Nothing is wasted; no voice is wholly lost. T. Kupferberg Er sei neulich, erzählte mein Nachbar, unter Bruch des Völkerrechtes ins Internet eingedrungen, und habe dort im Plattenladen RIAA die Grabbelkisten umgestülpt, ob er nicht die Platte Tenderness Junction von den Fugs fände, von der er seit vielen Jahren der Meinung sei, daß er sie … Mehr …
Schlagwort: Nachbar
Das Fest des Onkel Mischuk
Er habe, erzählte mein Nachbar, um seinen Widerwillen gegen die italienische Küche zu festigen, und ihn um die Abneigung gegen die italische und die etruskische Küche zu erweitern, mit seiner Familie zwei Wochen im Etruskischen Urlaub gemacht. Was ihn angehe in der leisen, aber wohl müßigen, Hoffnung, es möge seiner Familie und insbesondere seiner Frau … Mehr …
Almost Independence Day
Flow gently, sweet Afton, among thy green braes Flow gently, I’ll sing thee a song in thy praise Robert Burns Mit Blick auf den Volksentscheid über ein totales Rauchverbot in der Gastronomie des Bundeslandes Bayern am – ausgerechnet! – Unabhängigkeitstag des „Old Dominion“ (der ehemaligen Tabakskolonie Virginia vom britischen Mutterschiff und dem Commonwealth of Nations), … Mehr …
Erderwärmung
Es habe, sagt mein Nachbar, sich das Klima zwischen ihm, dem Nachbarn, und den Bewohnern des Seniorenheims am Ende der Straße, erheblich abgekühlt. Es sei darüberhinaus im Begriff, sich noch weiter abzukühlen, und zwar umso mehr, je mehr Schnee er, der Nachbar, vom Bürgersteig, oder solle er sagen: vom Seniorensteig? räumen müsse. Es muß in … Mehr …
Zwei Männer im Schnee
Er werde mir, sagte mein Nachbar, der sich abfällig über die Mehrwertsteuersenkung für das Beherbergungsgewerbe geäußert hatte, zu mir, der ich ihn gefragt hatte, warum – er werde mir sagen, warum. Da habe nämlich in seinem Briefkasten – da, ich solle das mal halten … Mit diesen Worten drückte er mir die zinkene Badewanne in … Mehr …
Vinaigrette
Von der Schweiz lernen, sagte mein Nachbar, heiße siegen lernen. Jedenfalls wolle er das hoffen. Er setze geradezu darauf.
Denn wie jedermann wisse, sei er kein Freund italienischer Küche. Er blickte nicht aufmunternd in die Runde, denn er ist nicht der Typ, der aufmunternd in Runden blickt. Was er sagt, gilt auch ohne affirmative Gesten der Umsitzenden, wer will, kann zustimmend nicken, wer nicht, läßt es eben bleiben. Aber wie er es sagt, ist es so gut, als hätte er aufmunternd in die Runde geblickt, und alle hätten zustimmend genickt.
Alle - das waren außer mir nur Louis, der Wirt des Pilgrimhauses, und Christa, des Wirtes Töchterlein. Wenn er mit unseren Spaghetti fertig sein würde, würde sich auch Andi, der capocuoco, zu uns setzen und den dreien rauchen helfen. Nickte ich also innerlich betrübt: wohl wahr, der Nachbar war kein Freund der italienischen Gastronomie.
Insbesondere, fuhr dieser fort, sei er kein Freund des Rucolasalates mit feinen Speckwürfeln, Parmesanflocken und Vinaigrettesauce, von ihm aus auch ohne Vinaigrettesauce; und nichts gegen Parmesanflocken oder feine, gebratene Speckwürfel, aber der Rucola müsse nicht sein, und überhaupt Salat, der sei fast immer über. Von der Vinaigrettesauce gar nicht zu reden.
Louis faßte sich, wie fast immer, an den Kopf und schüttelte das hängende Gesicht, nicht ohne dabei weiterzurauchen, als werde das Rauchen am Stammtisch morgen verboten. Dabei ist es seit mehr als zwei Jahren verboten, ohne daß das Louis bislang einen Deut interessiert hätte. Innerlich nickte ich beifällig: ein Volk, das seine Wirte am Tresen nicht mehr rauchen läßt, ist es nicht Wert, Nation zu heißen.
Der Nachbar blickte mich strafend an: das sei doch wohl von ihm, wenn er sich nicht irre? Ich senkte den Kopf und ging in mich. Aber der Nachbar wollte über Vinaigrettesaucen reden und fuhr fort: was man von den Schweizern lernen könne, sei, wie man Volksgruppen vergräme, oder vergraule, nämlich mit ... Mehr ...
Nachtschwester Ingeborg
Das eigentlich Erschreckende an der Teewurstaffäre, sagt mein Nachbar, sei, daß er jetzt im Bewußtsein der Tatsache leben müsse, daß in der Stadt, die sich über Jahre damit dickegetan habe, seine, des Nachbarn, Wahlheimat zu sein, eine Seniorenresidenz stehe, in der die Seniorenheimer und Seniorenheimerinnen mit Teewurst gequält würden. Zwar habe er gewußt, daß in … Mehr …
Ummagumma
Er habe in den vergangenen zwei Monaten, sagte mein Nachbar, berufsbedingt ständig von hier nach da fahren müssen, und wieder zurück, und zwischendurch auch noch nach dort, und er habe sich zu diesem Zweck seines Fahrrades bedient. Er gehöre, fuhr er dann fort, zu jener Generation, die das Unglück gehabt habe, kollektiv des Fluchs früher … Mehr …
Wir sind der Stammtisch!
Es habe, sprach der Nachbar am Stammtisch, die Unfreiheit in der Sowjetzone ganz fraglos Kolosse und Extremitäten ausgebrütet. Wir sollten nur einmal die Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt betrachten. Dieselbe habe kritisiert, daß „manche“ so täten, „als sei es in der DDR schön und nett gewesen und alles gar nicht so schlimm.“ So sei es aber nicht … Mehr …
„Das geht ab“
Er halte, sagte mein Nachbar, nachdem er im Käsdorfer Metropolitan (KM) die Nachricht vom Beschluß der Linken in Nordrhein-Westfalen gelesen hatte, die der Menschheit ein „Recht auf Rausch“ einreden wollen, er halte diesen Beschluß für anachronistisch. Die Menschheit sei längst viel weiter. Die Menschheit habe das „Recht auf Rausch“ bereits hinter sich gelassen, habe das … Mehr …