde? Die zur Schau getragene Pampigkeit?

Wahrscheinlich der Skalp. – Aber dagegen gäb’s ja Mittel: könnten sich die Krisenstaaten im Süden unserer Währungsunion nicht ein Beispiel an den tapferen Kriegern der Pawnee nehmen? Diese waren es, die seinerzeit dafür sorgten, daß Sam Hawkens ein neues Haarteil bekam. Sogar eins zum Wechseln. Auch der hatte sie zuvor beleidigt, und ihnen übel hinterdreingeredet, sie hätten ihre Glasperlen für Squaws und Feuerwasser verpraßt.

Wenn ich mich nicht irre.

Hihihihihi.

Nachgetreten

Ok, 2016, hau schon ab. Und sei verwünscht!

Schließlich warst Du’s ja.